Also irgendwie habe ich es ja schon geahnt. Natürlich wollte ich es anfangs nicht wahrhaben, aber letzten Endes kann man sich vor der Realität nicht verstecken. Juiced: Eliminator begeht in Bezug auf das Gameplay haargenau die gleichen Fehler, wie sein ein Jahr älterer Bruder auf der PlayStation 2 (OnPSX Review). Haben die Entwickler von Juiced Games denn nicht das Feedback der Käufer / Foren / Magazine / Internetseiten studiert? Schließlich waren schon damals viele Unzulänglichkeiten offensichtlich und hätten ohne größere Anstrengungen ausgemerzt werden können, insbesondere da man das Spiel jetzt auch noch extra an einen Handheld angepasst hat. Aber wie gesagt, das Endergebnis fällt wie erwartet aus. Oder sogar noch schlimmer, immerhin ist die PSP keine stationäre Heimkonsole und somit gibt es ein paar andere Bedingungen, der erfüllt werden müssen, damit Spaß aufkommt.
Spritzig frisch, oder vertrocknet alt?
Im Grunde handelt es sich bei Juiced: Eliminator, wie schon gesagt, um eine Portierung von Juiced, welches bereits seit über zwölf Monaten für die PS2 erhältlich ist. Ihr werdet also, sofern ihr das Original kennt, auf bekannte Kurse, Fahrzeuge, Tuning Kits und Charaktere treffen. Auch sind zahlreiche Spielmodi des PS2 Titels auf der PSP enthalten (Karriere, Arcade, Angeber Events, Sprint Rennen usw.). Trotzdem ist „Eliminator“ keine reine 1:1 Umsetzung geworden. Was es für Änderungen explizit gibt, könnt ihr meiner kleinen Auflistung entnehmen:
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Zwei neue Streckengebiete
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Neue Fahrzeuge und Tuning Kits
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Neues Intro + Zwischensequenzen
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Komplett neuer Lizenzsoundtrack
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Ad-hoc Modi
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Kein Schaden mehr am Auto, welcher nach einem Rennen repariert werden muss
Die mit Sicherheit interessanteste Neuerung davon ist das Wegfallen der Reparaturkosten für eure Fahrzeuge. Während ihr auf der PS2 für jeden Lackkratzer nach einem Rennen tief in die Tasche greifen durftet, fällt dieser Aspekt auf der PSP komplett weg – Gott sei dank wohlgemerkt, denn dadurch ist es nun viel leichter, in den einzelnen Events Geld zu verdienen, sich neue Autos zu kaufen und diese fachmännisch aufzurüsten. Ein minimales Schadensmodell ist aber trotzdem noch erhalten geblieben. Schrammt ihr zuviel an der Bande entlang, fallen nicht nur eure Neonlichter aus, sondern später leckt auch noch der Nitrotank und der Turbo geht über den Jordan. Wirklich zerlegen könnt ihr euer Autos zwar nicht, aber selbst diese kleinen Gegebenheiten können einen Sieg in der letzten Runde noch verhindern. Insgesamt ist diese Lösung jedoch weitaus fairer und annehmbarer als das Hickhack im PS2 Original.
Weniger auffällig dagegen dürfte die Straffung des Karrieremodus sein. Denn anstatt auf einer großen Stadtkarte die einzelnen Gebiete anzuwählen, um zu schauen, was für Veranstaltungen zur Verfügung stehen, gibt es jetzt nur noch einen Kalender, der euch hintereinander die verschiedenen Herausforderungen präsentiert. Leider fehlt es dem Kalender an Übersichtlichkeit, weshalb man immer wieder ein Event anwählt, dass man letztendlich gar nicht fahren möchte. Oder noch schlimmer, man klinkt sich zu schnell in ein Rennen ein, bei dem man nur als Zuschauer vor der PSP Platz nimmt. Wieso es diese langweiligen Veranstaltungen auch in Juiced: Eliminator geschafft haben, ist mir wirklich schleierhaft. Aber zurück zum Wesentlichen: Neben normalen Rennen, erwarten euch noch Sprintwettbewerbe (genauso wenig spannend wie auf der PS2), Angeber Events (auch das „Driften“ macht genauso wenig Spaß, da es extrem schwer ist, erfolgreiche Drifts und Dreher hinzubekommen), gesponserte Events (hier könnt ihr einzigartige Tuningteile für euer Auto gewinnen) und natürlich die vielen Teamevents. Wie auf der PS2 haben nämlich auch auf der PSP die so genannten Crew-Rennen eine besondere Bedeutung. Insgesamt drei verschiedene Fahrer könnt ihr zusätzlich anheuern und ihnen Autos nach Wahl spendieren. Diese KI Piloten könnt ihr dann in Einzelevents antreten lassen (auch hier werdet ihr zum Zuschauer verdammt und dürft nur am Anfang bestimmen, wie gefahren werden soll), oder aber ihr holt sie euch als Unterstützung in den Veranstaltungen, bei denen verschiedene Teams gegeneinander antreten. Allerdings musste ich feststellen, dass die Computer Piloten einfach unbrauchbar sind. Entweder beherrschen sie die Fahrzeuge nicht und bekommen keine einzige Kurve fachgerecht hin, oder ihr entscheidet euch anfangs für einen zu aggressiven Fahrstil und die KI Mitstreiter schrammen nur an der Bande entlang. So oder so kosten euch solche Herausforderungen Respekt bei der Konkurrenz. Zu dumm, denn nur durch eine hohe Respektpunktzahl schalten sich neue Fahrzeuge und Stadtteile frei. Auch lassen sich andere Fahre nur mit viel Respekt zu Duellen und Pink Slip Rennen herausfordern. Diese dann zu gewinnen, ist jedoch ziemlich glücksabhängig, denn ihr seht zum Beispiel erst, wenn ihr das Duell schon bestätigt habt, was für ein Event ausgetragen wird und was für einen Flitzer der Gegner fährt. Bricht man das Duell ab, verliert man gehörig Respekt. Somit ist gestaltet sich der ganze Spielverlauf konfus und unübersichtlich. Ein besser entworfenes Menü und ein durchdachteres Gameplay wären nämlich schon auf der PS2 nötig gewesen.
Pimp my Ride
Bevor ich mich der Tuningabteilung zuwende, will ich noch ein paar Worte zur Steuerung verlieren. Schon auf der PS2 wollte Juiced ein möglichst realistisches Fahrmodell bieten, gelungen ist das den Entwicklern aber eher weniger. Steuerten sich die Boliden doch extrem unpräzise und schwammig. Die PSP Version macht da leider nicht vieles besser. Zum einen kann man immer noch schlecht einschätzen, wie man die oft steilen Kurven fahren soll - entweder bremst man zuviel, oder zu wenig. Selbst nach 20 Veranstaltungen auf dem gleichen Kurs passierten mir solche Patzer noch regelmäßig. Absolut daneben ist dagegen die Steuerung der Hecktriebler. Gilt ein Mazda RX7 normalerweise als ein tolles Tuner Auto, sind Fahrzeuge dieser Antriebsart auf der PSP nahezu unspielbar. Permanent brechen diese Kisten aus und lassen sich nur sehr schwer und mit Mühe wieder unter Kontrolle bringen. Selbst nach mehreren Tuningupgrades machen sich keine gravierenden Verbesserungen beim Handling bemerkbar. Aber bis ihr das Auto komplett aufgerüstet habt, wird es wohl eh schon wieder beim Händler stehen, da für jedes Fahrzeug die Modifikationen extra frei geschalten werden müssen. Ihr fangt sozusagen mit jedem Auto wieder bei Null an und das ist nun alles andere als motivierend. Immerhin ist das Tuning aber etwas umfangreicher als bei der PSP Konkurrenz (zum Beispiel Need for Speed). Neben zahlreichen technischen Modifikationen, lassen sich die Schlitten natürlich auch optisch gehörig aufmöbeln. Wem die vielen Einzelteile zu viel sind, der kann auch bequem ein paar Kits kaufen und so das Fahrzeug ruck zuck auf den neusten Stand bringen.
Multiplayer Madness
Schon das originale PS2 Juiced hatte einen umfangreichen Merhspielermodus. Juiced: Eliminator will da in nichts nachstehen und bietet viele Optionen für Multiplayerduelle. Leider nur im Ad-hoc Lan Modus, denn online per Infrastructure Modus kann nicht gespielt werden. gerade hier hätte aber das ganze Crew-Racing Sinn gemacht, denn mal ehrlich, wieviele Freunde hat man, die dann auch noch das gleiche mittelmäßige Rennspiel für die PSP kaufen würden? Ein Pluspunkt ist dennoch die Game Sharing Option, welche euch die Möglichkeit lässt, eine recht umfangreiche Demo (eine Strecke in verschiedenen Varianten und ein Auto) zu einem Freund/in zu senden. Die Installation geht dabei recht schnell und unkompliziert von der Hand.
Street Credibility
Immerhin gibt es einige Verbesserungen im Grafiksektor zur PS2 Version zu vermelden. Nicht nur, dass die Grafik ziemlich hübsch auf der PSP aussieht und mit verschiedenen Tageszeiten und Wettereffekten aufwarten kann, sie läuft auch durchweg flüssig. Slowdowns oder Ähnliches gab es keine zu sehen, im Gegenzug sollte man jedoch auch keine Bildwiederholrate von mehr als 25fps erwarten. Die Automodelle sehen im Spiel, wie auch im Tuningmodus äußerst gut aus und erreichen fast PS2 Niveau. Lediglich bei den Strecken gibt es wie auf der PlayStation 2 ein paar Qualitätsunterschiede. Während einige Kurse mit toller Optik, viel Randbebauung und guten Texturen aufwarten, existieren im Gegenzug auch Gebiete, die nicht so schön aussehen. Viel schlimmer bemerkbar machen sich jedoch die langen Ladezeiten. Vor und nach jedem Rennen, vor der Garage, vor dem Hauptmenü – überall lange Ladezeiten. Die Designer haben ganz klar nicht erkannt, was ein portables Rennspiel auszeichnen muss: Schneller (!) Spielspaß. Man will keine 90 Sekunden vor jedem Rennen warten und auch nicht vor jedem Autokauf oder bevor man seinen Boliden tunen kann: Das ist schlichtweg zuviel und nervt gewaltig! Am Sound gibt es dagegen nichts auszusetzen. Die deutsche Sprachausgabe ist äußerst professionell und überzeugt auf ganzer Linie und auch der neue Soundtrack steht dem alten aus Juiced (PS2) in nichts nach (auch wenn der Umfang etwas geringer ist, die Auswahl ist spitze!). Selbst ein Playlist Editor hat es ins Spiel geschafft.
FAZIT:
Man könnte Juiced: Eliminatoreigentlich mein Fazit zu Juiced (PS2) (OnPSX Review) glatt 1:1 übernehmen. Denn fast alle Plus- und Minuspunkte treffen auch auf „Eliminator“ zu. Dennoch – nach über einem Jahr hätte man zumindest die eklatantesten Fehler (Fahrverhalten, Menüführung) ausbügeln müssen. Aber stattdessen schleichen sich neue Ärgernisse wie zum Beispiel die langen Ladezeiten ein. Somit ist es schwer das Spiel jemanden ernsthaft zu empfehlen, da die vielen Problembereiche selbst den letzten Funken Spielspaß ersticken können. Anderseits ist aber zumindest der umfangreiche Mehrspielermodus einen Blick wert...
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
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Umfangreich (Arcade, Karriere, Multiplayer)
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Toller Mehrspielermodus
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Teure Reparationen entfallen
Minuspunkte: