Was ist los, Sony?
Die PlayStation 5 ist seit vier Jahren auf dem Markt und weiterhin erfolgreich. Doch viele Spieler sind enttäuscht, da Sony scheinbar von seiner ursprünglichen Strategie abgerückt ist. Dieses Special analysiert die Ursachen für die Unzufriedenheit und beleuchtet die Fehler und Herausforderungen der aktuellen PS5-Generation.
Die goldene Ära der PS4
Mit dem Slogan „4 the Players“ traf Sony zur PS4-Zeit genau den Nerv der Spieler. Während die Xbox auf „Always Online“ setzte, lieferte Sony großartige Singleplayer-Spiele und eine leistungsstarke Konsole mit nützlichen Funktionen. Titel wie Uncharted 4, God of War oder Ghost of Tsushima boten beeindruckende Geschichten und packende Inszenierungen, die die Erwartungen an Sonys Cinematic Action Games prägten. Der Erfolg gab Sony recht, und die Spieler weltweit waren begeistert.
Sonys riskante Abkehr vom Singleplayer-Fokus
Sony hat sich zunehmend auf Live-Service-Games wie Fortnite oder FIFA fokussiert – aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar. Singleplayer-Spiele sind teuer in der Entwicklung und bergen hohe Risiken, während Live-Service-Games dank Skins und Lootboxen konstante Einnahmen generieren. Doch Sonys Ansatz wirkt planlos: Die Konkurrenz um die Spielzeit der Nutzer ist groß, und selbst etablierte Studios scheitern oft, trotz qualitativ guter Titel. Ein Beispiel ist Concord, das weder innovative Features noch ein starkes Marketing hatte – und damit kaum Aufmerksamkeit erregen konnte.
Der Stolperstein Live-Service
Damit solche Spiele aber überhaupt in der Theorie funktionieren können, müssen auch die Entwicklerstudios darauf ausgelegt sein. Es reicht nicht nur ein Spiel zu entwickeln, herauszubringen und dann wars das. Plötzlich muss man das Spiel über Jahre hinweg unterstützen und am besten in festen Abständen neue Inhalte liefern. Darauf muss ein Entwicklerstudio vorbereitet werden und das waren die Sony Studios offensichtlich nicht. Die meisten Entwicklerstudios haben Erfahrung damit gesammelt, Singleplayer-Spiele zu entwickeln, die anderen Regeln unterliegen. Diese Lektion musste auch das The Last of Us Multiplayer-Spiel lernen. In der Theorie passt The Last of Us sicherlich in diese Kerbe, aber offenbar waren die Ambitionen von Naughty Dog zu groß und gleichzeitig war ihnen nicht ganz klar, worauf sie sich eingelassen hatten. Erst das Feedback von Bungie hat zu einem Umdenken bewogen. Man darf sich schon fragen, warum diese Erkenntnis erst so spät gekommen ist.
Freiräume für Studios: Chance oder Falle?
Es ist natürlich schön, wenn Sony seinen Entwicklern viele Freiheiten lässt. Immerhin hat genau diese Freiheit in der Vergangenheit zu vielen Erfolgen geführt. Trotzdem sollte es gewisse Regeln geben, die eingehalten werden müssen. Eine andere Möglichkeit wäre es den Entwicklerstudios besonders unter die Arme zu greifen, immerhin sind es völlig neuartige Spiele für die Studios. Das sollte den Entscheidern durchaus bewusst sein. Vielleicht war es das auch, immerhin hat man aus unter anderem diesem Grund Bungie übernommen. Aber letztlich hatte Bungie selbst mit Destiny zu kämpfen und vielleicht war es etwas optimistisch zu erwarten, dass Bungie 12 Live Service Games in der Entwicklung unterstützen kann, während sie ihr eigenes Spiel am Leben halten und weitere Spiele entwickeln.
Helldivers 2 - Ein Erfolg mit verpasstem Potenzial
Dabei hat Sony mit Helldivers 2 sogar einen Erfolg in diesem Bereich zu verbuchen. Das Spiel dürfte einen Bruchteil von Concord & Co. gekostet haben, konnte aber mit seinem einzigartigen Spielerlebnis punkten und die Mundpropaganda war immens bei diesem Spiel. Das Spiel erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit, aber man darf sich schon fragen, ob da nicht noch mehr drin gewesen wäre. Beispielsweise gab es erst jetzt die erste Kollaboration mit einer anderen IP, Killzone, um Skins etc. anzubieten. Dabei hat Sony so viele IPs die man dafür gewinnbringend nutzen könnte. Den größten Fauxpas hat sich Sony aber am PC geleistet, wo das Spiel ein echter Hit war. Aus irgendeinem Grund entschied sich jemand dazu den PSN-Account vorauszusetzen. Das ist an sich kein Drama, aber das so spät nach dem Release zu tun, ist schon fragwürdig. Insbesondere weil das PSN immer noch nicht in allen Ländern der Welt verfügbar ist. Was war also die Lösung? Man stellte den Verkauf einfach in zahlreichen Ländern ein. In welcher Welt erscheint dies wie eine kluge Lösung, nur damit die Anzahl an PSN-Usern steigt? Wahrscheinlich hätte man mehr erreicht, wenn man das optional gehalten hätte, aber stattdessen Leute mit irgendeinem Goodie belohnt hätte. Am Ende durfte das kleine Entwicklerstudio all den Hass abbekommen und moderieren, während sich Sony auf die Schulter klopfte.
Remakes statt neuer Highlights
All das führt dazu, dass die Anzahl an Exklusivspielen von Sony in der PS5-Generation eher rückläufig ist. Mal von Insomniac Games abgesehen, warten wir selbst 4 Jahre nach Release weiterhin auf erste Spiele von Naughty Dog, Sony Bend, Sucker Punch und anderen. Diese Lücken wurden dann oftmals mit Remastern oder Remakes gefüllt, die nur unter dem Gesichtspunkt der PC-Portierung sinnhaft erscheinen. Es ist aber nicht ganz klar, warum man diese Spiele nicht Day One auf den PC bringt. Denn PS5-Spieler brauchen nun wirklich kein Remaster, weil das PS4-Original immer noch besser aussieht als ein Großteil der PS5-Spiele. Für PC-Spieler machen diese Remaster Sinn, aber für PS5-Spieler nur selten. Gleichzeitig lechzen die Spieler nach einem Bloodborne Remaster, um die Performance endlich zu fixen und erhalten nichts. Auch zahlreiche Spiele der PS3 Generation, wie Motorstorm oder Resistance, versauern stattdessen auf ihren Plattformen und können maximal gestreamed werden. Sony kann froh sein das 3rd-Party Entwickler ohne die PlayStation 5 nicht auskommen und dann oftmals sogar Exklusivdeals mit Sony aushandeln. Somit gibt es weiterhin genug Gründe für eine PlayStation 5 und niemand sollte Langeweile bekommen. Nur sind es vielleicht nicht die Spiele, die Spieler sich zu Beginn der Generation erhofft hatten. Es ist dabei fast schon bezeichnend, dass Astro Bot theoretisch nicht in die aktuelle Strategie von Sony passt, dafür aber unfassbaren Erfolg hatte.
PlayStation Plus Klassiker mit holprigem Start
Apropos PS3-Spiele: Seit der Restrukturierung der PlayStation Plus Abos gibt es mal wieder PlayStation-Klassiker. Eine limitierte Auswahl an PS1- und PS2-Spielen sind im teuersten PlayStation Plus Premium Abo enthalten oder können gesondert gekauft werden. Die PS3-Spiele sind nur im Stream spielbar und manche PSP-Spiele werden portiert. An sich eine nette Sache, aber der Spielekatalog ist noch stark verbesserungswürdig und in Europa gab es monatelang Probleme. Denn die PS1 Spiele waren oftmals nur die PAL-Versionen, die mit 50Hz liefen. Sony versprach NTSC-Versionen, die aber eine halbe Ewigkeit benötigten, bis sie endlich mal hier verfügbar waren.
Fehlende Unterstützung für Virtual Reality
Aber auch abseits der Spiele gibt es genug zu meckern. Den Anfang macht da natürlich PlayStation VR2. Das VR-Headset mag technisch ganz oben mitspielen, doch man wird den Eindruck nicht los das Sony bereits vor dem Release den Glauben an das Gerät verloren hat. Abgesehen von Horizon: Call of the Mountain gibt es quasi keine Spiele von Sony und dementsprechend sieht auch das Spiele-Lineup aus. Zwar gibt es eine mittlerweile ansehnliche Anzahl an Spielen, aber wirklich bemerkenswerte Spielerlebnisse gibt es selten und wenn, dann sind es oftmals Ports von bereits bekannten Titeln, die von der besseren Hardware profitieren. Ich selbst bin immer noch ein riesiger Fan von Beat Saber und Pistol Whip, aber um ehrlich zu sein, liegt das Headset seit über einem Jahr ungespielt im Schrank bei mir. Denn neue spannende Spiele, wie z.B. Batman: Arkham Shadow erscheinen meist auf anderen Plattformen. Dass Virtual Reality eher auf dem absteigenden Ast ist, ist kein Sony exklusives Phänomen. Aber trotzdem muss sich Sony die Frage stellen lassen, ob sie es jemals wirklich probiert haben. Meta pusht ihre Hardware immer wieder als Gegenbeispiel.
Die PS5 Pro: Hoher Preis, schwache Argumente
Aber dabei hört es nicht auf, denn auch die PlayStation 5 Pro ist kein rundum gelungenes Produkt. Das fängt schon beim exorbitant hohen Preis von 799€ an, der für Konsolen eine völlig unbekannte Dimension darstellt. Dabei kann man sogar das Argument machen, dass die Hardware im Inneren nun mal nicht günstig ist. Man sieht auch an anderer Stelle, dass die Zeiten von großen Leistungssprüngen bei Hardware vorbei sind. Früher war es völlig normal, dass eine Konsole im Laufe der Zeit günstiger wurde, weil die Produktion mit dem technischen Fortschritt effizienter wurde. Beispielsweise wurde die PlayStation 2 am Ende für 99€ angeboten, obwohl sie zum Release noch 869DM kostete. Diese Entwicklung gelang bereits bei der PlayStation 4 ins Stocken und die aktuelle Konsolengeneration dürfte wohl die erste sein, die sogar teurer wurde. Immerhin kostete die PlayStation 5 zu Beginn 500€, wurde aber dank dem Ukraine-Krieg und Corona auf 550€ erhöht. 799€ sind dann gar nicht mehr so viel mehr, aber trotzdem ein stolzer Betrag in Zeiten hoher Inflation, wo viele bereits mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Aber selbst, wenn man den hohen Preis ausklammert, fehlt es der PlayStation 5 Pro an Verkaufsargumenten. Die meisten Spiele der Playstation 5 sehen bereits sehr gut aus und laufen in 4k. Ob dann intern mit 1200p oder 1440p gerechnet wird, ist kaum bemerkbar. Ladezeiten sind neuerdings sowieso ein Ding der Vergangenheit und zwar kann die PlayStation 5 Pro mehr in Sachen Raytracing, aber man ist trotzdem meilenweit von so manchem PC-Spiel entfernt. Tatsächlich hatten die meisten Spiele mit Problemen dank PSSR, dem neuen Upscaling-Algorithmus von Sony, zu kämpfen. Obwohl FSR2 bereits keinen guten Ruf hat, schaffte es PSSR oftmals, diesen zu unterbieten. Spiele sahen verschwommener aus oder hatten merkwürdige Probleme, wie flickernde Vegetation. Das ist kein besonders guter Ersteindruck. Einzig Exklusivspiele wie Horizon: Forbidden West sahen toll aus, aber um ehrlich zu sein, sieht das Spiel auch auf der normalen PlayStation 5 grandios aus. Wo bleiben da die Verkaufsargumente? Ohne Exklusivspiele wird es schwer sein, weil 3rd-Party Hersteller eher wenig Energie investieren werden in eine Konsole mit sehr kleiner Userbasis.
Ausblick
Sony befindet sich mit der PlayStation 5 auf einem gefährlichen Pfad. Obwohl die Konsole weiterhin beliebt ist und durch starke Third-Party-Titel unterstützt wird, lassen viele der Entscheidungen Sonys Spieler enttäuscht zurück. Der Fokus auf Live-Service-Games, der Mangel an neuen Exklusivspielen und fragwürdige Strategien wie überteuerte Hardware oder halbherzige Remaster haben den Glanz, den die Marke PlayStation einst hatte, gedämpft. Dabei zeigt der Erfolg kleinerer Projekte wie „Helldivers 2“ oder „Astro Bot“, dass Spieler immer noch nach kreativen, fokussierten und qualitativ hochwertigen Spielerlebnissen suchen – genau das, wofür Sony einst bekannt war. Der Versuch, sich neuen Geschäftsfeldern wie Live-Service-Games zu öffnen, ist verständlich, sollte aber schrittweise und strategischer erfolgen, um die Studios und Spieler nicht zu überfordern. Die PS5-Generation ist noch nicht verloren, doch es braucht einen klaren Kurswechsel: Mehr Investitionen in die bewährten Stärken, eine stärkere Unterstützung der Entwicklerstudios und eine Fokussierung auf das, was die PlayStation-Marke groß gemacht hat – unvergessliche Spiele, die den Spielern im Mittelpunkt stellen. Mit den richtigen Entscheidungen hat Sony die Chance, die PS5-Ära noch zu einer erfolgreichen Konsolengeneration zu machen. Aber die Zeit drängt.
[ Artikel verfasst von crack-king ] |
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