The Place Beyond The Pines
Es gibt nur wenige Regisseure, welche alles aus einem Schauspieler herausholen können. Einer davon ist Derek Cianfrance, dessen Film „Blue Valentine“ alles von Ryan Gosling und Michelle Williams forderte. Psychisch wie physisch. Nun, zwei Jahre nach seinem Durchbruch, erweitert Cianfrance sein Zwei-Personen-Schauspiel nicht nur um weitere Akteure, sondern gleich um mehrere Generationen. Wieder mit an Bord, Ryan Gosling.
Originaltitel: The Place Beyond The Pines Regie: Derek Cianfrance Darsteller: Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes, Emory Cohen, Dane DeHaag, Ray Liotta, Ben Mendelsohn Laufzeit: 141 FSK: 12 Ton: 5.1 dts-HD Master Audio (Deutsch, Englisch) Untertitel: Deutsch Regionalcode: B Bildformat: 2,40:1 (1080p) Produktion: 2013 Erschienen: 07.11.2013 Vertrieb: Arthaus/Studio Canal Preis: 15€
Film: Eigentlich findet man in dem 140 Minuten Werk gleich drei Filme, welche dabei gekonnt ineinander greifen. Zum einen gibt es Luke (Ryan Gosling), welcher sich auf einem Wanderjahrmarkt mit seinem Motorcross Bike als Stuntfahrer über Wasser hält. Im Städtchen Schenectady trifft er dabei auf seine alte Romanze Romina (Eva Mendes), welche ein einjähriges Kind hat. Natürlich ist dies von Luke, woraufhin er in der Stadt sesshaft werden will. Um das nötige Kleingeld für das Leben aufzubringen, tut er sich mit dem Mechaniker Robin (Ben Mendelsohn) zusammen und „arbeitet“ er als Bankräuber, was anfangs recht erfolgreich ist ...
Dies jedoch nur Anfangs, da ihm schnell die Cops auf die Fersen kommen. Einer von ihnen ist Avery (Bradley Cooper), welcher zwar studiert hat, aber seinen Lebensunterhalt als einfacher Polizist bestreitet. Aber auch in seiner Welt ist nicht alles Gold was glänzt und er gerät schnell in einen Strudel aus Korruption. Es dauert nicht lang und Avery muss eine Wahl treffen und sich entscheiden. Das letzte Drittel spielt 15 Jahre nach den vorhergehenden Ereignissen und stellt die beiden Söhne Jason und AJ in den Mittelpunkt. Hier muss man schließlich nur noch 1 und 1 zusammenzählen.
Bei drei Geschichten hat man trotz einer Laufzeit von 140min zwangsläufig den Hintergedanken ein paar Abstriche bei der Charakterzeichnung zu machen. Zumindest bei der Geschichte um Luke, trifft das nicht zu und die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, wenngleich Gosling hier seinen "Drive" Charakter lediglich neu aufsetzt. Nicht ganz so hervorragend, aber dennoch spannend ist die Geschichte von Avery, welcher in seinem Job voll aufgeht und sich stets für die Gerechtigkeit einsetzt. Leider spulen seine Gegenparts wie z. B. Ray Liotta nur das gewohnte runter und sorgen für wenig Überraschungen, was dazu führt, dass der Cop Thriller etwas abfällt.
Beim letzten Part geht es schließlich um die Sprösslinge der beiden verantwortungsvollen Väter, wobei dies du schwächste Teil des Films ist. Hier sieht man dann deutlich, was einen guten Schauspieler ausmacht. Letztendlich ist nämlich jeder Teil der Geschichte nicht unbedingt innovativ und auch etwas oberflächlich, doch während Gosling und Cooper durch ihre Präsenz dem Ganzen Tiefgang verleihen, wirken die Jungschauspieler etwas fehlbesetzt. Allen voran Emory Cohen als Filmsohn von Cooper nervt durch sein prollhaftes Verhalten, was man ihm nicht abnimmt. Die Konsequenzen, welche aus den Konstellationen heraus entstehen, sind auch nicht ganz so befriedigend.
Wiederum überzeugend ist die technische Umsetzung von "The Place Beyond The Pines". Schon die erste Szene, wo die Kamera Gosling über die Schultern schaut ist nicht nur hervorragend inszeniert, sondern kommt einige Minuten ohne Schnitt aus. Auch sonst dominieren lange Einstellungen und eine Kamera, welche immer dicht am Charakter ist. Das Kleinstädtchen ist ein hervorragend komponierter und inszenierter Mikrokosmos.
Bild: Die Farben kommen sehr natürlich daher und erzeugen mit dem gelungenen Kontrast einen realistischen Look. Die Schärfe kann ebenfalls überzeugen, wenngleich der letzte Tick an Schärfe fehlt. Das Filmkorn hält sich vornehm zurück und unterstützt den Look des Filmes zusätzlich. Die Wälder haben zudem eine etwas stärker Sättigung.
Ton: In ruhigen Szenen gibt sich das Sounddesign recht unscheinbar, aber dennoch atmosphärisch. Kommt es aber zu Actionreicheren Szenen, kommt auch der Sound ordentlich in Schwung und bietet einen sehr guten Raumklang. Zudem legt sich der Soundtrack sehr gut über alle Kanäle und alle Dialoge sind stets gut verständlich.
Extras: An Extras findet man neben einem Interview mit dem Regisseur Derek Cianfrance (ca. 9min) noch einige geschnittene Szenen (ca. 10min) und ein fast 10-minütiges Making Of. Abgerundet wird alles durch den deutschen und englischen Trailer, sowie dem Featurette „Going to the Place beyond the Pines“ (ca. 4min) und einem Wendecover.
FAZIT: Nach dem überragenden "Blue Valentine" war ich mehr als heiß auf die neue Charakterstudie von Regisseur Derek Cianfrance. Anfangs wurden meine Erwartungen voll erfüllt, doch leider kann das Werk nicht bis zum Ende hin überzeugen und fällt nach dem grandiosen Anfang (welcher auch locker als Kurzfilm durchgehen könnte) immer mehr ab. Filmisch gibt es allerdings dank grandiosen Schnitt und tollen und vor allem langen Einstellungen nichts zu meckern und ist auf einem hohem Niveau!
Bild – 8,5/10 Ton – 9/10 Extras – 6/10 Film – 8/10
[Diese Blu-ray wurde uns freundlicherweise von Arthaus/Studio Canal zur Verfügung gestellt]
[Review verfasst von Shagy]
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