Die drei Musketiere
Die letzte große Verfilmung des Dumas Stoffes liegt mit 2003 schon recht weit zurück. Die letzte gute sogar noch weiter. Ist es also an der Zeit, dem Stoff neues Leben einzuhauchen? Wenn man bedenkt, dass Mantel und Degen Filme an sich schon Flop Garantie haben, wohl eher nicht. Doch „Resident Evil“ Regisseur Paul W.S. Anderson war anderer Meinung und fährt für seine Interpretation neben einen guten Cast auch mächtig viel Glanz und Gloria auf.
Originaltitel: The three Musketeers Regie: Paul W.S. Anderson Darsteller: Christoph Waltz, Orlando Bloom, Logan Leman, Milla Jovovich, Luke Evans, Ray Stevenson, Mads Mikkelsen, Matthew MacFadyen Laufzeit: 111 FSK: 12 Bildformat: 2,35:1 Produktion: 2011 Erschienen: 09.02.2012 Vertrieb: Constantin Film
Film: Im Frankreich des 17. Jahrhundert strebt der machthungrige Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) nach dem Thron. Um dieses Ziel zu erreichen, manipuliert er nicht nur den jungen König Louis XIII (Freddie Fox), sondern löst auch die Königliche Garde, die Musketiere, auf. Zudem will er mithilfe von Milady de Winter (Milla Jovovich) den britischen Herzog Buckingham (Orlando Bloom) intrigieren. Leider hat er die Rechnung ohne den Jüngling D'Artagnan (Logan Leman) gemacht, welcher sich von seinem Heimatkaff auf nach Paris macht, um ein glorreicher Musketier zu werden.
Zwar ist D'Artagnan noch ein kleiner Milchbubi, legt sich aber ohne groß mit der Wimper zu zucken gleich mit der rechten Hand des Kardinals - Mads Mikkelsen alias Rochefort – und nacheinander mit den drei Musketieren Aramis (Luke Evans), Porthos (Ray Stevenson) und Athos (Matthew MacFadyen) an. Während er bei Rochefort noch den Kürzeren zieht, beeindruckt er die Musketiere so sehr, dass diese ihm sogleich wie kleine dressierte Hündchen folgen, um Frankreich zu retten! Damit war dann auch die wirklich gelungene Einführung der Musketiere für die Katz, da Ihre gezeigten Fähigkeiten den restlichen Film über nicht mehr zum Einsatz kommen.
Aber nicht nur, dass so ein androgynes „Kind“ in den Mittelpunkt rückt, schadet den Film. Auch die Entscheidung das Essenzielle eines Mantel und Degen Filmes einfach wegzulassen, bzw. herunter zu schrauben, tut der Verfilmung nicht gut. Solche Filme leben vor allem vom Zusammenspiel der Darsteller inklusive spritziger Dialogen, Fechtduellen und Pferde Action. Anstelle dessen gibt es Gekloppe ala Resident Evil (Milla Jovovich agiert in bester Alice Manier), Dialoge aus der Hölle in einer Sprache, welche ganz und gar nicht in diese Epoche passt und Luftschiff Duelle, wo man stetig glaubt, dass gleich Jack Sparrow mit seiner Black Pearl um die Ecke kommt. Während es immerhin ein klassisches Fechtduell in den Film geschafft hat, gibt es keine einzige Actionszene auf Pferden. Schwach!
Punkten kann der Film dafür bei der Ausstattung. Die Kostüme sind liebevoll und sehr detailreich. Zudem filmte man in den schönsten und bekanntesten Schlössern Bayerns. Vor allem das Schloss Herrenchiemsee ist dabei äußerst beeindruckend und wunderschön in Szene gesetzt! Abstriche gibt es dann allerdings wieder bei den Computer generierten Effekten, welche teils recht schlampig daherkommen.
Bild: „Die drei Musketiere“ ist von vorn bis hinten auf hochglanz getrimmt,was man auch am Bild sieht. Das scharfe Bild zeigt viele hübsche Details und beeindruckt vor allen in den prunkvollen Schlossszenen und Kostümen. Die Farben sind hierbei aber etwas zu übersatturiert geraten. Vor allem Grüntöne sind schon arg grell, aber halt auch so gewollt. Das Kontrastverhältnis, sowie die Plastizität können bei der Blu-ray aber wieder punkten.
Ton: Der Ton steht dem Bild in nichts nach und kommt außerordentlich druckvoll daher. Den ganzen Film über überzeugt die Direktionalität und die generell aggressive Abmischung. Das gilt auch für den Subwoofer, welcher ordentlich zu tun hat. Dabei kommt der Ton aber nie aufgesetzt oder schlecht ausbalanciert daher. Alles ist immer gut verständlich.
Bonus: Zwar gibt es ein mit 23 Minuten kurzes Making Of, doch kommt dies leider sehr promomäßig daher. Es werden zwar alle Aspekte abgeklappert, doch wirklich informativ ist dies nicht. Dazu gibt es noch 16 Minuten an Deleted und Extented Szenes, sowie einige Infos über die historischen Drehorte. Abgerundet wird alles durch den Musikclip „When We Were Young“ von Take That, sowie textbasierten Darstellerinfos. Schön zu sehen ist auch das Wendecover und das kleine Booklet.
FAZIT: „Die drei Musketiere“ ist eine der unnötigsten Verfilmungen überhaupt. Den Dialogen fehlt es an Spritzigkeit, den Darstellern an Lust und den Actionszenen an Originalität. Hinzu kommt ein völlig deplatzierter Logan Leman als D'Artagnan und eine letzte halbe Stunde, welche einem Mantel und Degen Film in keinster Weise gerecht wird! In Anbetracht der teils wunderschönen Kulissen und Kostümen mehr als Schade. Dann doch lieber die Verfilmung von Peter Hyams, welche zwar auch kein Meisterwerk war, aber zumindest zu unterhalten wusste. Immerhin spielt die technische Umsetzung auf Blu-ray ganz oben mit.
Bild - 9/10 Ton - 10/10 Bonus - 3/10 Film - 3/10
[Diese Blu-ray wurde uns freundlicherweise von Constantin Film zur Verfügung gestellt]
[Review verfasst von Shagy]
The Musketeer
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