Seit fast anderthalb Jahren kennen wir nun Sonys Bemühungen im Virtual Reality Bereich, die sich in Form von Project Morpheus manifestieren. Letztes Jahr konnten wir auf der Gamescom das Gerät noch nicht testen, obwohl es auf der Messe vertreten war. Doch dieses Jahr haben wir uns die Gelegenheit nicht nehmen lassen und das Gerät gleich zwei Mal getestet! Welchen Eindruck es hinterlassen hat, erklären wir euch jetzt.
Tritt ein in eine neue Welt
In beiden Fällen konnten wir die aktuellste Revision 2.0 von Project Morpheus testen. Beim Zusehen wirkt das Gerät sehr futuristisch mit seinem weißen Design und den vielen blauen LEDs, die von der PlayStation 4 Kamera verfolgt werden. Zum Gewicht des Gerätes können leider noch keine genauen Angaben gemacht werden, es ist aber keinesfalls zu schwer und dürfte wohl irgendwo unter einem Kilogramm liegen. Das meiste vom Gewicht macht dabei der vordere Teil, die Brille selbst, aus. Theoretisch könnte es dazu führen, dass die Brille auf die Nase drückt, was aber zum Glück nicht der Fall ist. Durch eine intelligente Konstruktion wird das Gewicht angenehm auf dem Kopf verteilt, was wohl auch längere Sessions problemlos möglich machen sollte. Unsere Sessions waren aber nur kurz im Bereich von 10-20 Minuten und so sind nur Mutmaßungen möglich. Apropos intelligente Konstruktion, während man bei der Konkurrenz in Form von Oculus Rift die Brille mit relativ simplen Klettverschlüssen am Kopf befestigt, hat sich Sony einen Mechanismus überlegt, der auf einem Knopf und einem Rädchen basiert. Mit einem Rädchen hinter dem Kopf kann man festlegen, wie eng die Brille am Kopf liegt. Mit dem Knopf vorne an der Brille lässt sich die Brille leicht nach vorne bzw. hinten schieben, um den Abstand zu verändern und so die Schärfe einzustellen. Beides funktioniert kinderleicht und lässt sich problemlos selbst bewerkstelligen, was bei der Oculus Rift nicht so leicht möglich war. Zum Absetzen gibt es noch einen weiteren Knopf, der dann sofort das Gerät auf ganz weit stellt, damit man es problemlos absetzen kann. Übrigens müssen sich Brillenträger keine Sorgen machen, denn selbst mit einer sehr großen Brille, gab es keine Probleme beim Tragekomfort, was bei der Konkurrenz nicht funktioniert hat. Während der erste Test in einer dunklen Umgebung stattfand, spielten wir beim zweiten Mal in einem hell ausgeleuchteten Raum und da schien unterhalb der Nase etwas Licht ins Gerät. Dies war vor allem zu Beginn etwas nervig, hat beim Spielen aber nicht weiter gestört. Bei dunklen Spielen könnte es aber zu Problemen führen.
Ein schönes Feature von Project Morpheus ist die parallele Ausgabe am Fernseher, d.h. das das was der Spieler sieht, gleichzeitig auch am Fernseher ausgegeben wird. Somit können Außenstehende zusehen und die Reaktionen des Spielers nachvollziehen. Es ist sogar möglich, dass am TV ein anderes Bild ausgegeben wird, um eben Multiplayer-Spiele zu ermöglichen. In einem Beispiel ist der Spieler mit Project Morpheus ein Monster das die Stadt zerstören möchte und die anderen Spieler müssen die Stadt nun verteidigen.
Was spielt man denn da?
Im ersten Test konnten wir Battlezone ausprobieren, dem Remake des Klassikers. Man sitzt in einem Panzer und kämpft gegen andere Panzer und Flugzeuge in einer recht simpel gehaltenen Welt mit wenig Details, was aber vollkommen ausreicht. Obwohl man in dem Spiel sehr schnelle Bewegungen mit dem Panzer vollführt, kam es zu keinen Schwindelgefühlen oder dergleichen und auch das Bild blieb immer scharf. Letztlich steuert man mit dem DualShock den Panzer und durch Umschauen kann man die nächsten Gegner ausmachen. Zu Beginn spielt man noch recht klassisch und dann lernt man seine neuen „Fähigkeiten“ zu nutzen und plötzlich ist man drin in dem Spiel. In der zweiten Demo konnten wir The Assembly ausprobieren, das wir in einem separaten Preview genauer beleuchtet haben. Andere Demos waren auch auf der Messe vorhanden, aber leider konnte man sich diese nicht aussuchen. Vor allem Sonys London Heist Demo hat für viel Aufsehen gesorgt. Aber auch EVE: Valkyrie war einen Blick wert, was wir in einem eigenen Preview anspielen durften.
Die PS4 ist doch viel zu schwach für VR, oder?
Da die PS4 eine vordefinierte Leistung hat, die sich in den nächsten Jahren auch nicht ändern wird, gab es einige Bedenken in Hinblick auf Virtual Reality. Denn die Technik ist äußerst aufwendig, aber die vorgestellten Demos haben alle gezeigt, dass auch mit vermeintlich schwacher Hardware vieles möglich ist und die PS4-Demos standen ihrer PC-Konkurrenz kaum nach. Zudem konnten alle Demos zumindest stabile 60 Bilder pro Sekunde aufweisen, wobei unklar ist, ob die von uns angespielten Spiele möglicherweise Sonys Reprojektionstechnik nutzten. Damit können mit wenig Mehraufwand aus 60 Bildern pro Sekunde 120 generiert werden, indem Zwischenbilder berechnet werden. Manche Spiele schaffen die 120FPS sogar nativ und das bei guter Grafik. Battlezone war zwar relativ schlicht, aber The Assembly sah aus wie ein aktuelles 3D-Adventure aussehen sollte und hatte nur einige Grafikprobleme beim Aliasing und der Darstellung mancher Objekte, wie Gras und Sträucher. In einem normalen Spiel könnte man das vielleicht vernachlässigen, in der virtuellen Realität zerstört es aber recht schnell den Eindruck in einer anderen Welt zu sein. Die Entwickler sollten also nicht nur stabile Bildraten anstreben, sondern auch saubere Grafik, wie in der London Heist Demo oder EVE: Valkyrie. Erst dann spielt Virtual Reality seine Stärke aus.
FAZIT:
Irgendwie war es fast schon traurig, wie Sony sich mit Project Morpheus präsentiert hat. Auf der E3 wurde der halbe Stand (welcher riesig war) Project Morpheus gewidmet und auf der Gamescom gab es nur eine handvoll Geräte in einer Ecke, die man nur mit einem ausgelosten Termin ausprobieren durfte. Davon abgesehen hat Sony aber gezeigt, dass Virtual Reality auch auf der PS4 problemlos funktioniert und die Spiele gut aussehen können. Von einer minderwertigen Erfahrung war nichts zu spüren und so können wir den Start kaum noch erwarten. Besonders hervorheben sollte man Sonys Bemühungen das Gerät möglichst einfach in der Bedienung zu machen, was super funktioniert. Aber auch den sozialen Aspekt des Spielens hat Sony nicht aus den Augen verloren und Techniken gezeigt, wodurch man mit mehreren Leuten spielen kann. Jetzt fehlen eigentlich nur noch die dicken Titel, die zum Kauf anheizen sollen. Battlezone und The Assembly dürften es nicht werden. EVE: Valkyrie und die London Heist Demo sind zwar ein guter Anfang, aber zu wenig für den Start. Jetzt heißt es also abwarten auf neue Spiele und vor allem einen Preis. Sonstige Bedenken haben wir aber nicht mehr, da Project Morpheus auf einer Augenhöhe mit der Konkurrenz ist und Virtual Reality immer noch so beeindruckend ist, wie vor zwei Jahren.
[ Preview verfasst von crack-king ]
Kommentar verfasst von krazzo:
Kann ich die Brille überhaupt vernünftig aufsetzen und vertrage ich das Spielgefühl? Das waren eigentlich meine wichtigsten Fragen, die ich mir vorab gestellt habe. Beide kann ich mit einem klaren "ja" beantworten. Wobei letztere schon auch eine Sache der Gewöhnung ist. Zumindest erhoffe ich mir das, denn in der einen oder anderen Szene wurde mir etwas flau im Magen. Trotzdem fällt mein Fazit durchweg positiv aus! Auch wenn „VR-Brillen“ im Sumpf der Peripherien versickern kann und deren möglicher Erfolg noch nicht messbar ist; noch kann uns jemand sagen – „Ja, das wird das nächste große Ding!“ fühlt es sich danach an, als wäre die Zeit für die Virtual Reality endlich gekommen. Wir Konsumenten brauchen nur Spiele. Jede menge Spiele die uns vom Bildschirm abholen und einen Preis, der bezahlt werden kann. Sonst landen die VR-Brillen dort, wo der Power Glove sein Unwesen treibt und die Träume, die Visionen aus Büchern und Filmen bleiben genau das – Zukunft. Möglicherweise setzen wir Sie uns ja bald einfach auf die Nase.