Na nu, schon wieder ein „Warriors“ Spiel? Publisher Tecmo Koei scheint diese Games ja im Monatszyklus auf den Markt zu werfen, alleine für die PS3 gab es rund 30 Titel! Neben den bekannten „Dynasty Warriors“, zählen auch noch die Ableger „Samurai Warriors“, „Gundam Warriors“ und diverse Spin-Ofs wie „Legends of Troy“ und „Fist oft he North Star“ zum Line-Up des jap. Herstellers. Zudem gibt es auch noch die Resteverwertung aka Crossover Titel der „Warriors Orochi“ Reihe. Und genau dessen neuesten Spross (bereits der dritte Serienteil, aber der erste für die PS4) mit dem Zusatz „Ultimate“ behandeln wir in unserem Test.
Dämonen, Zeitreisen und zu viel Gequatsche
„Warriors Orochi 3 Ultimate“ ist ein Crossover Spiel im klassischen Sinne. Man nehme Helden und Schergen aus der chinesischen Geschichte, füge ein paar japanische Figuren hinzu und würze sie mit bekannten Gesichtern aus anderen Videospieluniversen und fertig ist der neue „Warriors-Eintopf“. Ihr seht, Entwickler Omega Force verwurstet bestehende Grafiken, Modelle, Melodien aus den „Dynasty Warriors“ und „Samurai Warriors“ Serien und veredelt das Ganze mit Charakteren aus anderen Videospielserien wie „Ninja Gaiden“, „Soul Calibur“ oder „Dead or Alive“. Passend dazu wird eine wirre Geschichte um einen Schlangendämon, eine Hydra und geheimnisvolle Fuchsfrauen zusammengeschustert und los geht es mit den Zeitreisen. Die Story ist also bestenfalls Beiwerk und hat mich beim Spielen auch nicht wirklich interessiert, zudem bekommt man für meinen Geschmack viel zu viel banales Gelaber zu hören. Die 145 Spielfiguren machen außerdem eine Identifikation schwierig und die Hälfte der „Helden“ hat man bereits nach einer Stunde wieder vergessen.
Spielen darf man übrigens wie man will, entweder bastelt man sich sein Traumteam zusammen oder nimmt den Vorschlag des Spiels an, den Level mit bestimmten Heroen zu bestreiten. Nur so schaltet man übrigens alles frei. Doch das kann auch anstrengen, denn jeder Kämpfer sollte mit einer besseren Waffe und Items ausgerüstet werden, um den steigenden Herausforderungen gerecht zu werden. Auch das Aufleveln der Mordwerkzeuge ist zeitaufwändig.
Felder der Ehre
Das Kampfsystem ist simpel gestrickt, aber durchaus effektiv. Man kann problemlos Kombos fabrizieren, hat normale und aufgeladene Angriffe und diverse Spezialattacken. Letztere nutzen das sogenannte Musou und lassen sich mit Items auf dem Feld wieder auffüllen. Andere Gegenstände sorgen für Boosts bei Geschwindigkeit, Verteidigung und Angriff. Ab Level 70 lässt sich noch eine zweite Spezialfertigkeit erlernen. Doch bis dahin ist es ein weiter Weg, denn nicht jeder der Recken ist wirklich spielenswert. Manche der Kämpfer haben relative nutzlose Angriffe, während sich andere dank mächtiger Skills zu Überhelden entwickeln. Im Kampf kann man jederzeit zwischen den drei Recken wechseln, oder man nutzt Spezialangriffe wie den Triple Rush. Lobenswert ist übrigens die Tatsache, dass man vor dem Auswählen einer Mission, den Schwierigkeitsgrad bestimmen kann, doch auch hier eine Warnung: Manche Aufgaben sind selbst auf „leicht“ ziemlich schwierig - vor allem wenn die Spielcharaktere zu schwach auf der Brust sind. Ansonsten verliert man wohl nur, wenn ein KI-Kumpane das Zeitliche segnet, oder man mitten im Spiel eine Änderung der Siegbedingungen nicht mitbekommen hat. Zurückblickend kann ich sagen, dass ich nur sehr selten durch die Hand eines Gegners gestorben bin. Hier sind übrigens nur die Offiziere eine ernsthafte Gefahr, das gemeine Fußvolk ist so blöde, dass man nur auf einem hohen Schwierigkeitsgrad wirklichen Schaden erleidet. Aber das kennt man ja alles bereits seit Jahren und mittlerweile ist das Nichtvorhandensein von Künstlicher Intelligenz ein Serienmerkmal.
Masse gleich Klasse?
Für sein Geld bekommt man viel geboten. Schon alleine der Story Modus umfasst zig Levels und Nebenmissionen. Bis man dort durch ist, vergehen Wochen! Dank des Zusatz „Ultimate“ hat sich die Anzahl der Kapitel gegenüber dem Original verdoppelt! Und dann gibt es noch den Duel Modus, bei dem man sich mit Karten bekriegt und die Musou Battlefields, wo man sich Schlachten selbst zusammenstellen kann. Als große Neuerung präsentiert sich aber der Gauntlet Modus. Hier sucht man sich ein Team aus fünf Offizieren aus, legt eine Formation fest und begibt sich aus der ISO-Perspektive auf Schatzjagd und der Suche nach dem Levelausgang. Stellt euch einfach vor, ihr würdet „Diablo III“ spielen. Nur mit dem Unterschied, dass man hier noch schneller den Überblick verliert und der Modus bockschwer ist. Selbst der erste Level ist schon eine Herausforderung, da man auf viel stärkere Gegner trifft! Wenigstens bleiben die gesammelten Erfahrungspunkte und Währungsmünzen erhalten – im Gegensatz zum Story Modus, wo man lapidar in das Hauptmenü zurückgeworfen wird. Es sei denn man speichert mitten im Kampf, doch das funktioniert auch nicht immer so, wie es soll. Mir ist zum Beispiel aufgefallen, dass man Pech haben kann und eine Mission unschaffbar wird, egal wie sehr man sich auf sein Ziel konzentriert. Glück spielt eine große Rolle und nur ein kompletter Neustart konnte das Problem beheben.
Das Design der Menüs ist bestenfalls umständlich: Man sieht zum Beispiel nicht auf den ersten Blick, was das Ziel einer Mission ist. Der Schmied (zum Kaufen und Fusionieren von neuen Waffen) kann nur im Lager aufgesucht werden, nicht aber nach dem Anwählen einer Mission unter „Vorbereitungen“ und Waffen muss man immer und überall einzeln ausrüsten, bessere Waffen ersetzen nicht automatisch Schlechtere. Bei so vielen Recken kann das schnell nerven. Nach all den Jahren und Spielen, sollte man meinen, die Entwickler hätten den Bogen besser raus.
Grafik von Vorvorgestern
Schon zu PS2 Zeiten zählten die „Warriors“ Spiele nicht zu den Grafikhighlights, in der letzten Konsolengeneration bezeichnete man sie schon als „Altbacken“ und heutzutage bleibt nur noch das Prädikat „Von Vorvorgestern“ übrig. Geringe Sichtweiten, karge Levels und ploppende Gegnermassen - das war bereits damals nicht schön und wirkt im Jahr 2014 einfach nur noch fehl am Platz. Enttäuschend ist zudem, dass die Entwickler es nicht geschafft haben, das Spielgeschehen in Full HD und mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde darzustellen. Beispiel gefällig? Man rennt flink durch eine menschenleere Schlucht, bis man in ein Tal mit einer Schlacht kommt und plötzlich watet man übertrieben formuliert durch Pudding. Die Schwankungen in der Framerate fallen also extrem auf und nehmen oftmals den Schwung aus der Action. Die Kameraführung ist die nächste große Baustelle. Die Kämpfe sind schon unübersichtlich genug, doch da man immer auf die feindlichen Offiziere achten muss, wäre eine „Lock On“ Funktion hilfreich gewesen, so verliert man sein Ziel jedoch ständig aus den Augen. Immerhin gibt’s viel Musik von allen Serien und diese fällt meistens poppig, rockig und vor allem temporeich auf. Die jap. Sprachausgabe ist gut, verstehen tut man aber eh nix. Abzug gibt’s für die englischen Texte und die Tatsache, dass das Handbuch (und das braucht man trotz Tutorials) lediglich ein Link auf eine Website ist – warum kann man das nicht auf die Disc pressen, wenn man's ich schon ein Papierheftchen spart?
FAZIT:
Morbide Faszination! So würde ich meine „Beziehung“ zu dem Spiel beschreiben. Auf der einen Seite lockt der Titel mit seinem gigantischen Umfang und simplen Hack & Slay Gameplay, auf der anderen Seite nerven mich die altbackene Grafik, das umständlichen Menüdesign und die verkorksten Missionen. Der neue Gauntlet Modus ist zudem nur was für Hartgesottene. Und dennoch - wider aller Vernunft nahm ich das Joypad ein ums andere Mal zur Hand. Ein gewisses Unterhaltungspotential kann man dem Spiel also nicht absprechen. Insofern gilt: Es gibt schlimmere Spiele und hier bekommt man wirklich viel für sein Geld geboten. Jeden Vertreter der Zunft muss man jedoch nicht gespielt haben, denn im Grunde ändert sich das Gameplay nicht. Kenn man ein „Warriors“ Spiel, kennt man alle.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Gigantischer Umfang
Neuer Gauntlet Modus bringt noch mehr Action
Gastcharaktere aus Ninja Gaiden, Soul Calibur, Dead or Alive usw.
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