Die UbiART Framework Engine ist mittlerweile ein Garant für Spiele, mit einem besonderen grafischen Design. Egal ob ein Jump & Run alá „Rayman“ oder ein Rollenspiel wie „Child of Light“. Jedes Spiel überrascht mit einzigartiger Präsentation und Design. Doch was passiert, wenn man diese Engine in eine Mixtur aus Adventure plus Rätsel packt und es in den Wirren des 1. Weltkriegs ansiedelt?
Europa stürzt ins Chaos
Wir schreiben das Jahr 1914. Am 28. Juni ist Erzherzog Franz Ferdinand, Thronfolger der österreichisch-ungarischen Monarchie, in Sarajevo zu Besuch und wird bei einem Attentat getötet. Ein Vorfall, der die moderne Geschichte prägen sollte, die Zahnräder der europäischen Politik in Bewegung setzte und ein weltumspannendes Ereignis auslöste - den ersten Weltkrieg! In diesen harten Zeiten finden wir unsere vier ungleichen Helden: Karl, ein Deutscher, der mit Frau und Kind in Frankreich lebt und für sein Heimatland in den Krieg ziehen muss. Emile, Karls Schwiegervater, welcher auf Seiten der Franzosen gegen die Deutschen und somit gegen Karl kämpft. Freddie, ein Amerikaner, welcher bei der Fremdenlegion auf den Seiten der Entente zur Waffe greift und letztendlich Anna, eine Belgische Studentin, die ihren entführten Vater sucht.
Eine bunte Truppe, welche durch einen gemeinsamen Feind geeint wird, Baron von Dorf. Dieser General schafft es mit Härte wichtige Schlachten für sich zu entscheiden und dank Annas Vaters, ein begnadeter Wissenschaftler, scheint er den technischen Vorsprung zu besitzen um den Krieg für sich zu entscheiden. Doch auch das größte taktische Genie hat gegen unsere Helden keine Chance. Nach einer Verfolgungsjagd stellen ihn Emile, Freddie und Anna. Das Grauen von Baron von Dorf findet ein Ende, doch der Krieg kennt keine Helden und die Freude ist nur kurz.
Das Spiel ist in vier Akte unterteilt. Die ersten beiden Kapitel befassen sich mit dem Sturz von Baron von Dorf, die beiden letzten Akte mit dem Alltag des Krieges. Hier findet man die Elemente, welche das Spiel von der üblichen Pro-Kriegshandlung unterscheidet. Kein Platz für Helden und Ruhmestaten. Das Menschenleben verliert hier seine Bedeutung, denn egal auf welcher Seite man steht, dem General ist nur der Sieg wichtig. Somit bleibt keine Handlung ohne Folgen, Verlust und Tod stehen auf beiden Seiten an der Tagesordnung. Auch die Schauplätze werden immer brutaler und düsterer, bis man am Ende über Leichenberge klettert.
Ohne Waffen in den Krieg
„Valiant Hearts: The Great War“ ist in vielerlei Hinsicht ein etwas anderes Kriegsspiel. Das Gameplay kommt größtenteils ohne Waffen aus. Hier und da ist es zwar notwendig einen Geschützturm zu bedienen, um feindliche Stellungen auszuheben, aber das war es auch schon. Im Vordergrund stehen hier Rätsel. Ein Großteil dieser befasst sich mit dem Suchen spezieller Objekte, welche in der Umgebung versteckt sind. So braucht Anna einen Schal, der auf einen Baum hängt. Um an Ihn heranzukommen, gilt es eine Säge zu organisieren usw. Die meisten dieser Aufgaben basieren auf einfachen Physik-Rätseln, doch hin und wieder stößt man auch auf klassische Logikrätsel, wo einmal der Durchfluss von Wasser umgelenkt wird, oder ein bestimmtes Bauteil geprägt werden muss. Diese sind aber eher selten. Einen weiteren Großteil der Aufgaben löst ihr mit eurem treuen Hundebegleiter, der versteckte Objekte ausgraben kann, Menschen aus unerreichbaren Gefahrenzonen zerrt, oder durch kleine Löcher passt. Die Mischung der Rätsel ist durchaus gelungen. Man trifft selten auf zwei hintereinander folgende gleiche „Kopfnüsse“. Auch die Präsentation ist immer unterschiedlich. So erscheint manches Rätsel plötzlich in einem ganz anderen Licht.
Um auf das Schlachtfeld etwas Abwechslung zu bringen, darf man des Öfteren auch den feindlichen Bombardements und Schützenfeuer ausweichen, Tunnel graben und Leben retten. Letzteres ist ein spezieller Modus für Anna. In bester „Guitar Hero“ Manier muss man die richtigen Tasten zu einem speziellen Zeitpunkt treffen. Ganz den tristen Kriegsalltag lassen einen die Taxi Missionen vergessen. Hier ist man mit einem Auto unterwegs und weicht zu Klängen klassischer Musik, Objekten und anderen Fahrzeugen aus. Fernab der üblichen Handlung gibt es in fast jedem Level kleinere Objekte zu finden. Teilweise sind die gut versteckt, das andere Mal stolpert man quasi über sie.
UbiART steht für Qualität
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, ist die neue UbiART Framework Engine vielseitig einsetzbar. Selbst bei den düsteren Schauplätzen eines Krieges liefert sie beeindruckende Ergebnisse. Die Animationen sind liebevoll und detailreich, der Hintergrund ist gut gezeichnet und die grafische Präsentation ist wie immer über jeden Zweifel erhaben. Das Spiel läuft auf der PS4 mit einer Auflösung von 1080p und 60 Bildern pro Sekunde und erzeugt mit dem guten Artdesign ein beeindruckendes Ergebnis. Vollendet wird die grafische Leistung mit der Präsentation und Synchronisation. Die Überleitung der einzelnen Kapitel erfolgt oft mit Briefen oder Tagebucheinträgen, auch ein Sprecher aus dem Off kommt zum Einsatz. Zwar reden die Figuren in den Arealen nur kauderwelsch, dafür gibt es in den Zwischensequenzen professionelle Sprecher, welche die Melancholie der Helden gut transportieren. Abgerundet wird das visuelle Erlebnis mit einem melancholischen Soundtrack. Das einzige was diese hervorragende Präsentation unterbricht, sind die historischen Fakten. In jedem Abschnitt kann man nachlesen, worauf dieser Bezug nimmt und enthält einige interessante Informationen. Diese werden allerdings nur in Form eines trockenen Textes plus Bildes geliefert. Wie gesagt, sehr interessant, passt aber nicht zur ansonsten durchweg gelungenen Präsentation.
FAZIT:
Der Erste Weltkrieg ist definitiv kein leichtes Thema. Normalerweise würde man diese Geschichte einem kleinen unabhängigen Entwicklungsstudio zutrauen und keinem großen Publisher wie Ubisoft. Die Thematik wurde sehr gut ausgearbeitet und man präsentiert eine Geschichte fernab der üblichen Kriegsgeschichten. Man zeigt das Leben der Soldaten und ihr Umfeld, das Leid der Angehörigen, Verluste in der Zivilbevölkerung und den Wahnsinn, welcher ein Krieg in diesen Ausmaßen mit sich bringt. Die Präsentation wurde bestens gewählt und am Ende sieht man durch welche Hölle unsere Hauptcharaktere gehen, um letztendlich ihre Erlösung zu finden. Schade ist nur, dass die Rätsel teilweise doch eine Spur zu leicht sind und sich zu oft wiederholen. Zwar wird versucht, die Logik- und Physikrätsel immer neu zu verpacken, doch im Edeffekt sind diese dann nur leicht abgewandelt. Ich rate Rätselfreunden deshalb zum Veteranmodus zu wechseln. Hier werden die Objekte nicht grafisch hervorgehoben und man muss etwas länger überlegen bzw. suchen. Von daher kann ich dem Spiel, bezogen auf das eigentliche Gameplay, nur ein „Gut“ geben. Persönlich empfinde ich aber, dass sich die Entwickler sehr viel Mühe mit der Handlung und Präsentation gegeben. Man hat mit Bedacht die jeweiligen Kapitel ausgewählt und eine Vielzahl von Szenarien gesucht, die man normalerweise nie zu Gesicht bekommt. Alleine schon der Wahnsinn des Minenkrieges könnte ein Spiel für sich sein. Stetig bewegt man sich auf den Höhepunkt der Handlung zu, sieht wie eine Spielfigur unter dem Druck und Grauen des Krieges geistig und körperlich bricht. Nur um letztendlich eine Entscheidung zu treffen, welche als moralisch richtig erscheint. Diese Geschichte sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn sie nur für 5-6 Stunden unterhält. Aus diesem Grund hat sich das Spiel auch meiner Meinung nach, die Auszeichnung „Top Titel“ verdient!
[ Review verfasst von Andy ]
Kommentar verfasst von .ram:
Ganz so begeistert wie Andy bin ich nicht. Dazu ist mir das Gameplay zu simpel geraten. Die paar Rätsel sind nicht der Rede wert und durchweg zu leicht und ansonsten gibt es nur Hol und Bring Aufgaben bzw. Geschicklichkeitseinlagen. Da wäre in meinen Augen mehr drin gewesen. Natürlich reißt die optische Gestaltung und der grandiose Soundtrack vieles wieder raus und auch die Geschichte wurde gut inszeniert, so dass man definitiv ein paar unterhaltsame Stunden vor der Konsole verbringen kann. Die historischen Fakten sind dagegen wie mein Kollege schon schrieb, etwas zu trocken und oberflächlich geraten. Insgesamt gibt’s von mir aber auch nur ein „gut“. Die knapp 15€ bereue ich jedoch nicht. Im Vergleich mit „Child of Light“ würde ich dem Fantasy Märchen aber zu jeder Zeit den Vorzug geben.
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