In Zeiten von Indie-Games (Hohokum) und AAA Titeln (Destiny) ist das Genre der A bzw. AA Spiele inzwischen relativ überschaubar geworden. Während es auf der PS2 noch unzählige dieser sogenannten „Mittelklasse-Titel“ gab, hat sich das Bild aufgrund enormer Entwicklungskosten inzwischen stark verändert. Heutzutage lautet das Motto meist: Hopp oder Top. Doch wie die Veröffentlichung von „Sniper Elite III: Afrika“ zeigt, ist diese Mittelklasse noch nicht ganz ausgestorben. Und das ist auch gut so: Denn gerade in diesem eher lauen Spielesommer kommt jedes Game zur rechten Zeit an - insbesondere auf der PS4.
Willkommen in Afrika
Sniper Elite III führt euch in die wilden und sandigen Steppen des afrikanischen Kontinents. Man schlüpft dabei in die Rolle eines generischen, amerikanischen Soldaten, der es alleine mit unzähligen deutschen Soldaten aufnimmt. Die Geschichte spielt einige Jahre vor den Geschehnissen von Sniper Elite V2. Das Ziel eurer Mission besteht darin Informationen bezüglich einer neuen deutschen Wunderwaffe zu sammeln. Wie man jedoch schnell merken wird ist die Geschichte eher oberflächlich und nicht all zu spannend. Zwar versuchen die Entwickler mit Hilfe von zahlreichen Dialogen und Zwischensequenzen der Geschichte etwas Tiefe zu vermitteln aber letztendlich scheitert dieses Unterfangen an der überschaubaren Originalität.
Mitten ins Schwarze
Nichtsdestotrotz ist die maue Story kein Genickbrecher für das Spiel. Dies liegt vor allem am motivierenden Gameplay. Im Mittelpunkt steht dabei euer getreues Scharfschützengewehr mit dem ihr euch so unauffällig, wie möglich durch die 8 weitläufigen Areale bewegt. Und „weitläufig“ ist definitiv keine übertriebene Beschreibung. Jedes Level bietet verschiedene Wege und Unterschlüpfe, von wo man seine Feinde aufs Korn nehmen kann. Obwohl man unter anderem auch auf Maschinengewehre, Pistolen, Granaten und Fallen zurückgreifen kann, liegt der Fokus natürlich auf dem Gewehr. Und wie auch in den vorherigen Spielen sorgt ein gut gezielter Schuss für das Erscheinen der berühmt-berüchtigten „Kill-Cam“, die den Weg eurer Kugel bis ins kleinste Detail nachverfolgt. Und dies beinhaltet auch den Aufprall im gegnerischen Körper, der aufgrund des bekannten Röntgenbildes recht schmerzvoll aussehen kann. Ähnlich, wie zum Beispiel in Mortal Kombat 9 sieht man unter anderem, wie die einzelnen Knochen sprichwörtlich explodieren oder die Gedärme auseinandergerissen werden. Obwohl man sich über die Brutalität der Szenen streiten kann, lässt es sich nicht von der Hand weisen, dass insbesondere dieser Effekt ein wichtiger Faktor für die Popularität der Spiels ist.
Je nachdem für welchen Schwierigkeitsgrad man sich zu Beginn der Kampagne entscheidet, verändert sich auch die Präzision eures Gewehrs. Während Fehler im einfachen Schwierigkeitsgrad noch oftmals vergeben werden, muss man auf den höheren Stufen weitaus mehr Faktoren, wie zum Beispiel die Zielgenauigkeit, die Entfernung und die Atemwege im Auge behalten.
Den Großteil der Zeit befindet man sich jedoch in der 3rd Person Perspektive. Der Fokus des Spiels liegt außerdem auf dem schleichenden Voranschreiten. Um möglichst nicht entdeckt zu werden, sollte man auf hastige Bewegungen und laute Schüsse verzichten. Falls man aber doch erwischt wird, tritt ein neues Feature in Kraft, welches die letzte Position zeigt, von wo ihr erblickt wurdet. Anschließend sollte man diesen Ort am besten so schnell, wie möglich verlassen. Gelingt dies nicht, erscheinen mit dem Alarm weitere Soldaten, die euer Voranschreiten erschweren. Alles in allem ist das Gameplay recht zufriedenstellend. Abzüge gibt es jedoch für das Schussverhalten aller Waffen, die keine Scharfschützengewehre sind. Dies liegt vor allem am wenig zufriedenstellenden Feedback, was man bekommt. Die Waffen sind zwar da, fügen aber aufgrund ihrer Behäbigkeit nur wenig zur allgemeinen Spielerfahrungen hinzu.
Im Zuge der Missionen bekommt man als Spieler für jeden Kill und für jedes abgeschlossene Ziel Erfahrungspunkte gutgeschrieben. Diese Erfahrungspunkte gelten nicht nur für die Kampagne, sondern auch für den Multiplayer-Modus. Umso höher der eigene Level, desto größer ist auch die Auswahl der zur Verfügung stehenden Waffen. Was den Multiplayer-Modus angeht, hat man die Auswahl zwischen einem klassischen Horde-Mode (Wellen an Soldaten greifen euch an) und einem standardmäßigen Team-Deathmatch Modus, dessen verschiedene Variationen aber durchaus zu gefallen wissen. Die Anzahl an verfügbaren Spielern war zufriedenstellend, wodurch man zu jeder Zeit genügend aktive Kriegsschauplätze betreten konnte. Trotzdem muss man hinzufügen, dass es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung zahlreiche Probleme gab. So beklagten sich viele Spieler darüber, dass der Online-Part teilweise nicht erreichbar war oder dass man von anderen Fehlern geplagt wurde. Ein Patch, der vor kurzem erschien, hat sich dieser Problematik jedoch angenommen.
Maue Optik trotz Next Gen Power
Rein grafisch sollte man keine Wunderdinge erwarten. Während die serientypischen Kill-Cams zwar so brutal, wie noch nie zuvor aussehen, sieht der restliche Teil des Spiels eher bescheiden aus. Die zumeist braun gefärbte Landschaft wirkt oftmals mau, langweilig und eintönig. Hinzu kommen schwammige Boden- und Landschaftstexturen, die eigentlich nichts mehr auf der PS4 zu suchen haben sollten. Immerhin überzeugt wenigstens die Framerate durch eine äußerst flüssige und konstante Ablaufrate. Das Spiel ist zwar keinesfalls hässlich, aber gleichzeitig auch keinesfalls Next-Gen würdig. 08/15 beschreibt die Optik wohl am besten.
FAZIT:
Trotz einer eher schwachen Story und einer wenig spektakulären Optik hat Sniper Elite III durchaus einige Vorzüge, die sich nicht verleugnen lassen können. Dies gilt insbesondere für die gelungene Scharfschützen-Mechanik. Jeder erfolgreiche Schuss kommt mit einem zufriedenstellenden Feedback, welches man heutzutage nicht mehr in vielen Shootern wiederfindet. Hinzu kommen riesige Levels, die eine wahre Goldgrube für alle Sniper-Fans sind. Wer also über die offensichtlichen Schwächen hinwegsehen kann, bekommt ein solides Spiel vorgelegt, welches definitiv für ein paar Stunden unterhalten wird.
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