Nach dem Release der PlayStation 4 im November ist der Spielenachschub verständlicherweise ein wenig ins Stocken geraten. Nun bringt aber Square Enix einen Port von „Tomb Raider“ für die PS4 heraus, der auf der PC Version basiert und die „definitive Edition“ des Spiels sein soll. Ob es aber wirklich die „beste“ Version ist, erfahrt ihr bei uns.
A Survivor is born
Nach den finanziell eher mäßigen Vorgängern haben sich Crystal Dynamics und Square Enix dazu entschieden der Serie ein Reboot zu verschaffen, um ihr neues Leben einzuhauchen. Deswegen schlüpft man in die Rolle einer deutlich jüngeren Lara Croft und darf erleben, wie es dazu kam, dass Lara Croft die berühmte Abenteurerin wurde, die wir alle kennen. Zu Beginn der Geschichte befindet sich Lara auf einem Schiff einer Expedition von Dr. Whitman. Dieser möchte die legendäre Stadt Yamatai mit ihrer Sonnenkönigin finden und ist daher mit einem kleinen Team aufgebrochen. Jedoch bleiben Erfolge aus und erst nach einem Tipp von Lara begibt sich das Team in das sogenannte Drachen-Dreieck. Jedoch geraten sie dort in einen schweren Sturm, welcher das Schiff zum Entern bringt und man selbst landet irgendwo verschollen auf einer Insel und so beginnt das Abenteuer. Denn man ist nicht alleine auf der Insel, da bewaffnete Truppen scheinbar ebenfalls dort sind und die Geheimnisse lüften möchten. Deshalb bleibt Lara nichts anderes übrig als das restliche Team zu suchen und entdeckt dabei die eine oder andere Überraschung und wird so zur Abenteurerin. Was anfangs noch recht gut funktioniert, entwickelt sich im Rest der Geschichte zu belanglosem Geballer ohne tieferen Sinn. Denn Crystal Dynamics wollte verdeutlichen, wie aus der zarten Lara eine coole Abenteurerin wurde, was aber in 10 Minuten passiert. Erst stöhnt Lara noch vor Schmerzen und erschrickt bei jedem Tier und kurze Zeit später rennt sie mit Schrotflinte, Gewehr und Bogen in feindliche Lager und bringt reihenweise Soldaten um.
Uncharted?
Spielerisch erinnert „Tomb Raider“ erschreckend stark an Naughty Dogs Uncharted Serie. So spielt man ebenfalls aus der Third-Person-Ansicht und kann bei Kämpfen einfach hinter kleineren Mauern etc. Deckung suchen oder klettert in anderen Fällen an Klippen entlang und hangelt sich über riesige Abgründe. Spieler von Uncharted werden sich auch hier direkt wohlfühlen und das ist gut so. Denn lieber gut kopiert, als schlecht neu erfunden. So hat man sich ein funktionierendes System gesucht und ihm den eigenen Stempel aufgedrückt. Denn in „Tomb Raider“ lag schon immer ein großer Wert auf dem Erkunden von Tempeln, Ruinen und anderen archäologischen Stellen und diese gibt es in Tomb Raider auch. Jedoch sind sie nicht mehr essentieller Bestandteil des Spiels. Diese Stellen wandern in Tomb Raider in sogenannte Gräber, welche überall versteckt liegen und erst gefunden werden müssen, bevor man sie erkunden darf. Leider sind die Gräber meist recht klein und überschaubar und bestehen nur aus einer kleinen Sprungpassage oder einem Minirätsel, welches keinen vor große Probleme stellen sollte. Hier wären weniger Gräber, aber dafür größere schöner und man hätte gerne auch einige in die Geschichte mit einbauen können. Nichtsdestotrotz sorgen sie für schöne Abwechslung und werden niemandem aufgezwungen. Wer also keine Lust auf Rätseln hat, darf stur der Geschichte folgen. Eine weitere Besonderheit gegenüber Uncharted ist, dass „Tomb Raider“ nicht ganz so linear abläuft. Zwar ist man weit von Open World entfernt, aber man befindet sich immer wieder in größeren „Hubs“, die mehrere Möglichkeiten zum Erkunden und Kämpfen bieten und so jedem Spieler etwas freie Hand lassen. Wer möchte kann in Tomb Raider übrigens auch einen Mehrspielermodus ausprobieren, welcher aber nicht der Rede wert ist. Es gibt die üblichen Spielmodi in leicht abgewandelter Form und leider ist online nicht allzu viel los.
Noch nie war Lara schöner
Nicht nur spielerisch hat man die Serie umgekrempelt, sondern auch optisch. Vorbei sind endlich die Zeiten in denen Lara Croft wie ein Busenmodell aussah, denn nun wirkt sie deutlich realistischer und dadurch auch gleich hübscher. Zudem hat man nicht das Modell der PS3-Version genommen, sondern das der PC-Version und dieses nochmals etwas überarbeitet. Ansonsten erhält man die bessere PC-Version mit all ihren Ecken und Kanten, wobei es Aliasing oder andere Grafikfehler in dem Spiele nahezu gar nicht gibt. Alles ist gestochen scharf und auch die Animationen können durchaus überzeugen, auch wenn sie nicht ganz mit denen von Uncharted mithalten können. Das tollste an der PS4 Version ist jedoch, dass sie im Gegensatz zur PS3-Version mit durchschnittlich ca. 50 Bildern pro Sekunde läuft und so deutlich flüssiger daherkommt. Echte Einbrüche in der Bildrate gibt es nur ganz selten und wenn, dann merkt man es eh kaum. Nur einige Effekte sind selbst für PS3-Spiele sehr schwach. Zu nennen wären hier vor allem die Wasser und Feuereffekte, die wirklich billig wirken. Ansonsten kann man technisch also wirklich nicht meckern. Was das Design angeht, hat man sich klar an einem Dschungelsetting orientiert, was anfangs noch funktioniert, doch irgendwann etwas langweilt. Denn ständig sieht man ähnliche Gebiete, die sich nur in Kleinigkeiten unterscheiden und zudem ist nahezu das komplette Spiel sehr dunkel gehalten. Ein paar hellere Spielabschnitte hätten dem Spiel sicher nicht geschadet. Dafür erhält man musikalisch durchaus ansprechende Musikuntermalung geboten, die sich aber sehr dezent im Hintergrund aufhält. Wirklich cool ist übrigens das Nutzen der Lautsprecher im DualShock 4. Hier gibt es ständig einige Effekte zu hören, wie das Läuten von Glocken, das Ziehen von Pfeilen etc. und ist wirklich mal eine erfrischende Art den Controller zu nutzen. Die Synchronsprecher machen übrigens auch einen guten Job und können vor allem in der englischen Version überzeugen.
FAZIT:
Ich bin ehrlich, mit den alten „Tomb Raider“ Spielen und vor allem Lara Croft konnte ich nie etwas anfangen. Doch das Reboot hat wirklich Spaß gemacht und der Serie endlich neues Leben eingehaucht. Dabei hat man sich vielen Spielelementen der Uncharted Serie bedient, was letztlich dem Spiel nur gut tut. Aber es gibt auch eigene Neuerungen, wie die weitläufigeren Level oder eben die zahlreichen Gräber. Zwar ist auch hier die Kopie nicht ganz so gut, wie das Original, doch die neue Lara Croft sorgt für viel Spielspaß und sollte sich niemand entgehen lassen. Immerhin erhält man auf der PS4 nicht nur alle DLCs, sondern auch die technisch beste Version. Wenn man in einem potentiellen Nachfolger noch etwas mehr Zeit in eine gute Geschichte und bessere und anspruchsvollere Gräber investiert, könnte Nathan Drake echte Konkurrenz bekommen.
[ Review verfasst von crack-king ]
Kommentar verfasst von .ram
Meine Eindrücke basieren zwar auf der PS3 Fassung (die jedoch auch perfekt spielbar war und toll aussieht), aber ich will meinen Senf trotzdem dazugeben, zumal ich zur Zielgruppe gehöre, die sich das Spiel eventuell nochmal kaufen könnten. Das aktuelle „Tomb Raider“ ist gelungen und macht Spaß. Keine Frage. Doch mit den älteren Spielen hat das nur noch wenig gemein. Hier liegt der Fokus auf dem Ballern, Geschicklichkeitspassagen gibt es nur wenige und die Rätsel (Gräber) kann man auch mit einem IQ von 4 lösen. Macht aber nichts, insgesamt bekommt man eben eine an „Uncharted“ angelehnte Achterbahnfahrt in Hollywood-Manier geboten. Das Lara am Anfang noch gebrochen wirkt und verletzlich ist, vergisst man schnell – am Ende ist sie der Terminator! Synchronisation und Musik sind ebenfalls spitze. Der Multiplayermodus war damals schon überflüssig und da sich jegliche DLC Politik nur darum drehte, bleibt die Frage: Braucht man diese Portierung? Jein! Ich hätte zwar schon mal wieder Lust, mich durch das Spiel zu kämpfen und die hübschere / klarere Grafik zu genießen, doch am Multiplayermodus habe ich nach wie vor kein Interesse und für den Rest ist mir der Preis schlichtweg zu hoch. Wenn man das Spiel also schon kennt, dann sage ich: Wartet bis ihr das Game für 20€ oder weniger bekommt, denn mehr ist die Portierung in meinen Augen auch nicht wert. Wer „Tomb Raider“ dagegen noch nicht erleben durfte und Freude am Umlegen von Hunderten Schergen hat, der kann bedenkenlos zuschlagen.
Pluspunkte:
Sieht hübscher aus und läuft besser als die PS3 Version
Weitläufige Level
Feuergefechte gehen gut von der Hand
Minuspunkte:
Gräber nicht besonders anspruchsvoll
Sehr düsteres Setting, schwache Story
Mit älteren Tomb Raider Spielen nur noch wenig gemeinsam
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