Der Name Keiichirō Toyama dürfte vielen Horror Spiel Fans sehr bekannt vorkommen. Er war es, der auf der PlayStation 1 mit Silent Hill 1 den Grundstein für eine der erfolgreichsten Horrorspiel-Reihen gelegt hat. Danach folgten auf PS2 bzw. PS3 die Siren Spiele, welche sich an den japanischen Mythen und Horrorfilmen orientieren. Das dieser Mann aber nicht nur das Gruseln beherrscht beweist sein erstes Spiel auf der Vita, Gravity Rush! Schon früh hatte er die Idee von einer Superheldin welche die Schwerkraft manipulieren kann und durch eine französisch angehauchte Welt schreitet. Lange lang das Konzept in der Schublade, selbst eine PS3 Demo wurde erstellt, aber erst auf der PlayStation Vita konnte das Spiel umgesetzt werden.
Vom Himmel gefallen!
Eine junge Frau erwacht in einer fremden Welt. Wie sie hier hergekommen ist und warum, kann sie sich nicht mehr erinnern, dafür ist sie aber mit einer besonderen Kraft gesegnet. Mit Hilfe einer schwarzen Katze kann sie die Gravitation beeinflussen. Diese Kräfte kann sie sofort unter Beweis stellen, da die Stadt Hekseville von seltsamen Monstern angegriffen wird. Mit knapper Not kann sie den Angriff abwehren und wird als neue Beschützerin der Stadt gefeiert. Von einem Polizisten bekommt sie den schönen Namen Kat verliehen und macht sich daran die anderen Stadtteile aus dem Gravi-Sturm zu befreien. Auf Ihrer Reise durch den Gravi-Sturm trifft Kat auf zwei Menschen die Ihr Schicksal prägen werden. Der erste entpuppt sich als Schöpfer dieser seltsamen Welt und die zweite Person ist Raven, welche die selbe Kräfte wie Kat besitzt. Im Gegensatz zur jungen Heldin liegt Raven nichts daran die Stadteile zurück zubringen und versucht sie mit allen Mitteln daran zu hindern. Doch das warum bleibt ein Geheimnis. Keiichirō Toyama hat schon lange an diesem Spiel gearbeitet und seine Vision wie die Handlung verlaufen soll ist klar festgelegt. Die ganze Geschichte ist eine Nacherzählung von Kat wie sie zu dem wurde was sie ist, wobei man nie die Zukunft der Heldin erkennt. Immer wieder gibt es Andeutungen das Kat in ihrem vorherigen Leben bei etwas versag hat und das ihr Gedächtnisverlust daraus resultiert. Auch die Erklärung der Welt lässt mehr Fragen offen als sie wirklich beantwortet. Abgesehen von diesen ganzen Anspielungen auf die kommende Zukunft unserer Heldin ist ihre Geschichte abgeschlossen. Wie schon Batman Begins, stellt Gravity Rush die Entstehungsgeschichte der Heldin dar, wie sie von einem Mädchen mit seltsamen Kräften zur Beschützerin einer ganzen Stadt aufsteigt.
Was ist Oben und was ist Unten?
Wo oben unten ist und unten oben....
Die ersten Trailer ließen vermuten das es sich bei Gravity Rush um einen Open-World Spiel handelt, auch die Kräfte der schönen Kat lassen das vermuten. Das trifft nur bedingt zu. Zwar ist Hekseville offen begehbar, doch werden die Stadtteile deutlich von einander getrennt und erinnern mehr an einen großen Levelabschnitt. Wer auf einen anderen Kartenabschnitt will, kann mit Hilfe eines Schnellreise-System reisen oder man verlässt sich auf die örtlichen Transporteinrichtungen wie Zug oder Lufttaxi. Daneben gibt es noch viele Abschnitte in denen man einen klar definierten Weg folgen muss. Doch genug von der Welt, wie der Name vermuten lässt ist das wichtigste Spielelement die Macht der Gravitation. Mit einen Druck auf die Schultertasten hebt Kat vom Boden ab und man kann quer durch die Stadt gleiten. Wohin Kat fliegen soll entscheidet man mit Hilfe der Bewegungssensoren oder dem rechten Stick. Ist das Ziel gefunden, reicht ein Druck auf die X-Taste und man fliegt durch das Level. Dank der Gravitation ist es auch egal ob man senkrecht Gebäude hochläuft oder Plattformen von unten erkundet, wichtig ist nur das man genügend Gravitations-Energie hat. Wie bei einem Rollenspiel lässt sich diese und viele andere Werte verbessern. Alles was man dafür tun muss ist in der Stadt die unzähligen Kristallen einzusammeln und verschiedene Maschinen reparieren. Neben der Gravitationsenergie kann man in diesem Menü auch Kats Angriffe aufwerten, denn nur gleiten und Kristalle sammeln wäre auf Dauer doch zu eintönig.
Das Kampfsystem könnte besser sein
In den 21 Missionen trifft man immer wieder auf die Feinde der Stadt, die Navi. Diese seltsamen Kreaturen verfügen über ein bis mehrere Schwachstellen, die es mit gezielten Tritten zu zerstören gilt. Mit Hilfe der Gravitation verwandelt sich so Kat selbst zu einem Projektil und man rast aus der Ferne auf die Schwachstellen zu. Dabei muss man sich auf seine Zielgenauigkeit und Reflexe verlassen, da gerade das Kampfsystem der größte Schwachpunkt des Spieles ist. In Gravity Rush verfügt man leider über kein automatisches Zielsystem und es kommt des Öfteren vor, dass man am Ziel vorbei schießt und man erneut den Gegner anvisieren muss. Dabei ist man völlig dem gegnerischen Gegenangriffen ausgesetzt. Zwar kann Kat diese Angriffe ausweichen, doch muss man dafür einmal quer über den Bildschirm streichen. Eine sehr seltsame Design-Entscheidung, da eigentlich alle anderen Angriffe und Fähigkeiten auf die Tasten gelegt wurden. Neben den Tritten erlernt Kat während des Spielfortschritt drei weitere Attacken, welche den Kampf gegen die Navi etwas vereinfachen. Neben der Kampfsteuerung macht einem auch die Orientierung auch das Leben schwer. Allzu schnell verliert man diese und man rätselt ob Kat jetzt nach Oben fällt oder nach Unten fliegt. Glücklicherweise kann man anhand ihrer Haare und Schal sofort erkennen wo oben und unten ist. Wenn das zu kompliziert ist, kann immer noch mit dem rechten Stick nach justieren.
In den Gassen von Heckseville
Was wäre ein Open-World Spiel ohne Nebenmissionen. Immer wieder findet man in den Stadtteilen von Hekseville Maschinen und Objekte die Repariert werden müssen. Mit ein paar Kristallen ist die Reparatur schnell geschehen und es steht eine neue Herausforderung für Kat bereit. Bei diesen Zeit- und Kampfmissionen kann man unter Beweis stellen, wie gut man die Fähigkeiten der jungen Superheldin beherrscht. Man sollte diese aber nicht auf die leichte Schulter nehmen, da das Zeitlimit immer sehr scharf bemessen ist. Daneben gibt es noch ein vermisstes Pärchen zu entdecken, dass seit einem Laborunfall in einer Zwischendimension fest sitzt und den Weg zu einander und nach Hause nicht mehr findet. Zusätzlich gibt es noch drei geheime Bossgegner die Entdeckt und besiegt werden wollen.
Fähigkeiten zum Aufleveln vertiefen die Spielerfahrung
Französischer Flair trifft japanische Spielkultur
Technisch setzte man bei Gravity Rush auf das bekannte Cel-Shading Design. Dieser Stil passt wunderbar zum Spiel und dank der vielen Französischen Einflüsse erinnert das Spiel mehr an einen europäischen Comic als an einen Anime. Der optische Grund wahr wohl nicht nur ausschlaggebend, dass man hier auf Cel-Shading setzte. Immer wieder stößt man im Laufe des Spiel auf die technischen Limitation der Engine. Zwar ist die Weitsicht in der Stadt sehr beeindruckend doch werden dabei die Gebäude nur Grob skizziert, auch die Menschen ploppen einfach ins Bild und werden sehr spät dargestellt. Dafür entschädigt das Spiel mit einer gut durchdachten und Lebhaften Welt. Egal an welchen Ort man ist, man kann sich sicher sein das in der Umgebung Menschen oder Flugtaxis sind. Dabei bleibt das Geschehen stets ruckelfrei, auch bei größeren Feind aufkommen. Die ganze Stadt erinnert mit all ihren Elementen sehr an Paris, auch die Zwischensequenzen werden in Comic Paneelen dargestellt, welche sehr an französische Comics erinnern. Gesprochen wird in einer Sprache, welche wie nicht anders zu erwarten, ebenfalls sehr französisch klingt. Verwundern sollte das keinem, da Keiichirō Toyama immer wieder in Interviews bestätigt, dass der Comic Zeichner Moebius einer seiner großen Idole ist und seine Zeichnungen als Vorlage dienten.
Fantastisches Design
Daneben gibt es noch viele weitere interessante Design-Aspekte. Jedes Stadtviertel ist einem bestimmten Design zugeordnet, denn neben Neo-Paris gibt es auch ein Industrieviertel, Schulviertel und den Vergnügungspark. Die Kreativität der Designer endet hier noch nicht, denn das Spiel wartet in späteren Abschnitten mit sehr beeindruckenden optischen Welten auf. Schade ist nur das man die ganze Kreative Energie für die Umgebung verwendet hat, denn die Gegner sind normale Standardkost ohne wirkliche optische Höhepunkte. Beim Soundtrack hat man sich auf Kōhei Tanaka verlassen, welcher seit langem den Soundtrack zu den Sakura Wars Spielen komponiert und für die Musik beim Anime One Piece zuständig ist. Ein Großteil der Titel bestehen aus Streichinstrumenten, einem Klavier und einem Akkordeon, dadurch wird abermals das französisches Ambiente unterstrichen. In allen Belangen ist der OST sehr abwechslungsreich und harmoniert sehr gut mit dem Spiel.
FAZIT:
Der erste Trailer zu Gravity Rush hat bei der Präsentation der Vita nicht viel verraten, dennoch schaffte er es die Blicke der Medien und der Spieler auf sich zu ziehen. Lange war es Geheim wer hinter diesem Titel steckte, aber als das der Name "Project Siren" fiel, konnten es viele nicht glauben. Dies ist mittlerweile schon einige Zeit her und das fertige Spiel steht schon seit Juni im Handel, damit sich jeder davon überzeugen kann. Grafisch und optisch macht das Spiel alles richtig. Es reizt die Vita ordentlich aus und zeigt wozu der Handheld fähig ist. Auch die Handlung rund um Kat und ihrer nebelhaften Vergangenheit wird sehr gut erzählt. Zwar lässt das Spiel am Ende zu viele Fragen offen, die aber hoffentlich bei einem zweiten Teil beantwortet werden. Wo das Spiel hingegen versagt ist die Steuerung. Zwar geht das Fliegen sehr leicht von der Hand und man bewegt sich geschmeidig von einem Gebäudedach zum Nächsten, doch sobald man in einem Kampf verwickelt wird, verliert das Spiel seine Leichtigkeit. Durch die fehlende Zielerfassung und der nervigen Touchscreen Bedienung werden die Kämpfe nur unnötig schwierig und in die Länge gezogen. Sollte man diese Punkte bei einem zweiten Teil beheben, steht einem grandiosen Spiel nichts mehr im Weg, solange bleibt aber Gravity Rush nur ein sehr gutes Titel!
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