Nachdem Sega's Saturn Konsole das 32-Bit Rennen verloren hatte, musste sich der Hersteller etwas Neues einfallen lassen. Mit dem Dreamcast versuchte man sich am trendigen Lifestyle-Zug und perfektionierte zudem, wie keine andere Firma zuvor, das audiovisuelle Erlebnis in Videospielen. Dadurch entstanden Klassiker wie Space Channel 5, Rez, Cosmic Smash, Crazy Taxi und Jet Set Radio. Letzteres bestach nicht nur durch einen hervorragenden Soundtrack und einem außergewöhnlichen Look, sondern machte nebenbei die neuartige Cel Shading Grafik salonfähig. Zwölf Jahre danach veröffentlicht Sega eine aufpolierte HD Neuauflage von Jet Set Radio im PSN, damit auch jüngere Semester die Coolness des Titels erfahren können.
Zeit spielt immer eine Rolle
Piraten in Toyko
Schauplatz des Geschehens ist Tokyo-to, welches in die drei Bezirke Shibuya-cho, Benten-cho und Kogane-cho aufgeteilt ist. In jedem Bezirk hat eine Gang das sagen, wobei die Gangs (Love Shockers, Noise Tanks, Poison Jam) natürlich ihren Bezirk stetig vergrößern wollen. Man selbst übernimmt die Rolle von Beat, der seine eigene Gang, die GGs, aufbauen will. Nach einem kurzen Tutorial gesellen sich mit Gum und Tab auch gleich die ersten beiden Mitglieder hinzu. Später wird die eigene Truppe vergrößert, wobei jedes einzelne Mitglied unterschiedliche Fähigkeiten aufweist. Um sein Gebiet zu erweitern, muss man bestimmte Locations mit einem eigenen Graffiti taggen, wobei das natürlich nicht so einfach ist. Zum einen versuchen die anderen Gangs dies zu verhindern, zum anderen hat sich Inspektor Onishima in den Kopf gesetzt, dem Treiben auf den Straßen von Tokyo-to ein Ende zu machen und schreckt dabei auch nicht vor dem Einsatz eines SWAT Teams und der Armee inkl. Panzern zurück.
Rollerblading
Das Gameplay ist dabei eine knifflige Mischung aus Fun Sport und Jump & Run. Ständig ist man nicht nur auf der Suche nach neuen Spraydosen, sondern versucht mittels Rails und Kanten an die entlegensten Locations zu gelangen. Während man kleinere Taggs im Vorbeifahren erledigt, muss man bei größeren Graffitis mit dem linken Stick kleinere Reaktionstest absolvieren. Die einzelnen Levels sind dabei recht klein geraten und deshalb ist Verirren auch kein Thema. Allerdings hat das auch einen Nachteil: Dadurch, dass die Areale so klein sind, ist man nirgends vor der Polizei sicher und man muss ständig in Bewegung sein. Angesichts der schwammigen Steuerung und hackeligen Kameraführung ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Sega hat es nämlich versäumt, die Neuauflage auch spielerisch aufzupolieren. Unverständlich, zumal sich der Nachfolger Jet Set Radio Future auf der Xbox um Welten besser spielte und einem sogar mit einer besseren Zielautomatik den Sprung auf die Rails erleichterte. Wobei dort wiederum das Minispiel beim Taggen wegfiel. Aber das nur am Rande. Zudem ist der Schwierigkeitsgrad wie beim Dreamcast Original recht hoch angesetzt und erzeugt in späteren Levels zusammen mit dem Zeitlimit viele Frustmomente! Will man das Ende sehen, muss man schon arg die Zähne zusammenbeißen – damals wie heute.
Damals und Heute
Auch heute noch fesh
Während man dem Gameplay das Alter anmerkt, hat der audiovisuelle Look die Zeit recht gut überstanden. Die Cel Shading Grafik ist zwar etwas Detailarm und kantig, doch letzten Endes recht gut gealtert. Das Spiel kommt jetzt im 16:9 Format daher, läuft aber leider nicht immer flüssig und gerät auch mal ins Stocken. Hervorragend ist dagegen der Soundtrack (u.a. von Guitar Vader, Jurassic 5, Cold, Rob Zombie), welcher bis auf einen Song komplett dem des Originals entspricht. Die Musik ist mit einer Mischung aus Elektro, Hip Hop, J-Pop und Rock ein gelungener Querschnitt durch viele Geschmacksrichtungen und passt perfekt zur Grafik und dem Spielprinzip. Untermalt wird der Soundtrack mit coolen Sprüchen von Prof. K, dem Moderator des Piratensenders Jet Set Radio, der auch die Story vorantreibt. Wie im Original ist es zudem möglich, eigene Graffitis mittels eines simplen Editors selbst zu gestalten. Blöderweise kann man Diese heute wie damals nicht mit anderen Spielern tauschen. Onlinefunktionen gibt es nur bei Bestenlisten und den neun vorhandenen Trophäen. Schön dagegen ist, dass es einiges an Bonusmaterial ins Spiel geschafft hat. So gibt es acht Features u.a. mit einer Dokumentation über das Spiel.
FAZIT:
Jet Set Radio ist noch immer ein audiovisueller Leckerbissen, der leider mit einigen gameplaytechnischen Unzulänglichkeiten zu kämpfen hat. So sind die Steuerung und die Kamera noch genauso bockig wie vor zwölf Jahren und das treibt den eh schon hohen Schwierigkeitsgrad in noch höhere Sphären. Wer damit kein Problem hat, für den ist der Titel auch heute noch eine Runde wert, da es einfach nichts Vergleichbares gibt. Zudem bleibt Jet Set Radio mit einem Preis von 7,99€ im angenehmen Rahmen.
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