Jurassic Park war ein cooler Film – damals. Ich würde mich allerdings nicht als großer Fan bezeichnen, obwohl ich auch die zwei Nachfolger irgendwann im TV gesehen habe. Doch die Geschichte bietet guten Stoff für ein Videospiel, besonders wenn es von den Adventure-Veteranen von Telltale Games kommt. Doch nicht immer gehen alle Wünsche in Erfüllung…
Willkommen auf Isla Nublar
Die Geschichte fußt auf den Ereignissen im Film (ich spar mir jetzt einfach eine Zusammenfassung, den Streifen kennt eh jeder). Aber man spielt die Story nicht direkt nach, sondern erlebt das Geschehen aus den Augen zahlreicher neuer Figuren, wie Nima, einer Söldnerin, oder Gerry Harding, einem Tierarzt, dessen Tochter gerade zu Besuch ist. Das sorgt für ein frisches Spielerlebnis, auch wenn einem so manche Szene bekannt vorkommen kann. Jede Figur hat dabei übrigens seine eigenen Ziele und diese Kollidieren manchmal mit dem reinen Überlebenswillen. Die Dramaturgie geht im Großen und Ganzen in Ordnung, genauso wie die Dialoge. Doch im Endeffekt kann das sechs Stunden Abenteuer (alle vier Episoden zusammen) nicht wirklich fesseln, da man selbst als Videospieler Besseres gewöhnt ist.
Klick, Klick… Zwischensequenz, Klick, Klick…
Das Gameplay enttäuscht auf ganzer Linie. Statt typischer Adventure-Rätselkost bekommt man einen biederen „Interaktiven Film“ vorgesetzt, bei dem die Höhepunkte der Interaktion Gespräche mit anderen Figuren ausmachen und das zeitnahe Drücken von verschiedenen Knöpfen ist. Okay, so was kennt man auch aus „Heavy Rain“, doch hier macht noch nicht einmal die Knöpfchendrückerei Spaß. Das liegt vor allem an der wenig intuitiven Steuerung, bei der das ganze Pad belegt wurde und man erst einmal überlegen muss, welche Taste denn gedrückt werden soll – bei Passagen, wo es auf Reaktion ankommt, nervt das beizeiten. Der Verzicht auf ein Inventar lässt außerdem ahnen, welche Art „Denksportaufgaben“ auf den geneigten Abenteurer warten – nämlich ziemlich simple. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten, nach dem Abschluss einer Episode kann man alle Kapitel wiederholen, um am Ende die jeweilige Goldmedaille zu erhaschen. Doch wer spielt diesen Schund freiwillig noch ein zweites Mal?
Selbst das Bewegen der Spielfigur verkommt zur Knöpchendrückerei
Ab in den Dschungel
Grafisch sollte man nicht allzu viel erwarten. Das Spiel hatte kein großes Budget (die Lizenz war wohl das Teuerste) und sieht dementsprechend antiquiert aus. Die Spielfiguren stacksen stocksteif durch die Gegend, gelungene Gesichtsmimik bekommt man eher selten zu sehen und viel Charme versprüht auch keine der Charaktere. Ähnlich verhält es sich mit der Umgebungsgrafik – relativ detailarm und mit Texturen aus der PS2 Zeit versehen, kann man „Jurassic Park: The Game“ nicht gerade als optischen Leckerbissen bezeichnen. Immerhin hinterlassen die Dinosaurier einen ganz ordentlichen Eindruck, was dann wenigstens einen Pluspunkt macht. Richtig ärgerlich sind dagegen die kleinen Ruckler, langen Ladezeiten zwischen den Kapiteln und das träge Menü. Beim Sound gibt’s bekannte Kost aus dem Soundtrack des Films und sogar deutsche Sprecher, die überraschenderweise einen passablen Job erledigen. Aber auch hier nerven kurze Aussetzer bei der Wiedergabe.
FAZIT:
Was für eine Enttäuschung! Statt eines ordentliches Episodenabenteuers ala Sam & Max oder Zurück in die Zukunft erwartet den geneigten Fan lediglich ein lahmes Quick Time Events Adventure, bei dem unsinnige Knöpfchendrückerorgien und belanglose Gespräche im Vordergrund stehen. Durch die verkorkste Steuerung (man muss ja alle Knöpfe auf dem Gamepad unbedingt belegen) und der mäßigen Grafik macht noch nicht einmal das Zuschauen Spaß. „Jurassic Park: The Game“ ähnelt eher einem drittklassigen Low-Budget Film, als einem normalen Videospiel. Sorry, liebe Leute bei Telltale – aber das war wohl ja mal ein richtiger Griff ins Klo.
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