Obwohl sowohl ICO als auch Shadow of the Colossus mit zu den besten Spielen dieser Konsolengeneration gehörten, blieb der gewünschte kommerzielle Erfolg leider aus. Trotzdem entschied sich Sony in Anbetracht des näher kommenden Releases von The Last Guardian, die beiden ersten Werke der Entwickler von Team ICO, in einer HD Collection neu aufzulegen. Dabei ist aber nicht nur ein simpler Port entstanden, sondern eine echte Überarbeitung, wie man sehen kann. Leider sind beide Spiele aber so verschieden, dass man ihnen nicht gerecht werden würde, wenn man sie in einem Text gemeinsam abarbeitet, weswegen wir hier die Spiele gesondert betrachten.
ICO
ICO erschien vor ca. 10 Jahren das erste Mal auf der PS2 und erzählte die Geschichte eines kleinen Jungen mit Hörnern, die ihm aber zum Verhängnis werden sollten. Denn in dem Dorf glaubt man, dass die Hörner ein Fluch der Götter sind und so sperrt man jedes Kind mit Hörnern an seinem 12. Geburtstag in eine entlegene Burg, wo man es sich selbst überlässt und so hofft die Götter besänftigen zu können. Normalerweise bedeutet das den sicheren Tod des Menschen, doch unser Junge schafft es sich aus seinem Gefängnis zu befreien und nun muss man noch einen Weg aus der Labyrinth artigen Burg finden und dabei stößt man auf ein kleines Mädchen, das einen fortan begleitet. Leider kommt aber schon ein neues Problem auf, denn mysteriöse Schattenwesen trachten nach dem Leben der beiden und so müsst ihr euch nicht nur um euch selbst kümmern, sondern auch um das Leben des Mädchens um heil aus der Burg zu entkommen. Eine wirkliche Story gibt es demnach nicht, denn euer einziges Ziel ist es mit dem Mädchen heil aus der Burg zu fliehen. Daher fehlen auch wirkliche Zwischensequenzen nahezu komplett und auch Dialoge findet man eher selten, da beide Protagonisten eine für den Menschen unverständliche Sprache sprechen und nur der eigene Charakter mit Untertiteln unterlegt ist (Anmerkung der Redaktion: Im zweiten Durchlauf kann man auch Yordas Sprache verstehen).
Denken für zwei
Im Grunde ist ICO ein klassischer Plattformer mit zahlreichen Puzzels. Man springt und klettert sich nämlich die Welt und muss hin und wieder ein paar Gegner mit seinem Stock ausschalten. Das wirklich einzigartige an dem Spiel ist die Interaktion mit dem Mädchen, dass ihr an der Hand führen oder auch zu euch rufen könnt. Manchmal muss man ihr aber auch über Vorsprünge, Abgründe etc. helfen, da sie alleine dafür zu schwach ist. Dies macht sich vor allem bei den vielen Rätseln bemerkbar, die oft darauf aus sind, dass man das Mädchen heil durch einen bestimmten Teil der Burg bringt. Jedoch ist hier meist etwas Köpfchen gefragt, doch vor nahezu unlösbare Probleme wird man auch hier nicht gestellt, was auch an der angenehmen Steuerung liegt. Diese reagiert nämlich absolut präzise und ist auch frei von nervigen Stellen, sodass man nirgends hängen bleibt oder sich mal grob beim Springen verschätzt und das obwohl man meist noch einen KI-Charakter an der Seite hat. Glücklicherweise hört auch dieser meist sofort aufs Wort und so kommt nur ganz selten Frust auf.
Komm Mädchen, nimm meine Hand
Melancholie pur!
Wie man also sehen kann, hat ICO in Sachen Story und Gameplay sicherlich keine Maßstäbe gesetzt, dafür aber umso mehr in Sachen Atmosphäre und Design. Nur wenige Spiele schaffen es nämlich eine so enge Beziehung zwischen dem Spieler und den Charakteren aufzubauen, wie ICO. Je länger man spielt, desto mehr Mühe gibt man sich die beiden unversehrt durch das Schloss zu bringen. Denn eigentlich spricht alles gegen sie, aber man selbst kann sie retten. Dabei kommt noch hinzu, dass man sich meist in den bedrückenden und kahlen Burgmauern aufhält, welche nicht gerade zum Freuen einladen. Und eben deswegen fühlt man umso mehr mit den Charakteren mit und wird quasi von der Atmosphäre mitgerissen.
PS2-HD Glanz
Technisch darf man sicherlich kein Meisterwerk erwarten, da wir hier von einem PS2-Spiel sprechen. Trotzdem kann das Spiel auch auf der PS3 überzeugen, da sich die Entwickler bei der Portierung viel Mühe gegeben haben und viele Modelle und Texturen noch einmal liebevoll überarbeitet haben. Alles wirkt einen ticken Schärfer und HD bringt sowieso ein mehr an Grafikpracht mit sich. Zudem kommt man neuerdings auch in den Genuss eines 3D-Features, das zwar durchaus ganz nett ist, aber den Spielspaß nicht auf eine neue Stufe hebt. Wie in den meisten Spielen bleibt 3D also mehr eine kleine Spielerei, als ein echtes Feature. Dafür bleibt man dann aber auch in 1080p vor nervigen Slowdowns, Aliasing oder Tearing verschont, was heutzutage noch eine Seltenheit ist. Musikalisch erwartet einen ein minimalistischer, orchestraler Soundtrack der passend zum Spiel meist etwas melancholisch angehaucht ist und so die Atmosphäre super einfängt!
Shadow of the Colossus
Fünf Jahre später erschien das zweite Werk von Team Ico unter dem Namen Shadow of the Colossus, welches nicht mehr viel mit ICO zu tun hat. Denn nun schlüpft man in die Rolle von Wander, einem mutigen Jungen, der mit seinem Pferd Argo in ein fernes Land reist, um dort ein Mädchen wiederzubeleben. Sie selbst ist durch eine Opferung zu Tode gekommen und man erzählt sich, dass man in dem fernen Land die Menschen wieder zum Leben erwecken kann. Also Wander das Mädchen auf den heiligen Schrein legt, passiert aber nichts und eine Stimme gebietet ihm 16 Kolosse zu besiegen, um die Macht der Wiederbelebung freizusetzen. Ohne Groß zu überlegen macht man sich also auf die Suche nach den Kolossen und stürzt sich in ein ganz besonderes Abenteuer. Denn wie bereits bei ICO ist das quasi schon alles an Story, die man mitbekommt. Es geht nur darum die Kolosse zu besiegen und so das Mädchen wiederzubeleben, aber auch hier soll dies dem Spiel nicht zum Verhängnis werden.
Galopp!
Im ganzen Spiel ist das eigene Pferd und Schwert dein bester Freund, um sich durch die riesige Spielwelt fortzubewegen. Denn mit riesig, meine ich wirklich riesig. Die Welt scheint nämlich nahezu unendlich groß zu sein und wird nur durch große Gebirge oder Abhänge begrenzt und selbst ein Ritt auf dem Pferd kann da schon mehrere Minuten dauern. Besonders schön ist dabei, dass man es bei Team ICO geschafft hat dem Pferd eine Seele zu geben. Somit reagiert das Pferd nicht wie ein Roboter auf eure Befehle, sondern braucht manchmal einen Moment bis es gehorcht und nach rechts lenkt oder auch um in Schwung zu kommen. Dabei wirkt dies keineswegs nervig, sondern eher liebevoll, weil man ganz genau weiß, dass dieses Pferd etwas ganz Besonderes ist und man es nicht im Stich lassen möchte. Trotzdem muss man hin und wieder absteigen, um sich den Kolossen zu stellen und diese machen ihrem Namen alle Ehre, denn sie sind meist wirklich dutzende Meter hoch und erinnern teilweise an laufende Wolkenkratzer. Daher ist man mit seinem Schwert etwas unterlegen, doch zum Glück weiß man das jeder Koloss eine Schwachstelle hat, die man erst mal erreichen muss. Daher muss man sich oft erst einen richtigen Schlachtplan ausdenken, um zu der gewünschten Stelle zu gelangen. Glücklicherweise kann man oft am Fell der Kolosse hochklettern oder auf kleine Vorsprünge an den Füßen zum Beispiel springen, um sich so vor zuarbeiten. Jedoch sollte man sich gut festhalten, da auch die Kolosse sich ungern beklettern lassen und hier kommt eine Ausdaueranzeige ins Spiel. Denn man kann sich nicht unendlich lange irgendwo festhalten und so muss man teilweise schon sehr akribisch planen, um nicht kurz vor dem Ziel abgeschüttelt zu werden. Hat man es trotzdem geschafft, darf man sich ausruhen, doch der nächste Koloss wartet schon…
Du machst mir keine Angst!
Melancholie pur!²
Wie auch schon bei ICO glänzt Shadow of the Colossus vor allem durch die bedrückende Atmosphäre, die sich durch das ganze Spiel zieht. Angefangen bei der traurigen Anfangsszene, in der man um die Wiederbelebung bittet, bis hin zu der riesigen, leeren und kargen Spielwelt und den Kolossen. Denn eigentlich gibt es dort nichts, was einen in diesem Menschenleeren Land aufhalten würde, doch man muss sich durch die Ödnis kämpfen, um sein Ziel zu erreichen. Dabei plagen einen mit der Zeit auch gewisse Selbstzweifel, denn die Kolosse haben einem nichts getan und sind im Grunde friedlich, aber trotzdem tötet man sie einem nach dem anderen.
PS2 und PS3 an ihren Grenzen
Bereits auf der PS2 stießen die Entwickler bei der Entwicklung des Spiels an die Grenzen der Hardware, was sich vor allem in einer teilweise etwas instabilen Framerate bemerkbar machte. Grund hierfür war wohl die ungeheure Weitsicht und auch technisch saubere Programmierung, die auch Rechenkraft in Anspruch nimmt. Leider plagen das Spiel auch auf der PS3 dieselben Probleme, wobei die Framerate auf der PS3 etwas stabiler ist. Dafür erhält man dann aber auch wieder 3D-Support und eine ansonsten saubere, technische Arbeit, die man heute nur noch viel zu selten zu sehen bekommt. Aber auch musikalisch setzt man mit dem Soundtrack Maßstäbe, der zwar minimalistisch gehalten ist, aber eben perfekt zum Spielgeschehen passt.
FAZIT:
Beide Spiele bestechen auch heute noch durch ihre dichte und packende Atmosphäre. Man möchte gar nicht mehr aufhören, durch die verwunschene Burg zu schleichen oder den nächsten Koloss zu jagen. Das Gameplay mag dabei recht simpel herüberkommen, doch die Umsetzung fesselt nach wie vor. Einen großen Beitrag dazu leisten auch die zauberhafte Grafik sowie der gelungene Soundtrack. Kurz gesagt, lässt man sich auf beide Spiele ein, dann erlebt man tolle Unterhaltung abseits von Krieg, Soldaten und Maschinengewehren.
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