Seit Jahren schon kochen die Spieleforen im September/Oktober über und hitzige Diskussionen beherrschen den Alltag. Grund dafür sind des Öfteren die Spiele Pro Evolution Soccer, sowie FIFA. Denn jedes Jahr aufs Neue wollen beide Spieleserien das Rad neu erfinden und das führt zu erbitterten Kämpfen der beiden Lager. Dieses Jahr war es nicht anders und wir persönlich nehmen uns FIFA 12 vor und klären, ob die versprochenen Neuerungen wirklich das Spielgeschehen auf eine neue Ebene heben können.
Impact Engine
Die spielerisch größten Neuerungen findet man im überarbeiteten Abwehrverhalten und vor allem der Player Impact Engine, welcher wir uns zuerst widmen wollen. Denn wir erinnern uns: In älteren FIFA-Spielen kam es, wie es im Fußball üblich ist, des Öfteren zu Zusammenstößen der Spieler, die meist etwas unbeholfen aussahen. Clipping-Fehler oder plötzliches Stehenbleiben gehörten zur Tagesordnung und schmälerten den Gesamteindruck ein wenig. Mit der Player Impact Engine möchte sich EA diesem Problem nun annehmen und implementierte ein System, dass sich um die vielen Zusammenstöße kümmert, um möglichst realistische Zusammenstöße zu liefern. Zudem soll es dadurch auch möglich sein, dass Spieler sich an ganz speziellen Körperteilen verletzen können und sich dann dementsprechend auf dem Spielfeld verhalten. Auf dem Papier klingt das Ganze wirklich wunderbar, doch die Realität ist etwas ernüchternder. Im Spiel selbst bekommt man recht wenig von diesem System mit und wenn dann ärgert man sich zu 90% darüber, denn es kommt gerne schon mal zu Fehlern vor und dann verhaken sich Spieler auf unverständliche Art und Weise, andere Fallen einfach ohne Grund nach einem kleinen Rempler und sichere Torchancen werden damit gerne mal zu Nichte gemacht. Zudem sorgt das System dafür, dass Fouls vom Schiedsrichter nicht mehr so eindeutig erkannt werden, wie früher. Klare Fouls werden dann gerne mal nicht geahndet oder Karten sehr großzügig gegeben. Für eine rote Karte muss man sich somit schon wirklich einen groben Schnitzer leisten. Des Weiteren sind Verletzungen nun wirklich selten geworden und das obwohl man eine Verletzung wirklich provoziert. Aber wenn, dann wird dies wirklich realistisch dargestellt und hin und wieder passiert es sogar, dass man mit einem Spieler sprintet und dieser sich im Sprint verletzt bzw. sich eine Zerrung zuzieht und dann mit schmerzverzerrtem Gesicht den Sprint abbrechen muss. Solche Situationen sorgen dann wieder für mehr Realismus. Kommen wir aber nun zum Abwehrverhalten, was durchaus ein von vielen kritisierter Punkt war. Denn in den meisten Fällen war es völlig ausreichend, wie ein doofer auf die X-Taste zu hämmern, um dem Gegner den Ball abzunehmen und dies wurde nun deutlich erschwert. Denn das Abwehren wurde nun auf mehrere Tasten verteilt und so hat man neuerdings eine Taste fürs Tackling und dann noch eine andere, um den Gegner zu stellen bzw. um mit ihm mitzulaufen und so mögliche Wege zu versperren. Denn wer hier einfach ohne nachzudenken auf den Gegner draufgeht, wird meist den Kürzeren ziehen, da die Spieler agiler denn je sind. Doch mit der Zeit sollte man sich daran gewöhnen und die meisten Gegner von den Beinen holen können. Der erste wirkliche Kritikpunkt an diesem Spiel findet sich erst, wenn man offline gegen die CPU spielt. Denn seit Jahren ist diese alles andere als realistisch und sorgt meist eher für Frust. Denn auf den mittleren Schwierigkeitsgraden gewinnt man gerne auch mal mit zugebundenen Augen und auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad beißt man sich die Zähne an dem Gegner aus, weil dieser im Angriff scheinbar die eigenen Aktionen vorhersehen kann und den Ball so lange hin- und herspielt bis sich eine Lücke auftut und beim Abwehren eine Mauer aufstellt, die man kaum durchdringen kann. Beides ist wenig realistisch, vor allem ersteres. Denn solch ein Spiel kann vielleicht der FC Barcelona aufziehen, aber sicherlich nicht der FC Augsburg oder ähnliche Mannschaften und natürlich steht jede Mannschaft hinten wie ein Bollwerk und man quält sich durch solch ein Spiel. Besonders schlimm wird es, wenn CPU gegen CPU spielt. Dann findet das ganze Spiel quasi im Mittelfeld statt, da die Mannschaft, welche am Ball ist, denn Ball einfach von einer Seite zur anderen spielt, um eine Lücke zu finden. So wird zum Beispiel der „Be a Pro“ Modus zu einer wahren Geduldsprobe. Hier sollte man in Zukunft definitiv Nachbessern, um die verschiedenen taktischen Einstellungen und Skills der einzelnen Mannschaft besser darzustellen.
Viele Ligen und Mannschaften sind lizenziert
Mann gegen Mann
Auf der Seite der Spielmodi ist im Grunde alles beim alten geblieben. Offline kann man simple Freundschaftsspiele spielen, eine Karriere als Manager, Trainer oder auch eigener Spieler starten und so seine Zeit verbringen. Dies kennt man schon alles aus dem vorigen Jahr und wurde nur kleineren Änderungen unterzogen. Wirklich interessant wird es erst, wenn man online spielt. Denn neuerdings gibt es die sogenannten „Mann gegen Mann“ Saisons. Anstatt wie früher einfach Erfahrungspunkte zu sammeln und so in einer endlos langen Rangliste auf- bzw. abzusteigen, spielt man online nun kleinere Saisons. Diese bestehen aus je 10 Spieltagen und in diesen 10 Spielen hat man Zeit, um eine gewisse Anzahl an Punkten zu sammeln, um in die nächste Liga aufzusteigen, von welchen es insgesamt 10 gibt. Schafft man die Punktezahl nicht, muss man ein weiteres Jahr in der Liga bleiben oder im schlimmsten Fall sogar wieder in die untere Liga absteigen, was für deutlich mehr Spannung und Spielspaß sorgt. Außerdem sorgt das System dafür, dass die sogenannten Quitter (Leute, die bei einem Rückstand einfach das Spiel verlassen und euch so um eure Erfahrungspunkte gebracht haben) nahezu nicht mehr vorkommen. Denn das Spiel merkt sich den letzten Spielstand und kaum einer, der diesen Modus spielt, möchte einen wichtigen Spieltag so leichtfertig verschenken. Zudem gibt es nun das EA Creation Center, das euch mit den neuesten Neuigkeiten aus der FIFA-Welt versorgt. Zum Beispiel kann dort die Bestenliste eingesehen werden, aber auch die letzten Erfolge eurer Freunde werden euch dort gezeigt. Interessanter sind da schon die Challenges, welche regelmäßig aktualisiert werden. Sie basieren nämlich immer auf aktuellen Ereignissen in der Welt des Fußballs und meist muss man mit einem Team in einer bestimmten Zeitvorgabe noch ein Spiel drehen oder ausgleichen. Schließt man eine Challenge mit Erfolg ab, erhält man dann eine gehörige Anzahl an Erfahrungspunkten, die man sammelt, um sein Level zu steigern, was aber leider keine weiteren Auswirkungen auf das Spiel. Ansonsten ist online alles beim Alten geblieben, sodass sich FIFA-Veteranen sofort heimisch fühlen dürften. Vor allem der Mann gegen Mann Saisons Modus sorgt aber für mehr Spielspaß und immerhin muss man sich online nicht mit der schrecklichen KI herumschlagen.
Grafischer Feinschliff
Auf der technischen Seite wird man kaum Veränderungen zu FIFA 11 feststellen können, wobei man sagen muss, dass die Darstellung der einzelnen Spieler sich deutlich verbessert hat und sie ihren realen Vorbildern durchaus ähnlich sehen. Aber das stimmt leider auch nur in den Nahaufnahmen, sobald man sich im Spiel selbst befindet, wird der Detailgrad deutlich heruntergeschraubt. Ein weiterer Kritikpunkt aus FIFA 11 war, dass man viel zu viele Ladezeiten hatte, die auch noch eine Ewigkeit dauerten und leider wurde dies nicht völlig behoben. Denn einerseits dauert es eine ganze Weile bis das Spiel gestartet ist und im Spiel selbst, vor allem Karrieremodus wird man mit zahlreichen Ladeverzögerungen konfrontiert. Trotzdem sind manche unnötigen Ladezeiten verschwunden und man kann nur hoffen, dass man in Zukunft weiter an den Ladezeiten arbeitet. Musikalisch darf man mal wieder einen Soundtrack mit vielen unterschiedlichen Interpreten erwarten, bei dem für jeden etwas dabei sein sollte. Aber auch die Geräusche beim Spiel und Fangesänge wurden noch einmal gehörig aufpoliert und endlich ertönen auch im BVB-Stadion die Fangesänge. Da hat man also auch einen weiteren Schritt nach vorne machen können. Sogar die Kommentatoren wurden verbessert! Denn vor allem wenn man die Mann gegen Mann Saisons spielt, nehmen sie gerne mal Bezug zu letzten Ergebnissen und reden darüber, dass man beispielsweise diesen Sieg unbedingt braucht, um nicht abzusteigen oder im letzten Spiel eine dicke Klatsche kassiert hat, die man nun wegstecken muss. Dies sorgt auf jeden Fall für mehr Authentizität, aber leider war es das auch schon. Denn die allgemeinen Kommentare zur aktuellen Spielsituation sind meist immer noch absolut falsch und unverständlich. Zudem sorgen manche Aussagen auch für Kopfschmerzen, da dort scheinbar blind aus anderen Sprachen übersetzt wurde.
Die Animationen sind wieder einmal klasse
FAZIT:
FIFA 12 ist nicht perfekt, aber es macht auf jeden Fall einige richtige und vor allem notwendige Schritte. So ist die Impact Engine zwar noch verbesserungswürdig, aber man erkennt die ersten richtigen Ansätze, die nur noch ausgebaut werden müssen. In erster Linie sorgen die „Mann gegen Mann“ Saisons aber für den meisten Spielspaß und heben das Online-Spielen gleich auf ein völlig neues Level und wer es einmal gesehen hat, möchte es nicht mehr missen. Leider gilt dies nur für den Online-Modus und so leidet der Offline-Modus vor allem unter der KI, die einfach völlig unausgewogen ist und in den meisten Fällen für Frust sorgt. Aber es ist schön zu sehen, dass EA in vielen Punkten weiter an dem Spiel arbeitet und Kommentatoren, Grafik und andere Dinge verbessert und so ist FIFA 12 auch dieses Jahr ein Muss für alle FIFA-Fans. Sogar Pro Evolution Soccer Veteranen sollten dem Spiel eine Chance geben.
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