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Pilot Down - Behind Enemy Lines
10. Juli 2011

Jetzt alle die Hände hoch, die "Prisoner of War" kennen und sehnlichst auf einen Nachfolger warten. Ich habe eine freudige Nachricht für euch. Nein, es gibt keinen neuen Teil von "Prisoner of War", aber es gibt ein neues Spiel von den Entwicklern von "Prisoner of War".

Toll, oder?

Angeblich wurden während des Zweiten Weltkrieges 180.000 alliierte Piloten über feindlichem Gebiet abgeschossen. Nur 300 von ihnen schafften es über die Grenze in die Schweiz. Ihr seid William Foster und somit einer der abgeschossenen Piloten. Irgendwo in Deutschland versucht ihr nun nach Frankreich?! zu gelangen. Wieso eigentlich Frankreich? Das ist doch auch von Deutschland besetzt? Egal, wir ignorieren das schlichtweg. Mit nichts als einem Rucksack auf dem Rücken kämpft ihr euch durch das Tutorial und die anschließenden Missionen, ständig auf der Suche nach Waffen, Items und noch mehr Items. Schon nach kurzer Zeit hat man davon allerdings viel zu viel und kann gar nicht alles mitnehmen, weil das Inventar mickrig klein ausgefallen ist. Und schon hätten wir die erste Besonderheit von Pilot Down. Jede absolvierte Mission bringt 1.000, jeder der drei versteckten Geheimgegenstände 100 und die erfolgreich abgeschlossene Nebenmission 500 Punkte. In Summe sind das maximal 1.800 Punkte pro Mission, die es für Fertigkeiten zu verbraten gilt. So lässt sich das Inventar wie auch alles andere in vier Stufen vergrößern. 250, 500, 1.000 und 1.500 Punkte kosten die stufenweisen Upgrades. Dabei sollte man mit Bedacht wählen, welche Fähigkeiten man verbessert, denn für alle reichen die Punkte bei einem Mal Durchspielen nicht aus. Wichtig sind vor allem die Ausdauer, die Wirkung von Health-Päckchen und die Waffenfertigkeiten an Pistole, SMG und K98. Ohne Waffen seid ihr nämlich ein toter Mann auch wenn sich die Entwickler das irgendwie anders gedacht haben. Schließlich soll man schleichen, unbewaffnet töten und nicht wie Rambo durch die Gassen springen. Das war jetzt vielleicht etwas übertrieben, denn Munition gibt es ebenso wenig im Überfluss wie Health-Items, aber aufgrund der veralteten Spielmechanik bleibt einem gar nichts anderes übrig als so viele Gegner wie möglich mit Waffen auszuschalten und nur idiotensichere Szenen mit lautlosem Töten zu bereinigen. Wurdet ihr beim Anschleichen bemerkt, liegt ihr so schnell unter gegnerischem Feuer, dass man oftmals schon tot ist, bevor man überhaupt eine Waffe gezogen hat. Und selbst wenn man seine Waffe gezückt bekommt, dauert es ein Weilchen bis sich das Fadenkreuz beruhigt hat, denn aus der Bewegung heraus haben alle Waffen einen Streukreis wie eine abgesägte Schrotflinte. Ach ja, und wer tot ist, darf die gesamte Mission noch einmal beginnen - keine Checkpoints und das bei riesigen Missionen. Da beißt man vor Frust fast ins Pad, wenn man beim letzten Gegner stirbt und die letzten 70 Minuten Spielen für die Katz waren. Aber nicht nur Gegner machen Foster das Leben schwer. Wasser und Kälte ebenso. Die Entwickler müssen sich gedacht haben, dass ein Ausdauerbalken doch das Tüpfelchen auf dem "i" wäre. So muss der Spieler noch taktischer agieren und kann nicht 2 Stunden hinter irgendeinem Busch warten bis der Gegner vorbeigeschlurft kommt. Gerade zu Beginn des Spiels geht der Schuss jedoch total nach hinten los. Die Abstände zwischen den Feuerstellen sind so groß, dass man sie mit Mühe und Not im Sprint erreicht, um sich wieder aufzufrischen. Hat man da noch das Vergnügen mit diversen Gegnern, knabbert es permanent am Gesundheitsbalken. Praktisch ist man nur bemüht von einer Feuerstelle zur nächsten zu gelangen, die auf dem Weg befindlichen Gegner muss man dabei gezwungenermaßen schnellstmöglich eliminieren. Das erste Upgrade sollte man folglich seiner Ausdauer zukommen lassen.

Gleich brech ich dir dein Genick!

Die Missionen

Bei den Missionen sieht es ähnlich mager aus wie im Rest des Spiels. Missionsziele sind stets nur Makulatur, zumal das Nebenziel der Mission gar nicht angezeigt wird und ihr von selbst darauf stoßen müsst. Mal darf man Propagandablätter manipulieren, Piloten befreien oder Hitlers neues Auto demolieren. Hauptaufgabe in jedem Fall ist die Durchquerung des Missionsgebietes, was immer wieder mit kleinen Hindernissen gespickt wird, die mit Hilfe von Schlüsseln, Kurbeln oder ähnlichem beseitigt werden müssen. Sonderlich originell ist das nicht gerade. Ein wenig Abwechslung können da nur eine Handvoll Missionen geben. Verkleidet als Bahnarbeiter oder Soldat operiert ihr direkt unter den Augen der Nazis oder ihr kämpft euch mit Karte und Kompass durch eisige Weiten. Und um die Vielfalt scheinbar zu krönen, stellt die letzte Mission einen Luftkampf dar, den ihr als Bordschütze auf einer Messerschmidt erlebt. Danach ist das Spiel aber auch schon so sang- und klanglos zu Ende wie es begonnen hat.

Technikkrücke

Kein Intro, kein Outro, keine Zwischensequenzen, lediglich ein paar total minderwertige Ingame-Videos stellen die opulente Präsentation dar. Ganz ohne Story lässt man uns allerdings nicht davonkommen, was an den optisch sehr gefälligen Comicstrips zwischen den Missionen liegt, welche jedoch einfach zu kurz und zu oberflächig ausgefallen sind. Die hätte man zu einer komplexen Geschichte ausbauen können, zumal sie sich schrittweise aufbauen und mit Soundeffekten unterlegt sind. So wäre wenigstens ein positives Element bei der technischen Umsetzung vorhanden gewesen. Grafisch rangiert Pilot Down nämlich gerade mal auf Niveau der ersten PS2-Titel. Schauen das Turorial und die vorletzte Mission sogar noch ganz passabel aus, hat man sich bei den restlichen Missionen keinerlei Mühe mehr gegeben. Blasse, farbarme Texturen ziehen sich über detailarme Objekte in Quaderform oder Tonnenform. Gepaart wird das mit einer permanent niedrigen Framerate, die erst richtig in den Keller geht, sobald gegnerische Soldaten aktiv werden. Effekte wie Echtzeitschatten, Spuren im Schnee und Wassertropfen auf dem Bildschirm rangieren bei mir unter Verhöhnung des Spielers, wenn man nicht einmal eine flüssige Grafik hinbekommt, geschweige denn halbwegs hübsche Texturen. Clippingfehler, Popups, starker Nebel und durchscheinende Objekte sind außerdem an der Tagesordnung.

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit der Soundkulisse. Da Pilot Down mit deutscher Sprachausgabe daherkommt und unsere Hauptcharakter nun einmal nicht Deutsch spricht, bekommen wir alles was er sagt und denkt mit deutschen Untertiteln präsentiert. Zumindest sollten wir das, es funktioniert nämlich nicht so richtig. Was beschwere ich mich eigentlich? Ich sollte froh sein, dass Foster mit halbwegs passablem Englisch vertont ist. Die deutsche Sprachausgabe ist nämlich ein totaler Witz. Miserabel betont und ansatzweise sogar mit bayrischem Dialekt - eine Peinlichkeit sonders gleichen. Sollte ich auch noch erwähnen, dass man sich bei der deutschen Übersetzung richtig ins Zeug gelegt hat und leere Speicherstände auf der Memorykarte als "Leer Schlitz" bezeichnet? Die Soundeffekte schlagen sich da nur minimal besser. Lediglich zwei verschiedene Geräusche haben die Soundtüftler für die Schritte unseres Helden vorgesehen. Schleicht man klingt es gerade so als laufe man über groben Splitt. Zusätzlich hauchen gewürgte Gegner ihr letztes bisschen Leben so geräuschvoll aus, dass es im Normalfall eine ganze Garnison voller Soldaten anlockt. Des Weiteren werden stellenweise alle Geräusche durch Wasserrauschen übertönt, obwohl nicht einmal ein kleiner Wasserlauf in der Nähe ist. Realitätsnah ist die Geräuschkulisse also keinesfalls ausgefallen.

Auf meiner Jacke fehlt die Textur!

Absolut ungeschlagen bleibt dagegen die Kollisionsabfrage. Zum ersten macht sie einem das Leben richtig schwer, zum zweiten rettet sie einem regelmäßig die virtuelle Haut. Nur weil ich einen Gegner hinter einem Hindernis fast komplett sehe, heißt das nicht gleich, dass ich ihn auch treffen kann. Das gilt umgekehrt auch für eure Gegner. Um Gegner mit Sicherheit treffen zu können, muss man sich aus jeglicher Deckung herausbewegen. Die an sich recht knapp bemessene Munition vergeudet man ansonsten pausenlos an nicht mehr vorhandenen Ecken und Hindernissen ohne dem Gegner auch nur ein bisschen zu schaden. Sobald ihr euch direkt hinter einem Kistenstapel versteckt und aufrecht stehend locker lässig darüber hinweg sehen und zielen könnt, werdet ihr mit absoluter Sicherheit jeden abgegebenen Schuss in eure Deckung feuern. Um über die Deckung feuern zu können, muss man einige Schritte weiter hinten stehen. So wie es primär schadet, so hilft es auch, wenn man sich an verschanzte Gegner heranpirscht. Ihr seht, was der Gegner macht, seine Schüsse treffen euch jedoch nicht und in einer Feuerpause kann man den letzten Rest um die Kiste stürmen und angreifen. Eigentlich wäre ich hier noch nicht am Ende, doch ich erspare es mir jetzt, jeden gefundenen Bug und Fehler aufzuzählen. Nur so viel, den Gravierendsten kann man über das Inventar umgehen, wenn das Kontextmenü zum Aufsammeln der Gegenstände nicht erscheint.

FAZIT:

Nur weil auf dem Backcover "Von den Entwicklern von Prisoner of War" zu lesen ist, heißt das nicht automatisch, dass Pilot Down ein gutes Spiel wäre. Es verhält sich nämlich ganz anders. Pilot Down bleibt meilenweit hinter den großspurigen Anpreisungen auf dem Backcover zurück. Technisch hoffnungslos veraltet tischt man uns hier ein abgedroschenes Szenario mit Schleichelementen auf, das Dank der technischen Schwächen wirklich eine Herausforderung darstellt. Das tragische an der ganzen Geschichte, ich kann mich irgendwie nicht von diesem Spiel trennen. Eigentlich ist es mir völlig unerklärlich wie ich das Spiel überhaupt durchspielen konnte. Freunde leiser Sohlen, die gerade mit akutem Spielenotstand zu kämpfen haben, könnten theoretisch einen Blick riskieren, sollten es aber besser bleiben lassen, sonst enden sie wie ich...

[ Review verfasst von Justicer ]

Pluspunkte:

  • Comic-Zwischensequenzen
  • Bildschirmzentrierung
  • Promos kosten kein Geld ^_^

Minuspunkte:

  • Hammermäßig schlechte Präsentation
  • Technisch in jeglicher Hinsicht total veraltet
  • Abgedroschenes Szenario


Infos zum Spiel
NamePilot Down - Behind Enemy Lines
SystemPlayStation 2
PublisherOxygen Interactive
EntwicklerKuju Entertainment
GenreAction-Adventure
USKab 16 Jahren
PEGI16+
Preis29,99 €
PlatinumNein
Release
 09.09.2005
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
Englisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzNein
Vollbild 50HzJa
PAL BalkenNein
Speicherbedarf62 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IINein
EyeToyNein
HeadsetNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Pilot Down - Behind Enemy Lines
Gameplay
6.0
Atmosphäre
4.5
Grafik
3.0
Sound
3.5
Singleplayer
3.5
 

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