Wenn es ein Rennspiel gibt, dass man mit der Playstation 3 verbindet, dann ist es die Motorstorm-Serie. Dies liegt sicherlich auch teilweise an dem Trailer, mit dem das Spiel damals angekündigt wurde und der eine grafische Qualität zeigte, die so letztlich nicht erreicht werden konnte. Trotzdem erfreuten sich die beiden ersten Spiele größter Beliebtheit und so war ein Nachfolger nur eine Frage der Zeit. Mit Motorstorm: Apocalypse steht also bereits der dritte Teil vor der Tür und zeigt, dass nicht immer aller guten Dinge drei sein müssen. Warum erfahrt ihr in unserem Review!
Motorstorm gegen die Natur
In Motorstorm: Apocalypse verschlägt es den Spieler in eine von Erdbeben gebeutelte Großstadt, die auch noch mit sich bekriegenden Söldnern und Einwohnern zu kämpfen hat. Weg also von Canyons und einsamen Inseln und ab in die Zivilisation. Trotzdem ist noch für Abwechslung gesorgt, da Rennen nun auf Dächern von Wolkenkratzern, in Vororten oder den Hafenanlagen stattfinden. Unbefestigte Straßen und wahnwitzige Dschungelexpeditionen sucht man daher vergeblich, aber glücklicherweise wird man mit gewohnt guter Over-the-top Action versorgt. Denn die bereits erwähnten Erdbeben sorgen dafür, dass die Stadt nie ruht und sich während des Rennens das Bild der Strecke komplett ändern kann. Einstürzende Häuser versperren dann den Weg, Brücken brechen in sich zusammen oder es tuen sich völlig neue Wege auf. Zudem wird man noch von den beiden Parteien gestört und Hubschrauber eröffnen auch schon mal das Feuer auf das Fahrerfeld. Mit der so schon zerstörten Umgebung und umherliegenden Teilen wird es manchmal aber auch etwas unübersichtlich und daher passiert es öfters, dass man den Überblick verliert und in den nächstbesten Betonpfeiler brettert. Die zahlreichen Abzweigungen sind neuerdings auch deutlich besser versteckt und so entdeckt man immer wieder neue Abkürzungen, doch ist der strategische Part aus den Vorgängern teilweise verloren gegangen. Das liegt einerseits daran, dass der Boost sich nun deutlich schneller entlädt, aber vor allem daran, dass Wasser, Schlamm und sonstige Bodenbeläge viel weniger Einfluss haben, als früher. Während man in Pacific Rift mit einem Motorrad im Wasser fast schon stecken blieb, kann man nun nahezu problemlos hindurchdüsen. Die einzigen Vorteile der verschiedenen Klasse sind mal wieder nur ihr Gewicht und das unterschiedliche Handling, was bei den Motorrädern immer noch so bescheiden ausfällt, wie in den Vorgängern. Dafür gibt es nun noch ein paar Fahrzeugklassen mehr, wie z.B. das Superbike oder die Kleinwagen, aber im Grunde sind sie nur Variationen von Motorrädern oder den Autos. Etwas wirklich neues, wie die Monstertrucks aus Pacific Rift ist somit nicht dabei.
Rennspiel + Story = Fehltritt
Dreh und Angelpunkt des Spiels ist natürlich wieder der Festival-Modus, bei dem neuerdings aber keinerlei Festival-Stimmung aufkommt. Während man in den Vorgängern noch auf halbwegs ernst gemeinte Bilder setzte, die man im Hintergrund mitverfolgen konnte und man es einfach cool fand, wenn da Leute am Lagerfeuer saßen oder Motorradfahrer sich Klippen runter stürzten, um dann den Fallschirm zu öffnen. Dieser Aspekt wurde nämlich durch eine Geschichte ersetzt, welche euch in die Haut von drei Charakteren schlüpfen lässt und in kurzen Comic-Sequenzen präsentiert wird. Leider ist diese Geschichte gelinde gesagt völliger Schwachsinn und sorgt meist nur dafür, dass man schnell wegdrückt. Rennspiele und Storys vertragen sich einfach nicht und diesen Umstand kann auch Motorstorm: Apocalypse nicht ändern. Nichtsdestotrotz stürzt man sich also ins Getümmel und fährt als einer der drei Charaktere verschiedene Rennen, bei denen jeder Charakter einen Schwierigkeitsgrad verkörpert. Einer der größten Kritikpunkte der Vorgänger waren nämlich die teilweise frustrierend schweren Rennen, für die die Gummiband-KI verantwortlich war. Mit den Charakteren wollte man dem nun entgegen wirken, doch kann man den nächsten erst dann spielen, wenn der davor vervollständigt wurde und so kommt wieder nicht um schwere Rennen herum, wenn man alle Rennen abschließen möchte. Denn jeder Charakter erhält seine eigene mehr oder weniger bekloppte Geschichte und somit auch eigene Rennveranstaltungen. Enttäuschend dürfte auch die Tatsache sein, dass man die verschiedenen Rennmodi gestrichen hat. Nur die normalen Rennen und der Eliminierungsrennen haben überlebt, doch zumindest im Festival-Mode kommen sie so selten vor, dass sie eigentlich nicht der Rede wert sind. Außerhalb des Festivals gibt es noch den „Verfolgungs“-Modus, der eine kleine Abwandlung der Eliminierungsrennen ist. Einige Spezial-Events gibt es für die ganz harten auch noch, die aber im Grunde nur das Festival neu auflegen und man die Rennen nun in einer bestimmten Zeit abschließen muss. Dafür ist Motorstorm eines der wenigen Spiele, dass einen Splitscreen für bis zu vier Spieler unterstützt und das ohne Abstriche in der Framerate!
Motorstorm meets Call of Duty
Viel spannender gestaltet sich da schon der Online-Modus der gehörig aufgewertet wurde. So sind die verschiedenen Ränge wieder mit von der Partie, aber man kann glücklicherweise nicht mehr zurückgestuft werden, wenn ein paar Rennen mal nicht funktionieren. Man sammelt nämlich nun Punkte durch die Platzierung und verschiedene Aktionen im Rennen. Demnach bringen Drifts, weite Sprünge oder ein paar zerstörte Gegner ordentlich Punkte ein und zudem kann man auch noch Wetten darauf abschließen, dass man besser als ein bestimmter Gegner das Rennen abschließt. Bei einer erfolgreichen Wette steigt dann ein Punktemultiplikator an und man freut sich umso mehr. Außerdem gibt es jetzt ein System, dass stark an Call of Duty erinnert, wodurch man spezielle Fähigkeiten für ein Rennen auswählen kann. Dadurch wird beispielsweise der Boost etwas verlängert oder aber das Rammen der Gegner erleichtert. Insgesamt kann man drei solcher Fähigkeiten wählen und sie in Paketen abspeichern, um vor dem Rennen schnell das richtige zu wählen. Man sieht hier, dass man aus den Fehlern des Vorgängers gelernt hat und zahlreiche Verbesserungen herbeigeführt hat. Zudem laufen die Rennen auch absolut lagfrei ab und der Respawn-Fehler aus Pacific Rift scheint auch Geschichte zu sein. So verkommt der Online-Modus zum spaßigsten Teil des Spiels und wird auch noch nach Wochen für genügend Motivation sorgen.
Liebe auf den zweiten Blick
Auf den ersten Blick mag die Grafik des Spiels etwas altbacken aussehen bzw. sich nicht sonderlich von den Vorgängern abheben. In Hinblick auf die etwas schlecht aufgelösten Texturen, die man im Rennen eh nicht bemerkt, mag das wohl stimmen. Trotzdem hat man die Engine gehörig aufgewertet, da die Action, die teilweise auf dem Bildschirm abgeht ihresgleichen sucht und die Framerate dabei immer stabil bleibt. Leider musste dafür scheinbar das Schadensmodell der Fahrzeuge ein wenig zurückgeschraubt werden, da sich bei einem Crash nahezu nichts verformt und die Explosionen auch nicht wirklich überzeugen können. Schade eigentlich, da es immer lustig war mit einem völlig zerbeulten Fahrzeug über die Strecken zu rasen. Besitzer eines 3D-TVs können sich aber über die Investition freuen, da Motorstorm: Apocalypse auch dies unterstützt. Auf Grund fehlender Hardware können wir aber nichts zu diesem Effekt sagen.
Musikalische Tristesse
Erinnert sich noch jemand an den Soundtrack des ersten Spiels? Dieser war gespickt mit lizenzierten Musikstücken von Slipknot & Co. Und wusste das Spielgeschehen mit den meist rockigen Stücken perfekt zu unterstreichen. Pacific Rift konnte da leider nicht mehr so ganz überzeugen und mit Apocalypse hat man den musikalischen Tiefpunkt erreicht. Das Hintergrundgedudel ist einerseits viel zu leise und andererseits auch völlig uninspiriert, sodass es überhaupt nicht hineinpasst. Glücklicherweise kann man seine eigene Musik einbinden. Übrigens können die Motorengeräusche auch nicht überzeugen, da sie viel zu leise sind und auch ein wenig kraftlos rüberkommen. Weg sind jaulende Motoren und andere Dinge, die die Vorgänger noch boten.
FAZIT:
Motorstorm: Apocalypse ist kein schlechtes Rennspiel, aber ein schlechtes Motorstorm. Die Geschichte des Spiels ist völliger Blödsinn und sorgt nur fremdschämen und auch so gibt es zahlreiche Designentscheidungen, die nicht unbedingt auf Jubelstürme treffen dürften. Dazu zählt nicht nur die Musik, aber auch unter anderem das Gameplay. Einzig und allein der Online-Modus überzeugt von vorne bis hinten und bewahrt das Spiel vor einer noch schlechteren Bewertung. Falls es noch einen Nachfolger gibt, kann man nur hoffen, dass es mehr Back to the Roots geht, wie man so schön sagt.
[ Review verfasst von crack-king ]
Die zweite Meinung:
Für mich war das erste „Motorstorm“ ein Kaufgrund für die PS3. Der Titel bot echtes Next-Gen Feeling und unterschied sich stark von dem, was man auf der PS2 gewöhnt war. Der Nachfolger „Pacific Rift“ verbesserte die Formel an vielen Ecken und Kanten und überzeugte vor allem durch noch brachialere Rennen. Das PSP Spin-Of „Arctic Edge“ zählt dagegen auch heute noch zu den besten PSP Rennspielen. „Apocalypse“ hat mich jedoch stark enttäuscht. Zum einen finde ich den Katastrophen-Ansatz nicht sonderlich spannend (etwas Ähnliches gab es ja auch schon in „Split Second“) und zum anderen konnte mich das Spielgefühl zu keinem Zeitpunkt überzeugen. Die Rennen sind für meinen Geschmack viel zu chaotisch: Es ist schwer die richtige Strecke zu finden und Können im Umgang mit den Fahrzeugen wird nicht verlangt. Auch haben Überhitzung und Abkühlung des Motors an strategischer Bedeutung verloren. Die Steuerung vermittelt zu dem kein richtiges Gefühl für das jeweilige Gefährt und die Motorräder lenken sich noch immer schlecht. Der Storymodus kann trotz seiner Filmzitate auch nicht begeistern. Vielleicht liegt am lahmen Comicanspruch. Die locker flockige Festival-Atmosphäre, die vor allem in Teil 1 präsent war, ist jedenfalls nicht mehr vorhanden. Vor einer tieferen Wertung rettet „Apocalypse“ eigentlich nur der umfangreiche Mehrspielermodus. Neben den tollen Anpassungsoptionen, gibt es auch noch vielfältige Spielmöglichkeiten (Splitscreen, Online) und haufenweise Auszeichnungen. Unter „Abscheulichkeit für die Ohren“, fällt dagegen der Hollywood-mäßige Soundtrack. Der passt weder zum Spiel, noch klingt er gut. Wenigstens kann man seine eigenen MP3s ins Spiel einbinden kann.
[ Kommentar verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Over-the-Top Action
- Motivierender Online-Modus
- Stabile Framerate
Minuspunkte:
- Teilweise zu unübersichtliche Strecken
- Fehlende Abwechslung im Festival
- Zurückgeschraubtes Schadensmodell der Fahrzeuge