Die Gran Turismo-Serie begleitet seit jeher die Playstation Konsolen und ist bei Fans beliebt, wie kaum ein anderes Spiel. Da ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Erwartungen an das neueste Spiel der Serie, Gran Turismo 5, extrem hoch sind, vor allem, da das Spiel bereits auf der E3 2005 gezeigt wurde und wir seitdem warten. Fünf Jahre sind also ins Land gezogen und ob sich die Warterei letztlich ausgezahlt hat, erfahrt ihr in unserem Review.
The REAL Driving Simulator
Was die Fahrphysik angeht, zählte sich Gran Turismo immer zu den Simulationen, was der Titel „The Real Driving Simulator“ auch unmissverständlich klarstellt. So hat man seit dem ersten Spiel stetig an dem Fahrverhalten der Autos gearbeitet und Gran Turismo 5 kann nun noch eine ganze Schippe drauflegen. Dieser Unterschied wird vor allem mit einem Force Feedback Lenkrad deutlich, wenn man selbst die kleinste Straßenunebenheit mitbekommt und sich so fühlt, als ob man gerade ein echtes Auto kontrollieren würde. Aber auch mit dem Pad sollten die Unterschiede schnell ersichtlich werden und der Spielspaß nicht ausbleiben. So steuert sich beispielsweise ein Muscle-Car in Kurven extrem schwerfällig und die Formel 1-Fahrzeuge huschen um die Kurven, so dass kaum jemand mithalten kann. Man muss sich also erst mit jedem Auto anfreunden, bevor man Zielsicher um die Kurven fährt und die Gegner hinter sich lässt. Besonders lustig wird es aber erst bei Regen, welcher übrigens neu dazugekommen ist, denn dann passiert es schon mal, dass man die Kontrolle verliert, obwohl man die Strecke ansonsten mit geschlossenen Augen fahren könnte. Autofreaks wird es also freuen, wenn man sich erst mit den Witterungsverhältnissen und dem Auto vertraut machen muss, um eine saubere Runde hinzulegen, denn genau das macht Gran Turismo aus. Man dreht und schraubt an den Autos und passt sich der jeweiligen Strecke an. Wer damit aber überfordert oder kein begnadeter Rennfahrer ist, kann glücklicherweise zahlreiche Fahrhilfen einschalten, die einen sicher ans Ziel bringen sollten. Besonders interessant ist aber der Punkt „Rutsch-Stopp“ bzw. „Skid Recovery Force“. Von vielen als Cheaten verpönt, sorgt dieses System dafür, dass das Auto in Kurven nicht mehr wegrutscht, sondern fast wie auf Schienen entlang fährt. Dadurch lassen sich zwar oftmals bessere Zeiten ermöglichen, aber schlussendlich ist es nur dazu da, um den Anfängern den Einstieg etwas zu erleichtern. Wer es trotzdem nutzt, betrügt sich letztlich nur selbst. Schließlich sollten ja auch die Gegner KI für die größte Herausforderung sorgen, was bei Gran Turismo schon immer eher ein Problem war, da diese stur der idealen Fahrlinie folgten. Glücklicherweise hat man mit dem neuesten Teil einen Schritt nach vorne gemacht, sodass Gegner schon mal Platz machen, wenn man überrundet oder auch mal dem Kiesbett einen Besuch abstatten. Nichtsdestotrotz ist auch hier noch genug Platz für Verbesserungen, aber immerhin wurde ein Schritt in die richtige Richtung getan!
Nichts Ganzes und nichts Halbes
Die Rückseite der Verpackung verspricht über 1000 Fahrzeuge, was auch der Fall ist. Leider verschweigt man dem gutmütigen Käufer, dass nur etwas über 200 Fahrzeuge zu den sogenannten Premium-Autos gehören. Diese wurden von Grund auf neu modelliert, haben ein detailgetreues Interieur und sehen dementsprechend fantastisch aus. Ohne Zweifel kann man sagen, dass die Qualität der Automodelle alles bislang dagewesene in den Schatten stellt. Problem ist nur, dass die restlichen Fahrzeuge allesamt aus Gran Turismo PSP bzw. Gran Turismo 4 importiert wurden. Somit fehlen einerseits die Cockpits und andererseits sieht man teilweise schon deutliche Unterschiede zu den Premiummodellen. Manche sind kantig und einfach hässlich und auf der anderen Seite könnte man einen Bugatti Veyron glatt für ein Premium-Fahrzeug halten, wenn nicht das Interieur fehlen würde. Europäer, aber auch Amerikaner werden sich sicherlich noch fragen, wo die ganzen schönen Autos aus den Gebieten geblieben sind, denn etwa 70% der Fahrzeuge stammen aus Japan und sind oftmals nur verschiedene Versionen. Wer mir nicht glauben will, sollte sich die schier endlose Liste an Nissan Skylines anschauen. Alles in allem fühlt man sich einfach mit der Autoauswahl nicht wohl, da man mal unglaublich schöne Fahrzeuge fährt und dann lieblos kopierte Blechbüchsen vor die Nase geschoben bekommt und wer hauptsächlich aus der Cockpit-Perspektive fährt, ärgert sich doppelt, da man sich dann andauernd umstellen darf. Zudem hört es nicht bei den grafischen Unterschieden auf, sondern geht noch weiter und macht sich im Tuningpart des Spiels deutlich. Warum auch immer kann man nämlich keine Felgen bei Standard-Autos wechseln und Rennmodifikationen sind auch den Premium-Fahrzeugen vorbehalten. Wobei man hier auch sagen muss, dass es insgesamt nur 17 Fahrzeuge gibt, die so umgebaut werden können. Manchmal fragt man sich wirklich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn man nicht einfach nur auf die Premium-Fahrzeuge gesetzt hätte. Denn so muss man mit zu vielen Kompromissen leben.
Neue Effekte braucht das Land
Seit Jahren wünscht die Fangemeinde nun, dass man endlich ein Schadensmodell in das Spiel einbaut und dem ist man bei Polyphony Digital auch nachgekommen. So gibt es nun für alle Fahrzeuge ein Schadensmodell, was aber unterschiedlich stark ausfällt. Die Fahrzeuge der WRC- und NASCAR-Serien lassen sich nämlich am einfachsten zerlegen, dann folgen Serienfahrzeuge und die Standard-Fahrzeuge, welche über kein wirkliches Schadensmodell verfügen. Diese verformen sich nur auf einfache Art und Weise, was aber mehr mit Komik als einem Schadensmodell zu tun hat. Denn manchmal kommen unglaublich ulkige Verformungen zu Stande, die weit von der Realität entfernt sind. Leider sieht es bei den Premium-Fahrzeugen auch nicht viel besser aus, da nach einem Frontalaufprall bei Tempo 300 meist nur die Front des Fahrzeugs ein wenig verbeult ist. Wer möchte, dass Teile abfallen, hat ordentlich zu tun und muss sich dafür auch was einfallen lassen. Dafür sollten dann eigentlich die mechanischen Schäden entschädigen, die aber erst per Update nachgereicht wurden und dann auch nur im Arcade- und Online-Modus aktiv sind. Dafür funktionieren sie dann aber auch gut und erfüllen ihren Zweck. Da man aber die meisten Zeit im GT-Modus verbringen wird, ist dies eine weitere fragwürdige Entscheidung.
Ein weiterer Wunsch waren auch Wettereffekte, wie Regen, die es nun auch in Spiel geschafft haben und so darf man sich auf Regen oder sogar Schnee beim Fahren freuen, welcher das Fahrverhalten der Fahrzeuge gravierend verändert und schon mal für den ein oder anderen Dreher sorgen kann, wenn man vom Regen überrascht wird und die falschen Reifen aufgezogen hat. Zudem gibt es nun auch erstmals die Möglichkeit Strecken bei Nacht bzw. zu verschiedenen Tageszeiten zu fahren. Was ist auch schöner als ein Sonnenuntergang auf dem Nürburgring? Problem hierbei ist nur, dass man sich entschieden hat diese Effekte ohne Grund auf ein paar wenige Strecken zu begrenzen.
Streckenvielfalt ade?
Neben vielen Autos gab es auch immer eine beachtliche Anzahl an Strecken in Gran Turismo, welche alle akribisch nachgebaut waren. Die Nordschleife ist da das beste Beispiel, die ja in Gran Turismo 4 das erste mal virtuell in diesem Detailgrad nachgebaut wurde. Natürlich hat man für Gran Turismo 5 an dem Detailgrad geschraubt und auf den verschiedenen Strecken kleine optische Feinheiten hinzugefügt, aber leider nur auf manchen. Wie schon bei den Autos haben wir es auch hier mit einer Art qualitativem Gefälle zu tun. Auf der einen Seite gibt es sehr schöne, neu modellierte Strecken wie Charmonix oder die Eiger Nordwand und andererseits fährt man auf der Strecke Trial Mountain, die scheinbar einfach nur auf HD hochskaliert wurde und noch aus PS2-Zeiten stammte. Umso verwunderlicher ist dabei die Tatsache, dass viele alte Strecken fehlen. Warum dann auch noch die Wetter- und Zeiteffekte auf ein paar Strecken begrenzt sind, wird nur Kazunori Yamauchi wissen. Übrigens gibt es erstmals einen Strecken-Editor, der aber eigentlich nicht der Rede wert ist. Anstatt das man nämlich seine Strecken nach Belieben bauen und verändern kann, darf man nur zwischen ein paar wenigen Umgebungen wählen und dann ein paar Parameter einstellen, welche dann den Streckenverlauf verändern. Wirkliche Kontrolle hat man darüber nicht und somit bleibt der Editor weit hinter seinen Möglichkeiten.
Take it to the Track
Was bringt einem schon die tollste Fahrphysik oder die schönsten Autos, wenn man keine Möglichkeit hat sie ausreichend auszukosten, weswegen es auch in Gran Turismo 5 wieder einen GT-Modus gibt. Dieser übernimmt die Hauptrolle im Spiel und ist im Grunde genommen in 3 Bereiche aufgeteilt, den A-, B-Spec und Online Modus. Bevor es aber irgendwie losgeht, darf man erst seinen eigenen Fahrer erstellen und dann die Hauptseite ein wenig anpassen, um Freunden den Besuch zu verschönern. Denn erstmals kann man sich Profile anderer Leute ansehen und mit seinem eigenen vergleichen. Man kann seinen Freunden sogar Nachrichten schreiben und Autos verschenken bzw. tauschen wenn man möchte. Nostalgiker können auch sogenannte Museumskarten sammeln, indem sie sich im Playstation Network anmelden, welche die Geschichte verschiedener Autohersteller erzählen. Jeden Tag erhält man so eine gewisse Anzahl an Karten und Lacken, denn neuerdings muss man eine Farbe besitzen, um sein Auto oder Felgen umlackieren zu können. Die Lacke erhält man aber nur beim Login oder beim Kauf eines Fahrzeugs und können nur einmal eingesetzt werden. Möchte man eine Farbe mehrmals einsetzen, müssen entweder mehrere Autos mit derselben Farbe gekauft werden oder man muss darauf hoffen, dass man sie als Login-Bonus erhält. Hier hätte man gut und gerne bei Forza kopieren können und das detailverliebte Customization-System einfügen oder einfach eine Farbpallete zur Verfügung stellen können, welche von den eigens gesammelten Farben ergänzt wird, um ganz besondere Farbtöne zu haben. So ist das ganze etwas lächerlich, vor allem da man erst umlackieren muss, bevor man weiß, wie die neue Farbe auf dem Fahrzeug wirkt. Ansonsten kann man noch gespeicherte Replays anschauen oder anderen Krams einstellen, doch eigentlich ist es schon Zeit, um in die Welt des Motorsports einzusteigen. Um einen aber nicht direkt zu überfordern wird das Ganze in gewisser Weise durch ein neues Levelsystem geregelt. Bevor man also bestimmte Rennen bestreiten oder Autos kaufen kann, muss man erst einen gewissen Level erreichen und insgesamt gibt es je 40 davon für A- und B-Spec. Aufsteigen kann man nur, indem man Erfahrungspunkte sammelt, die man für Rennen erhält und eigentlich ist das System eine tolle Neuerung, doch Polyphony Digital hat es tatsächlich geschafft es gründlich gegen die Wand zu fahren. Denn wenn man im A-Spec etwa Level 25 erreicht hat, ist man dazu gezwungen Rennen immer und immer wieder zu fahren, um das nächste freizuschalten, da es einfach viel zu wenige gibt. So muss man die 24h von Le Mans etwa 10x fahren, um das letzte Rennen, die 24h auf dem Nürburgring, freizuschalten! Im B-Spec fängt das Levelgrinden sogar noch viel früher an, da dort noch mehr fehlt. Nur zum Vergleich: In Gran Turismo 4 gab es 523 Rennen und in Gran Turismo 5 nur noch 126. Zwar hat man mit Update 1.05 die Saison-Veranstaltungen hinzugefügt, wodurch jede Woche fünf neue Rennen für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden mit denen man mehr Erfahrungspunkte und Geld erhält, als für die meisten anderen Meisterschaften oder Rennen zusammen. Da sie aber nur begrenzt erreichbar sind und fünf mehr oder weniger den Braten auch nicht mehr fett machen, sind sie zwar eine nette Möglichkeit, aber nicht die Rettung. Es ist einfach unverständlich, warum man Markenrennen oder ähnliches gestrichen hat oder neue Lizenzen, wie die WRC- oder Nascar-Lizenz erworben hat und diese nur dürftig nutzt.
Wo bleibt die Herausforderung?
Hinter dem A-Spec Modus verstecken sich nicht nur die verschiedenen Serien, sondern auch noch die allseits bekannten Lizenzen und die neuen Spezial-Veranstaltungen. Darunter darf man sich verschiedene Rennen oder Herausforderungen vorstellen, in denen es schon mal darum geht, die Zeit von Rally-Fahrer Sebastian Loeb zu schlagen oder die Nordschleife mit einem SLS AMG kennenzulernen. Insgesamt gesehen fallen die Veranstaltungen sehr fordernd aus, aber auch sehr interessant und sind eigentlich der spaßigste Teil des A-Spec Modus. Leider gibt es viel zu wenig Events darin und wenn sie einmal vergoldet sind, bringen sie weder Credits noch Erfahrungspunkte, was nicht gerade zum wiederholten Spielen einlädt. Deshalb landet man schnell bei den verschiedenen Serien, welche meist aus einer Handvoll Rennen bestehen, und merkt noch schneller, dass die Herausforderung irgendwie ausbleibt. Denn in den meisten Rennen gibt es keine oder nur geringfügige Beschränkungen was die Fahrzeugauswahl betrifft, wodurch man problemlos mit einem Audi R8 die Anfängerrennen fahren kann und den anderen locker davonfährt, da die Gegner in einem Event immer mehr oder weniger die Gleichen sind. Natürlich könnte man sich die Gegner zuerst anschauen und dann ein Fahrzeug auswählen, was ähnlich stark ist, aber eigentlich sollte einem diese Entscheidung vom Spiel abgenommen werden. Warum sollte ich für die verschiedenen Rennen auch immer neue Autos kaufen, wenn ich auch ein gutes haben kann, um damit direkt mehrere abschließen kann? Dabei hätte man dem ganzen einfach entgegenkommen können, indem man die Gegner immer so anpasst, dass sie dem Niveau des eigenen Fahrzeugs entsprechen und nur die KI im Verlauf stärker wird und die Herausforderung darstellt. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass man in den Ausdauerrennen nicht abspeichern kann. Mal ganz davon abgesehen, dass es schon ziemlich fragwürdig ist in einem Spiel 9 Stunden lang ein Rennen zu fahren, werden die meisten einfach keine Zeit haben, um schon ein vier Stunden Rennen am Stück zu fahren. Eine simple Speicherfunktion beim Boxenstopp hätte hier für Abhilfe geschafft, aber scheinbar wollte man zu sehr ein echtes Rennen imitieren. Insgesamt gesehen gibt es also zu wenig Rennen und dann sind die herausfordernden und spannenden Rennen auch nur in den Spezial-Veranstaltungen vorhanden, von denen es noch weniger gibt. Man kann also nur hoffen, dass in Zukunft per kostenlosen DLC nachgeholfen wird.
Rennen starten und ab aufs Klo
Neben dem A-Spec gibt es noch den B-Spec Modus, indem man nicht selber hinterm Steuer sitzt, sondern jemand anderen für einen fahren lässt. Man erstellt deshalb bis zu fünf Fahrer, welche unterschiedliche Skills und ein Gemüt haben. Ein Balken signalisiert nämlich, ob ein Fahrer eher heißblütig oder cool ist und dies ist eigentlich das entscheidende in dem Modus. Während der Rennen kann man zwar Befehle wie „Überholen“, „Langsamer fahren“ oder „Tempo beibehalten“ geben, doch muss man sich daran gewöhnen, dass man weniger die Aktionen des Fahrers bestimmt, als den Gemütsbalken. Gibt man beispielsweise den Befehl „Schneller fahren“ schlägt der Balken nach rechts in Richtung heißblütig aus und sorgt dafür, dass der Fahrer mit mehr Risiko fährt und dementsprechend auch schon mal einen Fehler machen kann. Problem hierbei ist aber, dass der Fahrer gelinde gesagt dumm wie Brot ist. Vor allem am Anfang wird man des Öfteren die Nerven verlieren, wenn der Fahrer Überholvorgänge abbricht oder einfach mal viel zu früh bremst. Da hilft es meist auch nichts ihn cool zu halten, da er dann wie ein Rentner über die Straße tuckert und erst recht keine Chance hat. Also hat man kaum eine andere Wahl als ihn mit einem übermäßig starken Auto auszustatten und ihn so die Rennen gewinnen zu lassen. Leider wird der Fahrer auch mit späterem Level nicht deutlich besser und kann eigentlich nur gewinnen, wenn man Glück hat oder das Auto stärker ist und das obwohl er sich mit jedem Level in Bereichen wie „Tempo“ oder „Kurvenfahrt“ verbessert. Die KI des Fahrers ist schlicht und ergreifend unter aller Sau und das hat auch Polyphony Digital gemerkt und hat jedes Rennen mindestens doppelt so lang gemacht, wie im A-Spec. Es reicht also nicht, dass man sich das Elend überhaupt schon ansehen muss, man muss es auch noch doppelt so lange ertragen, wie die eigenen Rennen. Die Vorspulfunktion aus Gran Turismo 4 hätte hier Abhilfe geschafft, doch hat man sich aus welchen Gründen auch immer dagegen entschieden und spätestens bei den Ausdauerrennen hört der Spaß auf. Die PS3 einfach mehrere Stunden anzulassen, damit der B-Spec Fahrer ein Ausdauerrennen gewinnt, hat nichts mehr mit Spielen zu tun. Deshalb enden diese Rennen darin, dass man dem Fahrer ein übermäßig starkes Auto gibt und sich dann anderweitig beschäftigt. Glücklicherweise hat man bereits angekündigt, dass man die B-Spec Rennen bald vom PC aus steuern kann. Wie genau dies aber ablaufen soll, ist noch unklar.
Die Welt steht dir offen
Erstmals in der Gran Turismo Serie gibt es auch einen Online-Modus, der bis zu 16 Spieler auf der Strecke unterstützt und meist lagfrei daherkommt. Leider hat man aber auf ein Matchmaking-System verzichtet und auf Online-Lobbies gesetzt. Man sucht oder erstellt also eine Lobby und hat dann zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, um das Rennen seinen Wünschen entsprechend anzupassen. Wer aber nur ein schnelles Rennen zwischendurch spielen möchte, wird eher enttäuscht und dadurch abgeschreckt. Dafür kann man sich dann im Arcade-Modus das Rennen seiner Wahl zusammenstellen und sogar zu zweit im Splitscreen spielen, auch wenn dann die Gegner auf der Strecke komplett fehlen. Einen LAN-Modus sucht man leider vergeblich, obwohl Gran Turismo 4 noch einer vorhanden war.
Abwechslung tut gut
Wer nach mehreren tausend Kilometern auf den Strecken mal etwas Abwechslung braucht, wird in Gran Turismo 5 schnell fündig. So hat es der beliebte Fotomodus wieder ins Spiel geschafft, der es euch erlaubt euer Auto perfekt in Szene zu setzen. Dazu könnt ihr entweder ein Replay anhalten und euer Auto bzw. die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln ablichten oder eine Location auswählen, in der euer Auto erst richtig zur Geltung kommt. Was ist schöner als ein Miura inmitten einer bayrischen Innenstadt? Leider kann dafür nur Premium-Fahrzeuge benutzen, was aber dazu führt, dass man wunderschön ausmodellierte Autos erhält und die Bilder letztlich kaum von einem echten Foto zu unterscheiden sind. Um dies zu gewährleisten, stehen auch dutzende Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung, über die sich jeder Fotograf freuen wird. Wie bei einer echten Kamera kann man nämlich Belichtungszeit oder ähnliches einstellen, um das perfekte Foto zu erhalten. Wer aber nicht unbedingt der geborene Fotograf ist, kann sich auch in GT-TV seine Zeit vertreiben. Hier tummeln sich nämlich zahlreiche Videos aus der Motorsportwelt und Gran Turismo.
Hui oder Pfui?
Wenn man an die Technik des Spiels denkt, denkt man auch unweigerlich an zahlreiche wunderschöne Bilder, die aber allesamt mit dem Fotomodus aufgenommen wurden und deshalb etwas geschönt sind. Glücklicherweise ist der grafische Unterschied zum echten Spielerlebnis nicht riesig, doch tun sich dann andere technische Probleme auf, die man bislang von Gran Turismo nicht gewohnt war. Beispielsweise ist heftiges Tearing in der oberen Bildschirmhälfte festzustellen und wenn sich zu viele Autos auf dem Bildschirm tummeln, kommt es auch mal zu minimalen Framerateeinbrüchen. Vorbei sind also die Zeiten, wo Gran Turismo die grafische und technische Referenz darstellte. Dafür gibt es viel zu viel Tearing, Pop-Ups, Kantenflimmern und auch qualitative Unterschiede in Sachen Fahrzeuge und Strecken. Selbst neue Effekte, wie die Rauchbildung, sieht an sich schick aus, sorgt aber für hässliche Treppchenbildung bei den Fahrzeugen. Zudem wissen die Ladezeiten auch nicht gerade zu entzücken und sind erst mit einer 8GB großen Installation ertragbar. Immerhin kann der Soundtrack überzeugen und bietet gewohnt gute Stücke, welche aber wahlweise auch durch eigene ersetzt werden können. Dafür enttäuscht wiederum der Sound bei Kollisionen, der alles andere als real und eher billig klingt.
FAZIT:
Gran Turismo 5 ist ein Spiel, was den Erwartungen der Spieler eigentlich nicht gerecht werden konnte, doch ist das Ergebnis selbst bei objektiver Betrachtung ziemlich ernüchternd ausgefallen. Zu viele Sachen trüben den Gesamteindruck und bei manchen Sachen muss man sich ernsthaft fragen, wie man zu solchen Entscheidungen kommen kann. Ein Review kann gar nicht alle Sachen erklären, die einem beim Spielen sauer aufstoßen. Polyphony Digital hat sich schlicht und ergreifend zu hohe Ziele gesetzt und ist daran gescheitert. Nichtsdestotrotz gehört die Fahrphysik mit zu dem besten, was es auf Konsolen gibt und genau deswegen rotiert das Spiel nun schon seit langer Zeit täglich im Laufwerk und lässt über andere (zahlreiche) Schwächen hinwegsehen. Zudem bietet das Spiel selbst mit dem für seine Verhältnisse geringem Umfang, mehr als die meisten anderen Racer zusammen.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Tolle Fahrphysik
- schöne Premiummodelle
- Online-Modus
Minuspunkte:
- Technisch nicht ganz sauber
- Demotivierendes Levelsystem
- Unterschiede zwischen Standard und Premium
Die Meinung der User:
KingKoljas Meinung:
Als ein Gran Turismo Fan erster Stunde habe ich eine ziemlich gespaltene Meinung, was den neusten Ableger angeht. Einerseits ist es ein tolles Rennspiel, anderseits wirkt es durch die vielen Designentscheidungen einfach unrund und unfertig. Es gibt wirklich bei jedem Spielelement negative Aspekte, sei es die Struktur, die Fahrzeuge, die Strecken oder der Online Modus. Nichts davon ist einwandfrei umgesetzt worden, doch trotzdem kann das Gesamtpaket überzeugen. Obwohl so viele Macken vorhanden sind, kann ich mich stundenlang in das Spiel vertiefen und habe enormen Spaß daran, denn bei keinem anderem Rennspiel fühle ich mich so sehr mit den virtuellen Fahrzeugen verbunden, wie bei Gran Turismo. Man fährt etliche Runden auf der Nordschleife um nur ein paar Sekunden besser zu werden, “schraubt“ weiter an dem 200 PS VW-Bulli oder verbringt Stunden mit dem Foto-Modus. Es ist fast schon mehr, als nur ein Spiel. Jedoch hat Polyphony Digital für den Nachfolger einiges wieder gut zu machen, denn die Konkurrenz ist nicht mehr im Rückspiegel zu sehen, sondern ist dabei Gran Turismo gezielt zu überholen. Und wenn man sich nicht schnell in den Windschatten einfängt und weiterhin mit verbundenen Augen fährt, wird man irgendwann im Kiesbett landen und Gran Turismo 5 ist leider schon zur Hälfte von der Spur abgekommen.
Staffis Meinung:
Endlich läuft Gran Turismo 5 in meinem eigenen Laufwerk und ich freute mich wie ein kleines Kind. Doch nach vielen Spielstunden befinde ich mich nun in einem Wechselbad der Gefühle. Da gibt es zum einen eine absolute NextGen-Grafik das einem der Mund offen bleibt und dann wieder grauenhaften Pixelmatsch. Was hab ich mich auf die Wettereffekte und auf die Nachtrennen gefreut und dann muss ich feststellen dass diese Option nur auf eine Handvoll Strecken möglich ist. Wenn ich ehrlich bin kann ich das ganze ja noch verschmerzen, aber wo mir als alter GT´ler das Herz blutet ist der Umfang von GT5, ja er ist im Vergleich zu anderen Racern enorm, nur vergleiche ich es nicht mit der Konkurrenz sondern mit GT4. Wo sind die Herstellerrennen, wo die ganzen Rallyes? Ich will nicht 5-mal das gleiche Ausdauerrennen fahren nur damit ich ein Level aufsteige. Das Levelsystem ist für mich der größte Schwachsinn den sich PD einfallen hat lassen, warum konnte man das nicht über die Lizenzen regeln? Trotzdem ist Gran Turismo 5 ein Hammerspiel mit der besten Fahrphysik bis dato, aber im Vergleich zu GT 4 ist es für mich die Endtäuschung des Jahres.
crysmopompas Meinung:
Endlich ist es da. In den annähernd 6 Jahren seit dem vierten Teil hat sich eine gigantische Erwartungshaltung aufgebaut. Dieser wurde GT5 nicht gerecht - und konnte es vielleicht auch niemals. Inhaltlich kann das Spiel nicht wie früher die Referenz setzen. Hinzu kommen technische Probleme wie eine stark schwankende Framerate und hässliche Schatten. Auch im Gameplay finden sich einige Mängel (Balancing, Grinding, Kollisionen, KI), die teilweise schon in den Vorgängern vorhanden waren und nicht ausreichend verbessert wurden. Ist GT5 jetzt ein schlechtes Spiel? Nein, ganz im Gegenteil, das bekannte Gran Turismo-Gefühl stellt sich sofort wieder ein. Die Fahrzeuge fühlen sich sehr realistisch an, und Strecken wie die neu modellierte Nordschleife mit ihrer unebenen Fahrbahn vermitteln ein atemberaubendes Erlebnis. Der neu hinzugekommene Regen und vor allem der dynamische Tageszeitenwechsel lassen einen noch tiefer in die virtuelle Welt eintauchen. Der bereits für GT4 angekündigte Onlinemodus steht nach dem Prologueexperiment endlich in vollem Umfang zur Verfügung und ist im Großen und Ganzen gelungen. Dies und die bisher vielversprechenden Updates könnten für eine lange Lebensdauer des Spiels sorgen. Polyphony Digital sollte seinen Entwicklungsprozess gründlich überdenken. Dieses Mal sind sie mit einem blauen Auge davongekommen, aber auf Dauer könnte es sonst ein böses Ende nehmen.