Motion Controller und Sportspiele – das gehört seid der Wii irgendwie zusammen. Auch Sony hat sich für Move eine Sammlung von Disziplinen zusammenstellen lassen. Viele Vertreter arten dabei schnell in chaotisches, nicht präzises Gefuchtel aus, welches überhaupt nichts mit der Sportart zu tun hat, die gerade auf dem Bildschirm zu sehen ist. Ereilt Sports Champions das gleiche Schicksal?
Eine ungewöhnliche Zusammenstellung
Das schnörkellose Hauptmenü stellt mich sofort vor die Wahl, an welcher der sechs Sportarten ich mich zuerst versuchen will: Disc Golf, Gladiatorenkampf, Bogenschießen, Beach Volleyball, Boccia oder Tischtennis. Bis auf Volleyball und Tischtennis nicht unbedingt die Sportarten, die man bei so einem Spiel erwartet, aber die spielerischen Werte entscheiden ja bekanntlich.
Disc Golf ist wie normales Golf, nur eben mit `ner Frisbee und keinem Ball. Wer die wenigsten Würfe braucht, gewinnt die Runde. Der Move Controller als Wurfhand lässt jede Menge Finessen zu: Wurfwinkel und –höhe, Vor- oder Rückhand und eine gute Dosierung der Wurfkraft sind möglich und nach kurzer Eingewöhnung lässt sich das Ergebnis auch gut abschätzen. Zudem stehen für verschiedene Weiten wie beim Golf verschiedene Arten von Frisbees zur Verfügung.
Der Gladiatorenkampf macht mit zwei Move Controllern am meisten Spaß, denn dann steuert man Schild und Schwert unabhängig voneinander, was sich direkt in höheren Punktzahlen niederschlägt. Apropos Niederschlagen: Gezielte Schläge zu landen oder gegnerische zu blocken geht problemlos, denn die Bewegungserkennung leistet ganze Arbeit. Das gilt allerdings nicht für einige Special Moves, die über spezielle Gesten ausgelöst werden. Beide Controller nach oben ist normalerweise eine Sprungattacke, doch oft genug reckt unser Kämpfer aber nur seine Arme nach oben.
Bogenschießen ist mit zwei Controllern zwar realistischer, aber mit nur einem erheblich einfacher zu steuern. Die Bewegung des Bogens wird leider nicht konsequent genug umgesetzt. Wenn mein Arm bereits gen Decke zeigt, ist der Bogen samt gespanntem Pfeil auf dem Bildschirm gerade mal auf Augenhöhe – hier hilft auf kein Nachkalibrieren. Außerdem geht diese Disziplin schnell auf die Arme, denn aus der Hüfte zu schießen ist äußerst ungenau.
Beach Volleyball macht zwar einerseits viel Spaß, ähnelt in seiner Umsetzung aber am wenigsten dem wirklichen Sport. Baggern, Pritschen und Schmetterbälle sind gut umgesetzt, alles dazwischen läuft allerdings automatisch, da hätte ich gerne etwas mehr Kontrolle gehabt. Und die Seitenlinien des Spielfelds sind auch immer viel zu schwer zu erkennen, so dass unnötig Punkte verloren gehen.
Boccia dürfte wohl der unbekannteste Sport von allen sein und ist sehr taktisch. In einer Art Trockencurling versucht man, die eigenen Kugeln näher an den Pallino genannten Spielball heranzubringen und die gegnerischen dabei weg zuschieben. Die Steuerung ist simpel, die immer anderen Kurse hingegen bringen je nach Gegner die Herausforderung ins Spiel. Auch hier arbeitet die Bewegungserkennung gut, nur die Dosierung des Schwungs ist teils ein wenig ungenau.
Tischtennis ist der absolute König der Spielsammlung. Die Bewegungen werden alle sehr gut erkannt und der Winkel des Schlägers ermöglicht viele Tricks. Egal ob Topspin oder Rückhand, alles ist möglich. Lediglich einige von den Computergegnern benutzte Manöver wie Stopbälle, die direkt hinter der Netzkante zum Stehen kommen, lassen sich nicht vernünftig kontern und enden immer mit einem verlorenen Punkt. Trotzdem ist Tischtennis sehr wahrheitsgetreu umgesetzt und macht mir persönlich am meisten Spaß.
Das magere Drumherum
In jeder Disziplin wollen drei immer anspruchsvollere Pokale gewonnen werden, die jeweils aus elf einzelnen Runden bestehen. Dazu gibt es noch ein freies Training und einen Challenge Mode gegen die Uhr, der aus drei Levels besteht. Und natürlich darf der Mehrspielermodus nicht fehlen. Je nach Disziplin können bis zu vier Spieler antreten, entweder mit einem Motion Controller, der weitergereicht wird oder jeder benutzt seinen eigenen, soweit vorhanden. Ein Online-Modus fehlt leider. Auch die Kalibrierung ist kurz und präzise und muss auch bei Multiplayer-Gefechten nur einmal durchgeführt werden. Allerdings mußssbeim Wechsel der Sportart neu kalibriert werden. Den empfohlenen Abstand zur Kamera gibt Sports Champions mit 2,5 Metern an, allerdings ist auch weniger kein Problem. Rein spielerisch lässt sich nur wenig frei schalten. Jeder der 10 wählbaren Charaktere hat ein paar alternative Outfits und auch anderes Equipment, wie zum Beispiel ein Tischtennisschläger im Stil eines Motion Controllers oder einen Volleyball mit Smiley drauf, aber das war’s dann auch schon.
Frisbees und Bögen in 1080p
Sports Champions läuft in 1080p immer flott, keine Spur von Rucklern oder Slowdowns, aber auf der anderen Seite ist nie besonders viel los auf dem Bildschirm. Referenzgrafik darf man hier natürlich nicht erwarten, aber die Bewegungen der Figuren sind überzeugend und bis auf ein paar kleine Grafikschnitzer und teils flackernden Schatten gibt es nur wenig zu meckern. In den verschiedenen Arealen gibt es nette kleine Details zu entdecken und auch die Charaktere haben alle ihren eigenen Stil, was sich in ihren Bewegungen und ihrem Spielstil widerspiegelt. Auch beim Sound hat Zindagi Games ganze Arbeit geleistet, denn die sind vielfältig und glaubhaft. Vor allem beim Tischtennis wird das deutlich, wenn jeder Schlag je nach Schlagrichtung und Schlägerhaltung anders klingt. Dafür gibt’s keine Musikstücke während des eigentlichen Spiels. Aber wem die Stille zu öde ist, darf auch seine eigene Musik spielen lassen, was immerhin besser als nichts ist.
FAZIT:
Die Auswahl fällt ein wenig mager aus, aber besser sechs gut umgesetzte Sportarten als zwanzig schlechte. Für das obligatorische Move-Sportspiel bekommt man hier genug geboten, zumal der Preis ja auch niedriger ausfällt als bei regulärer Software. Move funktioniert fast durchweg sehr gut und hat nur manchmal Probleme mit der einen oder anderen Bewegung. Vor allem zu zweit macht Sports Champions sehr viel Spaß, auch wenn einige Disziplinen dafür sehr viel Platz benötigen, da beide Spieler nebeneinander stehen müssen. Für den Einstieg in die Welt von Playstation Move ist Sports Champions auf jeden Fall gelungen.
[ Review verfasst von Sanguinis ]
Pluspunkte:
- Präzise Move-Steuerung
- Kurze, problemfreie Kalibrierung
- Einige Sportarten sind für mehr Realismus auch mit zwei Move Controllern spielbar
Minuspunkte:
- Kein Online-Multiplayer, nur Leaderboards
- Wenig Freischaltbares
- Nur sechs Disziplinen