Die FIFA-Serie gehört mit zu den bekanntesten und erfolgreichsten Spielen aus dem Hause EA. Früher jedoch zog man zumindest spielerisch immer den kürzeren in Vergleichen mit der Pro Evolution Soccer-Serie. Dieser Zustand hat sich aber in den letzten Jahren geändert und so ist FIFA auch unter Simulationsfans durchaus beliebt und mit FIFA 11 möchte man alles noch einen Tick besser machen. Ob dies gelingt oder EA den Elfmeter gnadenlos verschießt, erfahrt ihr in unserem Review.
Simulation oder Arcade?
Diese Frage kann ich selbst nach dutzenden Spielen nicht eindeutig beantworten. Es fühlt sich im ersten Moment nach einer tollen Simulation an, doch je mehr Spiele man hinter sich gebracht hat, desto mehr negative Dinge fallen einem auf. Fangen wir aber erst mal bei den Grundlagen an. Das Spielsystem an sich, hat sich kaum verändert. Leute, die bereits FIFA 09 und 10 gespielt haben, werden sich also auch hier sofort auskennen. Die Änderungen liegen im Detail. So sind die Ping-Pong Pässe über das ganze Feld nicht mehr so ohne weiteres möglich und auch die Anzahl der Aluminium-Treffer wurde zum Glück gesenkt. Des Weiteren können Pässe nun besser abgestimmt werden, je nachdem wie lange man die Taste drückt. Leider kann das auch dazu führen, dass ein Pass auch genau dort hingeht, wo er eben nicht hin soll. Hier ist noch etwas Feintuning nötig. Dafür sind Fernschüsse nun auch wirklich gefährlich und können auch mal zum Torerfolg führen und im Gegenzug wurden Lupfer abgeschwächt, wodurch nicht jedes zweite Tor durch einen Lupfer erzielt wird. Das neu eingeführte Feature Personality Plus sorgt noch dafür, dass Spieler nicht nur wie ihre realen Vorbilder aussehen, sondern auch so laufen und schießen. Dies ist aber nur bei den ganz Großen der Fußballwelt der Fall und funktioniert auch gut. Leute, die sich eh nur marginal für Fußball interessieren, wird dies nicht auffallen und besonders wichtig für das Spielgeschehen ist es nicht. Ein nettes Feature ist es aber trotzdem. Ansonsten ist viel beim alten geblieben, vor allem im negativen Sinne. So ist die AI der Spieler teilweise zum Haare raufen, was vor allem im Virtual Pro Modus auffällt. Aber auch so ist es einfach nur nervig, wenn Gegner Pässe hin- und herspielen und nicht wirklich den Zugzwang besitzen ein Tor zu schießen und einfach das Spielgeschehen behindern. Neu hinzugekommen ist auch die Erkennung von Handspielen. Leider kommen diese dann ziemlich oft vor und manchmal war es eher ein "angeschossen" als ein klassisches Handspiel. Glücklicherweise kann man diese Funktion aber auch abschalten. Besonders schlimm ist aber das bereits aus FIFA WM 2010 bekannte Elfmetersystem. Es ist unglaublich komplex und benötigt viel zu viel Feingefühl, sodass vor allem Online das Elfmeterschießen zur reinen Lachnummer wird. Da treffen schon mal beide Teams 10 Elfer hintereinander nicht und dann trifft jemand und gewinnt das Spiel. Sehr ärgerlich, wenn ihr mich fragt. Zudem hat man noch einigen Spielen bereits das Gefühl, dass sich jedes Spiel gleich spielt. Viele Aktionen sind nämlich immer noch gescriptet und wiederholen sich mehrmals im Spiel. Die Kommentatoren sind aber eine einzige Katastrophe. Am besten stellt man sie komplett ab, denn Kommentare wiederholen sich teilweise während eines Spiels mehrmals und Übersetzungen, wie „Jesus,…!“sind einfach lächerlich.
Umfang
Hier kann FIFA wie schon immer punkten. Nahezu alle Ligen, die auch nur annähernd bekannt sind, sind vorhanden und mit der niederländischen Nationalmannschaft ist auch der internationale Bereich endlich komplett, außer man möchte mit kompletten Außenseitern spielen. Hier gibt es also absolut nichts zu beanstanden.
Spielmodi
Hier erhält man ebenfalls bereits bekannte Kost. So gibt es natürlich Freundschaftsspiele und den Karrieremodus. Hier kann man wählen, ob man eine Be A Pro-, eine Manager-, oder Trainer-Karriere startet. Alle drei haben ihre kleinen Feinheiten aber wirklich große Unterschiede gibt es nicht, da man im Be A Pro-Modus auch das ganze Team steuern kann. Einzig im Manager Modus hat man etwas mehr Kontrolle über den Verein. Die Menüs und der Kalender bleiben aber überall gleich und nur einzelne Funktionen sind im Be A Pro-Modus beispielsweise nicht erreichbar. Mal davon abgesehen, welchen Modus man jetzt auswählt, sucht man sich also eine Mannschaft und versucht mit ihr so viele Erfolge zu feiern, wie nur möglich. Man spielt also Spiel für Spiel und kämpft sich so weiter nach oben. Wirklichen Spielspaß verspürt man dabei nicht, da es einerseits zu einfach gestaltet wurde und andererseits man sich so vorkommt, als ob man einfach Dutzende Freundschaftsspiele nacheinander abhalten würde. Besonders der Be A Pro-Modus ist frustrierend. Nach schlechten Spielen wird man einfach nicht aufgestellt und in Spielen hat man kaum die Möglichkeit sich hochzuarbeiten, da die AI der Mitspieler mit einem Stück Brot zu vergleichen ist. Anstatt einen Konter zu starten, spielen sich die Mitspieler den Ball in aller Ruhe zu oder brechen einen schnelleren Angriff ab und spielen erst mal wieder nach hinten, obwohl man selber frei steht. Da hilft es auch nichts, wenn man mit der X-Taste einen Pass fordert. Zudem ist es viel zu einfach in der Karriereleiter nach oben zu steigen. So habe ich in meiner ersten Saison mit Dortmund sofort ein Angebot von dem FC Barcelona bekommen, obwohl ich nichtmal die Hälfte aller Spiele absolviert hab und mir mit dem Rausschmiss gedroht wurde. Überhaupt wurde hier unglaublich viel Potenzial verschenkt, denn anstatt das man sich erst aus den Amateuren hocharbeiten muss, startet man direkt in der 1. Mannschaft und muss sich nur in zwei Spielen durchsetzen. Die größte Neuerung hierbei ist, dass man auch erstmals als Torwart spielen kann. Man steuert diesen dann wie einen normalen Spieler und mit dem rechten Analogstick kann man im Falle des Falles hechten, springen oder sich Spielern entgegen werfen. Hört sich spannender an als es ist, denn durch die schwache KI kommt es kaum zu Strafraumsituationen. Also wartet man 10 Minuten, um einmal gefordert zu werden. Online gestaltet sich das Spiel auf jeden Fall spannender und ist nahezu nicht mehr wiederzuerkennen. Da liefert man sich spannende Mittelfeldduelle mit anderen Spielern, freut sich über einen Sieg seiner eigenen schwächeren Mannschaft und hat einfach Spaß, da keine KI einem den Spaß verderben kann. Leider gibt es immer einige Spieler, die schlechte Verlierer sind und das Spiel vorzeitig verlassen oder nur eine Chance darin sehen zu gewinnen, indem sie Mannschaften wie den FC Barcelona oder Manchester United wählen. Umso schöner ist dann ein Sieg mit dem BVB gegen einen solchen Spieler. Die Spielmodi sind online dieselben wie offline, wobei hier noch zwischen Ranglisten und Freundschaftsspiel unterschieden wird. Neu ist einzig die Tatsache, dass man nun mit 22 Mann gegeneinander spielen kann. Wer aber hier nicht auf die richtigen Mitspieler trifft, hat schon verloren bzw. keinerlei Spaß. Leider muss man auch sagen, dass trotz 32.000er Leitung einige Partien dank Lags kaum spielbar waren. Zudem hat EA mit FIFA 11 den Online Pass eingeführt. Um jetzt also online spielen zu können, muss man einen Code aktiveren und wenn dieser schon einmal aktiviert wurde, wird man von EA zur Kasse gebeten. Somit möchte man an Spielen gleich zweimal verdienen und gebrauchte Verkäufe unterbinden! Immerhin gilt der Online Pass pro PS3 und nicht pro Account. Wäre ja noch schöner…
Außen hui, innen pfui!
Technisch hat sich seit FIFA 10 nicht sehr viel verändert. Noch immer läuft das Spiel absolut flüssig und ist auch ganz hübsch anzusehen. Vor allem die Animationen, auch wenn meist gescriptet, verdienen großes Lob und sorgen für ein authentisches Fußballerlebnis. Leider hat man bei den Spielern ein wenig an Details gespart, sodass viele völlig emotionslos daherkommen und kaum wiederzuerkennen sind, obwohl sie durchaus Größen in der jeweiligen Mannschaft sind. An diesem Punkt hat EA auf jeden Fall noch Raum für Verbesserungen. Genauso muss unbedingt etwas an den Ladezeiten getan werden, denn manchmal kommt es einem so vor, als ob das Spiel nur aus Ladezeiten besteht. Vor allem im Karriere-Modus wird dies deutlich, wenn man beim Abrufen seiner E-Mails mit jedem Klick eine Ladezeit erwarten kann. Zwischen Spiel vergehen so durchaus 5-10 Minuten reiner Wartezeit. Eine wahre Frechheit ist aber, dass es immer noch einen Bug gibt, der es einem nicht ermöglicht Freundschaftsspiele gegen Freunde zu bestreiten. Die Ursache ist mir nicht ganz klar, aber scheinbar hat es etwas mit dem Virtual Pro zu tun. Hat man diesen nämlich erstellt, hängt sich das Spiel reihenweise dabei auf, sobald man Spiele gegen einen menschlichen Gegenspieler bestreiten möchte. Dieser Bug herrscht schon seit Fifa 09 und ist immer noch nicht behoben. Die einzige Möglichkeit für einen ist dann nur noch auf einen anderen Account auf der PS3 ohne FIFA Spielstände auszuweichen.
You’ll never walk alone
Die FIFA Serie zeichnete seit jeher aus, dass sie das Fußballerlebnis am besten einfängt und dies passiert unter anderem durch die Stimmung im Stadion. Diese ist auch wieder bei FIFA 11 über alle Zweifel erhaben und kann mit zahlreichen Fangesängen aufwarten und verbreitet pure Fußballatmosphäre. Wer möchte kann sogar seine eigenen Fangesänge importieren. Top! Im Menü dudelt dann wie in den Vorgängern verschiedene Pop-Musik vor sich hin und hin und wieder gibt es einige bekanntere Bands, wie beispielsweise Linkin Park.
FAZIT:
FIFA 11 ist das Ergebnis der konsequenten Verbesserung der FIFA Serie, aber bei weitem nicht der erhoffte große Schritt. In vielen Belangen spielt es sich wie sein Vorgänger und zahlreiche negative Punkte, wie die Gegner KI wurden nicht ausgebessert. Trotzdem spürt man die kleinen Verbesserungen und wer die aktuellsten lizenzierten Kader unbedingt haben muss, kommt sowieso nicht an FIFA 11 vorbei. Seinen ganzen Reiz kann das Spiel aber nur online bzw. gegen Freunde ausspielen. Alleine wird das Spiel schneller langweilig, als das ihr Fußball sagen könnt.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Alle aktuellen Kader und Mannschaften
- 11 Vs. 11 online
- Fängt die Fußballatmosphäre perfekt ein
Minuspunkte:
- Miserables Elfmetersystem
- Viel zu lange und häufige Ladezeiten
- Freundschaftsspiel-Bug