Tim Schafers Studio Double Fine arbeitet derzeit an vier kleinen PSN-Spielen gleichzeitig und mit Costume Quest steht das erste davon jetzt zum Kauf im Store bereit. Pünktlich zu Halloween darf ich Süßkram sammeln und Kostüme basteln – und nebenher noch meine Schwester retten.
Auf der Jagd nach Zucker und Geschwistern
Es ist Halloween und die beiden Geschwister Reynold und Wren müssen dank ihrer Eltern gezwungenermaßen zusammen um die Häuser ziehen. Natürlich mögen die beiden sich nicht, wie es bei kleinen Kindern üblich ist. Doch all das ändert sich, als Wren von Monstern entführt wird, weil sie sich als Bonbon verkleidet hat. Die Monster plündern die Häuser der gesamten Nachbarschaft aus, um an Süßigkeiten zu kommen. Reynold macht sich aus Angst vor Ärger mit seinen Eltern auf den Weg durch seinen Vorort, die örtliche Mall und einen Jahrmarkt, um die Monster zu stoppen und seine Schwester zu retten.
Halloweeniges Final Fantasy für Kinder
Nachdem ich mich entschieden habe, welches der beiden Kinder ich spiele, erwartet mich eine leicht zu verstehende Lightversion eines RPGs. Es folgt der altbekannten Formel mit Erfahrungspunkten, Charakterwerten, speziellen Fähigkeiten und zu erfüllenden Quests, aber es artet nie in kleinkarierte Planung aus. Ich laufe zuerst alleine, nachher bis zu dritt, im Level herum, sammle Süßigkeiten und klopfe an Haustüren. Und wenn diese sich öffnen, kommt entweder ein Erwachsener mit noch mehr Bonbons zum Vorschein oder ein Monster, gegen das ich kämpfen muss. Jetzt verwandelt sich das Roboterkostüm aus Pappe in einen stählernen Koloss, der locker mit Gundam und Co mithalten könnte. Genauso verwandeln sich die anderen harmlosen Kostüme in große, gefährliche Versionen. Die Auswahl reicht von Space Ranger, Ninja und Freiheitsstatue bis zum Einhorn und sogar eine Schachtel Fritten ist mit dabei. Das Kampfsystem ist rundenbasiert und erinnert an alte Final-Fantasy-Teile. Jede Attacke kann durch ein einfaches Quick Time Event verstärkt bzw. gegnerische Angriffe abgeschwächt werden. Auch hier gibt es verschiedene, aber nicht zu anspruchsvolle Möglichkeiten, so dass im Kampf ein wenig aufgepasst werden muss. Zusätzlich können Briefmarken gekauft und angelegt werden, die spezielle Effekte haben wie mehr Lebensenergie oder Schaden über Zeit. Zudem hat jedes Kostüm eine schick animierte Spezialfähigkeit, wie etwa Flächenschaden oder Heilung. Doch auch außerhalb des Kampfes bieten die Kostüme hilfreiche Fähigkeiten. Der Roboter kann mit Rollerskates über Rampen springen und so neue Areale betreten, während der Space Ranger mit seinem Lichtschwert dunkle Ecken ausleuchten kann, in die sich Reynold sonst nicht hineintraut, und das Ninja-Kostüm kann sich unbemerkt anschleichen. Die Quests sind recht simpel gestrickt und sie wiederholen sich in jedem der drei Abschnitte, aber da es auch genügend unterhaltsame Quests gibt, erledigt man die nicht so guten einfach nebenher. Die Halloween-Tradition des Äpfeltauchens hält es wiederkehrendes Minigame her, doch muss man aufpassen, keine faulen Äpfel zu erwischen. Zwischendurch findet man versteckte Kinder, gewinnt Kostümwettbewerbe, sucht neue Teile für Kostüme oder tauscht mit anderen seltene Sammelkarten, die es nach Kämpfen manchmal als Belohnung gibt. Garniert wird das ganze Spiel mit lustigen, aber leider stummen Dialogen zwischen den Figuren. Reynold und Wren nimmt man ihre Kindereien ab und auch sonst gibt es viele eher für Erwachsene gedachte Seitenhiebe auf Videospielkonventionen oder die moderne Kultur.
Putziger Cel-geshadeter Charme
Die Figuren und die Welt erstrahlen im kindgerechten 1080p Cel-Shading, das mal mehr, mal weniger auffällt. Die Bildrate ist stets stabil und auch Tearing gibt es keins, was bei der nicht gerade üppigen Inszenierung niemanden wundern sollte. Technisch am schwächsten schneidet hier der Sound ab. Die Musikstücke sind alle noch in Ordnung, wenn auch sehr hintergründig, doch es gibt kein einziges gesprochenes Wort und auch nicht so viele Soundeffekte, so dass man sie schnell satt hat.
FAZIT:
Costume Quest hat durchaus seine Stärken, aber auch ebenso viele Schwächen. Die Story wird getrieben von der kindlichen Phantasie seiner Protagonisten und man muss bereit sein, daran teilzunehmen, sonst will sich kein Spielspaß einstellen. Der Schwierigkeitsgrad ist eher für Kinder gedacht und der Wiederspielwert gleich Null, doch die 11,25€ und 6-7 Stunden, die ein Durchgang mit allen Nebenaufgaben dauert, sind gut investiert.
[ Review verfasst von Sanguinis ]