Rollenspiele gibt es auf PSP inzwischen wie Sand am Meer, bei Strategiespielen sieht es leider etwas anders aus. Da kommt es gerade recht, dass Sega den zweiten Teil ihrer Rollenspiel-/Strategie Serie von der PS3 abzieht und auf Sonys kleinste Konsole bringt. Zugegeben, viele Fans waren von dieser Entscheidung enttäuscht, aber Sega hat es geschafft, dass Feeling des „großen“ Vorgängers prima auf die PSP zu portieren. Wie gut genau..., das erfahrt ihr in diesem Review.
Geschichte Europas aus japanischer Sicht
Die Story von Valkyria Chronicles spielt in einem fiktiven Europa, dass im ersten Teil sozusagen den zweiten Weltkrieg abgehandelt hat und nun schon wieder einem Konflikt entgegenblickt. Sega hat sich dabei von allerlei Geschichten und Mythen inspirieren lassen und dabei ein nettes „neues“ Europa erschaffen. In Valkyria Chronicles 2 dreht sich die Geschichte um einen Haufen junger Kadetten, die einen Aufstand im Süden ihres Landes Gallias niederschlagen müssen. Der Spieler übernimmt dabei die Rolle des Kadetten Avan Hardin, der zum Militär geht, um den rätselhaften Tod seines älteren Bruders aufzuklären. Die Story an sich gerät im Laufe des Spiels etwas in den Hintergrund, dafür werden die Entwicklung und Beziehungen der Charaktere an sich hervorgehoben. Sega hat das Ganze mit viel Humor und netten Zeichnungen aufbereitet und wenn es einem mal zu viel der Sprechblasen und japan-typische Manga-Aufmachungen werden, kann man die ganzen Sequenzen auch einfach überspringen. Aber nun zum eigentlich Teil des Spiels, nämlich dem Gameplay.
Rollen-, Taktik- oder Strategiespiel?
Zugegeben, Valkyria Chronicles 2 ist kein reines Strategiespiel, aber eben auch kein klassisches Rollenspiel. Vielmehr werden hier die Elemente beider Spielarten gekonnt vermischt und zu einem herzhaft erfrischenden Mix zusammengeführt. Die Charakterentwicklung und Story erinnert an ein Rollenspiel, die Kämpfe auf dem Schlachtfeld lassen dagegen das Strategiespiel in den Vordergrund treten. Wobei... Taktikspiel wäre wohl eher der passende Begriff, denn im Gegensatz zum PS3-Vorgänger wurden die Schlachtfelder auf der PSP doch arg geschrumpft, dass große „Schlachtengefühl“ kommt hier leider nicht mehr so durch. Doch von Anfang an. Sega hat für die Kämpfe in Valkyria Chronicles ein eigenes System entwickelt, auf den Namen BLiTZ-(Battle of Live Tactical Zones) getauft. BLiTZ bedeutet, dass man mit einem aktiven Spieler in Echtzeit kämpfen kann, während alle anderen Protagonisten auf dem Schlachtfeld sozusagen auf ihren Positionen eingefroren sind. Das läuft in Etwa so ab: man hat eine gewisse Anzahl eigene Charaktere, die man nun in einer Runde nacheinander bewegen und Aktionen durchführen lassen kann, bis eben keine Aktionspunkte mehr vorhanden sind. Danach ist der Gegner an der Reihe. Natürlich reagieren die Soldaten oder Fahrzeuge trotzdem auf die Aktionen, sprich sie beginnen zu schießen sobald man in ihr Sichtfeld läuft oder erwidern das Feuer nach Beschuss. In einer Runde nicht verbrauchte Aktionspunkte können in die nächste Runde übertragen werden, man kann sich also auch mal ein, zwei Runden etwas zurückhalten um dann in der folgenden Runde ein großes Manöver zu starten. Es gibt logischerweise verschiedene Charakterklassen, von Aufklärern über Scharfschützen bis hin zu schweren Soldaten ist alles dabei. Selbst Fahrzeuge wie Panzer können über das Schlachtfeld gesteuert werden. Die einzelnen Klassen lassen sich im Laufe des Spiels auch noch weiter aufteilen, Rollenspieler kommen hier also voll auf ihre Kosten. Neben den Story-Missionen gibt es natürlich auch noch jede Menge Side-Quests und Extra-Aufgaben, für mehr als genug Unterhaltung ist also gesorgt.
Im ersten Teil auf der PS3 waren die Kampfschauplätze noch ein einziger, zusammenhängender Bereich. Auf der PSP müssen hier jetzt leider Abstriche gemacht werden, zwar sind die Schlachtfelder im Grunde immer noch genauso groß, aber bestehen nun aus mehreren, kleineren Gebieten. Dadurch geht zum einen eine gewisse strategische Tiefe als auch die Atmosphäre etwas verloren. Letztlich lassen sich diese Abstriche aber verschmerzen, was für die etwas missratene Steuerung nicht unbedingt zutrifft. Es ist schon verwirrend, dass einmal der X-Button und dann wieder der O-Button für die Bestätigung einer Aktion notwendig ist, aber warum man dann die X-Taste plötzlich auch noch Kamerafunktionen übernimmt ist doch etwas seltsam. Hier hätte Sega sich ruhig etwas mehr Mühe geben können. Aber um es nicht falsch zu verstehen: Das Spiel steuert sich immer noch gut, aber teilweise eben etwas seltsam und umständlich.
Wie ein Gemälde?
Nun, nicht ganz, aber der grafische Stil von Valkyria Chronicles ist auf jeden Fall sehr sehenswert. Er erinnert am ehesten an Cel-Shading, gepaart mit einem Hauch Manga und vielen Details. Erstaunlicherweise konnte die Grafik von der PS3 auf die PSP ziemlich gut portiert werden, was natürlich aber auch daran liegt, dass die PS3-Version nun kein Grafikkracher á la Final Fantasy war. Dennoch, für PSP-Verhältnisse ein sehr schönes Spiel, dass keine nennenswerten Grafikfehler aufweist und auch immer schön flüssig läuft. Der Sound kann überzeugen, leider ist aber alles nur auf Englisch gehalten. Dank der eingeblendeten Sprechblasen kann man das Gesprochene trotzdem recht gut verstehen, aber wenigstens deutsche Untertitel wären nicht schlecht gewesen.
Alleine auf dem Schlachtfeld?
Musste man auf PS3 sich noch als Einzelkämpfer beweisen, hat Sega im Nachfolger einige Multiplayer-Modi eingebaut. Mit bis zu 4 Spielern kann man hier mit- bzw. gegeneinander in die Schlacht ziehen. Leider geht das Ganze nur über WLAN, was mir einen Test dieser Modi nicht ermöglichte.
FAZIT:
Valkyria Chronicles 2 ist ein wirklich gutes Spiel geworden, dass in manchen Dingen zwar etwas dem „großen“ PS3-Vorgänger hinterherhinkt, dafür aber wieder in anderen Bereichen punkten kann. Sega hat die gesamte Welt und ihre Stimmung gekonnt auf die PSP gebracht und mit viel Liebe zum Detail und einer großen Portion Humor zum Leben erweckt. Rollenspiel- und Strategiespielfans sollten sich die japanische Version von Europa auf jeden Fall einmal näher anschauen!
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Sehr umfangreich
- Schöne und detailreiche Grafik
- Jede Menge Humor
Minuspunkte:
- Etwas schwache Steuerung
- Komplettes Spiel nur in Englisch
- Schlachtfelder recht klein