Ich gebe es zu: Ich bin kein Fan von Tomb Raider. Zu wenig Abwechslung, zu flache Story, zu schlechte Präsentation – kurz, die Serie stagniert schon lange still vor sich hin. Das neue Spiel hingegen kommt das erste Mal als Download-Titel daher und wechselt nebenher auch noch die Ansicht und ermöglicht Coop. Es fehlt das Tomb Raider im Titel, um den Ballast der Vergangenheit loszuwerden, doch hilft das?
Die Maya im Spiegel
Vor 2000 Jahren bekämpften sich die beiden Maya-Krieger Totec, der Wächter des Lichts, und Xolotl, der Bewahrer der Finsternis. Totecs Armee wurde von der dunklen Macht eines alten Artefakts, dem Spiegel des Rauchs, dahingerafft. Doch Totec schaffte es, Xolotl zu besiegen und ihn im Spiegel einzuschließen. Als unsterbliche Steinstatue bewacht er seither den Spiegel, bis Lara ihn findet. Doch auch der örtliche Warlord Vasco will den Spiegel haben und setzt Xolotl so wieder frei. Lara muss nun, je nach Spielmodus, allein oder mit Totec zusammen die 12 Levels umfassenden Ruinen erkunden und den Spiegel wieder in Sicherheit bringen. Die Story ist einfach, passt aber meiner Meinung besser zur Figur Lara Croft als die der vorangegangenen Titel.
Waffen, Artefakte und Totec
Gleich am Anfang des ersten Levels wird jedem klar, dass das Spiel eine kleine Abkehr von den alten Tomb Raider-Teilen ist. Gespielt wird nicht mehr in 3rd Person, sondern aus einer isometrischen Perspektive und fester Kamera, was viel Arcade-Charme versprüht. Darunter leiden Laras akrobatische Künste, denn außer Rollen, Sprüngen und gelegentlichen Balanceakten kann sie nichts. Das Gameplay wechselt zwischen Kampfeinlagen und Puzzlesequenzen hin und her. Der Kampf ist dank kluger Steuerung sehr dynamisch gehalten und eine Vielzahl an Waffen sorgen für Abwechslung, auch wenn zu viele davon nur sehr situationsabhängig brauchbar sind und dazu sind drei Waffenslots einfach zu wenig. Laras Arsenal reicht von Speeren, ihren bekannten Pistolen über Schrotflinten, MPs und Sturmgewehren hin zu schwerem Gerät wie Bazooka, Minigun und sogar eine Railgun ist im Programm. Selten findet Lara eine Waffe einfach so in den Levels, die meisten davon müssen über spezielle Bonus-Aufgaben freigeschaltet werden. Und die sind teilweise sehr knifflig, wie zum Beispiel das Beenden eines Levels oder Lösen von Rätseln unter einer bestimmten Zeit, das Erreichen eines bestimmten Punktestands oder dem Sammeln von roten Schädeln. Zusätzlich kann Lara noch zwei Artefakte und eine Reliquie anlegen, die ihre Waffen oder Verteidigung verbessern oder sie sogar heilen.
Die Arten der Rätsel sind recht begrenzt, denn haben sie meistens mit Schaltern oder Kugeln zu tun, die irgendwohin gerollt werden müssen. Daraus haben die Entwickler jedoch eine Menge rausgeholt. In späteren Levels wird Timing immer wichtiger und auch das ein oder andere Physik-Puzzle ist dabei. Alles in allem sind die Rätsel nicht zu schwer, aber ab und zu dauert es schon mal, bis man auf die Lösung kommt. Im Coop sind die Levels anders als wenn man alleine unterwegs ist, was für den Wiederspielwert natürlich Gold wert ist. Zudem wird hier mehr Gebrauch von den Spezialfähigkeiten der beiden Helden gemacht. Lara kann ihren Greifhaken nicht nur benutzen, um sich über Abgründe zu schwingen, sondern auch um Totec zu helfen, der nicht so agil ist wie sie. Totec hingegen hat ein Speer, auf dem Lara balancieren kann, um höhere Plattformen zu erreichen und ein Schild, das zum einen vor feindlichen Attacken schützt und zum anderen von Lara als mobiler Vorsprung benutzt werden kann. Haken und Speer sind auch alleine einsetzbar, allerdings nur für bestimmte Rätsel und an einigen Kletterpassagen gedacht.
Hübsche, aber manchmal zickige Lara
Im Inneren werkelt die verbesserte Engine aus Tomb Raider Underworld, was Guardian of Light zu einem der hübschesten PSN-Games der letzten Zeit macht. Die Physik ist gelungen, Teile der Levels sind zerstörbar, Pflanzen biegen sich, wenn Lara hindurchläuft und die Effekte können sich auch sehen lassen. Doch leider sind da auch ein paar Bugs, die den Spaß trüben. So tritt bei nicht wenigen ein Trophy-Bug auf, der keine oder nur einige Trophies freischaltet und gelegentlich wird der Bildschirm einfach dunkelblau, die Anzeigen reagieren noch, aber ein Weiterspielen ist nicht möglich. Besonders ärgerlich ist es, dass das häufig passiert, wenn man versucht, ein Level möglichst schnell für die Challenge abzuschließen. Obwohl die Steuerung generell gut und anstandslos funktioniert, zickt sie manchmal rum. Vor allem in der Nähe von Speeren, auf denen Lara balancieren kann, ist sich das Programm manchmal nicht sicher, ob es nun auf den Speer oder über den Abgrund daneben springen soll, was nicht selten mit dem Tod endet.
FAZIT:
Die Abkehr von den alten Teilen hat dem Spiel gut getan! Das Arcade-Feeling überzeugt auch Tomb Raider-Skeptiker und der Coop ist eine sinnvolle Neuerung. Was dem Spiel noch fehlt, ist ein Online-Coop, der von Eidos als Patch versprochen wurde, aber ein Datum steht noch aus. Für Komplettionisten bietet Guardian of Light viel Futter, aber auch normale Spieler sind, je nach Entdeckerlust, 4-6 Stunden beschäftigt – doppelt so lange wenn man auch noch den Coop einmal durchspielt.
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