Endlich, endlich halte ich diese Softwareperle in meinen Händen! Und dabei musste ich, dank unserer lieben guten USK, wie so oft länger als alle anderen warten. Denn der Veröffentlichung des Spieles war ein Streit um die Alterseinstufung vorausgegangen. Während die Unterhaltungssoftware SelbstKontrolle der Meinung war, dieses böse Crashspektakel verlange nach einem strikten „ab 16 Jahren“ Siegel, legte Publisher Electronic Arts Widerspruch dagegen ein und gewann. Nur leider hatte dieser unschöne Konflikt eine Verspätung von einer Woche zur Folge und das natürlich nur in Deutschland. Deswegen war und ist meine Freude groß, als ich begierig die Verpackung aufriss und Burnout 3: Takedown endlich in meinen eigenen Händen hielt.
Taaaaaakkkkkkkkeeeeeeeeeeeddddddddddooooooowwwwwwwwnnnnnnnn
Schon der der Vorgänger (erschien 2002 über Acclaim) war ein grafisches Brett und man konnte in technischer Hinsicht nicht meckern. Dafür gab es jedoch genug Raum für Verbesserungen bei Umfang, Musik und Abwechslung. Das der neue Publisher nun auf den Namen Electronic Arts hört, merkt man dem Spiel sofort an. Nicht nur die Menüführung ist komplexer und schöner geworden, auch der Umfang, das Design und der Soundtrack haben ordentlich zugelegt. Der größte Unterschied zu den Vorgängern ist aber im Gameplay zu finden. Konnte man bisher seinen „Burnout-Balken“ nur durch gewagtes Fahren auffüllen, muss man nun explizit Gegner mit Hilfe der so genannten Takedowns ausschalten. Nur dann bekommt man einen ordentlichen Schub in der Beschleunigungsleiste. Normales Fahren auf der Gegenspur, dichtes Vorbeifahren an Autos, Drifts und Sprünge füllen den Balken zwar auch auf, im Gegensatz zu den Vorgängern aber eher vergleichsweise wenig. Dadurch wird man gezwungen, die Gegner richtig aufs Korn zu nehmen und sie gezielt von der Fahrbahn schmeißen. Ihr merkt schon auf welches Ergebnis das hinaus läuft – Burnout 3 ist um einiges actionreicher geworden.
Das ist jedoch nicht unbedingt ein Nachteil, kommt dadurch doch mehr Abwechslung bei den Rennen auf. In Verbindung mit der ultra-schnellen Spielgeschwindigkeit wird das Adrenalin beim Spieler praktisch literweise gefördert. Noch nie zuvor habe ich ein solch brachial schnelles und dazu gut aussehendes Spiel gespielt.
World Tour
War die Spielwiese im zweiten Teil noch eine fiktive US-Stadt mit Umland, geht es dieses Mal rund um die Welt. Egal ob in den USA, den verschneiten Alpen oder an einer fernöstlichen Küste, neue Kurse warten überall auf den Spieler. Glücklicherweise lassen sich die Regionen recht schnell freischalten, so dass man nach kurzer Spielzeit schon auf allen 3 Kontinenten rumheizen kann. Auf den jeweiligen Übersichtskarten habt ihr dann die Qual der Wahl. Wollt ihr lieber ein paar Crashs bauen, die Gegner in den Takedownrennen von der Strecke rammen, gegen die Uhr antreten oder nur ein normales Rennen fahren? Für Abwechslung ist gesorgt. Durch ein ausgeklügeltes Bonussystem schaltet man neue Strecken, Events und, ganz wichtig, Autos frei. Und gerade davon gibt es im Spiel an die 70 Stück, wobei gesagt werden muss, dass es sich bei einigen nur um Modellvarianten handelt und somit die eigentliche Zahl an Fahrzeugen etwas schrumpft. Damit auch für ein wenig zusätzliche Herausforderungen gesorgt ist, kann man noch bestimmte Bonusaufgaben erfüllen. Darunter fallen spezielle Takedown Moves, wie Takedowns an bestimmten Streckenabschnitten oder das Erreichen von Geldsummen in den Crashs. Apropo Crashkreuzungen, die wurden nämlich reichlich verbessert und erstrahlen jetzt in neuem Glanz. Nicht nur das die Gebiete abwechslungsreicher gestaltet sind, durch ein kleines Itemsystem wird vom Spieler auch noch ein Quentchen Strategie beim Ausführen der Unfälle verlangt. Um überall eine Goldmedallie zu gewinnen, muss man schon etwas Spielzeit einrechnen. Wem das nicht reicht, der kann sich Online mit Spielern aus der ganzen Welt messen.
An dieser Stelle möchte ich noch auf das überarbeitete Driftverhalten hinweisen. War es im Vorgänger ohne Probleme möglich, Drifts zu veranstalten, braucht man beim Nachfolger schon ein wenig Übung, um perfekt um die Kurve zu sliden. Hat man den Dreh aber raus und weiß, wie stark man gegenlenken muss, schafft man auch Haarnadelkurven ohne Probleme in bester Outrun-Manier. Mir persönlich gefällt das neue und fordernde System um Welten besser. Als absolute Krönung gibt es noch eine Unterstützung für Logitech Lenkräder. Für meinen Geschmack ist das Spiel dank des hohen Tempos aber nur schwerlich mit einem Lenkrad spielbar.
World Tour Online
Alle Multiplayermodi sind auch Online gegen sechs andere menschliche Zocker spielbar. Dabei muss man sich jedoch erst bei EA mit einem (kostenlosen) Konto anmelden. Erstes Ärgernis dabei ist, dass der Username nur 4-6 Buchstaben lang sein darf. Hat man diese Hürde gemeistert, kann man Spiele aus der ganzen Welt auswählen. Leider, und hierbei handelt es sich um das zweite Ärgernis, darf man nicht gegen jeden spielen, da Burnout 3 im 60Hz Modus gegenüber dem 50Hz Modus inkompatibel ist, gleiches gilt auch andersrum. Da die halbe Welt im normalen 50Hz PAL-Modus spielt, hat man als 60Hz-Spieler schlechte Karten. Wer zudem gerne eine private Runde drehen will, kann sein Spiel auch über ein Passwort schützen und nur den reinlassen, den er über die Buddyliste informiert hat. Gechattet wird übrigens in der Lobby des jeweiligen Spieles, eine globale Lobby zum „abhängen“ gibt es nicht. Wenigstens ist es genauso komfortabel ein eigenes Spiel zu hosten, wie einem beizutreten. Wer sich dann im Rennen befindet, freut sich über ein flüssiges und lagfreies Renngeschehen. Ab und an treten jedoch auch ein paar Probleme mit den EA Servern auf (so zumindest hört man es von Spielern, jedoch hauptsächlich bei der Xbox-Version), so kann es vorkommen, dass man plötzlich getrennt wird oder einem Spiel nicht beitreten kann. Während meinen Zocksessions ist mir jedoch nichts dergleichen passiert.
60 stabile Bilder pro Sekunde
Von einer solchen Framerate träumen die meisten Entwickler, Criterion hat aber das schier Unglaubliche geschafft und nicht nur eine felsenfeste Bildwiederholrate aus dem Hut gezaubert, sondern dazu noch genial aussehende Strecken und Fahrzeuge. Die Jungs und Mädels haben meinen vollen Respekt. Was hier auf dem TV erscheint, haben vor einem Jahr die meisten nicht mal für möglich gehalten. Selbst im Splitscreen Modus schafft das Spiel immer noch stabile 30fps – ohne Verluste bei Umgebung und Fahrzeugen hinnehmen zu müssen.
Um den Geschwindigkeitsrausch noch zu verstärken, haben die Entwickler fleißig Need forSpeed: Underground gespielt. Denn einen ähnlichen Blurreffekt (wenn auch nicht so gut umgesetzt) findet ihr nun auch in Burnout 3 wieder. Dadurch verschwimmt die Umgebung zu euren Seiten und zieht nach, der Spieler nimmt dadurch das ganze Geschehen viel schneller wahr. Verstärkt wird die rasante Optik noch durch viele zusätzliche Effekte, wie z.B. den grellen Funkenflug beim touchieren der Leitplanke.
Mächtig zugelegt gegenüber dem Vorgänger haben die Fahrzeugmodelle. Sahen die Autos in Burnout 2 noch ziemlich langweilig aus, glänzen die neuen Modelle mit einem noch besseren optischen Schadensmodell und einem starken Lackglanz. Auch bei der Streckenoptik kann man viele neue Details wie im Wind wehende Flaggen, vorbei fahrende Züge oder fließende Bäche beobachten, der schiere Detailgrad ist Wahnsinn. Um alles in Vollbild genießen können, hat man sich bei Criterion wieder Mühe gegeben und einen 60Hz-Modus eingebaut.
We are the lazy generation
Der Soundtrack war einer meiner größten persönlichen Kritikpunkte am Vorgänger, das einfallslose Gedudel ging mir damals ziemlich schnell auf die Nerven. Zum Glück wurde dieser Punkt im neuen Burnout beseitigt. Ganze 44 lizenzierte Rocksongs warten auf den Hörer. Wer zudem seine Playlist spezialisieren will, kann das bequem im dazugehörigen Menü tun. Unterbrochen werden die rockigen Songs vom deutschsprachigen DJ Blackpearl, der das Radio Crash FM moderiert. Neben witzigen Anekdoten aus dem Burnoutzirkus gibt er auch Tipps zum Spielgeschehen. Leider können die zahlreichen Sprüche auch schnell nervig werden, meistens wenn er die einzelnen Lieder mit seinem Geseiere unterbricht. Zum Glück hat man bei Criterion mitgedacht und eine Deaktivierungsoption eingebaut. Der kernige Umgebungssound, wie auch die Motorengeräusche der verschiedenen Fahrzeuge ertönen übrigens auch in Dolby Pro Logic II, welches bei einer guten Anlage für einen wuchtigen Sound sorgt.
Nicht ganz perfekt
Leider hat auch dieses sensationelle Spiel negative Seiten. Die größte Schwachstelle ist ganz klar die fehlende KI (Künstliche Intelligenz) der gegnerischen Fahrer und damit verbunden das vorhandene Gummiband. Ich verstehe ja, dass zum Wohle des Gameplays und der Takedowns das Fahrerfeld zusammen bleiben muss, trotzdem geht es mir schlichtweg auf die Eier, dass man einen Kontrahenten abdrängt, mit voller Geschwindigkeit wegdüst, nur um festzustellen, dass er in der nächsten Kurve einem schon wieder am Heck klemmt. Somit werden viele Rennen zu reinen Glückssachen, da sich der Sieger meistens erst 100 Meter vor der Ziellinie entscheidet. Unübersichtlich finde ich zudem die Auswahl der Rennen im Einzel-Event-Modus. Dort wählt man schnöde per Textfenster die Strecken aus. Die Streckenführung sieht man nicht – dadurch sollte man sich die Namen seiner Lieblingsstrecken im World Tour Modus merken, sonst ist es schwer auf Anhieb die Strecken zu wählen, die man spielen möchte. Zum Schluss muss ich noch etwas Kritik am Fahrverhalten üben, denn für meinen Eindruck fuhren sich die verschiedenen Fahrzeuge relativ gleich und ein wenig Differenz würde den Spielspaß noch ein wenig heben.
FAZIT:
Burnout 3 rockt, ohne Frage! Dennoch gibt es auch ein paar Kanten, die man hätte ausbügeln können. Gerade die nicht vorhandene KI macht sich in den späteren Rennen in Bezug auf den Spielspaß bemerkbar. Dank des Gummibandes werden einige Rennen zu echten Geduldsproben. Damit verbunden hätten wenigstens die Ladezeiten etwas kürzer und ausfallen können, denn ein Rennneustart verkommt somit zu einer kleinen Geduldsprobe. Wer damit leben kann, bekommt jedoch das Arcade Rennspiel 2004. Grafik, Sound und Umfang sind einfach top und somit katapultiert sich das Spiel an die Spitze der Rennspiele in diesem Jahr. Man merkt deutlich, dass die Zusammenarbeit mit Electronic Arts dem Spiel gut getan hat und als zusätzlichem Bonus wurde noch eine spielbare Need for Speed: Underground 2 Demo draufgepackt.
[ Review verfasst von .ram ]
PS:
Kleines Detail am Rande. Durch den anfänglichen Ärger mit der USK, ist es zu einer Fehllabelung der Erstauflage gekommen. Während die Umverpackung das richtige USK Siegel (ab 12 Jahren) aufweist, prangt auf der DVD noch das alte (ab 16 Jahren). Wer also die Chance hat, sollte jetzt zugreifen, da die Erstauflage dadurch Sammlerwert erhält.
Pluspunkte:
- Geniale Grafik mit stabilen 60fps
- Riesiger Umfang mit Onlinemodus
- Fetter Rock-Soundtrack
Minuspunkte:
- Ladezeiten
- Gummibandverhalten der Gegner
- 50Hz – 60Hz Inkompatibilität im Onlinemodus