Man mag es kaum glauben, aber Capcom steht nicht nur für heiße Zombie-Action, sondern auch für rasante Motorradrennen. Dennoch muss man zugeben, dass die MotoGP Serie schon lange nicht mehr den selben Ruf genießt, wie die ersten Spiele auf der PS2. Deshalb wurde nach dem mäßigen MotoGP 08 auch der Entwickler gewechselt. Ob das noch junge Studio Monumental Games der Serie ein wenig frischen Wind verpassen konnte, erfahrt ihr in unserem neuesten Review.
Auf die Plätze, Fertig, Los!
Im Hauptmenü angekommen, wandert der Blick zunächst auf den Karrieremodus, wo es darum geht sich vom kleinen Anfänger zum großen Star des Motorradsports zu entwickeln. Nachdem man sich einen Fahrer zurecht geschustert hat, geht es ins Untermenü, wo bereits verschiedene Optionen auf euch warten. Abgesehen vom Rennkalender, der euch die ganze Zeit über den aktuellen Verlauf eurer Karriere informiert, darf man sich zusätzlich noch um diverse Randgeschichten kümmern. Angefangen mit der Verwaltung eurer Angestellten: Während man zum Beispiel mit hochrangigen Pressesprechern reizvolle Sponsoren ans Land zieht, sorgen erfahrene Ingenieure dafür, dass ihr unter dem Punkt „Forschung“ verschiedene Bauteile eures flotten Zweirads weiterentwickeln lassen könnt. Wie man sich aber denken kann, sind gute Mitarbeiter alles andere, als günstig, wodurch man sich anfangs lieber mit ein paar billigen Angestellten zufrieden geben sollte. Aber wie kommt man ans Geld? Unter anderem mit erfolgreichem Abschneiden bei den einzelnen Saisonrennen. Ein weiterer Punkt den man im Auge behalten sollte, ist die Ruf-Leiste, welche nicht nur mit dem Erreichen guter Platzierungen gefüllt wird, sondern auch mit dem Erledigen sogenannter In-Game Challenges. So erwarten euch innerhalb eines jeden Rennen kleine Aufgaben, wie zum Beispiel das Erfahren einer bestimmten Durchschnittsgeschwindigkeit. Leider sind die Missionen recht schwer ausgefallen, wodurch man nur selten an die Boni kommt. Ebenso „contraire“ ist das gegnerische Fahrverhalten: Während man in den Qualifying Sessions oftmals gnadenlos überholt wird, schnappt man sich am Ende meist doch die heiß ersehnte Pole-Position. Wie das passieren konnte, bleibt unklar. Das Gameplay allgemein ist recht arcadig ausgefallen, wodurch Ausrutscher ins Kiesbett oder größere Rempler mit den anderen Fahrern meist ungestraft bleiben. Ein weiteres Paradoxum ist Länge der einzelnen Rennen – Während man in anderen Rennspielen meist selber entscheiden kann, wie viele Runden man fahren möchte, ist die Anzahl bei MotoGP auf nur 3 Runden beschränkt. Eine durchaus merkwürdige Entscheidung, die vor allem Simulations-Fans ein wenig abschrecken wird. Aber zurück zur Karriere: Je nach eingefahrenen Ruf wartet am Ende der Saison eine Einladung in die nächst höhere Rennklasse auf euch. Das Risiko besteht jedoch darin, dass man zu Beginn einer neuen Saison wieder von vorne anfangen muss; und zwar sowohl Geld- als auch Forschungstechnisch. Wer aber lieber noch etwas sparen möchte, kann auch ohne Probleme in der Klasse verharren und erst später den Sprung nach Oben wagen. Alles in allem ist der Karrieremodus ein durchaus gelungener Wettbewerb, der vor allem durch die zahlreichen Optionen zu Gefallen weiß. Weitaus weniger berauschend ist die Präsentation ausgefallen, die recht trocken und kühl wirkt; so gibt es beispielsweise nicht mal eine kleine Siegerehrung im Anschluss eines Rennens. Im Grunde spielt sich der Modus nur im Menü, sowie auf der Strecke ab. Ein wenig mehr Show hätte dem Spiel an dieser Stelle wahrlich nicht schlecht gestanden.
Spielmodi
Eine weitere merkwürdige Designentscheidung ist die Tatsache, dass man sich erstmal alle Rennklassen freispielen muss; unter anderem auch die namensgebene GP Klasse. Dies erreicht man entweder in der Karriere oder im klassischen Saisonmodus. Und bis man die MotoGP Serie endlich erreicht hat, vergehen durchaus einige Stunden. Wer aber auf schnelle und unkomplizierte Rennaction steht, kann sich im Arcade-Modus austoben und dort einige Runden auf den zahlreichen (Original-)Strecken drehen. Zu guter Letzt gibt es noch einen feschen Onlinemodus, wo man sich gegen Spieler aus der ganzen Welt messen kann. Schade nur, dass meistens recht wenig los war. Zum Trost gibt es wenigstens einen 2 Spieler-Modus, wo man entweder vertikal oder horizontal um den Sieg rasen kann. Trotz einiger Schwächen bietet MotoGP einen zufriedenstellenden Umfang; einzig die geringe Rundenzahl, als auch die langweilige Präsentation hinterlassen einen faden Beigeschmack.
Optik
Zunächst die positiven Aspekte: MotoGP besitzt eine ganze Reihe von toll animierten Zweirädern, bei denen man keineswegs mit Polygonen gespart hat. Hinzu kommen nette Effekte, wie zum Beispiel das Verschwimmen des Bildschirms bei hohem Tempo. Darüber hinaus konnte ich während des Tests weder Slowdowns noch Ruckler ausmachen; und das bei insgesamt über 20 Fahrern auf der Strecke. Dennoch verdient die Optik von MotoGP nur eine durchschnittliche Bewertung. Es fehlen einfach Highlights, die die Grafik auf das nächste Level hieven können. Hinzu kommen langweilige Strecken, die sich recht lieblos und detailarm präsentieren.
Sound
Zu den schwächsten Aspekten des Spiels gehört ohne Frage die Akustik. Angefangen mit schlechtesten Kommentator aller Zeiten, der nicht nur zum Einschlafen langweilig ist, sondern auch nicht mal des Englischen mächtig ist. Wie sonst kommt man auf die Idee den Begriff „Pole-Position“ so auszusprechen, als würde man über unsere polnischen Freunde sprechen? Ich musste schon zwei Mal hinhören, um das glauben zu können. Capcom: Bitte Hinsetzen, Nachsitzen und besser machen! Und auch der rockige Soundtrack kann Karren nicht mehr aus dem Dreck ziehen; dafür wirken die Songs einfach viel zu belanglos.
FAZIT:
Es scheint fast so, als wussten die Entwickler nicht, ob sie aus dem neusten MotoGP ein Arcade- oder Simulationsrennspiel machen wollten. Auf der einen Seite gibt es umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten und einen soliden Karrieremodus - auf der anderen Seite leidet das Spiel unter einem unrealistischen Fahrverhalten, sowie einer recht merkwürdigen Rundenbegrenzung, die in JEDEM Modus vorzufinden ist. Nichts halbes, und nichts ganzes sagt man so schön. Wer auf Motorradrennen steht, kann vielleicht mal einen Blick riskieren; alle anderen sollten lieber auf die SBK Serie zurückgreifen, die ein wenig mehr ausgereifter wirkt.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte:
- Original Moto GP Lizenz
- Nette Grafik
- Umfangreicher Karrieremodus...
Minuspunkte:
- ...dessen Präsentation nur beding zu gefallen weiß
- Rundenzahl ist in jedem Modus auf 3 beschränkt
- Gameplay und Gegner KI sind ausbaufähig