Vormals exklusiv für die Microsoft-Konsole erschienen, gibt es nun die zwei neuen „Grand Theft Auto IV” Abenteuer auch für die PlayStation 3. Entweder lädt man sich die beiden Episoden über den PSN-Store herunter, oder kauft sich das Doppelpack als einzelne Blu-ray mit Handbuch und Stadtplan. Bei letzterem braucht man zudem kein „Grand Theft Auto IV“ Originalspiel, denn die Blu-ray Fassung lässt sich auch separat starten und spielen.

Zwei für den Preis von Einem

Der Test basiert auf der Blu-ray Variante. Ordert man sich die Episoden online im PSN-Store, kann man sie einzeln kaufen und herunterladen. Auf Disc kommt man dagegen in einen schnöden Auswahlbildschirm, wo man entweder „The Lost and Damned“ oder The Ballad of Gay Tony“ starten kann. Einfach die neuen Missionen im „Grand Theft Auto IV“ Liberty City auswählen, geht nicht. Beide Abenteuer werden als eigenständige Spiele behandelt. Doch wenden wir uns nun den Episoden zu und werfen einen genaueren Blick auf die versprochene Action.

The Lost and Damned

Das erste Abenteuer handelt über den Motorrad Club „The Lost“. Die Biker rund um ihren derzeitigen Anführer Johnny Klebitz haben sich mit anderen Banden in der Stadt arrangiert. Jeder bekommt sein kleines Stück vom großen Verbrechenskuchen. Damit ist jedoch Schluss, als ihr alter Chef Billy zurückkommt. Der ist nämlich verrückter denn je und stürzt die „Verlorenen“ in dunkle Zeiten. Schon hier macht sich das bessere Missionsdesign im vergleich zu „Grand Theft Auto IV“ bemerkbar. Es gibt mehr Action, aber auch mehr Abwechslung. Zudem bieten die Biker einige coole neue Optionen. So kann man mit der Gang in Formation fahren, sich zwei Kumpels zur Hilfe holen oder sich bequem Waffen und Motorräder anliefern lassen. Gerade dieser Punkt macht das Spielen wesentlich angenehmer als im vierten Teil, denn ohne kugelsichere Schutzweste braucht man auch hier nicht anzutreten. Des Weiteren gibt es mit der abgesägten Shotgun und dem Granatwerfer neue Mordwerkzeuge. Bei den Fahrzeugen stehen natürlich Motorräder im Vordergrund. Dementsprechend gibt es auch hier neue Modelle. Neben den Storymissionen kann man auch noch an Rennen in Road Rash Manier (also mit Waffeneinsatz) teilnehmen, oder man absolviert die Gangkriege. Hier muss man entweder die Konkurrenz ausschalten, Drogen in seinen Besitz bringen oder Konvois stoppen. Insgesamt ist die Geschichte düster, aber für meinen Geschmack etwas zu wenig fokussiert. Anfangs steht das Bikerleben noch im Vordergrund, später verliert sich das Spiel jedoch zu sehr in einer normalen „GTA“ Handlung. Das bombastische Finale entschädigt zwar etwas für den laschen Handlungsbogen, aber hier wäre eindeutig mehr drin gewesen. Zudem hätte der Schwierigkeitsgrad in „The Lost and Damned“ ruhig etwas höher ausfallen dürfen. Für meinen Geschmack war das Abenteuer nämlich zu leicht.

The Ballad of Gay Tony

Ein gänzlich anderes Ambiente als „The Lost and Damned“ bietet die Ballade vom schwulen Tony. Hier schlüpft man in die Rolle von Luis Lopez, einem guten Freund und Geschäftspartner des namensgebenden Clubbesitzers. Dieser ist eine Berühmtheit im Nachtleben der Metropole und Chef von illustren Nachtclubs wie dem Maisonette 9 und dem Hercules. Zu dumm nur, das auch er seine Probleme mit Geld und Drogen hat. Somit darf man nicht nur die Clubs auf Vordermann bringen, sondern muss sich auch noch mit zahlreichen anderen illustren Gestalten herumplagen. Wie gesagt, bietet dieses Abenteuer einen anderen Ausblick auf das Leben in Liberty City. Im Club tanzt man sich zwischen die Beine vollbusiger Schönheiten, fährt teure Sportwagen oder tritt im illegalen Straßenkampf an. Besonders gut haben mir hier die Storymissionen gefallen. Dank des nagelneuen Fallschirms und andere cooler Waffen (Explosivmunition) geht es wesentlich brachialer zu. Auch sind die Aufträge krasser – da soll man einen Panzer der Spezialeinheit N.O.O.S.E. klauen, oder jagt einen Verräter bis auf die Spitze des höchsten Gebäudes der Stadt. Gleichzeitig muss man aber auch den Club im Auge behalten und plagt sich mit nervigen Ex-Freundinnen herum. Alles in allem gibt’s mehr Geballer, mehr Explosionen, mehr Stunts – einfach mehr von allem. Nebenbei darf man sich in extravaganten Rennherausforderungen (inkl. Fahrzeugwechsel) oder bei Basejumps beweisen. Auch nett sind die One-Night Stands und auch hier die Möglichkeit, sich Waffen und Fahrzeuge kostengünstig anliefern zu lassen. Vom Schwierigkeitsgrad her ist „The Ballad of Gay Tony“ anspruchsvoller als „The Lost and Damned“. Durch das coolere Missionsdesign motiviert es aber auch mehr, die Geschichte abzuschließen. Vor allem da dieses Abenteuer schlüssiger als die Biker-Episode ist.

Old and Used

Mittlerweile etwas in die Jahre gekommen ist die Grafik. Zwar sieht das Spiel immer noch recht hübsch aus – selbst mit dem auffälligen Aliasing, aber ein wenig Feintuning wäre nach all der Zeit (fast zwei lange Jahre) angebracht gewesen. Die stotternde Framerate ist nicht mehr tolerierbar und die sub-HD Auflösung will heutzutage auch niemand mehr sehen. Nach wie vor beeindruckend ist dagegen die Euphoria-Engine. Die sorgt dafür, dass sich die zahlreichen Passanten von Liberty City realistisch verhalten und somit glaubhafter als in anderen Spielen herüberkommen. Ansonsten muss wohl die Steuerung die meiste Kritik einstecken. Schon in „Grand Theft Auto IV“ konnte diese nicht komplett überzeugen und heutzutage fühlt sie sich undynamischer und hakeliger denn je an. Deshalb sollte man schon etwas Eingewöhnungszeit einrechnen, bevor man sich in die zwei Abenteuer stürzt. Auch ist das Checkpoint-System nicht mehr zeitgemäß. Zwar gibt es in beiden Episoden Rücksetzpunkte, diese sind aber nur spärlich gesetzt und – was noch viel schlimmer ist – lassen den Spieler nicht mit der kompletten Ausrüstung vor seinem Ableben wiederkommen. Dementsprechend wird das Spiel dadurch eigentlich schwerer und nicht leichter. Bei der Musik gibt es allerdings nichts zu bemängeln. Nach wie vor ist die Auswahl genial und dank eingestreuter Radio-Schnipsel abwechslungsreich. Auf Blu-ray werden übrigens zwei neue Sender geboten und Andere bieten komplett neue Musik (LCHC). Dafür muss man im Gegensatz zur Downloadvariante mit weniger Umfang auskommen. Die englische Sprachausgabe ist so stilsicher wie in den alten Spielen und auch die deutschen Untertitel wissen zu gefallen – selbst wenn viele Schimpfwörter nicht übersetzt wurden.

FAZIT:

Die beiden Episoden gewähren einen neuen Blickwinkel auf die Gesellschaft von Liberty City. Die Rocker der „The Lost“ sind genauso interessant wie die Clubszene um Guru Gay Tony. Was die Missionen betrifft, bringt vor allem „The Ballad of Gay Tony“ die Action wieder zurück. Fast jeder Auftrag spielt sich „over the Top“ und lässt es ordentlich krachen. Das erinnert stellenweise an beste GTA-Zeiten. Trotz Verbesserungen beim Missionsdeisgn machen sich starke Alterserscheinungen bemerkbar. Die Steuerung geht schwerfällig von der Hand und die rucklige Grafik ist ein hässliches Überbleibsel aus den PS3 Anfangstagen. Somit richtet sich das Add-On in erster Linie an Fans Serie. Die werden aber gut bedient - vor allem zu dem Preis.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

• Viel Spiel fürs Geld
• Mehr Action als in „Grand Theft Auto IV“
• Braucht auf Blu-ray nicht das Originalspiel

Minuspunkte:

• Technisch veraltet
• Steuerung träge und lahm
• Episoden müssen auf Blu-ray einzeln angewählt werden