Was haben Uncharted und Dark Void gemeinsam? Beide sind 3rd Person Shooter und in beiden Spielen spricht Nolan North die Hauptfigur (in der englischen Version) – allerdings hat Dark Void ein Jetpack für mehr Abwechslung und taktische Möglichkeiten. Soweit zumindest die Theorie von den Jungs bei Capcom. Ob die aufgeht, erfahrt ihr in unserem Review.
Allein gegen Nazi-Aliens aus dem Bermuda-Dreieck
Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs fliegt der Frachtpilot Will Grey mit seiner Kollegin Ava durch das Bermuda-Dreieck und wird dabei in eine andere Welt, Void genannt, teleportiert, wo sie natürlich abstürzen. Dort machen sie schnell Bekanntschaft mit den Beobachtern, einer Alienrasse, die durch den Void die Nazis mit Waffen und Technologie beliefern. Zusammen mit einer Handvoll anderer Gestrandeter und seinem neuen besten Kumpel Nikola Tesla (der seinem historischen Vorbild sogar sehr ähnlich sieht) macht sich Will also auf, die Aliens zu besiegen, um so in seine eigene Welt zurückkehren zu können.
Bis in den Himmel... aber nicht weiter!
Wenn schon die Story nicht vom Hocker reißt, dann muss es ja das Gameplay tun. Das tut es aber nur bedingt. Denn Dark Void spielt sich wie jeder andere 3rd Person Shooter auch, komplett mit Deckungssystem, regenerierender Gesundheit, Sammelobjekten (Tagebücher anderer Gestrandeter) und mit sechs aufrüstbaren Waffen nebst zwei Arten von Granaten. Interessant wird es erst, wenn das vielseitig verwendbare Jetpack ins Spiel kommt. Man kann damit weite Sprünge machen, schweben und währenddessen Feinde unter Beschuss nehmen und natürlich durchstarten und frei herumfliegen. Dabei ist das Jetpack Segen und Fluch zugleich. Ein Segen, da Dark Voids Kampfsystem tatsächlich an Abwechslung gewinnt und ein paar gut inszenierte Boss Fights ermöglicht werden. Zudem erweitert es das Deckungssystem um zwei zusätzliche Richtungen, nämlich oben und unten. Obwohl es ansonsten genauso wie normale Deckung funktioniert, sorgt es für ein wenig frischen Wind im Void. Und ein Fluch, da es in weiten Teilen die Entwickler von gutem Leveldesign entbindet. Zum Beispiel ist die gesamte Basis der Überlebenden nur mit Jetpack vernünftig zu benutzen, was sehr unglaubwürdig ist, da Will der einzige mit Düsenkraft ist. Bedauernswerterweise sind auch andere fluglastige Level sehr leer – und immer noch zu klein. Oft fehlt einfach der Platz für schöne Luftkämpfe und so fliegt die KI auch gerne mal gegen Wände oder feindliche Schiffe kollidieren miteinander. Generell haut das Leveldesign niemanden aus den Pantoffeln, aber hier und da sind ein paar Sequenzen sehr ansprechend inszeniert – und manchmal auch von anderen Spielen geklaut.
Der mit sechs Stunden viel zu kurze Ausflug hat leider noch unter anderen, wenn auch kleinen, Mankos zu leiden. Zum einen vertragen die Gegner auch im niedrigsten Schwierigkeitsgrad zu viel, auf Hard sind Headshots schon fast Pflicht. Passend dazu ist Wills Nahkampfangriff viel zu kräftig. Jeder Gegner lässt sich so mit ein oder zwei Angriffen ausschalten. Dazu kommen die immer wieder auftretenden Ladezeiten. Vor oder nach bestimmten Ingame-Sequenzen oder jedes mal, wenn ich an einer Waffenkiste meine Waffen tausche – sogar dann, wenn ich keine Waffe tausche und nur das Menü wieder verlasse. Auch wenn die Ladepausen nur wenige Sekunden dauern, sind sie unnötig. Es verwundert mich, dass Dark Void keinen Multiplayer-Modus bietet, denn packende Gefechte per Jetpack hätten sich hier angeboten. Aber im Hinblick auf den Einzelspieler-Modus ist es wahrscheinlich besser, dass es keinen gibt.
Grafisch kein Überflieger
Dark Void wird von der Unreal Engine 3 angetrieben, die die Figuren ein wenig wie Plastikpuppen aussehen lässt. Zudem haben Will und Ava leicht comic-hafte Züge in ihren Gesichtern, die ein wenig an Eddie Riggs aus Brütal Legend erinnern und einfach nicht ins Spiel passen. Dafür sind die Effekte wie Explosionen besser gelungen. Dankenswerterweise ist die Weitsicht den Fluglevel angemessen, so dass ich nie ins Ungewisse fliegen muss. Mit Ausnahme der Gegner und der Spielfiguren ist nichts mit vielen Details versehen, auch die Umgebung ist steif. Kein wiegendes Gras, keine sich bewegenden Äste, wenn Will durch sie läuft und keine Einschusslöcher im Stein. Wenigstens wurden Standardprobleme wie Pop Ups und verzögert geladene Texturen vermieden, ein leichtes Tearing ist geblieben, aber das fällt beim Spielen nur äußerst selten auf. Dafür geht die Engine schnell in die Knie, wenn überdurchschnittlich viel los ist. In einem Level war es sogar so schlimm, dass es eine Minute lang (!) eine unspielbare Diashow war, die sich nur mit dem eigenen Tod oder dem einiger Gegner lösen ließ. Aber auch normale, kurzzeitige Slowdowns gibt es immer wieder.
Kampfstern Galactica kommt zur akustischen Hilfe
Bear McCreary, ansonsten zuständig für den Soundtrack bei Battlestar Galactica, gibt hier sein Videospieldebüt, doch auch sein Orchester bewahrt die Musik nicht vor der Mittelmäßigkeit. Auch mit dem Rest der Soundeffekte steht es nicht besser. Ein wenig störend sind auch die fehlenden Übergänge zwischen den einzelnen Musikstücken, denn sie gehen nicht ineinander über, sondern wechseln abrupt. Obwohl Nolan North den Helden spricht, bleibt seine Leistung weit hinter der von Uncharted (nur englische Tonspur) zurück. Auch die anderen Stimmen sind passabel, aber nichts Tolles.
FAZIT:
Dark Void macht nur wenig falsch, aber auch nur wenig richtig. Das Jetpack funktioniert als Innovation gut und bereichert das Gameplay, doch leider wird das von einigen störenden Kleinigkeiten zunichte gemacht. Herausgekommen ist ein sehr durchschnittliches Spiel, das man kauft, durchspielt und dann schnell wieder vergisst.
[ Review verfasst von Sanguinis ]
Pluspunkte:
- Jetpack bereichert Gameplay
- Vertical Cover System
- Nazis sind mal wieder die Obverschergen
Minuspunkte:
- Zu viele Ladezeiten
- Teils drastische Slowdowns
- Typische Unreal 3 Engine Probleme