Als treuer Fan der Pro Evolution Soccer-Serie hatte man es in den vergangen Jahren nicht gerade einfach. Während die FIFA Spiele Jahr für Jahr mit unzähligen neuen Features auf sich aufmerksam machten, enttäuschte Konami meist nur durch lieblose Sequels. Dennoch scheint es so, als ob die Jungs rund um Chefproduzent Seabass Taktasuka inzwischen aus ihren Fehlern gelernt haben. Ob der in die Jahre gekommene König aber wirklich wieder auf den Fußballthron zurückkehren darf, erfahrt ihr in den kommenden Zeilen...
Der Ball rollt wieder
Bereits im Hauptmenü merkt man, dass dieses Jahr ein ganz neuer Wind weht. So überzeugt nicht nur das Menüdesign durch eine schicke und stylische Oberfläche; auch der komplett generalüberholte Soundtrack überrascht mit offiziellen Lizenzsongs, die in den vorherigen Jahren höchstens mal im Intro zu hören waren. Weniger überraschend geht es hingegen bei den Spielmodi zu. Hier trifft man wieder auf die üblichen Verdächtigen. So gibt es neben dem standardmäßigen Freundschaftsspiel-Modus natürlich auch auch die Champions League, die Liga- und Pokalwettbwerbe, sowie die allseits beliebte Meister-Liga. Erfreulicherweise hat man letzteren endlich das längst überfällige Facelifting spendiert. Ähnlich wie bei FIFA hat man dem Spieler nämlich mit zusätzlichen Manager-Funktionen ausgestattet. Neben verbesserten Trainingsoptionen, die die Möglichkeit eröffnen bei Spielern durch Fokuspunkte spezielle Schwerpunkte zu setzen, darf man sich in Pro Evolution Soccer 2010 erstmalig auch mit Mitarbeitern und Fanclubs herumschlagen. Je mehr Geld ihr in euren Verein investiert, desto größer wird auch der Ertrag: So danken euch zufriedene Fans beispielsweise mit horrenden Merchandising-Einahmen. Über allem schwebt aber immer noch die Transferpoltik, welche sich je nach Tabellenplatz schwerer oder einfacher gestaltet. Und wer bei all dem Stress keine Nerven mehr für aufreibende Spiele hat, kann selbige erstmalig auch simulieren lassen! Ebenso erfreulich ist die Tatsache, dass Champions League und Europa League endlich ein fester Bestandteil der Meister-Liga sind und nicht nur als Stand-Alone Turnier zur Verfügung stehen. Kleiner Wermutstropfen: Die Europa-League findet man komischerweise NUR in der Master-Liga ...
Nachdem mich die Meister-Liga in den letzten Jahren meist nur zum gähnen gebracht hat, wurde ich dieses Jahr endlich mal wieder positiv überrascht. Ein erweiterter Manager-Part, sowie eine durch und durch gelungene Präsentation versprechen unzählige Stunden Spielspaß. Im Vergleich zum Pendant aus dem Hause EA punktet die Meister-Liga vor allem durch kürzere Ladezeiten, sowie ein deutlich einfachere Bedienung. Darüber hinaus gibt es natürlich auch ein Wiedersehen mit dem letztes Jahr eingeführten „Be A Legend"- Modus, in dem man im Gegensatz zur Meister-Liga keine ganze Mannschaft steuert, sondern nur einen einzelnen Spieler. Das Ziel besteht darin euer virtuelles Pendant zum besten Fußballer der Welt zu machen. Unterschiede zum Vorjahresmodell sucht man jedoch nur mit der Lupe. So darf man sich auch hier auf die hinfällige Implementierung der Champions League freuen, die letztes Jahr noch außen vor gelassen wurde.
Ein weiteres Feature, welches bei PES 2009 wohl auch noch außen vor gelassen wurde, war der Onlinemodus, der meist nur durch Lags und nervigen Unterbrechungen auffiel. Hat man dieses Problem endlich beseitigt? Die Antwort lautet Jein. Zwar wurden die Lags meiner Meinung nach drastisch reduziert, aber leider leidet das Onlinespiel immer noch an nervigen Verzögerungen, wodurch das Spielgeschehen nicht ganz so flüssig wirkt wie beim Offline-Part. Die große Online-Revolution ist den Jungs von Konami trotz aller Versprechen also wieder nicht gelungen. Aber es gibt Grund zur Hoffnung: Indem man sich endlich von der lächerlichen Konami ID verabschiedet hat, hat man einen Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Einmal Seebarsch mit Flügelzange bitte
Pro Evolution Soccer 2009 gilt noch heute als der Tiefpunkt der Reihe - Dies liegt nicht nur am miserablen Onlinemodus, sondern auch am Gameplay, welches im Vergleich zu den Vorgängern deutlich arcadiger und schneller ist. Glücklicherweise hat das Team um Chefproduzent Seabass Taktasuka den Fokus endlich wieder auf den Realismus gelegt. Am Besten sieht man das unter anderem an den Abwehrreihen, die nicht mehr nur aus vier Stehgeigen bestehen. Während ein Wayne Rooney in PES 2009 noch ohne große Mühen durch die Verteidigung marschieren konnte, entpuppt sich das Unterfangen inzwischen als weitaus schwieriger. Hinzu kommt eine neue Schussphysik, die das Erzielen von Toren weitaus unberechenbarer macht. Im Gegensatz zum Vorgänger gibt es also keine festen Positionen mehr, von denen man schon vor dem Schuss weiß, dass der Ball definitiv im Netz landen wird. Ebenso unberechenbar sind leider auch die Torhüter ausgefallen, die im Laufe des Spiels sowohl durch starke Paraden, als auch durch lächerliche Fehler auffielen. Und was gibt es Schlimmeres, als ein unberechenbares Teammitglied in einem Sportspiel? Eine weitere Änderung lässt sich in der Spielgeschwindigkeit erkennen, die im Vergleich zum Vorgänger etwas langsamer gemacht wurde - Für meinen Geschmack jedoch etwas zu wenig. Obwohl PES 2010 bei weitem noch nicht an die Klasse der legendären PS2 Ableger besitzt, scheint Konami wieder auf dem richtigen Weg zu sein.
Optik
Man mag es kaum glauben, aber was Grafik angeht hat Konami tatsächlich die Tabellenführung erobert. Insbesondere durch die fantastischen Spielermodelle, die im Vergleich zur FIFA-Serie deutlich realistischer daher kommen. An dieser Stelle empfehle ich zum Beispiel mal einen Blick in den umfangreichen Editor, der es erlaubt sich die einzelnen Kicker nochmal genauer anzuschauen. Spätestens dort erkennt man wirklich jedes Detail - man möchte fast von Fotorealismus sprechen. Unglücklicherweise gibt es aber auch genügend Spieler (meist die nicht ganz so wichtigen), bei denen man allen Anschein nach nicht mit der gleichen Intensität gearbeitet hat. Am Besten sieht man das zum Beispiel in den Wiederholungen, wenn ein perfekt modellierter Michael Ballack gegen einen deutlich weniger bekannten Spieler antritt, der dementsprechend auch nicht die gleiche Detailtreue besitzt. Weitere Optimierungen lassen sich auch bei den Licht- und Schatteneffekten erkennen, die das Geschehen auf dem Bildschirm nun weitaus realistischer erscheinen lassen. Je nachdem in welchem Licht man spielt, ändert sich sogar der Farbton der Trikots. Weniger Detail-verliebt sind die Animationen ausgefallen, die immer noch recht abgehackt und unflüssig wirken.
Sound
Wunder gibt es immer wieder, hieß es mal in einem bekannten deutschen Schlager. Und meiner Meinung nach ist die Implementierung von Lizenzsongs tatsächlich ein Wunder. So gibt es unter anderem Tracks von den Kaiser Chiefs, DJ Shadow und den Klaxons zu hören. Allen Anschein nach steht der gute Seabass auf gelungene Indie Musik - und da das bei mir ebenso der Fall ist, hatte ich zu keiner Zeit das Bedürfnis den Soundtrack abzustellen! Wer mit den Songs jedoch nichts anfangen kann, kann im Options-Menü auch seine eigene Musik abspielen lassen. Nicht ganz so abwechslungsreich sind die Kommentare des Moderationsduo ausgefallen. Diese bestehen nämlich größtenteils aus den gleichen Samples, die man schon aus den vergangenen Jahren kennt.
FAZIT:
Ist Pro Evolution Soccer 2010 die lang erwartete Rückkehr des Königs? Leider nein! Man merkt aber, dass Konami dieses Jahr tatsächlich jede Menge Arbeit in den Titel investiert hat. Vor allem in Sachen Design und Präsentation wirkt PES 2010 deutlich professioneller, als seiner Vorgänger. Das Einzige was jetzt noch fehlt ist ein funktionierender Onlinemodus, sowie neue Animationen, die das Spiel nicht mehr ganz so altbacken aussehen lassen.
[ Review verfasst von Dimi ]
Pluspunkte
- Gelungene Präsentation
- Master-Liga wurde endlich erneuert
- Umfangreiche Anzahl an Modi
Minuspunkte
- Onlinemodus läuft immer noch nicht flüssig
- Nervige KI-Aussetzer
- Immer noch keine Bundesliga-Teams