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Formel Eins 2004

17. August 2004

Formel 1 Spiele auf der PS2 hatten es seit der Einführung der Konsole nie besonders einfach. Meistens lagen die Probleme bei einem viel zu schlechten Gameplay, einer kränkelnden KI oder einer miserablen Grafik. Erst mit der Zeit legten sich die Schwächen, doch eine echte „Killer Application“ kam bis heute nicht heraus. Dies ist insbesondere deswegen schade, da Sony die Exklusivrechte an der Formel 1-Lizenz besitzt und eigentlich aus dem Vollen schöpfen könnte. Doch leider blieben sie bisher stets unter ihren Möglichkeiten. Ob sich das nun mit ihrem neusten Streich „Formel Eins 2004“ ändern wird? Unser Tests wird’s zeigen!

Werde zum Schumi

Nach einem kurzen, aber durchaus schön anzusehenden Intro kommt der Spieler in das wirklich nett gestaltete Menü. Wahrend im Hintergrund einige nette Ausschnitte aus diversen Rennen zu sehen sind, beginnt man damit, sein erstes Rennen zu starten. Und hier liegt auch schon eine der großen Stärken von Formel Eins 2004. Das Spiel bietet eine Unmenge an Modi an, die den Spieler für Monate an die Konsole fesseln werden. Ganz Eifrige werde sich natürlich erst mal in den Arcade-Modus stützen. Hier gibt es keine Regeln und keine Strafen. Nur das Tempo zählt. Das Einzige, worauf man aber achten sollte, ist der Umgang mit dem Formel 1 Boliden. Zu viele Crashs und zu viele benutze Abkürzungen wirken sich aufs „imaginäre“ Schadensmodell des Wagens aus (imaginär darum, da es das echten Schadensmodell nur in den anderen Modi zu sehen ist) und wer's übertreibt landet schnell im Kiesbett. Neben der Möglichkeit ein einziges Arcade-Rennen zu bestreiten, kann man sich sogar in eine ganze Saison reinstürzten, freizuspielende Boni inklusive! Fans der realistischen Raserei setzten dagegen eher auf den Simulationsmodus. Hier hat der Spieler noch mal die Möglichkeit aus folgenden Modi zu wählen:

Benutzerdefiniertes Rennen
Rennwochenende
Weltmeisterschaft
Zeitrennen
Testfahrt

Wie man sieht ist die Auswahl groß, doch wer dachte, dass es das schon gewesen ist, hat sich geirrt. Erstmals in der Geschichte der seit '95 bestehenden Formel Eins Serie bietet das Spiel einen Karrieremodus. Und der hat es wirklich in sich! Bevor man jedoch richtig beginnt, muss man im Vorfeld des Geschehens erst mal sein Profil anfertigen. Voreingestellte Gesichter und Helme sorgen für die äußere Gestaltung des Charakters. Nachdem ihr dann noch euer Heimatland ausgesucht habt, befindet ihr euch endlich im Menü, welches dem eines Managerspiels stark ähnelt. Der Fax- und Emailbereich dient zu Kommunikation mit den Teams, der Statistikbereich versorgt euch mit den wichtigsten Infos zu den Rennen und in der Newsecke erfahrt er die neusten Schlagzeilen. Nachdem ihr euch dann im Menü zurechtgefunden habt, beginnt auch schon euer erster Test. Ihr habt 2 Wochen Zeit, um euch ein Cockpit in einem F1 Team zu sichern und somit auch die Möglichkeit zu haben in der WM mitzufahren. Falls ihr die beiden Pre-Season Rennen jedoch alles andere als gut bewältigt, erwartet euch lediglich der Job als Testfahrer. Und das bei einem drittklassigen Team... Wer sich jedoch anstrengt, kommt zwar nicht sofort in das Cockpit eines Topteams, darf aber trotzdem an der Weltmeisterschaft teilnehmen. Und diese hat es wirklich in sich! Wer einen einfachen Karriereablauf erwartet, wird schon beim ersten Qualifing merken, dass das Renngeschäft härter ist als erwartet. Es reicht nicht nur am Limit zu fahren, sondern diesen auch zu überschreiten. Die Gegner sind knallhart und rächen jeden Fehler. Und das ist schon der erste Kritikpunkt. Der Karrieremodi ist beinhart und nichts für zarte Rennseelen. Selbst die ansonsten so langsamen Minardis werden zu euren größten Konkurrenten. Der Frustfaktor ist enorm hoch und man kann wirklich froh sein, dass die Entwickler den Spieler noch einen separaten Weltmeisterschaftsmodus im Simulationsmenü spendiert haben. Zum Glück kann man da nur sagen...

Und wer genug von den KI-Rennen hat, kann sich immer noch an den Onlinemodus heranwagen... der jedoch alles andere als zufriedenstellend geworden ist. Trotz aller Erwartungen haben es Studio Liverpool nicht geschafft, ein komplettes Feld auf die Online-Strecke zu bringen. Stattdessen fährt man nur gegen ein paar Ghostgegner und den unsichtbaren Mitspieler. Das Ganze ähnelt also eher einem Zeitrennen auf weiter Flur, statt einem spannenden Rennkampf. Hier wurde einiges an Potential verschenkt.

Wer braucht schon Traktionskontrolle?

Das Gameplay von Formel 1 2004 kann sich wirklich sehe lassen. Die Lenkung ist präzise und reagiert optimal auf die Bewegungen des Spielers. Die analogen Tasten sind ebenfalls gut eingestellt worden. Um so fester ihr drückt, desto schneller werdet ihr. Und bei Formel Eins 2004 sollte man schon richtig Druck geben, da die Tasten ziemlich viel Spielraum zulassen. Eine optimale Beschleunigung ist also auf jeden Fall gewährleistet. Wer auch noch den optimalen Überblick auf das Renngeschehen haben will, hat die Wahl aus mehreren Cockpitperspektiven. Von der typischen „Third-Person Sicht“ bis zur „Spoiler-Cam“ ist alles vorhanden. Besonderes Lob gilt aber vor allem der genialen Cockpit-Kamera. Die ist nicht nur fantastisch animiert worden, sondern präsentiert auch noch das Mitgehen des Kopfes bei Kurvenfahrten oder Karambolagen. Dies steigert nicht nur den Realismus, sondern auch noch den Spielspaß. Es ist fast so, als würde man sich mitten im Auto befinden! Und wo wir schon beim Thema Realismus sind: Man erkennt in Ansätzen, dass Formel Eins 2004 eine richtige Racing–Sim hätte werden können, doch gibt es wieder mal einige unangenehme Aussetzer, die das Spiel in Mitleidenschaft ziehen. Zum Beispiel das fragwürdige Schadensmodell. Man kann die gegnerischen Autos ohne Probleme rammen und wegschubsen, ohne jedoch selber Schaden zu nehmen. Da stimmt doch was nicht! Es ist schon schade, da das Spiel somit erheblich an Glaubwürdigkeit verliert. Hinzu kommt noch, dass das Rennverhalten der KI unter dem berüchtigten Gran Turismo Problem leidet. Die Fahrer bleiben stets auf einer Linie, womit das Fahrverhalten der Gegner zu berechenbar wird.

Beispielszene:

Ich befinde mich auf der langen Geraden des Malaysiakurses und bis auf ein Auto fahren alle seelenruhig hintereinander her. Sieht zwar lustig aus, sorgt aber nicht gerade für viel Spielspaß!

Krasser Motorensound, Alder!

Soundtechnisch schwankt Formel Eins 2004 zwischen fantastisch und grottenschlecht. Die Motorengeräusche zum Beispiel sind einzigartig und stellen meiner Meinung nach die Referenz im Genre dar. Der Kommentar hingegen wirkt eher einschläfernd und langweilig. Da bringen sogar die Sprecher aus Formel 1 `97 mehr Atmosphäre ins Spiel. In Sachen Synchronisation gibt’s aber auch ein paar Lichtblicke. So präsentieren sich zum Beispiel der Boxenfunk und der Kommentator im Arcade-Modus von ihrer besten und im zweiten Fall sogar von ihrer lustigsten Seite.

Schöne Karosserie!

Die Grafik ist überdurchschnittlich gut und zeigt selbst bei hohem Gegneraufkommen keine Ruckler. Eine solch stabile Framerate ist für ein Spiel in diesem Genre keine Selbstverständlichkeit und sollte durchaus honoriert werden. Die Autos an sich sind genauso, wie die Strecken fein animiert und können sich durchaus sehen lassen. Auch die Gesamtpräsentation weiß durchaus zu gefallen. Wie man schnell merkt geizt Sony hier nicht mit ihrer exklusiven Lizenz. Aber alles andere wäre auch eine Enttäuschung gewesen!

FAZIT:

Man merkt durchaus, dass Formel Eins 2004 das Zeug zum Hit hätte, doch dank der nervigen und durchaus vermeidbaren Fehler bleibt dem Spiel eine besser Wertung verwehrt. Im Vergleich zur Konkurrenz ist Sonys aktuellster Ableger jedoch immer noch die Nummer 1 und dank der vielen Modi und den etlichen Boni besitzt das Spiel einem extrem hohen Wiederspielwert! Für Formel 1 Fans gibt’s im Moment keine bessere Alternative, von daher sollten diese auf jeden Fall mal einen genaueren Blick auf das Spiel werfen!

Pluspunkte: