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Sacred 2: Fallen Angel
2. August 2009

Sacred 2 ist in zweierlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung - zum einen bekommt ihr ein Spiel einer deutschen Entwicklerschmiede (Anm. d. Red.: mittlerweile insolvent), zum anderen ist das Hack'n Slay Genre in dieser Generation nicht unbedingt gut besetzt. Das erste Sacred war seinerzeit ein kompetentes PC-RPG, mit Sacred 2 wagt Ascaron jetzt auch den Schritt auf die Konsolen. Ob das eine gute Entscheidung war, lest ihr in unserem Test.

Blind Guardian

Eigentlich geht es hier ja um die Story - warum steht also der Name einer Band in der Überschrift? Ganz einfach, der Song der deutschen Metal-Truppe ist noch das Beste am gesamten Intro. Ansonsten kommt Sacred 2 Storytechnisch leider zu keinem Zeitpunkt über generische Standard RPG-Kost ala „Die Welt ist bedroht, rette sie" hinaus. Na gut, ich gebe es zu, ein bisschen mehr ist da doch noch - man darf ja auch als böser Charakter spielen, dann heißt es halt „Die Welt ist bedroht, zerstöre sie". So in etwa jedenfalls. Immerhin konnte Ascaron wie auch beim Erstling eine Menge humoristische Einlagen in die Nebenquests bringen. Dem Sklavenhändler bringt ihr „weißes Pulver" als Bestechung, der Bauer will sein bestes Huhn zurück, das jeden Tag zwei Eier legt -auch wenn Sacred 2 darin versagt eine spannende, atmosphärische und glaubhafte Welt auf die Beine zu stellen, immerhin schafft es das Spiel euch ab und an zum Lachen zu bringen. So richtig kann sich Sacred 2 aber nicht entscheiden ob es nur eine Aneinanderreihung von Witzchen ist oder ob es doch wenigstens ein bisschen ernst genommen will. An Atmosphäre-Bomben, wie beispielsweise die Diablo-Reihe, kommt es definitiv nicht ran.

Hacken und Schlachten

Das Spielprinzip von Sacred 2 ist relativ schnell erklärt. Etwas vereinfacht: Ihr seht einen Gegner und haltet X gedrückt, bis er tot ist. Sacred 2 ist ein Hack'n Slay in Reinform und in dieser Hinsicht absolut kompromisslos. Ihr werdet kaum was anderes machen als Quests anzunehmen, zu einem Punkt auf der Karte rennen, Gegner töten um anschließend wieder zurück zu rennen und die Belohnung entgegenzunehmen. Der eigentliche Reiz des Spiels liegt darin, immer wieder neue Ausrüstungsgegenstände zu finden und den eigenen Charakter zu verbessern. Jedesmal wenn ihr genug Gegner gemetzelt habt und eine Stufe aufgestiegen seid, könnt ihr neue Fähigkeiten wählen oder bestehende Fähigkeiten ausbauen. Hier bietet Sacred 2 eine Vielzahl von Möglichkeiten, die besonders Genre-Anfänger erstmal restlos überfordern dürften. Es gibt verdammt viel zu beachten. Grundsätzlich gilt: Wollt ihr eine Kampffähigkeit möglichst häufig einsetzen oder wollt ihr damit maximal hohen Schaden machen? Letztlich geht es darum, die optimale Balance zwischen diesen beiden Faktoren zu finden und den Charakter in eine bestimmte Kampfrichtung auszubauen. Apropos Charakter: Davon gibt es insgesamt sechs, die Riege ist dabei recht abwechslungsreich. Der untote Schattenkämpfer kann nebenher noch Geister beschwören, die göttliche Seraphim teilt Schwert-Combos aus oder bläst mit ihrer „Big Fucking Gun" die Gegner schon aus der Distanz weg, die Dryade ist geschickt mit dem Bogen, die Hochelfe und der fiese Inquisitor mit Magie. Etwas aus der Reihe fällt die alte Rasse der Tempelwächter, eine seltsame Mischung aus Cyborg und Hund, die stilistisch nicht so Recht in das Sacred-Universum passen mag.

Recht ordentlich wurde die Steuerung umgesetzt, auch wenn es leider nicht an das PC-Optimum heranreicht. Die Menüs sind einfach UNGLAUBLICH voll, bis man sich hier zu Recht gefunden hat und sicher durch alle Fenster navigiert, vergehen schon ein paar Spielstunden. Ansonsten wurde versucht weitestgehend die Maus-Steuerung per Controller zu imitieren. Haltet ihr eine Taste gedrückt, führt euer Charakter konstant eine Attacke aus - wen er damit trifft, sucht er sich selbst aus, normalerweise ist es der Gegner, der euch am nächsten steht. Über die Schultertasten könnt ihr schnell zwischen verschiedenen Fähigkeiten-Sets wechseln. Das ganze ist gewöhnungsbedürftig und nicht unbedingt übersichtlich, aber es funktioniert. Wenn Hack'n Slay Anfänger sich jetzt abgeschreckt fühlen sollten: Keine Sorge. Das Spiel ist sowieso viel zu einfach. Selbst wenn man direkt auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ins Spiel einsteigt, kommt man selten in Bedrängnis. Schade eigentlich, denn das befriedigende Gefühl, stärker geworden zu sein um es mit Gegnern aufzunehmen, die vorher noch eine Nummer zu groß waren, bleibt damit aus. Warum ein besseres Schwert kaufen, wenn auch mit meinem aktuellen Eisen alle Gegner mit wenigen Schlägen auf dem Boden liegen?

Die Technik... *seufz*

Ganz ehrlich: Schon als Ascaron damals angekündigt hatte, das Spiel auch auf die PS3 zu bringen, haben mir die Knie geschlottert bei dem Gedanken daran, was dabei wohl rauskommen mag. Und leider - ich habe Recht behalten. Nicht falsch verstehen, das Spiel ist grafisch durchaus hübsch geworden, abseits von den hölzernen Animationen der Spielfiguren und niedrig aufgelöster Spezialeffekte. Ancaria wurde sehr detailreich und abwechslungsreich gestaltet, es hat seinen eigenen (manchmal sogar sehr eigenen...) Stil. Die unterschiedlichen Gegenden und Dungeons sind visuell recht abwechslungsreich. Aber das Spiel ruckelt erbärmlich und leidet unter konstantem Bildversatz, auch „Tearing" genannt. Ich habe in meiner ganzen Videospiel-Karriere noch kein Spiel gesehen, bei dem derart massiv das Bild zerrissen wird. Weniger empfindliche Zeitgenossen mögen sich an diesen Defiziten nicht stören, aber jeder der auch nur halbwegs anspruchsvoll ist, wird es schwer haben, sich mit diesen Mängeln abzufinden. Es stört einfach das Spielgefühl und das konstante Tearing-Flimmern ist sicher nicht förderlich für die Sehkraft. Umso erstaunlicher ist es, dass das Spiel ausschließlich in 1080p gerendert wird! Mit 720p hätte man ja möglicherweise eine konstante Framerate ohne Tearing hinbekommen. So was kann wirklich nur ein PC-Entwickler verbrechen. Im Vergleich dazu ist der Sound von Sacred 2 richtig gut geworden. Von ruhigen Gitarrenklängen bis zu treibenden Metal-Riffs wird das Spielgeschehen meist passend untermalt, auch wenn einige der Stücke sich recht häufig wiederholen und nervig werden. Recht charmant ist die Sprachausgabe, sowohl der singende Barde als auch der fluchende kleine Kobold ermuntern zum Schmunzeln.

Eine Gruppe von Abenteurern

Die Welt von Ancaria ist wahrlich riesig, an jeder Straßengabelung findet ihr neue kleine Dörfer, Höhlen oder Abenteuer. Gut, dass ihr da nicht alleine reisen müsst sondern Begleitung mitbringen dürft. Der Koop-Modus funktioniert sowohl Off- als auch Online. Offline könnt ihr mit einem weiteren Spieler Gegner metzeln, die Kamera zoomt dabei relativ weit raus und kann nur gedreht werden, nicht aber in der Zoomstufe verändert werden. Das drückt leider ordentlich auf den Spielspaß, da man so weit raus gezoomt kaum noch Details an den Spielfiguren, den Animationen (und damit den eigenen Angriffen) oder an den Gegnern entdeckt - man verliert etwas den Bezug zum Spielgeschehen. Online habt ihr die volle Kontrolle über die Kamera und könnt mit bis zu drei weiteren Helden Ancaria bereisen. Leider gibt es einen Bug, so dass der Voice-Chat nur mit zwei Spielern funktioniert, kommt ein Dritter hinzu, bleiben die Mikros stumm.

FAZIT:

Schade! Das trifft es am besten. Ich habe mich als Fan des ersten Sacred sehr auf Sacred 2 gefreut und bis zum letzten Moment gehofft, dass Ascaron eine ordentliche, weitestgehend fehlerfreie Konsolen-Portierung hinbekommt. Das hat leider nicht geklappt. Die massiven technischen Mängel sorgen dafür, dass ich nicht entspannt in die Welt von Ancaria eintauchen kann. Mängel im Spieldesign, wie der zu einfache Schwierigkeitsgrad oder die bescheidene Story, helfen da nicht unbedingt weiter. Dennoch: Immer wieder mal lässt Sacred 2 sein Potential aufblitzen. Wenn man ein spannendes (oder eher: lustiges) Quest verfolgt, eine Stufe aufsteigt, eine weitere Fähigkeit lernt und sich in eine neue schicke Rüstung kleidet, dann hat das einfach was und man gerät schnell wieder in das typische Hack'n Slay Sammelfieber. Da Ascaron mittlerweile insolvent ist, muss man auch nicht unbedingt darauf hoffen, dass noch weitere Verbesserungen per Patch nachgeschoben werden. Mit etwas besserer Story, mehr Feinschliff im Spieldesign und stabiler Performance in 720p hätte Sacred 2 richtig gut werden können. So ist es nur ein Hack'n Slay mit Potential, das besonders an seinen technischen Unzulänglichkeiten zu Grunde geht. Nur eingeschworene Diablo-Freaks dürften an diesem Spiel langfristig Gefallen finden.

[ Review verfasst von Seph ]

Pluspunkte:

  • Detailierte und riesige Spielewelt, viel zu Erforschen, viele Quests (500+)
  • Sechs unterschiedliche Charakterklassen mit unterschiedlichem Storyverlauf
  • Kooperativer Spielmodus Off- und Online

Minuspunkte:

  • Tearing, Ruckeln und miese Framerate
  • Schwaches Hauptquest, miese Story
  • Viele kleine Bugs, besonders in Bezug auf die KI (Gegner bleiben stecken etc.)


Infos zum Spiel
NameSacred 2: Fallen Angel
SystemPlayStation 3
PublisherKoch Media
EntwicklerAscaron Entertainment
GenreRollenspiel
USKab 16 Jahren
PEGI16+
Preis59,99 €
PlatinumNein
Release
 29.05.2009
 11.05.2009
Spielerzahl4
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
HeadsetJa
720pJa
1080pJa
Sixaxis Tilt SupportNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Sacred 2: Fallen Angel
Gameplay
7.5
Atmosphäre
6.0
Grafik
4.0
Sound
7.5
Spielspass
6.5
 

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