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Dead Space
28. Juli 2009

Seit „Resident Evil" und „Silent Hill" den Spielern in den 90ern schlurfende Untote und Pyramid-Head auf den Hals gehetzt haben, sehnen sich Fans nach neuen Ablegern der jeweiligen Serien. In Spielen wie „Cold Fear" fanden die Platzhirsche nie wirklich ernstzunehmende Konkurrenten. Es blieb also weitestgehend ein Zweikampf, bei dem man sich entweder für subtilen Japano-Horror oder Zombie-Terror entscheiden musste. Jetzt schreiben wir 2009 und Konami und Capcom haben den jeweils fünften Teil ihrer Serien in die Läden gebracht. Von den Ursprüngen hat man sich mittlerweile aber stark entfernt, denn „Silent Hill: Homecoming" hat unter den Fittichen eines amerikanischen Entwicklers viel von seiner grotesken Anziehungskraft verloren und auch „Resident Evil 5" präsentierst sich als Testosteron gepushtes Buddy-Movie. Dass gerade EA, unter Zockern wegen Produzierens alljährlicher Ware von der Stange verpönt, allen die Show stiehlt, verdient Anerkennung! „Dead Space" lehrt das Fürchten, wie es lange kein Spiel mehr geschafft hat und lässt euch zittern wie Espenlaub.

Grausame Odyssee

Als Spieler schlüpft man in den futuristischen Anzug des Mechanikers Isaac Clarke, der mit seinen Kollegen Kendra und Hammond auf dem Weg zu einer Reparatur-Mission auf der USG Ishimura ist, dem größten Abbauschiff, das im All umherschwirrt. Dieser gewaltige Stahl-Koloss dockt an Planeten an und erleichtert sie um ihre Ressourcen. Bereits an Bord des Reparaturschiffs Kellion lässt sich erahnen, was dem Team bevorsteht. Isaac schaut sich ein Video an, das eine junge Frau zeigt. Sie entschuldigt sich wehmütig für etwas. Doch für was, und wer ist sie überhaupt? Nachdem sich die gleißenden Sonnenstrahlen den Weg durch einen Meteoritengürtel gebahnt haben, dringen sie verführerisch durch das Cockpit. Ein wahrlich verzaubernder Anblick. Der Blick auf die Ishimura zeigt, dass alle Lichter erloschen sind und noch dazu wird die Landung zur Misere. Mit biegen und brechen gelingt die Landung im Hangar und das Team macht sich auf in den Eingangsbereich. Bereits nachdem sich die Crew umgesehen hat und die ersten Systeme wieder hochfahren will, wird sie vom ersten Ungetüm angegriffen. Irgendetwas mit verdammt scharfen Klauen hat einen Kollegen gelyncht und heftet sich sogleich an Isaacs Versen. Schon nach diesen wenigen Minuten wird klar, wie tief man in der Patsche sitzt. Um vom Schiff wieder zu entkommen, müssen zahlreiche Decks durchforstet und Mechanismen wieder in Gang gesetzt werden. Während der Missionen lässt es sich leider nicht vermeiden, einige Gegenden erneut zu besuchen. Das "Backtracking" hält sich aber stark in Grenzen und macht aus Sicht der Ereignisse stets Sinn.

Im Verlauf von ungefähr zwölf Stunden lüftet sich der geheimnisvolle Schleier rund um die Ursprünge dieser Katastrophe. Stück für Stück erfährt man mehr über die entstellten Kreaturen namens Necromorphs, ihre Ursprünge und die Mission der Ishimura. Während andere Games auf geradlinige Geschehnisse setzen, ist die Story von „Dead Space" mit allerlei netten Wendungen, Höhepunkten und Überraschungen gespickt. Da ist es umso überraschender, dass Isaac als Charakter sehr flach bleibt. Man erfährt so gut wie nichts über ihn, er sagt keinen Ton, stöhnt lediglich bei Angriffen und auch sein Gesicht erblickt man während des ganzen Spiels nur einmal. Somit wirkt er irgendwie wie ein wortkarger Gordon Freeman, aber auch irgendwie wie ein Werkzeug des Gameplays. Im gesamten Universum dieser Franchise nimmt dieses Spiel nur einen kleinen Teil ein, denn Prequels in Form von Comics, einem Hardcore-Zeichentrickfilm und demnächst auch eines Rail-Shooters für die Wii, vermitteln dem geneigten Konsumenten die volle Packung Story. Doch selbst ohne Hintergrundwissen gibt sich die Ishimura angsteinflößend genug. Die kahlen Korridore, die ausgeschmückten Aufenthaltsräume und riesigen Fracht- und Maschinenräume überzeugen auf ganzer Linie. Das ganze Design wirkt wie aus einem Guss, harmoniert und lässt das Schiff mit fortschreitender Spielzeit zu einem schrecklich ungemütlichen Ort werden. Die Ladezeiten zwischen den unterschiedlichen Räumen werden geschickt kaschiert, da Türen auf Knopfdruck geöffnet werden und somit genug Zeit bleibt, den neuen Bereich zu laden. Ein Großteil der Räume ist mit mysteriösen Schriftzügen, Blut, Organen und Gliedmaßen „dekoriert", dass es einem fast den Magen umdreht. Immer wieder sorgen flackernde Lichter, schnelle Schatten und Dekoleichen für Herzattacken. Dass man sich zwangsläufig erschreckt, obwohl man der Situation schon von Anfang an nicht getraut hat, spricht für die Grundstimmung des Spiels und obwohl sich einige Umgebungen ähneln, dringt man immer weiter in neue Untiefen des Sternenkreuzers vor.

Fleißiges Arbeitstier

Auch wenn Isaac stetig durch organisches Gewebe watet und zahlreiche Mutanten malträtiert, vergisst er nie sein eigentliches Ziel: Die Reparatur des Schiffes. Isaac erhält über Funk neue Anweisungen bezüglich defekter Apparaturen und wird über neue Ziele informiert. Mit einer Magnetschwebebahn, die gleichzeitig den Anfang und das Ende eines jeden der zwölf Kapitel darstellt, bewegt man sich von Deck zu Deck, um notwendige Gegenstände für die Reparatur zu besorgen. Natürlich ist „Dead Space" keine „Hör mal, wer da hämmert"-Versoftung, hier geht es ums nackte Überleben. Trotzdem löst man regelmäßig nette, wenn auch nicht unbedingt schwere, Puzzles, indem man Maschinen (oder auch Gegner) mit Stase verlangsamt oder durch Kinese von einem Ort zum anderen bewegt. Das wirkt dabei nie aufgesetzt, sondern immer intelligent implementiert, wie das Kampfsystem eindrucksvoll zeigt. So lassen sich nicht nur Gegenstände auf Gegner schleudern, auch besonders flinke Angreifer werden durch Stase zur leichten Beute. Wie auch in „BioShock" stößt man regelmäßig auf Audiologs, die Hintergrundwissen bereithalten und auch auf Textlogs, die sogleich in den Raum projiziert werden. Leider lassen sich diese Texte auf SD-Fernsehern nur sehr schlecht entziffern. Prinzipiell ersetzt Isaacs Anzug alle Menü-Anzeigen, da Leuchten auf dem Rücken anzeigen, wie viel Energie noch vorhanden ist und auch die restliche Munition lässt sich auf einem kleinen Display ablesen. Wenn man einmal nicht weiß, wo es als nächstes langgeht, kann man über R3 einen dezent blauen Strahl aktivieren, der auf dem Boden in Richtung Ziel zeigt. Noch ein Beispiel dafür, wie durchdacht und stimmig das ganze Design wirkt. Auch sehr überzeugend sind Isaacs Einsätze in der Schwerelosigkeit. In einigen Gebieten des Schiffes, wie beispielsweise Außenbereichen kommt man nur mithilfe des begrenzten Sauerstoffbehälters auf Isaacs Rücken voran. Mit seinen Magnet-Stiefeln springt Isaac dann problemlos von Wand zu Wand oder läuft an der Decke entlang. Alles in allem ein wirklich nettes Feature. Weiterhin klemmt man sich an einigen wenigen Stellen im Spiel hinter eine Bordkanone, um näher kommende Asteroiden zu pulverisieren. Frust kommt, wenn überhaupt, nur während dieser Baller-Passagen auf, denn ansonsten gibt sich das Spiel gut ausbalanciert und frustfrei.

Altbekanntes Schema

Mit zweckentfremdetem Mienenwerkzeug muss man die Necromorphs strategisch auseinander nehmen. Die erste Waffe, die Isaac erhält, ist der horizontal und vertikal einsetzbare Plasma-Cutter. Bis zum Ende erweist sich diese Waffe als hilfsbereit und treu, weswegen man den Cutter auch als erstes Aufrüsten sollte. Andere Waffen sind beispielsweise die Kreissäge, ein Flammenwerfer oder eine Armbrust ähnliche Waffe mit breiter Streuung. Neben der obligatorischen Munition und den Medipacks lassen sich auch Energieknoten aufspüren, die man zum Aufleveln der Waffen und des Anzugs benötigt. An Werkbänken ruft man ein Attribut-Netz auf, ähnlich der Sphären-Tafel aus „Final Fantasy XII". Neben dem Cutter sollte man hier vor allem in die Lebensenergie investieren. Im PlayStation-Store lässt sich kostenlos ein schwarzer Anzug für Isaac herunterladen, der optisch einiges hermacht und für ein größeres Inventar und höhere Widerstandskraft sorgt. An Shop-Computern lassen sich die verdienten Credits auch gegen Energieknoten eintauschen, trotzdem sollte man eher Heilmittel und Munition einkaufen, da diese vom Zufall generiert werden und schnell zur Mangelware werden können. Einige Gegenstände lassen sich außerdem nicht erwerben, bis man ein passendes Schema aufgesammelt hat. Soweit so gut, funktioniert genauso prima wie in „Resident Evil 4".

Auge um Auge...

Dieses altbekannte Motto steht stellvertretend für das Gameplay von „Dead Space". Die Waffen und Gegner sind zugunsten der strategischen Zerstückelung entworfen worden. Zombies mögen normalerweise nach einem Kopfschuss das Zeitliche segnen, doch hier bewirkt das nur so viel wie ein simpler Körpertreffer. Jeder Gegner besitzt zahlreiche Trefferzonen und von diesen sollte man auch regen Gebrauch machen, denn erst nachdem man ein Ungetüm um zwei Gliedmaßen erleichtert hat, ist ruhe im Karton. Mit einem kraftvollen Stampfer lässt sich Ungeziefer zertreten und durch einen Druck auf R1 holt Isaac aus, um Schellen zu verteilen. Die Palette der grausam abstoßenden Gegner ist überschaubar, aber trotzdem sehr abwechslungsreich geraten. Neben der Standart-Kost, die mit zwei Beinen und zwei Klauen an den Armen daherkommt, gibt es noch kleine und flinke Gegner, die an den Wänden entlang springen, und natürlich die Widersacher der ganz dicken Sorte. Ein Vertreter dieser Sorte, ich nenne ihn liebevoll Big Mama, hat nur kurze Stummelbeine und bewegt sich sehr gemächlich. Schießt man allerdings sofort auf den dicken Wanst, platzt dieser auf und viele kleine Krabbelviecher gehen auf Isaac los, die dann durch Hämmern auf X zerquetscht werden wollen. Diese Quicktime-Events setzen ein, sobald es zu viel Körperkontakt mit einem Monster gibt. Andere Gestalten haben nicht einmal Beine, sondern bewegen sich wie ein Skorpion und greifen mit ihrem Stachelschwanz an. Dann gibt es noch... ach, ich verrate nicht zu viel, doch das krass eklige Gegnerdesign ist auf jeden Fall ein weiterer Punkt, der „Dead Space" auszeichnet. Auf den ersten Obermotz muss man zwar recht lange warten, aber auch diese Kämpfe sind dynamisch und verlangen bestimmte Angriffstaktiken. Alle Gegner kreuchen und fleuchen angriffslustig auf einen zu, kreischen, lechzen nach Menschenfleisch, so dass es sehr befriedigt, sie in ihre Einzelteile zu zerlegen. Der Gewaltgrad steigt dabei in geradezu USK-feindliche Höhen: Dekoleichen kann man durch einen Stampfer so lange bearbeiten, bis nur noch ein unidentifizierbarer Fleischbrei übrig bleibt und Beine und Köpfe rollen dank Ragdoll munter über den Boden. Das mag manch einem mit schwachem Magen zu viel sein.

Audiovisuelles Schmuckstück

Die Steuerung hat man sich beim jüngsten Resident Evil-Vertreter abgeguckt: Isaac steuert sich ähnlich wie Chris Redfield, wirkt aber agiler, weil er auch beim Laufen zur Seite und geradeaus schießen kann. Maximal vier Waffen stehen übers Steuerkreuz zur Verfügung und auch Befehle zum Sprinten klappen problemlos. Bei den Animationen gibt es, bis auf die steifen Sprünge in der Schwerelosigkeit, keinen Grund zum Meckern. Die Gegner selbst schlurfen und taumeln ebenfalls sehr elegant umher. Spielerisch macht „Dead Space" also verdammt viel richtig und was EA technisch abgeliefert hat, setzt dem ganzen Spektakel die Krone auf. Ohne die unberechenbare Soundkulisse wäre das Spiel nur halb so beängstigend. Alle Waffensounds klingen satt und wenn die Streicher im Hintergrund vor sich hin quietschen, treibt das den Puls in wahnsinnige Höhen. Man läuft einen verdächtigen Gang entlang und schon treibt der komponierte Soundtrack, bis es kaum noch geht. Irgendwann beruhigt sich alles wieder und auf einmal setzt er perfekt getimed wieder ein, wenn plötzlich ein Gegner um die Ecke kommt. Der schiefe Unterton unterstreicht dabei den kranken Charakter der Atmosphäre wunderbar. Dann noch dieses leise Flüstern und Singen an manchen Stellen und dieses verräterische Klimpern eines Schraubenschlüssels. Da schüttelt's den Spieler!Selbst die deutsche Synchronisation ist ein echter Glücksgriff, da die motivierten Sprecher keinen Anlass zur Kritik geben. So was erlebt man auch nicht alle Tage. Grafisch gibt sich das Spiel ebenfalls keine Blöße, sondern protzt mit liebevollen Details und sehr schönen Lichteffekten. Allein der Anblick des Weltalls sorgt für Staunen. Isaacs Anzug ist sehr detailliert, der Feindeskader glänzt mit akkurat ausgearbeiteten Blessuren und Wunden. Lediglich wenige Slowdowns bei großen Gegnermengen trüben den positiven Gesamteindruck. Dass all das schon von Anfang an ohne Festplatteninstallation oder eine handvoll Patches funktioniert hat, verdient besonderes Lob.

„Can you do it again?"

Nach Abschließenden des Solo-Modus verleiten Bonus-Credits, Energieknoten, ein neuer Anzug und mehr Hintergrundinfos zum erneuten Durchspielen auf gleicher Schwierigkeitsstufe. Dann bleibt auch Zeit, um ordentlich Kohle im Shop zu verprassen und den Aliens noch mehr in den Arsch zu treten. Leider kann man sich dann nicht einfach am Schwierigkeitsgrad „Unmöglich" versuchen, ohne noch mal komplett von vorn anfangen zu müssen. Alle Trophäen kann man beim ersten Durchlauf nicht ergattern, dafür müsste man die Story schon dreimal durchspielen. Manche der gut 50 Pokale bekommt man indem man eintausend Gliedmaßen abtrennt, andere wiederum, indem man 75 Logs findet und so weiter. Insgesamt eine gute Mischung, die Platin in greifbare Nähe rücken lässt. An sonstigem Bonus-Material findet sich leider nur eine schicke Artwork-Galerie auf der Disk.

FAZIT:

Was war ich im Vorfeld gespannt auf dieses Spiel! Erst dachte ich, dass hier kommt nicht über das Niveau von rohem Fleisch hinaus, doch als der Release dann näher kam, häufte sich auch das positive Feedback. Mittlerweile haben sich etliche Leute aus meinem Bekanntenkreis „Dead Space" zugelegt und sind genau wie ich, begeistert. Jetzt weiß ich, dass „Dead Space" neben „Rock Band" mein Spiel des Jahres 2008 ist. Es ist schon eine Weile her, dass ich nach dem Abspann ein Spiel gleich noch einmal von vorne beginnen wollte. Das hatte zuletzt nur „God of War" geschafft. Natürlich handelt es sich bei „Dead Space" nicht um Innovation in Polygon-Form, aber insgesamt lässt sich sagen, dass es ein straffes Horror-Abenteuer mit jeder Menge Nervenkitzel und top Atmosphäre ist, das man sich als PS3-Besitzer nicht entgehen lassen sollte. Schon andere Spiele haben bewiesen, dass man das Rad nicht jedes Mal neu erfunden werden muss, um die Kundschaft zu überzeugen. Ich bin gespannt, wie Teil zwei wird.

[ Review verfasst von sirteen ]

Pluspunkte:

  • Unheimlich beklemmende Atmosphäre
  • Der Sound... oh mein Gott, dieser Sound!!
  • Schaurig schönes Monsterdesign

Minuspunkte:

  • Ganz selten kommt es zu Slowdowns
  • Isaacs flacher Charakter
  • Manche Orte müssen mehrmals besucht werden


Infos zum Spiel
NameDead Space
SystemPlayStation 3
PublisherElectronic Arts
EntwicklerDanger Close Games
GenreHorror
USKkeine Jugendfreigabe
PEGI18+
Preis61,99 €
PlatinumNein
Release
 06.11.2008
 13.10.2008
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
HeadsetNein
720pJa
1080pNein
Sixaxis Tilt SupportJa
Mehr...

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Screenshot Galerie
Dead Space
Gameplay
8.0
Atmosphäre
9.5
Grafik
8.5
Sound
10.0
Spielspass
9.0

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