Die Augäpfel auf zwei Beinen sind zurück! „In Patapon 2" gehen die verrückten Viecher ein weiteres Mal auf die Suche nach ihrem Schicksal. Ohne das Ende des ersten Teils vorweg nehmen zu wollen, die Patapons stecken ganz schön im Schlamassel und hoffen erneut, dass ein Spieler mit ordentlichem Rhythmus-Gefühl ihnen da raus hilft.
Been there, done that
Wer den ersten Teil der Patapon-Saga gespielt hat, findet sich in „Patapon 2" direkt zurecht. Wobei der Begriff „zurecht finden" dezent untertrieben ist. Vielmehr beschleicht einen fast das Gefühl, in den ersten Spielstunden exakt das gleiche Spiel zu spielen. „Patapon 2" ähnelt seinem Vorgänger extrem, denn noch immer lenkt man die Patapons mit verschiedenen Trommel-Befehlen durch die Levels und besiegt alles, was sich dem Patapon in den Weg stellt. Angreifen, Verteidigen, Weglaufen. Fast alle Aktionen kennt man schon aus dem ersten Teil. Sogar eine ordentliche Anzahl an Gegnertypen, sowie die meisten musikalischen Minispiele, wurden nur recycelt.
Gibt es denn gar nichts Neues?
Doch! Im Detail bietet „Patapon 2" einige Verbesserungen, wobei man durchaus hinterfragen sollte, ob all die Änderungen sofort auch besser sind. Ganz neu ist der Held, der bei den Patapons vorneweg marschiert. Er ist der stärkste Patapon und hat, vorausgesetzt die Trommelbefehle sind besonders präzise, wirkungsvolle Spezial-Attacken auf Lager. Sollen die Fähigkeiten des Helden etwas verstärkt werden oder er mit ein paar neuen Ausrüstungsgegenständen ausgestattet werden, kann man ihn gemeinsam mit drei anderen Patapon-Helden in spezielle Missionen schicken, die ursprünglich aus der Einzelspieler-Kampagne stammen. Hier kommt gleich eine weitere Neuerung ins Spiel: Der Multiplayer-Modus. Denn die drei anderen Patapon-Helden können sowohl vom Computer als auch von einem menschlichen Mitspieler kontrolliert werden. Leider funktioniert das ganze nur ad hoc und auch leider nicht via Internet. Wenigstens wird das Game-Sharing-Feature bei „Patapons 2" unterstützt.
Ebenfalls neu gestaltet wurde die Möglichkeit, eure Patapons aufzuleveln. Im Gegensatz zum Erstling kann man nun jeden Patapon einzeln hochpäppeln. Hier taucht aber schon das Problem mit zu vielen Auswahlmöglichkeiten auf. Durch die Vielzahl an Einheiten, darunter auch einige neue Krieger wie beispielsweise die fliegenden Patapons, verliert man schnell die Übersicht und das Micro-Management nimmt überhand. Je nachdem für welche Einheiten sich der Spieler entscheidet, kann es passieren, dass er sich um gut und gerne 20 bis 25 Krieger kümmern muss, die alle einzeln versorgt werden wollen. Dazu kommt noch, dass der Spieler nie genau weiß, was die nächste Mission bringt. Ist die Armee mit den falschen Patapons besetzt, wird man wohl oder übel wieder eine Menge Zeit investieren müssen, um die Rohstoffe für neue Augen-Krieger zusammenzukratzen. Diese Tatsache führt zu einem weiteren Kritikpunkt am Spiel. Denn noch immer zwingt das Spiel den Spieler dazu, Level immer und immer wieder durchzuspielen, um Rohstoffe und andere wertvolle Gegenstände einzusammeln die gebraucht werden, um die Armee weiter aufzurüsten. Verweigert man sich diesem Mechanismus, ist die Armee unzureichend ausgerüstet und in den nächsten Missionen hoffnungslos überfordert.
Der „Fever"-Modus ist nun wesentlich einfacher zu erreichen und zu halten, was daher rührt, dass der gesamte Schwierigkeitsgrad niedriger ist. Trotzdem bietet auch „Patapon 2" noch eine Menge Raum für frustrierende Spielerlebnisse. Das ganze Level-System ist sehr komplex und zeitaufwändig. Für alte RPG-Hasen, die auf Zeitfresser stehen, sicherlich eine motivierende Angelegenheit, wer jedoch ein Spiel für das „kurz mal zwischendurch"-Erlebnis sucht, dürfte wenig Freude an „Patapon 2" haben. Wer nicht viel Zeit, Geduld und Gehirnschmalz investiert, wird nicht all zu weit kommen.
Eine Augenweide
Ja, so was gibt es in „Patapon 2" auch. Zumindest könnte man ja darüber nachdenken den „Grillplatz" der Patas so zu taufen. Spaß beiseite, denn optisch ist das Spiel immer noch genauso ausgeflippt, hübsch und erfrischend anders, genau wie der erste Teil. Die 2D-Grafik im Comic-Stil ist sehr schön gezeichnet und mit viel Liebe zum Detail geschehen. Wie bereits erwähnt, gibt es im Vergleich zum ersten Teil es jetzt auch ein paar mehr Lieder zu denen man seine Trommelkünste vorführen darf. Das etwas schrille Sprechorgan der Augäpfel dagegen ist geblieben und nach wie vor etwas gewöhnungsbedürftig und auf Dauer etwas anstrengend.
FAZIT:
Schwierige Sache das mit „Patapon 2". Auf der einen Seite ist das Spiel immer noch ein sehr eigenständiger, innovativer und charmanter Titel. Auf der anderen Seite macht es eben auch kaum etwas anders als der Vorgänger. Die Begeisterung über Stil und Spielprinzip, welche beim ersten Teil vorherrschend war, weicht relativ schnell einem „schon wieder?". Die neue Helden-Klasse ist eine sinnvolle Erweiterung und dass der Multiplayer-Modus darauf aufbaut, ist eine gute Idee. Dagegen ist das Level-System viel zu komplex geworden und der größte Kritikpunkt am ersten Teil, das ständige Wiederholen von Levels für wertvolle Gegenstände, ist geblieben und sogar noch schlimmer. Denn jetzt muss man nicht nur mit seiner Patapon-Armee „leveln", sondern auch den Helden noch zusätzlich stärken. Das verlangt einiges an Geduld. Wer den ersten Teil noch nicht kennt sollte sich diesen zuerst günstig besorgen. Fans des ersten Teils, die nicht vor erneuten, massiven „Level-Orgien" zurückschrecken, werden sicherlich auch mit „Patapon 2" ihren Spaß haben.
[ Review verfasst von Seph ]
Pluspunkte:
- Trommel-Action
- Design und Stil sind 1a
- Strategie- und Rollenspielteil...
Minuspunkte:
- ...der zu komplex geraten ist
- Levels müssen häufig wiederholt werden
- wenig Abwechslung, dem ersten Teil sehr ähnlich