Strategiespiele fristen auf Konsole ja seit jeher ein Schattendasein. Umso mehr erfreut es natürlich, wenn wieder ein Vertreter des Genres angekündigt wird. Und wenn dann auch noch ein so erfolgreiches Entwicklerteam wie Creative Assembly (Total Wars Serie) dahinter steht, sind die Erwartungen entsprechend hoch. Veröffentlicht von Sega sollte „Stormrise" eine ganz neue und intuitive Spielerfahrung auf den Fernseher bringen. Doch um es kurz zu machen: Das einzig Neue an diesem Spiel ist am Ende die Wertung, die ich so noch nie vergeben habe...
Ein Planet für zwei?
Die Geschichte von „Stormrise" ist ebenso simpel wie unspektakulär. Nach einer heftigen Umweltkatastrophe gibt es auf der Erde nur noch zwei Spezies: Die Menschen und ... die Menschen. Der Unterschied ist, dass die Echelon an der Erdoberfläche leben und die anderen, die Sai, das Erdinnere als Lebensraum vorziehen. Es kommt zum Konflikt zwischen den zwei Rassen. Wieso und wie es dazu kam, ist nicht geklärt. Vermutlich, damit das Spiel wenigstens einen Existenzgrund hat. Doch sei es drum, als Soldat ist man es ja gewohnt nicht nach dem tieferen Sinn zu fragen, sondern anstandslos seine Aufträge auszuführen. Der Spieler kontrolliert einen großen Roboter, der den Kern der eigenen Truppen bildet und mit diversen Spezialfähigkeiten ausgestattet ist. Doch ein Roboter alleine kann keinen Krieg gewinnen und so bekommt der Spieler noch allerlei anderes Militär unterstellt, um die Echelon zum Sieg zu führen.
Hört sich soweit noch ganz okay an. Aber die eigentlichen Probleme beginnen erst ab dem Moment, ab dem der Spieler selber den Controller ergreifen und das Kampfgeschehen steuern soll. Ursprünglich wurde „Stormrise" mit einer intuitiven und schnellen Steuerung für die totale Kontrolle über die eigenen Truppen angepriesen. Ich würde eher behaupten, es ist der größte Murks den ein Strategiespiel auf Konsole je erlebt hat. Selbst Konsolenumsetzungen von PC-Spielen gehen besser von der Hand. Wobei die Grundidee dabei nicht mal übel klingt. Mit dem linken Analogstick wird die jeweils aktive Truppe gesteuert, wohingegen mit dem rechten Analogstick zwischen den verschiedenen Verbänden gewechselt wird. Das funktioniert durch Bewegung des rechten Sticks. Es erscheint eine Art Strahl, der einfach nur in Richtung der gewünschten Einheit zielen muss und dann losgelassen werden kann. Nur leider funktioniert das in der Praxis mehr schlecht als recht. Ein Problem ist die fehlende Übersichtlichkeit des Spielgeschehens. Im Grunde weiß man nie wirklich genau, wo gerade welche Einheit gegen wen kämpft. Ein planmäßiges und strategisches Vorgehen ist fast unmöglich. Zwar lässt sich eine Übersichtskarte aufrufen, aber hier ist die Kameraführung so schlecht, dass man davon im Grunde überhaupt nichts hat. Ein vernünftiges Kommandieren ist unmöglich, ständig zoomt die Karte zu nah rein oder die Kamera steht in der falschen Perspektive, sodass man bald auf diese Funktion verzichtet.
Planlosspiel?!
Der Sinn eines Strategiespiels findet sich schon im Wort höchst selbst, nämlich strategisch zu spielen. Das kann der Spieler in „Stormrise" auf jeden Fall nicht! Planlosigkeit passt eher als Beschreibung und ist hier auch der Meister im Gefecht. Ehrlich gesagt vergeht einem dabei auch schön schnell der ganze Spaß. Das Spiel steuert sich einfach derart mies, dass absolut null beim Spieler aufkommen kann, selbst bei Fans des Genres. Das Spiel bietet weiterhin die Möglichkeit, auf mehreren Ebenen zu spielen. So lässt sich beispielsweise ein Scharfschütze auf einem Hochhaus positionieren, um von dort aus das Schlachtfeld überblicken zu können. Auch diese Idee ist gar nicht so schlecht, scheitert aber auch wieder an der fehlenden Übersichtlichkeit. Auch die KI lässt sich nur mit „strunzdoof" beschreiben. Seltene strategisch wirklich intelligente Schachzüge bekommt der Spieler gar nicht mit, weil er zu sehr damit beschäftigt ist den Überblick über seine eigenen Verbände zu wahren. Das Spiel bietet nebenbei auch noch einen Online-Modus. Aber scheinbar hat sich die Qualität von „Stormrise" schon herumgesprochen, denn ich habe nicht einen einzigen Online-Gegner finden können. Meine Trauer darüber hielt sich allerdings in Grenzen.
Grottig auf ganzer Linie
Kommen wir noch zur allgemeinen Technik im Spiel. Als allererstes muss erwähnt werden, dass das Spiel einen gespeicherten Spielstand nicht mehr laden konnte und ich die Mission komplett von vorne anfangen musste. Tat aber gar nicht mal so weh! Es ist ja schon fast egal, ob sich der Spieler nun zwanzig Minuten mehr oder weniger durch die trostlosen Kulissen schlagen muss. „Stormrise" schafft es, die Schmerzunempfindlichkeit enorm zu steigern. Der bisherige Eindruck bestätigt sich wieder mit der grafischen Umsetzung. Viele matschige Texturen, kaum Details auf der Karte und die Effekte sind eher von vorgestern. Immerhin läuft das Game flüssig ohne jegliches Tearing oder Aliasing. Der Sound hält sich auch eisern an die sehr niedrigen Qualitätsvorgaben mit einer der schlechtesten deutschen Synchronisationen, die ich je erlebt habe. Die Dialoge sind absolut uninspiriert und teilweise wird dabei so schnell geredet und geschnuddelt, dass es schon in den Ohren wehtut. Wenigstens hält sich die Musik angenehm zurück, passt zur Atmosphäre und kann schon fast als das Highlight des Spiels bezeichnet werden.
FAZIT:
Ich glaube, ein schlechteres Spiel habe ich noch nicht gespielt. „Stormrise" ist in jeder Hinsicht ein Flopp und man muss sich wirklich fragen, warum Top-Entwickler so ein Werk abliefern! Spielspaß kommt so gut wie nie auf und auch die größten Strategiefans werden damit wohl keine Freude haben. Finger weg!
[ Review verfasst von Pry ]
Pluspunkte:
- Musik ganz nett
- Spielgeschehen benutzt mehrere Ebenen
- Promo nimmt im Mülleimer nicht viel Platz weg
Minuspunkte:
- Miserable Steuerung
- Miserable Synchronisation
- Miserables Gameplay