Obwohl sich Anime Serien in Deutschland größter Beliebtheit erfreuen, schaffte es die Serie Afro Samurai von Takashi Okazaki nur in die Verkaufsregale. Eine Ausstrahlung im deutschen Fernsehen ist dank des hohen Gewaltgrades aber eher unwahrscheinlich. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass das von Namco Bandai entwickelte Spiel nicht in Deutschland erschienen ist, welches der Serie natürlich in Nichts nachstehen möchte. Trotzdem haben wir uns die UK-Version geschnappt und verraten euch nun ob das Spiel einen Import wert ist und diesem Anime eine Chance gegeben werden sollte oder ob das Geld besser woanders investiert werden sollte.
Wie der Vater, so der Sohn
Die Geschichte in Afro Samurai lässt den Spieler in die Rolle des, oh Überraschung, afrotragenden Samurais „Afro" schlüpfen. Dessen Ziel es ist sich für den Tod seines Vaters zu rächen. Dieser war Träger Kopfbandes Nr. 1, welches gottähnliche Kräfte verleihen soll. Als Afro noch ein kleines Kind war, wurde sein Vater von Justice dem Träger des Kopfbandes Nr. 2, ermordet. Afro muss das ganze beobachten und schwört sich an Justice zu rächen. Er wird Schüler eines Schwertmeisters. An diesem Punkt beginnt die eigentliche Geschichte. Afro tötet seinen Meister und erhält so das Kopfband Nr. 2 und begibt sich fortan auf die Suche nach Justice. Da das biedere Stück Stoff sehr begehrt ist, muss der Spieler während der Suche nach Justice öfters sein eigenes Leben verteidigen. Denn nur die Nr. 2 kann die Nr. 1 herausfordern. Während seiner Suche lernt Afro sein Alter Ego Ninja Ninja kennen, der eher unfreiwillig sein Begleiter geworden ist und lernt immer mehr über den ruhigeren Samurai. Erzählt wird die Geschichte dabei in kürzeren Ingame Zwischensequenzen. Wenn man nicht unbedingt Kenner des Anime ist, wird leider die eine oder andere Frage offen bleiben.
Ein zweiter Daumen für die Kamera wäre hilfreich...
Gameplaytechnisch zeigt sich Afro Samurai als reinrassiges Hack 'n Slay im Stil von Ninja Gaiden oder God of War. Der Spieler kann also leichte und schwere Angriffe ausführen, treten und gegnerische Angriffe blocken und/oder kontern. Obwohl die Moves im Spiel eher an die eines Ninjas erinnern, was aber nicht unbedingt stören soll, ist so schon mal eine Basis gegeben. Das mag auch für die erste Stunden gelten, doch nach und nach offenbaren sich immer mehr Schwächen. Während die geringe Anzahl an Combos noch zu verkraften wäre, macht die Kamera dem Spieler den dicksten Strich durch die Rechnung. Andauernd muss diese mit dem rechten Stick nachjustiert werden. Da der Daumen eigentlich für Combos gebraucht würde und nicht für die Kamerajustierung, passiert es des Öfteren, dass der Spieler hilflos seinem Gegner ausgesetzt ist. Das macht sich auch bei einigen Sprungpassagen bemerkbar, bei denen selbst das Laufen über einen Baumstamm zur Geduldsprobe werden kann. Da lässt auch der Focus/Overfocus-Mode nicht drüber hinwegsehen. Mit diesem Gimmick kann der Spieler seine Gegner gezielt auseinander nehmen. Jeder Angriff lädt die Focus-Anzeige auf, die sich in Form eines weiß glühenden Anhängers bemerkbar macht. Wahlweise kann Afro nun im Focus-Mode mit einem gut getimten Hieb Gegner zerteilen oder er kann im Overfocus-Modus sich gezielt durch eine Gegnermasse metzeln. Anfangs macht es noch wirklich Spaß, wenn sich die Gegner in Einzelteile auflösen. Früher oder später hat man sich daran satt gesehen, da besonders im späteren Spielverlauf ohne diese Techniken kaum mehr ein Vorankommen möglich ist. Um dem Spieler dann doch noch etwas Abwechslung zwischen den Gegnerhorden zu bieten, haben sich die Entwickler wohl gedacht, dass ein paar Jump'n'Run-Einlagen dem Spiel nicht schaden dürften. Leider sind auch diese alles andere als gelungen. Mir ist es oft passiert, dass ich selbst nach zehn Anläufen den Sprung über einen Abgrund nicht geschafft habe, oder ich während eines Wallruns in die Tiefe gestürzt bin. Die Kollisionsabfrage verzeiht einem einfach keine Fehler.
HipHop, wie er sein muss!
Kommen wir mal zum technischen Teil von Afro Samurai. Das Spiel kommt in einem Cell-Shading-Look daher, der zwar durchaus zu gefallen weiß, aber definitiv nicht Spielen wie Naruto: Ultimate Ninja Storm mithalten kann. Der Stil insgesamt wirkt trotzdem sehr stimmig und auch die Atmosphäre des Anime konnte super eingefangen werden. Alles wirkt dreckig, düster und kann sich sehen lassen, besonders da das Spiel Aliasing oder Tearing vermeiden kann. Leider hat das Spiel wiederum mit heftigen Slowdowns zu kämpfen, wenn zum Beispiel Szenen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden, wie in das in der Serie„24" zum Beispiel der Fall ist. Dummerweise haben die Designer rege Gebrauch von dieser Funktion gemacht Gebrauch gemacht, was einen in den Wahnsinn treiben kann. Beim Sound zeigt sich auch, dass die Afro-Medaille zwei Seiten hat. So besteht der vom Rapper RZA mitkomponierte Soundtrack hauptsächlich aus coolen HipHop Stücken und treibenden Beats. Mir hat er definitiv gefallen und das sage ich als bekennender Anhänger von Rock und Metal. Während der Soundtrack also zu überzeugen weiß, sieht es bei der Synchronisation weniger gut aus. Niemand geringeres als der Hollywood-Star als Samuel L. Jackson leiht Afro seine Stimme. Dummerweise ist davon im Spiel nicht wirklich was zu bemerken und vor allem während der Ladepausen fällt die Vertonung alles andere als toll aus. Da werden manche Sätze entweder nicht beendet, oder gar nicht erst vertont. Ohne Untertitel würde man hier also das ein oder andere verpassen.
Ohne mich, Deutschland!
Da sich schon die Serie eher an die Erwachsenen unter uns richtet, war vom Spiel was die Zielgruppenorientierung angeht nichts anderes zu erwarten. Der Gewaltgrad ist sehr hoch, der Spieler kann Gegner nach Belieben zerteilen, sieht Körperhälften vor Schmerz schreien und auch die ein oder andere nackte Brust und sexuelle Anspielung fehlt nicht. Wer also eins und eins zusammenzählen kann, wundert sich nicht, dass Afro Samurai in Deutschland nicht erhältlich ist. Dies macht sich insbesondere dadurch bemerkbar, dass das Spiel komplett in Englisch gehalten ist. Jedoch kann Entwarnung gegeben werden. Normales Schulenglisch reicht aus, um sowohl die Handlung, als auch alles andere zu verstehen.
FAZIT:
Besonders in den ersten Spielstunden weiß Afro Samurai zu gefallen, doch je mehr vom Spiel man sieht, desto mehr stirbt auch der Spielspaß. Schlechte Junp'n'Run-Passagen, langweilige Endgegner und eine miese Kameraführung als auch -steuerung, die in der Art wohl ihresgleichen sucht, verderben dem Spieler jegliche Motivation. Das kann auch nicht der tolle Soundtrack wettmachen. Wer also auf der Suche nach einem guten Hack 'n Slay ist, sollte sich bei der Ninja Gaiden-Serie und Konsorten umsehen, denn Afro Samurai versucht nur von seiner Brutalität zu leben, was heutzutage nicht mehr ausreicht.
[ Review verfasst von crack-king ]
Pluspunkte:
- Fetter Soundtrack
- Stimmiger Cel-Shading Look
- Genauso brutal wie der Anime
Minuspunkte:
- Katastrophale Kamera
- Uninspiriertes Gameplay
- Man kann es mit Blut und Splatter auch übertreiben