„Ryu Ga Gotoku", zu Deutsch „So wie ein Drache", ist eine bekannte Action-Adventure-Serie von Sega. Der Spieler schlüpft darin in die Rolle von Kazuma Kiryu, einem Mitglied der japanischen Yakuza. Die ersten beiden Teile erschienen noch für die PlayStation 2 und konnten vor allem im Land der aufgehenden Sonne für Verkaufserfolge sorgen. Im Westen gingen die Titel dagegen ziemlich unter, was aber auch an der späten Veröffentlichung liegen kann. Immerhin brauchte Sega für „Yakuza 1" knappe zwei Jahre für die Lokalisierung! Der dritte Teil wurde nun vor knapp zwei Monaten für die PS3 in Japan veröffentlicht und konnte bereits am ersten Tag mehr als 300.000 Einheiten absetzen. Grund genug für uns, das Spiel zu importieren und selbst einmal auf Erkundungstour zu gehen.

*The more you know*

Bevor ich mit dem eigentlichen Review beginne, hier zunächst noch einige Informationen zu den Yakuza an sich. Yakuza lautet der Name der japanischen Mafia. Die Yakuza unterteilen sich in eine Vielzahl von verschiedenen Banden (kumi), welche sich auch untereinander bekämpfen. Ähnlich der italienischen Mafia herrscht auch bei den Yakuza eine strenge Hierarchie. Der oberste Anführer einer jeden „Bande" ist der so genannte Oyabun (jap. Vater). Momentan gibt es in Japan ungefähr 80.000 noch aktive Yakuza. Die größten ebenfalls noch aktiven Yakuza Gruppierungen sind die Yamaguchi-gumi, Sumiyoshi-kai und Inagawa-kai. Aktuell wirken die Yakuza in einer Vielzahl von kriminellen Aktivitäten mit: politische Korruption, Drogenhandel, Erpressung, Waffenhandel, Menschenhandel, Glücksspiel, Schutzgelderpressung etc. Trotz alldem haben die Yakuza bei der Bevölkerung nicht unbedingt einen schlechten Ruf. Das liegt zu einem daran das der normale, harmlose Bürger keine Angst vor grundlosen Übergriffen der Yakuza haben muss und zum anderen weil die Yakuza auch immer wieder gemeinnützige Projekte unterstützen oder etwa bei Erdbeben bei den Aufräumarbeiten helfen. Übrigens, der Name Ya-Ku-Za steht in dialektaler Aussprache für die Zahlen 8-9-3, welche bei einem chinesischen Kartenspiel als wertlos gelten.

"WAKARE TO TABIDACHI"

Nach den Vorkommnissen in Teil 1 und 2 der „Ryu Ga Gotoku" Reihe hat es unseren Hauptprotagonisten Kazuma nun nach Okinawa verschlagen. Okinawa, die südlichste japanische Präfektur, liegt direkt am Meer und hier hat es sich Kazuma gemütlich gemacht. Zusammen mit Haruka führt er ein Waisenhaus und kümmert sich um eine ganze Gruppe von Kindern. Kazuma möchte eigentlich nichts mehr mit all den alten kriminellen Aktivitäten zu tun haben. Leider wird das Land, auf welchem Kazumas Waisenhaus steht, schnell zum Mittelpunkt internationaler Querelen und somit auch zu einem persönlichen Problem für Kazuma. Genau genommen streiten sich zwei Politiker um das Gebiet in Okinawa. Der eine möchte einen Natur-Freizeit park bauen und der andere einen Waffenstützpunkt für die Amerikaner! Und wo ein großes Bauvorhaben ist sind auch die Yakuza nicht weit. Schließlich lässt sich an solchen Bauunternehmen eine Menge Geld verdienen. Als zu allem Überfluss auch noch Dojima Daigo (Anführer von Kazumas ex. Bande, der Toujou Association) in Tokyo und Nakahara (Anfüher der Ryuu House Gang) in Okinawa von einem Mann angeschossen werden, nimmt die Story ihren Lauf.

The Yakuza Way

Eins muss direkt klargestellt werden: „Ryu Ga Gotoku 3" ist kein Grand Theft Auto in Japan. Es gibt keine steuerbaren Fahrzeuge und die Yakuza-Welt ist darauf ausgelegt das alles zu Fuß erreicht werden kann. Während „Ryu Ga Gotoku" ausschließlich in Tokyo und Teil 2 in Tokyo und Osaka spielten, darf man sich bei „Ryu Ga Gotoku 3" nun in Okinawa und wieder Tokyo herumschlagen. Und dabei gibt es viel zu tun! Neben den großartigen Hauptmissionen gibt es noch sehr viele Nebenaufgaben, bei denen man viel Zeit lassen kann. Spielt man alle zusätzlichen Aktivitäten, kommt man gut und gerne auf eine Gesamtspielzeit von ca. 60 (!) Stunden. Besonders der Humor und der Abwechslungsreichtum sind lobenswert. Sollte man eben noch Suppen ausliefern, muss man beim nächsten Sidequest schon einen Samurai im Theater spielen und dabei strenge Regieanweisungen befolgen. Neben den Nebenmissionen gibt es aber auch noch die bereits angesprochen Aktivitäten, welche jeweils eigene (Mini)Spiele sind:

• Bowling
• Golf
• Fischen
• Dart
• Billiard
• Karaoke
• Baseball
• Majong
• Ufo Catcher usw.

Das besondere hier dran ist, dass viele dieser Games so gut gemacht sind, dass sie auch als eigenständiges Spiel durchgehen könnten. Golf etwa ist unglaublich umfangreich und wirklich realistisch. Davon abgesehen hat SEGA bereits mehrere Patches veröffentlicht, so dass viele dieser Spiele jetzt sogar einen 2-Spieler-Modus haben (!). Es passiert schnell, dass man stundenlang überhaupt nichts für die eigentliche Story macht, sondern stattdessen seine Zeit lieber mit Sidequests und Aktivitäten verbringt. Daneben kann man auch noch Mädchen auf der Straße anquatschen und sie dann umstylen und mit viel Geld und Geduld zur besten Hostesse einer Hostess-Bar machen. Natürlich kann man auch selber in einen Hostessen Club gehen und sein Geld für eine überstylte Dame ausgeben und mit ihr flirten. Macht man ihr die richtigen Komplimente, schenkt ihr die richtigen Sachen und kauft die richtigen (die teuren!) Getränke, passiert es irgendwann, dass sie sich in einen verliebt. Ist das passiert, steht euer Ingame Handy nicht mehr still, laufend gibt es SMS und Anrufe. Aber auch hier hat man etwas davon, erst einmal muss man nicht mehr alleine zum Karaoke gehen und weiterhin erhält man eine Menge Skillpunkte. Mit diesen kann man den Charakter weiter hochleveln, Kazuma lernt dabei diverse neue Attacken und Angriffe. Das Handy braucht man aber nicht nur zum telefonieren und SMSen, sondern auch um neue „Moves" zu lernen. Während eurer Erkundungstour durch Tokyo und Okinawa werdet ihr ab und zu „außergewöhnliche" Ereignisse sehen. Etwa ein Schulmädchen, was von einem besoffenen Mann belästigt wird. Sieht man so etwas, heißt es schnell das Handy zücken und ein Foto machen. Jetzt setzt ein Quicktime Event ein, bei welchem man zum richtigen Zeitpunkt Fotos machen muss. In diesem Fall verprügelt das Mädchen den perversen Alten. Hierbei macht man insgesamt 3 Fotos von verschiedenen „Attacken" welche das Mädchen benutzt. Anschließend muss die beste Attacke ausgewählt werden. War es die Richtige, lernt Kazuma diese und schreibt darüber einen Blogeintrag. Wie in beiden Vorgängern sind die Kämpfe bei Yakuza 3 auch quasi kleine eigene Events. Mann kann sich selber nicht aussuchen mit wem man sich prügeln möchte. Einfach einen Passanten zusammenschlagen ist nicht drin. Trotzdem muss man keine Angst haben das die Action zu kurz kommt. So wird man öfters von anderen Yakuza, von Betrügern oder von Jugendlichen angemacht und darf ihnen dann zeigen wer hier der „Drache" in Japan ist. Dabei geht es nicht gerade zimperlich zu, alles was herumliegt darf als Waffe benutzt werden. Ob man dem Gegner den Kopf mithilfe eines Fahrrades zertrümmert oder ihn lieber durch die Ladenscheibe prügelt bleibt einem selbst überlassen. Auch findet oder kauft man im Spielverlauf eine Vielzahl verschiedener Waffen. Etwa Messer, Schwerter, Pistolen, Hämmer, Stöcker, etc. Diese gehen zwar nach einer Weile im Einsatz kaputt, können aber beim örtlichen „Waffenfreak" repariert werden.

Um einen etwas besseren Eindruck vom Gameplay zu bekommen, habe ich zwei Videos vom Spiel aufgezeichnet. Highlight der Videos? Kazumas Flucht vor einem Crossdresser!

Yakuza Taxi !?

Kommen wir nun zur technischen Seite von „Ryu Ga Gotoku 3". Das Spiel bietet eine sehr detaillierte und realistische Grafik. Besonders in den Sequenzen können die detaillierten Charaktere überzeugen. Ein besonderes Maß an Realismus wird auch durch diverse Product-Deals erzeugt. So kommt es, dass viele Objekte und Geschäfte, welche man in „Ryu Ga Gotoku 3" vorfindet, wirklich existieren. Angefangen bei einigen Hostessen, welche eigentlich aus einem japanischen Magazin entstammen, über originale Getränke wie Pepsi MAX, bis hin zum hawaiijanischen Restaurant. Natürlich könnte man jetzt argumentieren: „Das ist doch alles Schleichwerbung! Dafür soll ich bezahlen?", aber meiner Meinung nach sorgen all diese original Produkte und Läden für eine unglaublich gute Atmosphäre. Okinawa und Tokyo werden so detailliert dargestellt, das jeder, der schon mal in Japan war, immer wieder anhalten wird und sich denkt: „Geil, das sieht ja genauso aus wie da und da" oder „Hey, genau das Onigiri habe ich auch immer gegessen!". Leider gibt es aber auch einige Kritikpunkte. So sind gerade in Okinawa relativ schnell die Grenzen der Welt erreicht und man läuft quasi gegen unsichtbare Wände. Davon abgesehen gibt es in Okinawa auf den Straßen auch Fahrzeuge, welche einen jedoch nicht überfahren können, sondern einfach an der Spielfigur hängen bleiben, was etwas billig wirkt. Auch Clippingfehler und teils recht lange Ladezeiten gehören leider zum Spiel dazu.

Was den Sound bzw. die Synchronisation angeht hat SEGA sich nicht lumpen lassen und wieder richtig Geld investiert. „Ryu Ga Gotoku 3" protzt gerade so mit einem japanischen Staraufgebot der Extraklasse! Das fängt schon beim Intro-Song des Spiels an. Dieser ist von einem der wichtigsten japanischen Songwriter - Eikichi Yazawa und wurde exklusiv für das Spiel geschrieben. Mit dem schlicht genialen Song „Loser" feiert Yazawa nach gut zwei Jahren sein Comeback. Aber auch die Synchronsprecher sind, wie bereits erwähnt, zu einem Großteil japanische Stars:

• Tatsuya Fujiwara (Schauspieler Bsp.: Battle Royale, Death Note)
• Nakamura Shidō (Schauspieler Bsp.: Letters from Iwo Jima, Ping Pong)
• Shigeru Izumiya (Sänger)
• Yūji Takahashi (Komponist, Pianist)

Schade nur, dass nach wie vor nicht alle Zwischensequenzen im Spiel mit Sprachausgabe unterlegt sind. Das drückt durchaus auf die Atmosphäre und wirkt auch ein wenig altbacken.

Importieren JA oder NEIN - das ist hier die Frage!

Und um diese Frage direkt zu beantworten: Nein. Einen Import kann ich nur Hardcore-Fans der Serie empfehlen. Wer kein Japanisch kann, sollte einen Bogen um „Ryu Ga Gotoku 3" machen. Die grobe Handlung bekommt man zwar auch aus Zusammenhängen mit, jedoch hat man dabei ständig das Gefühl das ein oder andere Detail zu verpassen. Auch das Gameplay kann mitunter recht Trial & Error lastig werden bzw. ist ohne FAQ gar nicht zu schaffen. Bei Gamefags.com gibt es mittlerweile ein recht gutes und detailliertes, jedoch auch sehr unübersichtliches FAQ zum Spiel, welches durchaus weiterhilft.

FAZIT:

„Ryu Ga Gotoku 3" ist ein gigantischer Exklusiv-Titel. Niemals zuvor konnte man so authentisch in die japanische Unterwelt abtauchen wie mit diesem Spiel. Eine bombastische Präsentation und ein hoher Grad an Realismus machen „Ryu Ga Gotoku 3" zu einem wirklich unvergesslichen Erlebnis. Das der Titel nicht perfekt ist und über die eine oder andere Macke verfügt, trübt das Gesamtbild dabei nur unwesentlich. Das Spiel macht Spaß, bietet einen großen Umfang und eine tolle Atmosphäre. Jetzt muss Sega den Titel nur noch lokalisieren, dann könnte man auch mehr von der spannenden Geschichte mitbekommen.

[ Review verfasst von Flek ]

Pluspunkte:

• Schnelles und spaßiges Kampfsystem
• Geniale jap. Synchronisation
• Großer Umfang / lange Spielzeit

Minuspunkte:

• Wirkt an einigen Stellen altbacken
• Nervige Grafikfehler
• Nur zwei Städte

Ask the Gamers:

Amally meint:

Schöner, härter, dramatischer - das ist „Ryu Ga Gotoku 3"! Wer schon die Vorgänger mochte wird staunen, dass es noch um einiges besser geht. Eine schöne Grafik und Präsentation (unter anderem der Cutscenes), härtere Kämpfe, sowie eine dramatische Story sind es was den 3 Teil der Serie auszeichnen. Aber auch unzählige Nebenmissionen und Minigames sind erneut ein wichtiger Teil des Gameplays. Als ich das Spiel beendet hatte, war ich nur eines - traurig, dass es schon wieder vorbei ist! Zum Schluss möchte ich noch erwähnen, dass gerade die Originalsynchronisation einfach für nur noch mehr Feeling sorgt. Zusammenfassend bleibt nur noch eines zu sagen: „Ryu Ga Gotoku 3" ist ganz großes Kino!