Ist es ein Flugzeug? Nein! Ist es ein Hubschrauber? Nein! Es ist ein Quad, was da geflogen kommt. Nachdem die letzte Runde gestartet ist und ich mit einem spektakulären Superman gekoppelt mit einem Can Can für zusätzlichen Boost sorge, schraube ich nach der Landung wie wild am Gasgriff, um doch noch den ersten Platz zu erreichen. Boost, Boost, Boost heißt nämlich das Zauberwort, welchen es durch waghalsige Tricks gibt. Leider überschätze ich mich nach einem weiteren, aber zu gewagten, Sprung und bade nach der Landung im Schlamm, während der Erstplatzierte auf und davon ist. In späteren Events sind solche Stürze allerdings tödlich und man lernt schnell die Tastenabfolge für einen Neustart auswendig. Doch der Reihe nach...
Höchstgeschwindigkeit oder Trickverhalten?
Bevor man dem Gegner allerdings den Matsch ins Gesicht schleudern kann, muss man sich vor dem allerersten Rennen aber erst ein mal ein Quad zusammenbasteln. Dies kann zwar auch das Spiel übernehmen, aber selber basteln macht hier natürlich mehr Spaß, zumal man wirklich alles selber konfigurieren kann. Angefangen beim Rahmen, über die Ritzel für die Übersetzung und die Kotflügel, dürfen auch Lenker samt Griffe, Bereifung und Lachgas den eigenen Wünschen angepasst werden. Natürlich auch in den verschiedensten Farben. Damit aber alles nicht nur zur optischen Belanglosigkeit verkommt, verändern einzelne Komponenten auch die Fahrzeugeigenschaften wie Boost, Beschleunigung, Trickverhalten und Höchstgeschwindigkeit. Zum Glück kann man bei seinem Quad die Komponenten stetig ändern und der jeweiligen Situation - sprich Events - anpassen. Mit zunehmender Spieldauer gibt es natürlich auch neue Extras zum Verbauen und man kann sein Fahrzeug weiter aufmotzen.
Möge die Schlammschlacht beginnen!
Hat man sich sein Traumquad zusammengebastelt, begibt man sich auf Welttournee rund um den Globus. Egal ob italienische Berge, Südseeinseln oder schlammige Pisten in den USA. Hier ist alles vertreten. Dabei glänzen die Rennstrecken mit verschlungenen Pfaden, offenen Steppen und imposanten Bergen, welche bei einem Absprung von selbigen den Zocker mit wunderschönen Postkartenmotiven belohnen. Die Strecken geizen zudem nicht mit Abkürzungen und Alternativrouten. Leider sind diese Abkürzungen für einen Sieg fast Pflicht, denn selbst in den ersten Turnieren nutzen die KI Fahrer diese verschlungen Pfade um Boden gut zu machen. Dies kann auch schon mal für Frust sorgen. Es gibt aber nicht nur normale Rennveranstaltungen bei „Pure". Für etwas Abwechslung sorgen auch die Sprint- und Freestylerennen. Bei ersteren werden die Strecken extrem in der Länge verkürzt und die Möglichkeiten einen Trick zu vollführen reduzieren sich auf eine oder zwei Schanzen. Beim Freestyle ist es dabei genau umgekehrt. Hier zählt nicht, wer als Erster die Ziellinie überquert, sondern wer mit den meisten Punkten protzen kann. Hier wurden die Strecken förmlich mit Sprungmöglichkeiten übersät und zahlreiche Items sorgen für zusätzliche Punktemultiplikatoren, Boosts oder Treibstoff. Besonders der Treibstoff ist wichtig, denn wenn der Tank leer ist, ist auch der Event vorbei. Landet man In einem Freestyle Rennen einen Trick, startet zudem ein Countdown. Vollführt man innerhalb dieses Countdowns erneut einen Trick, freut sich euer Multiplikator und lässt euer Punktekonto in ungeahnte Höhen schnellen. Könner sorgen hier für Endloscombos.
Flieg Baby flieg!
Um Rennen zu gewinnen, benötigt man neben den Abkürzungen auch Boost. Um Boost zu bekommen, muss man diverse Tricks vollführen. Leider benötigt man für waghalsige Tricks wiederum Boost. Ihr seht schon. Ein Teufelskreis! Anfangs können Stunts nur mit X gestartet und dem Analogstick inklusive den Schultertasten ausgeführt werden. Hat man jedoch ein paar Tricks gestanden füllt sich unten rechts der Boostbalken und gibt ab einen gewissen Level die Kreis-, sowie zum Schluss die Dreieck-Taste für weitere Tricks frei. Wenn man auch dieses Level durch Tricks übersteigt, kann unser Fahrer zudem noch diverse Megatricks vollführen, welche ungemein spektakulär ausschauen und jeglicher Schwerkraft trotzen. Ein netter Nebeneffekt ist außerdem, dass in dieser Phase der Boost nicht abnimmt. Erst, wenn man sich flach legt, sinkt der Boostlevel wieder und man muss sich erneut mit einem begrenzten Trickrepertoire begnügen. Anfangs tut man sich mit dem Tricksystem aber recht schwer und es bedarf einer gewissen Einarbeitungszeit. Ist man aber erst einmal mit „Pure" warm geworden, will man das Tricksystem nicht mehr missen. Das eigentlich Fahrgefühl ist ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem was das Driften betrifft. Aber auch hier gibt es nach ein paar Runden fast keine Probleme mehr.
Die Strecken laden aber förmlich zum tricksen ein und man muss aufpassen, dass man sich nicht übernimmt. Auf der anderen Seite ist man aber auf waghalsige Stunts angewiesen, um in späteren Events eine Chance zu haben. Ein Auswendiglernen der Strecken ist regelrecht Pflicht. Dies macht das Spiel unnötig schwer und nachdem man sich durchgebissen hat, folgt auch schon die Ernüchterung. Es scheint so, als habe man den Schwierigkeitsgrad absichtlich so hoch angesetzt, um den geringen Umfang zu kaschieren. Ein großer Kritikpunkt ist auch, dass man abseits der Strecke enorm an Geschwindigkeit verliert, was aufgrund dessen, dass „Pure" ein Offroadspiel ist, recht unglaubwürdig erscheint. Hat man es nicht auf jede Goldmedaille abgesehen, hat man in knapp sieben Stunden den Arcaderacer durch. Was bleibt ist aber eine intensive Erfahrung, welche es durchaus auch mit einem Motorstorm aufnehmen kann. Überall fliegen einem die Gegner um die Ohren. Des Weiteren gibt es ja auch noch den Onlinepart, wo man sich mit bis zu fünfzehn menschlichen Konkurrenten messen kann. Einen Splitscreen sucht man aber vergebens.
Postkartenambiente
Am meisten punktet der Racer aber bei der audiovisuellen Präsentation. Die Grafik ist wirklich fett! Eine unglaubliche Weitsicht, gepaart mit knackscharfen Texturen ergeben ein imposantes Gesamtbild. Man erkennt jedes kleine Detail an den Quads und auch die Strecken überzeugen mit einer traumhaften Flora und Fauna. Die Animationen der Fahrer stehen dem in nichts nach und kommen vollkommen geschmeidig rüber. Zudem werden die Quads und ihre Fahrer natürlich auch ordentlich dreckig! Dabei bleibt das Geschehen stets flüssig und geht nie in die Knie, was bei einer Anzahl von sechzehn Quads auf der Strecke eine beachtliche Leistung ist. Das einzige was man hier noch vermisst, sind coole Wettereffekte. An musikalischer Untermalung gibt es zwar nur 25 Tracks, doch untermauern diese die Action wirklich gut. Custom-Soundtracks werden nicht unterstützt. Immerhin wissen die Soundeffekte zu begeistern und sorgen für eine tolle Atmosphäre.
FAZIT:
Ich als alter „Shox" (PS2) Fan war richtig heiß auf „Pure". Abseits des Hype entwickelten die Black Rock Studios einen grafisch imposanten Offroader, der darüber hinaus noch mit einem sehr gelungenen Tricksystem und aufwendigem Quad-Editor aufwarten kann. Wären kleinere Mängel wie der geringe Umfang, fehlende Trophäen und der unausgegorene Schwierigkeitsgrad nicht, hätte sich „Pure" locker in 9er Regionen crossen können. Was bleibt ist ein Oldschool-Arcaderacer im Stile von „Freakstyle" und „Shox" ohne spielerische Neuerungen.
[ Review verfasst von Shagy ]
Pluspunkte:
- Dicke Grafik
- Tolles Tricksystem
- Aufwendiger Quad-Editor
Minuspunkte:
- Unausgegorener Schwierigkeitsgrad
- Geringer Umfang
- Kein Splitscreen und keine Trophies