Gut sein war gestern, Böse sein ist heute! Getreu diesem Motto übernimmt man in Star Wars: The Force Unleashed die Rolle eines Sith und führt einen erbarmungslosen Ein-Mann-Feldzug gegen die Rebellion und natürlich die Jedi. Doch reicht böse sein auch für ein gutes Spiel? Finden wir es heraus und stürzen uns in die ewige Schlacht in einer Galaxie, weit, weit entfernt...
Jedi-Jäger
Zur Geschichte von Star Wars gibt es wohl nichts mehr zu sagen, der Krieg zwischen Jedi und Sith dürfte hinlänglich bekannt sein. Ich beschränke mich daher auf den Plot, um den es in diesem Spiel geht. Man übernimmt die Rolle des Sith-Schülers Galen Marek, einem treuen Schüler von Darth Vader. Der Auftrag: Finden und vernichten der letzten Jedi-Ritter. Die Story wird dabei in recht netten Zwischensequenzen weitergesponnen, kann sich aber mit der Qualität der Filme nicht messen. Um die Jagd nach den Jedi nicht allzu langweilig zu gestalten, kann man nicht nur zum Lichtschwert greifen, sondern sich auch die dunkle Seite der Macht zu eigen machen. Neben so herkömmlichen Attacken wie Elektroblitzen oder Machtstößen gibt es auch die Möglichkeit, jedes beliebige Objekt inklusive Gegner gezielt zu packen und durch die Gegend zu schleudern. Dazu einfach mit R2 den Gegenstand anvisieren und mit den Analog Sticks dann frei bewegen. Das hört sich in der Theorie einfach an, ist in einem hitzigen Gefecht aber so gut wie nicht umzusetzen. Es ist viel zu kompliziert, im freien Raum irgendwelche Sachen gezielt herumzuschleudern, zumal man währenddessen sich nicht bewegen kann und recht schutzlos ist. In der Praxis kommt das Feature also nur zum Einsatz, wenn man mal etwas Ruhe hat und beispielsweise einen weiter entfernten Gegner bekämpfen will. So nett dieses Macht-Feature also gedacht ist, letztlich verlässt man sich doch wieder auf sein Laserschwert, um der bösen Seite zum Sieg zu verhelfen. Okay, an manchen Stellen gibt es kleinere Rätsel, die den Einsatz der Macht fordern um Abgründe zu überwinden oder verschlossene Tore aufzumachen, aber diese stellen keine große Herausforderung dar. Wie in einem Rollenspiel kann man seine Fähigkeiten zudem erweitern und neue Machtfähigkeiten erlernen, um sich durch die Levels zu kämpfen.
Beherrschen die Steuerung du musst
Generell ist das Spiel ziemlich linear aufgebaut und auf der Übersichtskarte wird auch immer schön eingeblendet, wo man den lang laufen oder springen muss. Womit wir auch schon beim nächsten Punkt wären, nämlich der Steuerung. Ist sie im Normalfall recht intuitiv und präzise, hört das spätestens dann auf, wenn man kleinere Sprungeinlagen absolvieren darf. Der liebe böse Marek ist dann nämlich leider so präzise zu steuern wie ein imperialer Sternenzerstörer, sprich gar nicht. Das Springen ist viel zu hektisch und die Kamera hilft auch nicht unbedingt das angepeilte Ziel zu erreichen. Zwar halten sich solche Sprungeinlagen in Grenzen, nervig sind sie aber dennoch. Und wo wir schon bei nervig sind: Warum um alles in der Welt muss meine Figur nach fast jedem erlittenen Treffer eine Art Zwangspause einlegen, bis er sich wieder frei bewegen kann? Dadurch wird gerade bei den Kämpfen viel Geschwindigkeit und Dynamik herausgenommen, die wirklich gut getan hätten. Die Gegner sind nämlich nicht von schlechten Eltern und agieren auch recht clever. Allerdings hilft alle Cleverness nichts, wenn man in einem Level fast immer auf die gleichen Feinde stößt und so das Geschnetzel schnell etwas öde wird. Auch passt es überhaupt nicht ins Bild, dass sich besiegte Gegner innerhalb weniger Sekunden einfach auflösen wie in einem billigen Horrorfilm. Immerhin lockern dafür die spektakulären Endgegnerkämpfe das ganze auf, hier haben die Entwickler hervorragende Arbeit geleistet. Um einen Endgegner letztlich ganz zu besiegen, gilt es ähnlich wie in God of War oder Heavenly Sword kurze Quicktime-Events zu meistern, die auf Anhieb zu schaffen nahezu unmöglich ist. Selbst ein Sith verzweifelt an der nicht vorhandenen Reaktionszeit und muss wie ein gewöhnlicher Sternenkrieger das ganze per Trial & Error hinter sich bringen. Macht aber nichts, denn die Bosskämpfe sind wirklich das Highlight des Spiels und das obwohl ich Endgegner normalerweise hasse, wie die Jedi das Imperium.
Technisch unausgereift
Nachdem jetzt das Highlight besprochen wurde, kommt wieder die dunkle Seite des Spiels an die Reihe, die da unter anderem die Grafik wäre. Grundsätzlich macht das Game einen sehr soliden Eindruck mit schönen Texturen und Effekten. Leider wird die Grafik dann aber durch etliche kleine Ruckler und Tearing in Mitleidenschaft gezogen. Auch scheint es oft so, als würden die Spielfiguren nicht auf dem Boden stehen, sondern einige Zentimeter darüber schweben. Die Qualität der Level schwankt zudem ebenfalls erheblich. Können die meisten durch viele Details und gute Architektur überzeugen, sind manche Level so eintönig gestaltet, dass man sich bald fragt, warum man sich das eigentlich antut. Hier hätte Lucas Arts wesentlich mehr Feintuning in ein stimmiges Gesamtbild investieren können. Immerhin hat man sich andere PS3-Spiele zum Vorbild genommen und installiert vor dem Start erst mal 3 Gbyte an Daten auf der Festplatte. Was dabei aber scheinbar übersehen wurde: Während bei anderen Spielen diese Zwangsinstallationen immerhin meistens für kürzere Ladezeiten sorgen, tut sich hier gar nichts. Selbst wenn man nur ins Menü geht um etwas einzustellen, erscheint ein Ladebalken. Technisch bekleckert sich das Spiel also alles in allem nicht mit Ruhm. Dafür kann die Soundkulisse überzeugen, neben den bekannten Star Wars Melodien sorgen auch die kräftigen Effektgeräusche und eine gelungene Synchronisation für Stimmung. Hier sind zwar leider nicht die original Stimmen aus den Filmen zu hören, aber die Sprecher machen ihre Sachen dennoch gut. Was last but not least auch noch etwas schade ist, ist das völlige Fehlen eines Multiplayer-Modus. Sternenkriegern bleibt also nichts anderes übrig, als sich alleine auf die Jagd nach den letzten Jedi zu machen.
FAZIT:
Star Wars: The Force Unleashed ist kein schlechtes Spiel. Aber gleichzeitig hat es auch so viele Macken, die bei einem solchen Titel einfach nicht sein dürfen. Und ehrlich gesagt, hat es - verglichen mit den Star Wars Spielen vor ihm - für mich schlicht und ergreifend am wenigsten Star Wars Atmosphäre erzeugt und stellenweise sogar gelangweilt. In den Zwischensequenzen ist das Star Wars Feeling durchaus vorhanden, beim eigentlichen Spielen dagegen fehlte es mir fast völlig. Die Idee mit der Macht ist nett, aber letztlich auch nur unzureichend umgesetzt. Star Wars Fans können sich auf die Wertung vielleicht noch einen Punkt dazurechnen, mehr bleibt von The Force Unleashed aber leider nicht übrig.
[ Review verfasst von Pry ]
.ram`s Kommentar:
An Atmosphäre mangelt es dem Spiel in meinen Augen nicht. Zwar finde ich die Inszenierung nicht wirklich spannend geraten und die Zwischensequenzen wirken oftmals stümperhaft umgesetzt, aber ansonsten kam das (lange vergessene) Star Wars Feeling bei mir definitiv auf. Zumindest solange, bis ich das Joypad wegen der verhunzten und überladenen Steuerung wieder in die Ecke schmiss. Vor allem das Zielsystem, was bei dem Spiel das A und O darstellt, wurde vollends verkackt! So etwas hätte nicht die Alpha-Stufe verlassen dürfen! Dazu gesellen sich noch allerhand Bugs und Glitches, die deutlich darauf hinweisen, dass das Spiel noch ein paar Monate Feintunung benötigt hätte, bevor man es ausliefert. Insgesamt ist es somit ein wenig schade um das ambitionierte Projekt, aber letzten Endes ist nur eine knapp überdurchschnittliche Spielerfahrung dabei heraus gekommen.
Pluspunkte:
- Geniale Endgegnerkämpfe
- Schöner Soundtrack
- Gute Zwischensequenzen
Minuspunkte:
- Lange Ladezeiten trotz 3 Gigabyte Installation
- Ruckeln und Tearing
- Zu wenig Star Wars Atmosphäre