Das Motto „Jeder fängt mal klein an“ gilt auch für den griechischen Klingenwetzer Kratos. Und genau aus diesem Grund findet man die Ursachen für all seine bösen Taten auch auf der portablen PSP, denn dort serviert uns Sony Kratos' Vorgeschichte im Handtaschenformat.
24/7 Depri
Seit dem ersten Teil von „God of War“ auf der PS2 sind nun schon fast 3 Jahre vergangen, aber der grimmige Bartträger Kratos findet natürlich auch im neuesten Teil einen Anreiz, um sich durch die Welt der griechischen Mythologie zu schnetzeln. Es gibt vielleicht noch Gamer, die Kratos nicht kennen – darum eine kurze Zusammenfassung für Neulinge: Seit dem Tod seiner Familie fristet der Spartaner ein Dasein mit zermürbenden Schreckensvisionen – gefüllt mit seinen vergangenen Gräueltaten. Als einzige Hilfe für sein seelisches Problem sieht er die Macht der Götter, durch die er von seinen Albträumen befreit werden möchte. Doch diese scheinen ihn nur zur benutzen. Die Ready At Dawn Studios („Daxter“) wollen nun zeigen, was Kratos in der Zeit tat, als er noch den Göttern diente und servieren ein Prequel par excellence, dass dem geneigten Serienfan einige Ereignisse verständlicher macht.
Home Sweet Home
In „Chains of Olympus“ liegt es an Kratos, die Welt von der Dunkelheit zu befreien, denn Bösewicht Morpheus, der leider nie auftaucht, hat Sonnengott Helios entthront und verbreitet seinen finsteren Nebel über die Erde und den Olymp. Als ob dieser Konflikt nicht schon für genug Ärger sorgen würde, kommen noch weitere Streitigkeiten hinzu – und eines ist jedenfalls sicher: um seine geliebte Familie wieder zu sehen, geht Kratos über Leichen. Verbindungen zwischen den einzelnen Figuren geben der Story ihren Schwung und auch Gefühlsmenschen sollten mit der gebotenen Packung Emotionen zufrieden sein. Zum Anfang des Spiels mag Kratos noch keine Zauber beherrschen, doch wie schon in den PS2-Episoden erlangt man diese nach und nach. Aufgepowert werden Waffen und Zauber üblicherweise durch rote Orbs, die dezimierte Gegner hinterlassen, blaue Orbs füllen die Magie- und grüne Orbs die Lebensleiste. Die Wirkungsweisen der vorhandenen Zauber kommen Serienveteranen vertraut vor, jedoch bekommt man zum Ende des Spiels eine alternative Waffe, die es „faustdick“ hinter den Ohren hat und Abwechslung in den klingen-lastigen Alltag bringt. Das Kampfsystem arbeitet noch genauso geschmeidig wie auf der PS2 und selbst die Steuerung wurde wunderbar an die verringerte Button-Anzahl angepasst (Ausweichen mit L + R). Innerhalb kurzer Zeit hat man die Moves auf dem Kasten und lässt die Gliedmaßen der Gegner fliegen. Der erste Level, der Kampf um die Stadt Attika, dient wunderbar als Appetitanreger für die folgenden Szenarien - die Architektur der Level ist einfach brillant! Teils fordernde Kämpfe unterhalten durchgehend und werden immer wieder durch neue Gegnertypen aus der griechischen Mythenwelt verfeinert. Es gilt neben den Kämpfen natürlich auch wieder Felswände zu erklimmen, Schalterrätsel zu lösen und Abgründe zu überspringen. Das ist nichts wirklich Neues, versprüht aber den altbekannten und brachialen GoW-Charme. Leider entspricht der Rätsel-Anteil des Spiels ungefähr dem Vitamin-Gehalt von Cola. Wer von Teil 2 noch gefordert wurde, muss im PSP-Ableger kaum noch seine Rübe zum Rauchen bringen – Kämpfe überwiegen vor allem am Ende sehr deutlich und wirken trotz tadelloser Spielbarkeit etwas ermüdend.
Gewohnt genial... trotz Schwächen
„God of War: Chains of Olympus“ ist ein Referenz-Titel auf der PSP. Punkt. Die Grafik ist phänomenal, die Finishing-Moves sind befriedigend, der Soundtrack orchestral, die Inszenierung toll. Der Schwachpunkt liegt eindeutig in den auftretenden Abnutzungserscheinungen. Kennern der PS2-Teile wird nahezu das ganze Spiel bekannt vorkommen und neue Elemente sind leider rar gesät. Die meisten der hier genannten positiven Aspekte finden sich auch in den PS2-Teilen, was natürlich nichts Schlechtes ist. Verglichen mit seinen großen Brüdern ist „Chains of Olympus“ allerdings nur ein müder Aufguss – auf PSP hingegen mausert sich der Titel zum Must-Have. Gerade God-of-War-Neulinge sollten vollends begeistert sein. Diese Abnutzungserscheinungen sind trotz der immer noch vorhandenen Genialität verschmerzbar, aber ein Story-Modus, der sich in unter 6 Stunden bewältigen lässt... das tut schon weh. Doch so recht wundert man sich darüber nicht, denn der einzige wirklich kolossale Endgegner bleibt der in Level 1. Nachfolgende Boss-Fights fordern abwechslungsreiche Strategien, sind aber trotzdem nicht so rasant wie der Kampf gegen den ersten Endgegner geraten. Da hilft auch das umfangreiche Bonus-Material samt verschiedener Challenges nicht viel. Immerhin weiß das Ende mit einem gut inszenierten Schmankerl zu entschädigen. Kaufen sollte man Kratos PSP-Einsatz trotzdem, denn der Titel macht schlussendlich zu viel richtig, als dass man ihn im Spielehandel verstauben lassen könnte – auch wenn einem das Spielgefühl sehr vertraut erscheint. Und wer noch nicht überzeugt ist: das Sex-Minispiel ist auch wieder enthalten! Die deutsche Version mit der Freigabe „Keine Jugendfreigabe“ ist übrigens komplett ungeschnitten.
FAZIT:
Als Kenner der beiden PS2-Titel hab ich auch „Chains of Olympus“ in vollen Zügen genossen. Man fühlt sich direkt heimisch und sitzt nach kurzer Zeit mir breitem Grinsen vor der PSP, denn das Spiel macht einfach Laune. Für mich kommt die Story nicht an die (sehr gelungene) des ersten Teils ran, aber was „Ready At Dawn“ da für ein Ende liefert – Respekt. Mit over-the-top-getunten Waffen spielt man auch gerne noch ein zweites Mal Wildsau, auch wenn das Spiel dann noch schneller vorbei ist. Auf jeden Fall hat ein Entwickler-Team voll schlauer Köpfen mal wieder gezeigt, was man auf der PSP für tolle Spiele abliefern kann – wenn sich Third-Party-Entwickler doch nur mal ein Beispiel an Sonys tollen Games nehmen würden. Wohl gemerkt nutzt „God of War: Chains of Olympus“ als erstes PSP-Spiel die vollen 333 MHz der PSP. Wer sich noch nicht so recht entscheiden kann, der kann ja erst einmal die kostenlose Demo laden. Für Teil 3 auf PS3 sollte man sich dann aber doch ein paar größere Neuerungen einfallen lassen.
[ Review verfasst von Sirteen ]
Pluspunkte:
- Technik Bombe
- Tadellose Spielbarkeit
- Atmosphärische Spielwelt
Minuspunkte:
- Zu wenig dicke Brocken als Endgegner
- Unverschämt kurze Spielzeit
- Kaum Neuerungen im Vergleich zu den PS2 Teilen