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Devil May Cry 4
26. Februar 2008

Unser neuestes Review befasst sich mit dem heiß erwarteten vierten Teil der „Devil May Cry“ Reihe. Aber eines gleich vorweg: Nachdem man sich mit Dante durch drei fantastische Abenteuer auf der PlayStation 2 gekämpft hat, ist es nun an der Zeit das Schwert weiterzureichen. Und zwar an Nero, einen sturköpfigen jungen Draufgänger. Er mag vielleicht nicht ganz so cool sein wie Dante, wird aber dennoch im weiteren Spielverlauf äußerst sympathisch. Was sich sonst noch so geändert hat und welche Verschlimmerungen / Verbesserungen es gibt, klären wir auf den folgenden Zeilen.

Dieser Teufel trägt mit Sicherheit kein Prada

Mit dem Glauben ist das so eine Sache: Entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht. In dem kleinen Küstenstädtchen Fortuna jedenfalls ist er sehr stark vertreten und wird durch den heimischen Orden des heiligen Schwertes auch noch gefördert und geschürt. Anbetungsgegenstand Nummer 1 und Inhalt von zahlreichen Predigten ist dabei Sparda, der als Erlöser und sogar als Gott angesehen wird. Kenner der Serie wissen, dass der dunkle Ritter alles andere als ein Engel war. Vielmehr handelte es sich um einen Dämonen, der gegen andere Teufel kämpfte und die beiden Brüder Dante und Vergil zeugte. Den jungen Draufgänger Nero kümmert das nur wenig, denn er hat nur Augen für eine hübsche Sängerin des Ordens namens Kyrie. An einem schicksalhaften Tag werden beide Zeuge eines brutalen Anschlags auf den Hohenpriester Sanctus, der wieder einmal ein Loblied auf Sparda anstimmt. Überraschenderweise stellt sich heraus, dass der Attentäter einem ehemaligen Helden (Dante) verdammt ähnlich sieht. Doch was steckt hinter diesem heimtückischen Angriff? Und welche Rolle spielt Nero in dem Ganzen? Fragen über Fragen, die es in den nächsten zwanzig Kapiteln aufzuklären gilt. Die Geschichte fällt im Großen und Ganzen OK aus. Sie wartet zwar nicht mit vielen Handlungswendungen auf, ist aber besser in Szene gesetzt worden, als die Ereignisse in Teil 3. Klar auch hier wird mit ausreichend oberflächlichen One-Linern der Marke „Ich werde dich retten, egal was passiert“ um sich geschmissen, aber dank der genialen (und häufig überzogen skurrilen) Zwischensequenzen dürfte das kaum jemanden stören. Die Präsentation ist nämlich ein weiteres Mal allererste Sahne!

Bring me the Devil!

Wenn es um Actionspiele geht, sind ein durchdachtes Kampfsystem und ein motivierendes Gameplay das A und O. Schließlich kämpft man sich für die nächsten zehn bis zwölf Stunden durch unzählige Gegnermassen. Bei einer überschaubaren Anzahl von Moves und Aktionen kann das schnell langweilig werden (siehe „Dynasty Warriors“ Serie). Capcom ist es jedoch in „Devil May Cry 4“ gelungen, die Steuerung der Vorgänger auf die nächste Ebene zu hieven. Grund dafür ist unter anderem die neue Spielfigur Nero, der sich in vielerlei Hinsicht von Dante unterscheidet. Den Auffälligsten findet man an seinem Arm: Der so genannte Devil Bringer erlaubt es Nero, Gegner herumzuschleudern, fort zu schlagen und zurückzuholen. Aber auch das Beschwören von Dämonenenergie wird damit möglich. Nebenbei besitzt der Neuling auch noch ein mächtiges Schwert (Red Queen), sowie eine schlagfertige Pistole (Blue Rose). Beide Komponenten können im Laufe des Spiels aufgewertet werden. Um dies zu erledigen, bedarf es spezieller Punkte, die es im Anschluss einer jeden Mission gibt. „Devil May Cry 4“ verzichtet somit auf einen kohärenten Spielablauf, wodurch die Umgebungen, wie auch schon im dritten Teil in einzelne Abschnitte unterteilt sind. Dementsprechend kann man jeder Zeit frei wählen, von wo man nun beginnen möchte. Damit es dafür auch genug Anreiz gibt, wird nach jeder abgeschlossenen Stage eine Bewertung vorgenommen. Je besser die Note desto mehr Punkte gibt es schließlich aufs Konto, wo wir wieder beim Gameplay wären. Combos sind in „Devil May Cry 4“ so wichtig wie noch nie zuvor. Dank der eingängigen Steuerung, sowie der Hülle und Fülle an Moves kann man mit genügend Können ganze Ketten von Angriffen aneinander reihen und die Coolness der Zwischensequenzen Wirklichkeit werden lassen. Während die Kämpfe in den vorherigen Teilen noch etwas hölzern und abgehackt wirkten, sehen die Bewegungen inzwischen absolut geschmeidig aus und Combo-Akrobaten werden somit ihre helle Freude an dem Titel haben. Gebessert hat sich gegenüber dem Vorgänger auch der Schwierigkeitsgrad. Zu Anfang stehen schon einmal zwei Spielstufen zur Auswahl: Mensch und Teufelsjäger. Während die Erste dazu dient, dass wirklich jeder das Spiel erfolgreich beenden kann, ist die zweite nur ein Vorgeschmack auf kommende Härtegrade, die man frei schalten kann. Profis sollten gleich als Teufelsjäger anfangen. Aber Achtung, man kann nach wie vor nur während der Missionen speichern. Zu guter letzt sollte man noch erwähnen, dass Dante auch noch einen Auftritt haben wird und definitiv nicht zum alten Eisen zählt. Genauso wie Nero verfügt auch er über ein umfangreiches Kampfrepertoire, das dem des Vorgängers ähnelt. Mit Gunslinger, Swordmaster, Trickster und Royal Guard gibt es vier Stile, die sich miteinander verbinden lassen. Dabei kommt sogar eine nützliche Verbesserung zum tragen: Statt wie bisher umständlich über Menüs zu gehen, kann man nun Stile und Waffen im Spiel flüssig wechseln – das wurde ja auch mal Zeit!

Last-Gen Gamedesign

Während das Kampfsystem auch heute noch Spaß macht und um nützliche Features erweitert wurde, sieht es beim eigentlichen Spieldesign nicht ganz so rosig aus. Zum Beispiel fand ich es ein wenig enttäuschend, dass die Rätsel nur Standardkost bieten (Kreiselklingen *gähn*) und nicht wirklich fordernd oder zahlreich vertreten sind. Natürlich ist es immer schwierig, ein gesundes Mittelmaß von Denkaufgaben und Kämpfen zu finden, aber ein wenig mehr Abwechslung hätte „Devil May Cry 4“ auch nicht geschadet. Der Fokus liegt nämlich klar auf der Kampfaction! Deshalb fällt auch das nervige Backtracking in der zweiten Spielhälfte ungemein negativ auf. Man bekommt dabei den Eindruck, als ob die Entwickler die Spielzeit künstlich strecken wollten. Ähnlich verhält es sich mit den eng abgesteckten Spielabschnitten, die immer wieder durch kurze Ladebildschirme beim Öffnen einer Tür unterbrochen werden. Das hätte man doch sicher auch besser (zum Beispiel durch Streaming) lösen können. Auch nicht gerade schön ist der obligatorische Boss-Marathon am Ende des Spiels. Nochmals alle Obermotze zu vermöbeln, macht wie das Würfelspiel, nicht unbedingt viel Laune. Aber nun gut, wenigstens fordern die zahlreichen Schergen verschiedene Taktiken und dank der zusätzlichen Waffen / Fähigkeiten der Helden entwickelt sich das Kampfsystem immer weiter. Zur Sixaxis Bewegungssteuerung bleibt nur zu sagen, dass diese optional zum Steuern der Kamera genutzt werden kann, das aber aufgesetzt und unübersichtlich wirkt. Etwas mehr Gedanken darüber hätten sich die Japaner bei dem ehemaligen PS3 Exklusivtitel schon machen können!

 

Optik = Style

„Devil May Cry 4“ zeigt eindrucksvoll, dass Capcom zu den fähigeren Entwicklern dieser Generation gehört. Die prächtige Grafik wartet mit superflüssigen Animationen, teilweise extrem coolen Umgebungen und bietet zudem noch solide 60fps, die nur an wenigen Stellen leicht einknicken. Dafür gibt es aber immerhin auch kein Tearing. Besonders imposant sind jedoch die gigantischen Bossgegner, die mitunter sogar den ganzen Bildschirm einnehmen. Und genau so etwas will man auf der PlayStation 3 sehen! Ebenso genial wurden übrigens die unzähligen Zwischensequenzen in Szene gesetzt, die vor Coolness und schnittigen Kamerafahrten nur so strotzen. Schon alleine das Intro + Tutorial hat mich umgehauen, aber auch die unglaublich schnellen und furiosen Kämpfe bringen den Spieler immer wieder zum Staunen. Bei all dem Lob gibt es aber auch ein paar Kritikpunkte: Für Abstriche in der B-Note sorgen vor allem die hässlichen Schatten (Stichwort Dschungel), sowie die unvollkommene Kantenglättung. Um die Ladezeiten kurz zu halten, muss man das Spiel zudem beim ersten Mal auf die Festplatte installieren. An sich kein Verbrechen wenn diese Angelegenheit a) optional wäre, b) keine 20 Minuten in Anspruch nehmen würde und c) man sich dann nicht immer noch mit zahlreichen kurzen Ladebildschirmen herumplagen müsste.

Kyrie... KYRIEEEEEE!!!

Der Soundtrack erinnert stark an die musikalische Untermalung aus Teil 3. Sobald die Kämpfe beginnen, setzt auch in „Devil May Cry 4“ ein fetter Elektro-Soundtrack ein, der mit energiegeladenen Beats und einer coolen Stimme mächtig Arsch tritt. Schade nur, dass es nicht sonderlich viele Variationen gibt und sich die Stücke dadurch oft wiederholen. Die englischen Stimmen gehen soweit in Ordnung, wobei nicht jeder Sprecher gleichzeitig einen guten Job abliefert. Nero, Sanctus und die Bosse wissen beispielsweise zu gefallen, während Dante etwas merkwürdig klingt. Kräftigen Abzug gibt es für die viel zu leise Abmischung der Stimmen. Sobald Musik (vor allem in den Zwischensequenzen) zu hören ist, gehen die Sprecher komplett unter. Bloß gut, das es optionale Untertitel gibt, auch wenn diese nicht immer optimal lesbar sind.

Online May Cry?

Erstmals gibt es in einem „Devil May Cry“ Spiel eine Onlineanbindung. Allerdings dient diese nicht zum kooperativen Spielen - lediglich zum Abfragen von Ranglisten kann man sich einwählen. Neben den eigenen Erfolgen und Rekorden darf man auch die Ergebnisse der Leute aus seiner PSN Freundesliste einsehen. Die spartanische Aufführung macht dieses Feature jedoch verzichtbar.

FAZIT:

„Devil May Cry 4“ besaß definitiv das Potenzial, das Actiongenre neu zu definieren. So wie es Teil 1 damals auf der PS2 schaffte. Doch nach mehrmaligen Durchspielen steht für mich fest - irgendwie habe ich mehr erwartet. Die Gründe für meine leichte Enttäuschung liegen auf der Hand: Statt einer Gameplayrevolution gibt es lediglich eine Evolution des Althergebrachten. Und selbst diese ist nicht in allen Formen gelungen, was man zum Beispiel am Backtracking und den wiederkehrenden Bossen sieht. Dadurch erinnert Teil 4 in mehr als nur einer Hinsicht (negativ) an seine Vorgänger. Wer allerdings mit diesen bereits rundum zufrieden war, der wird auch mit „Devil May Cry 4“ glücklich werden! Alle anderen erwartet ein cooles Actionspiel, das jedoch etwas hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.

[ Review verfasst von Dimi ]

Pluspunkte:

  • Schöne Grafik mit 60fps
  • Fantastische Zwischensequenzen
  • Umfangreiches Kampfsystem

Minuspunkte:

  • Enormes Backtracking
  • Geringfügige Neuerung, vieles wie gehabt
  • Vorgeschriebene Installation


Infos zum Spiel
NameDevil May Cry 4
SystemPlayStation 3
PublisherCapcom
EntwicklerCapcom
GenreAction
USKab 16 Jahren
Preis61,99 €
PlatinumNein
Release
 08.02.2008
 05.02.2008
 31.01.2008
Spielerzahl1
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenJa
HeadsetNein
720pJa
1080pNein
Sixaxis Tilt SupportJa
Mehr...

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Screenshot Galerie
Devil May Cry 4
Gameplay
8.5
Atmosphäre
8.5
Grafik
8.5
Sound
8.0
Spielspass
8.0
 

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