„Soldier of Fortune“ konnte vor acht Jahren vor allem durch das authentische und zugegebenermaßen erfrischende Söldner Setting, sowie dem hohen Brutalitätsgrad auf sich aufmerksam machen. Der Nachfolger „Double Helix“ erschien zwei Jahre später (allerdings nicht mehr für die PS2) und führte die Traditionen des Vorgängers fort. „Payback“ ist der nunmehr dritte Teil der Serie und um ehrlich zu sein, auch der Schlechteste. Warum das so ist, klärt unser ausführlicher Import Test.

Missing in Action ohne Chuck Norris

Richtige Söldner gibt es heutzutage auch noch und das ist bei leibe keine Einbildung. „Sicherheitsfirmen“ wie Sandline International vertreten in Krisengebieten wie dem Irak nicht nur andere große Companys, sondern arbeiten auch für westliche Regierungen wie die USA. Den meisten richtigen Söldnern ist es jedoch egal, auf welcher Seite sie stehen. Moral ist ein Fremdwort und das hat auch seinen Grund. Sollten sie geschnappt werden, gilt für sie kein Kriegsrecht. Sie werden bestenfalls als Zivilisten behandelt, die illegal an Kampfhandlungen teilnehmen. Hohe Strafen sind die Folge. Im Spiel schlüpft man in die Rolle von Thomas Mason, einem Söldner, der sich auf einer Eskortierungsmission in einem Krisengebiet befindet. Doch er wird verraten und kann nur mit knapper Not dem Anschlag entkommen. Zeit für ihn, die Sache persönlich zu nehmen und die Hintermänner auszuschalten. Mehr Story gibt’s nicht und wenn, dann dürfte sie keinen interessieren. Schließlich werden die wenigen Infos nur zwischen den Aufträgen in billiger Lap-Top Manier präsentiert. Wer nicht einschlafen will, überspringt diese deshalb.

Im Dschungel hört dich keiner… das Gamepad an die Wand werfen

Beim Gameplay wird betagte Standardkost geboten. Rumrennen, alles Plätten und ab und an mal einen Gefangenen beschützen - wie innovativ. Aber vielleicht will das Spiel das Rad auch nicht erfinden. Doch selbst wenn man sich dieses Mantra immer wieder predigt, kommt man nicht umhin, die vielen Schwächen zu bemerken. Anstatt nämlich das Bekannte in Perfektion serviert zu bekommen, darf der Spieler sich mit einer trägen Steuerung, einer absolut dämlichen KI und einem linearen Levelaufbau herumärgern. Manchmal rennen die Gegner sogar an dem Spieler vorbei. Erst wenn sie an ihrem „Aufstellungspunkt“ angekommen sind, reagieren sie auf Mason. Zu doof, das sie dann meistens schon tot sind. Aber auch sonst bekleckert sich das Gameplay nicht gerade mit Ruhm. Überraschungen gibt es im Spielverlauf keine und die zahlreichen Bosskämpfe können auch in keiner Weise überzeugen. Immerhin gibt es eine große Waffenauswahl (schaltet sich nach und nach frei) und die Knarren darf man sogar noch mit Gimmicks, wie einem Zielfernrohr oder einem Laservisier, aufpimpen. Nützlich sind die Sachen allerdings nicht, da sie die Eigenschaften der Knarren nicht wirklich beeinflussen bzw. aufbessern. Überhaupt sind die meisten Waffen relativ unbrauchbar und man bleibt am Besten bei AK47 und Co. Denn zu denen muss man sowieso irgendwann greifen, denn Munition ist immer knapp. Hat man den Einzelspielermodus beendet, kann man im integrierten Multiplayermodus unter anderem noch an Deatmatch, Capture the Flag und Elimination Spielen teilnehmen. Aber mal ehrlich: Wenn Steuerung und Gameplay sowieso nicht überzeugen kann, wird die Spielerfahrung dadurch auch nicht besser.

Urlaub in Afghanistan

Überraschung: „Payback“ läuft sogar in Full HD und das auch nur unwesentlich ruckliger als in 720p. Aber hey, da das Spielgeschehen selbst in der Standardauflösung recht oft von Slowdowns unterbrochen wird, kann man von einem flüssigen Spielen sowieso nicht sprechen. Besonders wenn viel auf dem Bildschirm los ist, knickt die Bildrate immer wieder ein. Spielbar bleibt das Ganze aber trotzdem und in einigen Levels bekommt man sogar was fürs Auge geboten. Insbesondere die authentischen (und teilweise sogar recht hübschen) Landschaften vermitteln eine glaubhafte Atmosphäre. Da vergisst man sogar, dass viele Texturen recht grob aufgelöst sind. Schwankend ist die Qualität bei den Charaktermodellen. Während einige extrem gut aussehen (afrikanische Soldaten), wirken andere ziemlich billig (Stripperin in der Nobelvilla). Was mir jedoch extrem auf den Keks ging, waren die vielen Clippingfehler. Dort wackeln tote Gegner noch herum, da liegt ein „Mutant“ mit extrem langem Hals – also wirklich, so was muss heutzutage nicht mehr sein! Der Gore Faktor fällt dagegen wie eh und je ziemlich heftig aus. Man kann Gliedmaßen abschießen, die Gegner quälen sich in realistischen Todesszenen und Blut spritzt auch noch reichlich. Nichts für Kinderhände! Der Sound kommt dagegen spärlich daher, hat ab und an mit kleinen Aussetzern zu kämpfen und ist im Großen und Ganzen kein Meisterwerk. Einen Pluspunkt kann das Spiel aber mit der coolen Stimme von Mason sammeln, der wie eine total abgebrühte Sau klingt. Aber auch die zahlreichen Schergen haben passende Dialekte.

FAZIT:

So richtig überzeugen kann das Spiel nicht, dazu fällt das Gameplay einfach zu langweilig aus, die Grafik zu fehleranfällig und die Steuerung zu träge. Zwar gibt es reichlich Blut und abgetrennte Gliedmaßen, aber die kompromisslose Gewalt sorgt dennoch für einen Gähnanfall nach dem Anderen. Vielleicht liegt es daran, dass man niemanden mehr mit einer solchen billigen Effekthascherei vor dem Ofen hervorlocken kann. Denn lässt man nämlich das Blut weg, dann bleibt auch nur ein äußerst mittelmäßiger Ego-Shooter übrig. Das Geld für den Import kann man sich somit sparen.

[ Review verfasst von .ram ]

Pluspunkte:

• Einsätze auf der ganzen Welt
• Viele Waffen
• Authentische Kulisse und Gegner

Minuspunkte:

• Träge Steuerung
• Altbackenes Gameplay
• Grafikfehler und Slowdowns