„Heavenly Sword“ und „Lair“ waren nicht gerade die erhofften Heilsbringer für die PS3 Gemeinde. Technische Macken trafen in beiden Fällen auf spielerische Unzulänglichkeiten. Aber keine Panik, Sonys größtes Geschoss wurde gerade erst veröffentlicht: „Uncharted: Drakes Schicksal“ will nicht nur mit dem Vorurteil Schluss zu machen, dass es keine beeindruckenden Spiele für die Sony Konsole gibt, sondern es setzt auch der Flut an austauschbaren Ego-Shootern ein Ende. Und mal unter uns: Wer vermisst nicht auch ein grandioses Action-Adventure mit ausgefeilter Spielmechanik und toller Technik? Ich jedenfalls schon, oder besser gesagt, nicht mehr, denn „Uncharted“ kann diese klaffende Lücke nämlich glücklicherweise schließen. Wieso und Weshalb erfahrt ihr in unserem neuesten ausführlichen Test.
Indiana Jones war gestern – heute regiert Nathan Drake
Ohne zu viel vorweg zu nehmen, die spannende Story wird im Spiel einerseits durch grandiose Zwischensequenzen und Dialoge vorangetrieben, andererseits aber auch durch ein paar Überraschungen, die das Spiel endgültig zur besten Indiana Jones Videospielumsetzung werden lassen. Und ich meine dass wörtlich – als Veteran der PC Indy Abenteuer weiß ich schließlich, wovon ich schreibe. Zwar könnten ein paar Zocker gerade an diesem Vergleich ein wenig Anstoß nehmen, aber hey, heutzutage gibt es Action-Adventures nicht gerade wie Sand am Meer und erst recht nicht mit einem Abenteuer Thema. Selbst Vorzeigearchäologin Lara Croft griff für ihr letztes Spiel nur auf eine bekannte Geschichte zurück. Aber genug geschwafelt, worum geht es denn nun in „Uncharted“? Der Spieler schlüpft in die Rolle von Nathan Drake, Nachfahre des berühmten Sir Francis Drake, der im 16. Jahrhundert in der Karibik vor allem Spanien als Freibeuter zu schaffen machte. Mehr Infos dazu gibt’s bei Wikipedia. Der Spielcharakter ist Abenteurer und auf der Suche nach seinen Wurzeln und natürlich nach dem Gold von Eldorado. Letzteres soll ein gigantischer Goldschatz sein, der irgendwo in den Dschungeln Süd-Amerikas verborgen sein soll. Schon vor Jahrhunderten suchten die Spanier danach. Heute ist zwar erwiesen, dass es sich dabei mehr um Legende als Wirklichkeit gehandelt hat, aber wie heißt es doch so schön? In jeder Geschichte steckt auch ein Körnchen Wahrheit…
Piraten der Karibik
Das Abenteuer beginnt, als Nathan den Sarg seines Uhrahn findet. Doch anstatt eines Leichnams entdeckt er nur ein Buch mit Aufzeichnungen von Drake – Aufzeichnungen über den legendären Goldschatz von Eldorado. Das interessiert natürlich auch seine Begleiterin, die hübsche Reporterin Elena, die für eine Serie über antike Kulturen und Mythologie recherchiert und die Expedition durch ihren Sender finanziert hat. Doch bevor sie sich darüber den Kopf zerbrechen können, werden die beiden von Piraten (die es in diesen Gewässern wirklich noch gibt) angegriffen. Ein Kampf auf Leben und Tod beginnt. An dieser Stelle höre ich mit der Storyerzählung auf, denn schließlich will ich nicht zuviel verraten. Das erste Kapitel dient sowieso nur zur Einführung in die Steuerung und ist somit nicht wirklich schwierig, was aber auch an der intuitiven Bedienung liegen mag. Gesteuert wird Drake nämlich aus der Verfolgerperspektive. Geschossen wird dagegen mit der R1-Taste und gezielt mit L1. Wichtig ist, dass man schon früh lernt, die zahlreichen Deckungen zu nutzen, denn ein nicht unerheblicher Teil des Gameplays besteht aus Schusswechseln. Und zwar mit richtig schlauen Gegnern, die Nathan umzingeln, in die Zange nehmen und gerne mit Granaten bewerfen. Es gibt zwar auch Nahkampfattacken, aber diese setzt man zur eigenen Sicherheit eher selten ein. Das Deckungssystem funktioniert sowieso perfekt (mit Kreis-Taste) und macht das Versteckspiel zur Kindergartenübung. Einzig der Fakt, das die Gegner in höheren Schwierigkeitsgraden ziemlich viel einstecken können, ärgert ein wenig. Doch man gewöhnt sich daran. Hinsichtlich der Bewaffnung kann Drake nur auf eine Primärwaffe (Pistole) und eine Sekundärwaffe (Maschinengeweht oder Pumpgun) zurückgreifen. Alles andere wäre auch unrealistisch. Zum Ausgleich darf Nathan jedoch auch mehrere Handgranaten mit sich führen. Ausgewählt werden die Waffen über ein leicht zu bedienendes Ingamemenü, das es jederzeit erlaubt, flüssig die Knacke zu wechseln. Neben den Kämpfen sorgen auch noch Kletterabschnitten und vereinzelte (leichte) Rätseleinlagen für Adventurefeeling. Dazu gesellen sich noch Fahrten auf einem Jeep, kurze Quicktime Events und tolle Jet-Ski Einlagen. Keines dieser Elemente wirkt jemals aufgesetzt und der Mix garantiert genügend Abwechslung im actionreichen Alltag. Besonders nach den ersten Kapiteln dürfte niemand freiwillig das Joypad aus der Hand legen. Zusätzliche (versteckte) Schätze und Medaillen, die es zu erspielen gilt, sorgen zudem noch für einen hohen Wiederspielwert. Überhaupt gibt es zahlreiche coole Boni zu ergattern: Egal ob Making-Ofs in HD-Qualität, Konzeptzeichnungen, alternative Kostüme, Cheats und Zwischensequenzanwahl – Belohnungen gibt es mehr als genug. Besonders witzig, der optionale Next-Gen Filter, der über die komplette Grafik einen penetranten Bloom-Effekt legt - da fühlen sich sogar Xbox360 Spieler wohl. Der Schwierigkeitsgrad ist indes ziemlich ausgeglichen und nur bei einigen Feuergefechten besteht die Gefahr eines schnellen Ablebens. Doch wenn man erst einmal den Dreh raus hat, sind auch diese Passagen zu schaffen und selbst wenn man irgendwie den Löffel abgeben sollte, sorgt das faire Checkpointsystem dafür, dass kein großer Frust entsteht. Positiv zu erwähnen wären noch die Sixaxis Bewegungsfunktionen. So nutzt man dieses Feature zum Beispiel um Granaten zu schleudern, zu balancieren und um Feinde im Nahkampf abzuschütteln. Kleine aber feine Sachen, welche die ohnehin schon gute Steuerung noch besser machen. Wenn man vielleicht etwas daran überhaupt bemängeln könnte, dann maximal das Fehlen einer (zumindest optionalen) Zielhilfe. Gerade unerfahrene Spieler könnten damit in den ersten Spielstunden leichte Probleme haben. Aber wie gesagt, durch eine kurze Eingewöhnungszeit kommt man auch sehr gut mit dem manuellen Zielen zurecht. Das das Abenteuer keine 20 Spielstunden (beim einmaligen Durchspielen) umfasst, ist dagegen problemlos zu verschmerzen. Schließlich nützt niemanden ein aufgeblasenes Spiel, das mit langweiligen Passagen nervt. So wie sich „Uncharted“ präsentiert, ist es einfach perfekt und zu jederzeit spannend.
The Power of Cell
Technisch und künstlerisch gehört „Uncharted“ definitiv zu den PS3 Vorzeigetiteln. Was hier an malerischen Landschaften und detaillierten Texturen aufgefahren wird, erlebt man in keinem in keinem anderen Videospiel. Manchmal hat mich die grafische Pracht dermaßen in ihren Bann gezogen, dass ich immer wieder beim Spielen innegehalten habe und die grandiosen Ausblicke genoss. Wahnsinn! Insbesondere wenn man die ultra-flüssigen und lebensechten Animationen von Nathan und Co. einbezieht und die tollen Effekte, wie das realistische Wasser, dazuaddiert. Ein Traum und dass ist wahrlich nicht übertrieben. Das es dafür ab und an ein wenig (und ich meine wirklich nur wenig) Tearing gibt, kann man verschmerzen. Zum Großteil läuft das Spiel total geschmeidig, hat keine Ladezeiten (alles wird gestreamt) und bietet wie gesagt Effekte und Animationen, die absolutes State-of-the-Art Niveau haben. Wenn mich etwas persönlich gestört hat, dann lediglich der starke Motion-Blur Effekt beim schnellen Kamera bewegen. Aber selbst das ist in Anbetracht der restlichen Klasse des Spiels eher zweitrangig. Aber nicht nur die Optik weiß zu überzeugen, auch der Sound stößt in neue Qualitätslevels vor. Die Musik weiß beispielsweise mit ihren Dschungelrhythmen und markanten Melodien genauso zu überzeugen, wie die sensationell gute deutsche Sprachausgabe. Ehrlich - gerade letzteres ist definitiv die beste Arbeit, die Sony bei der Lokalisierung eines seiner Spiele abgeliefert hat. Egal ob Nathan, Elena oder Eddy, die deutschen Stimmen stehen den amerikanischen Vorbildern in nichts nach. Und wer trotzdem lieber Englisch bevorzugt, kann die Sprache im Spiel problemlos ändern.
FAZIT:
WOW! Genau auf so ein Videospiel habe ich gewartet. „Uncharted“ sieht nicht nur großartig aus, sondern spielt sich auch so und verbindet geschickt die einzelnen Gameplayelemente mit einer fesselnden Story zu einem absolut gelungenen Ganzen. Die Höchstnote bleibt dem Spiel eigentlich nur dadurch verwehrt, dass die Feuergefechte sich zu stark in den Mittelpunkt drängen und Rätsel beziehungsweise Abenteuer Einlagen zu sehr im Hintergrund gehalten werden. Aber nun gut – es ist ja nicht so, dass die Schusswechsel keinen Spaß machen würden. Von daher kann ich jedem (!) PS3 Besitzer nur wärmstens empfehlen, sich dieses Videospiel Juwel umgehend zu besorgen. Auf so ein rundes Abenteuer trifft man schließlich nicht alle Tage.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Grafisch und Soundtechnisch genial
- Perfekte Spielbarkeit
- Viel Bonusmaterial
Minuspunkte:
- Ist irgendwann vorbei
- Selten auftretendes Tearing / Pop-Ins
- Hätte ein paar mehr Rätsel vertragen können
Buchstabe: H
Tipp 4: Mystisches PS1-Spiel in unserer Spieledatenbank