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The Darkness
27. September 2007

Mit dem Xbox und PC Ego-Shooter „Riddick: Escape from Butchers Bay“ (Überarbeitete Neufassung erscheint 2008 auch für die PS3) schufen sich die schwedischen Entwickler Starbreeze Studios selbst ein kleines Denkmal. Aber anstatt sich weiter mit Vin Diesel und Co. zu beschäftigen, machten sich die Nordmänner auf, erst für Majesco und dann für 2K Games ein bekanntes amerikanisches Comic umzusetzen. Die Rede ist von „The Darkness“, das Ende der Neunziger neben Spawn und Witchblade für einen wahren Boom auf dem weltweiten Comicmarkt verantwortlich war. Was aus dem einstmals ambitionierten Horrorshooter geworden ist, werden wir auf den folgenden Zeilen genauer unter die Lupe nehmen...

Happy Birthday!

Man kann sich für seinen 21. Geburtstag sicherlich Schöneres vorstellen, als von der Polizei und dem größten Mafiaboss quer durch die Stadt gejagt zu werden. Doch genau das passiert Jackie Estacado am Tag seiner Volljährigkeit. Als Auftragskiller der Franchetti Familie hat es Jackie zwar so oder so nicht gerade leicht, aber als dann noch eine Geldübergabe schief läuft, gerät er endgültig in die (Ab)Schussbahn. Schnell hat „Pate“ Paulie Franchetti Wind vom geplatzten Coup gekriegt und versucht Jackie nun aus dem Weg zu räumen, um sich so für das verloren gegangene Geld zu rächen. Nachdem unser Protagonist im Auto seiner „Kollegen“ erwacht, ist er bereits in eine Verfolgungsjagd mit der Polizei verwickelt, die ebenfalls etwas von der Aktion mitbekommen hat. Die wilde Raserei endet unsanft in einem Tunnelschacht. Aus Angst, dass seiner Freundin Jenny etwas zustoßen könnte, macht sich Jackie sofort auf den Weg zu ihr. Schon bald merkt er aber, dass etwas mit ihm nicht stimmt: Merkwürdige Stimmen tauchen plötzlich auf und beeinflussen seine Gedanken und sein Handeln. Was als Einbildung beginnt, stellt sich bald als dunkle Macht heraus, die Jackie mehr und mehr beherrscht und ihm im Austausch übernatürliche Fähigkeiten verleiht…

Die Mächte in dir

Zunächst muss sich der Spieler erst einmal einen Weg aus dem dunklen U-Bahn Schacht bahnen, um bei Jenny nach dem Rechten sehen. Noch wirkt alles normal, aber schon nach wenigen Spielminuten wird man das erste Mal mit der „Darkness“ konfrontiert. Der Spieler kann daraufhin per Druck auf die L1 Taste die Mächte der Finsternis entfesseln. Zunächst steht lediglich der Dämon der Finsternis zur Verfügung. Diese Kreatur eröffnet in einem Ego-Shooter schon einmal ganz neue Bereiche. Kommt Jackie an irgendeiner Stelle beispielsweise nicht weiter, kann er die Schlangen in einen kleinen Gang schicken und dort nach einem Hebel oder Ähnlichem suchen lassen. Auch von Gegnern überflutete Räume stellen kein Problem mehr da. Nicht zu vergessen, sind aber auch die anderen Fertigkeiten des schlangenartigen Dämons. Mittels Knopfdruck kann man nämlich die Seelen von getöteten Feinden verschlingen. Dadurch erhält Jackie im Laufe des Abenteuers weitere Spezialfähigkeiten. So kann er nach dem zweiten Aufstieg unter anderem Darklinge beschwören. Jene Gesellen sind kleine, Gollum-ähnliche Kreaturen, die verschiedene Fähigkeiten besitzen und Jackie das Leben in bestimmten Situationen vereinfachen sollen. Der Berserker tötet beispielsweise alles, was ihm über den Weg läuft, der Kamikaze sprengt sich an einer vorgegebenen Stelle in die Luft und der Lichtkiller löscht alle Lichtquellen im näheren Umfeld aus. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die Macht der Finsternis nur bei Dunkelheit einsetzbar ist. Je heller es ist, desto schwächer werden Jackies Fähigkeiten. Kommt man an manchen Stellen im Spiel partout nicht weiter, liegt es meistens einfach nur daran, dass zu viele Laternen leuchten und man dadurch die Kräfte von Jackie nicht richtig einsetzen kann. Je weiter man aufsteigt, desto stärker wird übrigens auch der Dämon der Finsternis. Er lernt verschiedene Fähigkeiten, die gegen Feinde eingesetzt werden können und seine Reichweite erhöht sich. Zudem kann auch ein Dämonenarm beschworen werden, der lästige Hindernisse zerstört, oder Gegner ganz unbürokratisch aufspießt.

Eine freie Welt

In der Welt von „The Darkness“ spielt Freiheit eine große Rolle. Jackie Estacado kann sich nahezu ohne Grenzen in der Stadt bewegen. Dabei trifft er häufig auf Personen, von denen er neue Informationen erhält, oder die ihn um einen kleinen Gefallen bitten. So kann er zu Beginn einem Bettler helfen, seine Mundharmonika wiederzubeschaffen, die von einem brutalen Schläger geraubt wurde. Ist die Aufgabe gelöst, erhält Jackie von dem Bettler eine kleine Belohnung. Oftmals ist das ein Zettel mit einer Telefonnummer darauf. Diesen kann man dann an einem der zahlreichen Telefone, die in der Spielwelt vorkommen, benutzen. Dadurch schalten sich diverse Extras wie Kostüme, Skizzen, Comicbilder und Sachen für den Mehrspielermodus frei. Um an alle Telefonnummern zu kommen, muss Jacke häufig die Macht der Finsternis einsetzen, da viele Zettel an sehr versteckten Orten liegen. Augen auf beim Eierkauf, lautet also die Devise. Ein sehr nettes Feature sind übrigens die Fernseher, die man immer wieder findet. Über die News erhält Jackie zum Beispiel wichtige Hinweise zum Stand der Ermittlungen, oder zu seinem nächsten Ziel. Dank Blu-ray Technologie ist es sogar möglich, ganze Filme und Zeichentrickserien anzusehen. Zwar ist der Bildschirm immer recht klein, aber als nette Abwechslung ist dieser Bonus allemal gut. Sowieso haben die Entwickler dem Spiel zahlreiche Goodies spendiert. So kann Jackie an kleinen Minispielen teilnehmen oder die Gemütslage der NPC`s durch sein Handeln beeinflussen. Zückt der Spieler an der falschen Stelle seine Waffe und eine wichtige Person sieht das, dann fühlt sie sich bedroht und rückt unter Umständen nicht mehr mit einer wichtigen Information raus. Richtige Spielabschnitte gibt es in „The Darkness“ ebenfalls nicht. Die verschiedenen Bereiche sind geschickt miteinander verbunden, so dass lediglich die regelmäßig auftretenden Ladezeiten einen neuen Level ankündigen. Diese wurden aber geschickt verdeckt, da Jackie während dieser Zeit über seine Vergangenheit im Waisenhaus, seine Beziehung zu Jenny und vieles mehr erzählt. Zentraler Knotenpunkt ist dabei die U-Bahn Station, von der aus Estacado in die verschiedenen Stadtteile fahren und dort seine Aufträge erledigen kann. Hier gibt es keine Gegner, aber viele Sachen zu entdecken. Zugunsten der Freiheit verzichteten die Entwickler zudem auf fast alle Bildschirmanzeigen. Lediglich eine Munitionsanzeige sieht man - einen Lebensbalken sucht man genauso vergebens, wie eine Straßenkarte. Diese ist nur über das Menü abrufbar, hilft aber trotzdem nur wenig bei der Orientierung. Am einfachsten ist es, wenn sich der Spieler die Straßennamen merkt und sich so durch die Straßen und Gassen kämpft.

10 Tasten mehr bitte!

Bislang klingt alles nach einem viel versprechenden Hitkandidaten. Aber auch „The Darkness“ hat seine spielerischen Schwächen. Gerade die eben erwähnte, stark an „The Getaway“ erinnernde Anzeigenarmut führt oft zu Jackies erneutem Ableben. Viel zu spät zeigt das Spiel nämlich durch Rotfärben des Bildschirms an, dass sich die Lebensenergie dem Ende neigt. Zudem gibt es keine Medipacks, weswegen es gar nicht so leicht ist, den heftigen Schusswechseln zu entkommen. Die Möglichkeit, wie in „Deus Ex“, Heiltränke oder Snacks an Automaten zu erwerben, wäre eine gute Lösung gewesen. Zumal solche Automaten ja eh in der Gegend herumstehen. Der größte Kritikpunkt ist und bleibt aber das Steuerungs- und Menüsystem. Zur Steuerung kann man eigentlich nur sagen, dass sie hoffnungslos überladen ist. Absolut jede Taste besitzt eine Funktion und das ist für einen Ego-Shooter ungewohnt komplex. Jackie Estacado kann zwei Waffen gleichzeitig benutzen, allerdings muss jede getrennt voneinander abgefeuert werden. Klingt im ersten Moment nicht schlimm, im Spiel erweist sich dieses System aber als zu umständlich, denn wenn man gleichzeitig zielen, laufen, ausweichen und zwei Waffen getrennt voneinander abfeuern und diese auch noch nachladen muss, dürfte fast jeder überfordert sein. So kommt es oftmals vor, dass man eine Waffe komplett leer schießt, bis man merkt, dass die andere noch gar nicht benutzt wurde. Sehr nervig! Auch zum Nachladen muss man erst eine Taste drücken - von alleine legt Jackie nämlich keine neue Munition ein. Das Waffen wechseln geschieht dagegen wie gewohnt durch Betätigen des Steuerkreuzes nach links oder rechts. Allerdings gibt es auch hier einen Haken. Dadurch dass die Tasten nach oben und unten mit Kräften der Finsternis belegt sind, aktiviert man diese manchmal auch ganz ungewollt. Aber auch ohne das Tastenchaos stellen die Darkness-Fähigkeiten einen weiteren Knackpunkt dar. Sie zu bedienen und vor allem zu kontrollieren, gestaltet sich ziemlich schwierig. Bis man sich an die verschiedenen Kombinationen und Einstellungsmöglichkeiten gewöhnt hat, vergehen einige Spielstunden. Flüssig geht es aber auch dann nicht von der Hand, so dass man immer wieder überlegen und probieren muss, bis man die richtige Tastenkombination gefunden hat. Es ist verdammt schade, dass die Steuerung derart vergurkt wurde und dem Spieler auch keinerlei Möglichkeiten gelassen wurde, die Tastenbelegungen wenigstens den eigenen Ansprüchen anzupassen. Die Freiheit, die an anderen Orten gewährt wird, sucht man bei diesem (wichtigen) Aspekt leider vergebens. Auch das eigentliche Menü, das wahrlich nicht überlastet wirkt, fällt unnötig kompliziert aus. Bis man die spärlichen Missionsbeschreibungen und die Karte gefunden hat, vergeht schon einige Zeit und selbst dann muss man sich immer wieder durch zahlreiche Unterpunkte klicken, bis man dort angekommen ist, wo man eigentlich auch hin will. Aufgrund dieser Punkte fehlt „The Darkness“ das typische Ego-Shooter-Feeling. Der Titel spielt sich eher wie ein klassisches Action-Adventure, bei dem man auf viel zu viel achten muss, als dass man sorglos in eine weitere Schießerei gehen könnte. Dadurch spielt sich der Titel durch die Bank weg ziemlich zäh und auch der als Bonus gedachte Multiplayermodus wird wohl niemanden vom Hocker hauen.

Unvollkommende Dämonen

Nach der langen Wartezeit kann das finale Spiel technisch größtenteils überzeugen, hinterlässt aber in einigen Bereichen einen faden Beigeschmack. Getreu dem Motto, wo viel Licht ist, gibt es auch viel Schatten, kommt auf jedes positive Detail, auch ein negatives Ärgernis. Aber fangen wir mit den tollen Sachen an. Vor allem die Gesichtsanimationen setzen Maßstäbe in der noch jungen PS3-Ära. Die Gesichter wirken derart lebensecht, dass man jegliche Gemütslagen und Regungen den Charakteren sofort ansieht und den Spieler mit Jackie, Jenny und Co. mitfühlen und mitleiden lässt. Insgesamt sehen die Charaktere, allen voran Jackie, sehr überzeugend aus und beeindrucken durch eine atemberaubende Fülle an Details. Auch die Umgebungen wirken äußerst real und bedrohlich. Die Straßenlaternen werfen beispielsweise einen realistischen Lichtkegel und herumstehende Objekte warten mit physikalisch korrekten Schatten auf. Einzig eine gewisse Abwechslungsarmut kann man den Entwicklern ankreiden, denn oft sieht eine Straße genauso aus wie die andere. Wenigstens haben die Grafiker auf viele Kleinigkeiten wie verschiedene Leuchtreklamen, Schaufensterdesigns und Umgebungsdetails geachtet, dass man trotz einer gewissen Monotonie in den Außenlevels immer wieder etwas Neues entdecken kann. Aber wie bereits erwähnt, hat der Titel auch mit zahlreichen Mankos zu kämpfen. Vor allem das fehlende Anti-Aliasing stößt sauer auf und die häufig auftretenden Ruckler hätte man mit einem dezenten Bewegungsunschärfeeffekt leicht retuschieren können. Dass so etwas kein Problem darstellt, zeigt die bessere Xbox360 Version. Wie bei den meisten Spielen von 2K Games verzichtet auch „The Darkness“ auf eine deutsche Sprachausgabe. Das ist aber zu verkraften, denn die englischen Sprecher gehören mit zum Besten, was man in den letzten Jahren in einem Videospiel zu hören bekam. Absolut jede Stimme passt perfekt zu der jeweiligen Figur (Ex-Faith no More Sänger Mike Patton als Finsternis ist absolut gigantisch)! Der Soundtrack reicht zudem von brachial bis emotional und wurde minutiös auf die jeweilige Situation abgestimmt. Ein netter Bonus am Rande sind die zahlreichen Songs von alternativen Rock / Metal Bands, die man auf verschiedenen Radios und Fernsehern hören bzw. sehen kann.

Deutsche Verunstaltung

Obwohl „The Darkness“ auch in der deutschen Version kein Spiel für Kinder ist (USK Siegel: Keine Jugendfreigabe), gibt es in dieser Version doch ziemlich heftige Einschnitte bei der Gewaltdarstellung des Titels. Jegliches Blut (inkl. Blutspitzern an Wänden und auf dem Boden) wurde ebenso wie Verstümmelungen aus dem Spiel komplett entfernt. Selbst einzelne (freischaltbare) Comiccover wurden geschwärzt. Aber viel schlimmer noch ist die Tatsache, dass selbst die Dämonen nicht vor Veränderungen geschützt waren. Anstatt den Gegnern gnadenlos das Herz herauszureißen, streiten sich die beiden Schlange nur noch um ein entweichendes Seelenwölken. Das geht dann doch ein wenig zu weit und die Einschnitte nehmen dem düsteren Abenteuer viel von seinem ursprünglichen Reiz. Was vorher ganz und gar bedrohlich wirkte, dürfte den meisten Spielern jetzt nur noch ein schwaches Schaudern entlocken. Deshalb haben wir uns auch entschieden, der deutschen Version einen ganzen Punkt bei der Spielspaß Wertung abzuziehen.

FAZIT:

„The Darkness“ hätte das Zeug zu einer guten Comicumsetzung gehabt, wenn da nicht die Steuerung wäre. Wie kann man einen Ego-Shooter nur mit so einer komplizierten, behäbigen und lernintensiven Bedienung versehen? Zumal die Entwickler von den Starbreeze Studios doch bereits reichlich Erfahrung im Genre gesammelt haben. Letztendlich kostet das den Titel genauso Punkte, wie die entschieden zu weit gehende deutsche Anpassung. Denn was von „The Darkness“ noch übrig geblieben ist, gruselt leider nur noch sehr selten. Insofern ist es ein wenig schade um das wendungsreiche und atmosphärisch dichte Abenteuer, aber vielleicht wird ja bei einem eventuellen Nachfolger alles besser.

[Review verfasst von Redzora]

Pluspunkte:

  • Spannende Geschichte
  • Überragende Soundkulisse
  • Interessantes Setting

Minuspunkte:

  • Viel zu komplizierte Steuerung
  • Stark gescriptete Spielabschnitte
  • Technische Schwächen


Infos zum Spiel
NameThe Darkness
SystemPlayStation 3
EntwicklerStarbreeze Studios AB
GenreEgo-Shooter
USKkeine Jugendfreigabe
Preis61,99 €
PlatinumNein
Release
 29.07.2007
 25.06.2007
Spielerzahl8
SpracheEnglisch
TexteDeutsch
MehrspielermodusJa
Online spielbarJa
Online FunktionenJa
HeadsetNein
720pJa
1080pJa
Sixaxis Tilt SupportNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
The Darkness
Gameplay
7.0
Atmosphäre
8.0
Grafik
7.5
Sound
9.0
Spielspass
6.5
 

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