Pech gehabt! Der Vorgänger erschien zu seiner Zeit nur für die PlayStation 2, PC und Xbox360. Eine PS3 Umsetzung war zwar angedacht, wurde jedoch kurze Zeit später gleich wieder gestoppt. Schließlich sollte der Nachfolger bereits in ein paar Monaten erscheinen. Bedenkt man die Qualität des Ubi Soft PS3 Launchspiels „Splinter Cell: Double Agent“ kann man über diese Entscheidung nicht wirklich traurig sein. Sollen die Entwickler ihre Ressourcen doch lieber darauf verwenden, den Nachfolger auch auf der PS3 zu einem echten Erlebnis zu machen. In unserem aktuellen Review verraten wir euch, wie sich die PlayStation 3 Version von „Ghost Recon Advanced Warfighter 2“ (kurz „GRAW2“) im Test geschlagen hat und ob die Franzosen mit dieser Portierung einen ähnlich guten Job abgeliefert haben, wie mit dem anderen Tom Clancy Titel „Rainbow Six: Vegas“ (OnPSX Test).
Zur Hölle mit Mexiko
Die Story von „Ghost Recon Advanced Warfighter 2“ schließt direkt an den Vorgänger an. Kaum hat man den Präsidenten der USA aus den Klauen der Rebellen in Mexiko Stadt gerettet, überschlagen sich die politischen Ereignisse und der Bürgerkrieg eskaliert. Man schlüpft erneut in die Rolle des „Ghost“ Anführers Scott Mitchell und darf im Namen der Weltpolizei USA dort unten aufräumen. Doch dieses Mal ist die Bedrohung weitaus gefährlicher, denn wie sich herausstellt haben die Rebellen mehrere Atomsprengköpfe in ihre Gewalt bekommen. Die Story gewinnt mit Sicherheit keinen Oscar, reicht aber – abgesehen vom unverhohlenen US Patriotismus – aus, um die Missionen zu einem genießbaren Ganzen zu verbinden. Immerhin wird der Verlauf weitaus besser präsentiert als in „Rainbow Six: Vegas“ und irgendwie stellt dieser Umstand auch einen gewissen Reiz von „GRAW2“ dar. Einen weiteren Pluspunkt kann das Spiel durch das gelungene Tutorial (man bekommt wirklich alle wichtigen Sachen erklärt und kann auch noch Orden für tadellose Ausführung einsacken) verbuchen. Natürlich kann man diesen Teil auch überspringen, aber bei der umfangreichen Steuerung sollten das Neulinge lieber nicht tun. Selbst Profi-Gamer werden noch nach Stunden Probleme mit der komplexen Tastenbelegung haben. Dafür ist das Crosscom 2.0 (via Steuerkreuz) zu umständlich zu bedienen und in Verbindung mit der erbärmlichen Intelligenz der Computer Mitstreiter auch zu wenig differenziert. Anstatt wie in „Vegas“ muss man in „GRAW2“ wirklich alles über gesonderte Befehle regeln. In Hinblick auf die gewollte Spezialisierung der Kämpfer reicht das aber wiederum nicht aus bzw. wurde unzureichend umgesetzt. Insofern erledigt man letztendlich die meiste Arbeit selbst oder schickt eventuell verfügbare Fahrzeuge voraus. Die taktische Komponente geht somit ziemlich unter und die Gefechte stellen die Action in den Vordergrund. Wenigstens haben sich die Entwickler ein paar Gedanken zur Sixaxis Neigungsfähigkeit gemacht und durch zusätzliche Optionen kann man diese Steuermethoden auch nutzen. So darf man mit dem Sixaxis Snipern, sich Abrollen und Aufstehen bzw. Hinlegen. Letzteres funktioniert zwar durch das Absenken und Anheben des Controllers nicht ganz so gut, aber diese Option kann man ja ausschalten. Insgesamt ist die Integration der Spezialfähigkeiten des Sixaxis gelungen und das Spielerlebnis wird dadurch nochmals verbessert. Kritik findet man dagegen bei der Länge des Spieles. Die dreizehn Missionen gestalten sich zwar allesamt recht umfangreich, dennoch wird ein geübter Spieler „GRAW2“ in weniger als acht Stunden im beendet haben. Neben dem Mehrspielermodus bleiben dann nur noch die verschiedenen Schwierigkeitsstufen und die Jagd nach Orden bzw. freischaltbaren Waffen.
Niemandsland
Was man „GRAW2“ jedoch zu Gute halten muss, ist die Tatsache, dass die wenigen Aufträge äußerst genial inszeniert wurden. Die Stadt- und Wüstenkulissen wirken ziemlich realistisch und beeindrucken mit einer stimmigen Aufmachung. Hut ab, aber so etwas bekommt man nicht alle Tage zu sehen. Besonders deutlich wird das in den eingestreuten Helikopter Flügen. Dabei sitzt man nicht einfach nur im Hubschrauber herum, sondern muss aktiv das Bordgeschütz bemannen. Sozusagen – ein kleiner Ballerspaß für Zwischendurch. Leider kann dieser „Spaß“ in höheren Schwierigkeitsgraden auch nerven, da die Grafik hierbei deutlich in die Knie geht und das manuelle Zielen dabei beträchtlich erschwert wird. Interessant ist dagegen eine Mission, bei der man kurzfristig ohne die technischen Hilfsmittel, wie der Drohne oder dem High-Tech Helm auskommen muss. Das sorgt für Adrenalinschübe, insbesondere wenn im Anschluss auch noch ein dicker Gegnerbrocken darauf wartet, vom Himmel geholt zu werden. Wie „Rainbow Six: Vegas“ zieht jedoch auch „GRAW 2“ einen Großteil seines Spielspaßes aus dem einladenden Onlinemodus, der wahrlich nicht mit Möglichkeiten geizt. Es gibt kooperative Spielmodi, lokale LAN Spiele, Splitscreen Matches und natürlich massenhaft Karten und Einstellungen für Internetsessions. Selbst Clansupport ist vorhanden! Einzig die fehlende Serverunterstützung seitens Ubi Soft stößt sauer auf, denn um ein Spiel mit 14 Spielern zu hosten, bedarf es schon einer dicken Internetleitung.
Advanced Technology
Wie gesagt, in Sachen Präsentation macht das Spiel eine sehr gute Figur. Die Levels sehen allesamt sehr atmosphärisch aus und bieten sehr viele Details. Auch die Havok Physik-Engine macht sich immer wieder angenehm bemerkbar. Das große Highlight stellen jedoch die vielen Explosionen und Raucheffekte dar. So authentisch und beeindruckend wie Gebäude und Fahrzeuge in „GRAW 2“ in die Luft fliegen, wurden diese Sachen noch in keinem anderen Videospiel in die Luft gesprengt. Selbst nach dem zwanzigsten Mal hat man sich an den gewaltigen Explosionen noch nicht satt gesehen. Leider hat diese Detailverliebtheit auch ein paar Nachteile. Die Framerate knickt zum Beispiel immer wieder ein (insbesondere mit Team) und generell könnte die Bildwiederholrate höher und vor allem stabiler sein. Auch das die Ladesequenzen im Spiel mehr oder minder durch die Helikopterflüge und Fahrzeugfahrten kaschiert werden, ist eine Plus/Minusgeschichte. Denn während man kaum einen richtigen Ladebildschirm zu sehen bekommt, stört das Nachladeruckeln in diesen Szenen besonders stark. Immerhin gibt es jedoch ein faires Checkpoint-System, bei dem sogar an den jeweiligen Punkten automatisch gespeichert wird. Der Sound erlaubt sich dagegen fast keine Blöße. Die deutschen Sprecher sind gut (auch wenn die Englischen besser sind), die Soundeffekte wirken bombastisch und kraftvoll und die Musikuntermalung passt hervorragend zum Geschehen. Egal ob orchestrale Parts oder Techno-Beats, die Musik heizt die Atmosphäre zusätzlich an. Dazu gibt es noch ein paar coole Musikvideos zum Freischalten (leider nicht im Vollbild anschaubar).
Freeze – Absturz - Hänger
Wenn ich mir für knapp 70 € ein PS3 Spiel kaufe, will ich auch, dass es einwandfrei funktioniert. Sollte es dennoch einmal zu einem Glitch (z.B. ein Soldat hängt hinter einem Objekt fest) kommen, kann ich das noch tolerieren – zumindest solange solche Sachen noch im Rahmen bleiben. Stürzt das Spiel jedoch wie bei „GRAW2“ immer wieder beim Ausrüsten ab, dann platzt mir der Kragen! So was kann doch nicht angehen – erst recht nicht, wenn die Entwickler noch ein paar zusätzliche Wochen für die Fertigstellung der PS3 Version Zeit hatten. Testet denn heutzutage keine Firma mehr ihre Spiele? Jedenfalls kostet das den Titel einen ganzen Punkt in der Endwertung. Was zuviel ist, ist einfach zuviel und hier wurde diese Grenze eindeutig überschritten!
FAZIT:
„Ghost Recon: Advanced Warfighter 2“ ist definitiv packender inszeniert als sein Bruder „Rainbow Six: Vegas“. Im Gegenzug dazu gibt es aber auch beträchtlich größere Probleme bei der Steuerung und der Framerate. Insbesondere die KI der Mitstreiter kann nicht überzeugen. Wieso brauche ich ein Team aus Spezialisten, wenn die Befehle, die ich erteilen kann, keine speziellen Aktionen zulassen? Prinzipiell hätte somit auch ein einfaches Interface wie in „Vegas“ zugereicht. Davon abgesehen, macht das Spiel aber schon Laune – insbesondere in den zahlreichen Multiplayermodi. Wieso die Wertung von „Ghost Recon Advanced Warfighter 2“ dennoch kein Grund zur Freude darstellt, liegt ganz einfach an der hohen Bugdichte. So viele Abstürze, Glitches und Hänger habe ich in noch keinem anderen PlayStation Spiel erlebt.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Die PS3 Fassung des Spieles verfügt über einige neue Sachen, die es in der Xbox360/PC Fassung nicht gab. Hier noch mal alle Neuerungen auf einen Blick:
- Sixaxis Unterstützung
- Zwei brandneue Koop Spielmodi
- 14 neue Multiplayermaps
Pluspunkte:
- Filmreife Präsentation
- High-Tech Kriesgführung
- Umfangreicher Mehrspielermodus
Minuspunkte:
- Zu komplexe Steuerung
- Verbuggt
- Ruckler sind an der Tagesordnung