Zum Start der ersten PlayStation im Jahr 1995 sorgte vor allem ein Spiel für helle Aufregung: Ridge Racer. Noch nie zuvor konnte man auf einer Heimkonsole solch eine Grafikpracht bewundern, wie sie das japanische Rennspiel bot. Der Titel sah aber nicht nur genial aus, er spielte sich auch noch absolut flüssig. Das Arcadehandling bot einen leichten Einstieg, ließ aber dennoch genug Freiraum, damit jeder seine Leistungen kontinuierlich verbessern konnte. Ridge Racer V (OnPSX Test) wollte diesen Triumph zum Launch der PS2 wiederholen, scheiterte aber an mehreren Sachen. Das Gameplay war mittlerweile überholt und selbst die Grafik sorgte nicht mehr für Aufregung. Mit Ridge Racer 7 versucht Namco zum dritten Mal beim Launch einer PlayStation zu punkten. Ob es den Japanern gelungen ist, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test.
Himmel * Soldat * Terrazi * Danver * Assoluto
Mit sieben Spielen, davon sechs auf PlayStation Systemen, stellt sich zwangsläufig die Frage: Was soll man noch großartig über Ridge Racer schreiben? Kennt man ein Spiel, kennt man sie alle. Das Gameplay hat sich im Laufe der Zeit kaum verändert und bietet auch in der neuesten Version im Grunde immer noch das gleiche arcadelastige Spielvergnügen, wie Ridge Racer 1. Wenn man die schnellen Rennen also schon damals mochte, wird man sie auch heute noch mögen. Gespielt wird nach wie vor mit dem digitalen Steuerkreuz (der analoge Stick ist zu unpräzise), die Schwerpunkte bei allen Rennen liegen auf gekonnten Drift-Manövern und der aus den PSP Episoden bekannte Boost hat mittlerweile ebenfalls in die Konsolenversionen Einzug gehalten. Herzstück des Karrieremodus ist eine fiktive Weltkarte, auf der zahlreiche Rennen bestritten werden müssen. Aber nicht nur verschiedene Grand-Prix warten auf den Spieler, sondern auch Hersteller-Herausforderungen, bei denen man bestimmte Zeiten / Plätze erreichen muss und besonders fordernde UFRA Events. Letztere sind die Creme de la Creme der Rennen und wirklich nur für Profis gedacht. Otto-Normalzocker wird nämlich bereits mit dem normalen Spiel genug beschäftigt sein, schließlich fahren jetzt insgesamt 14 andere Fahrzeuge mit und die gnadenlose KI lässt sich nicht mehr so leicht abhängen wie in den Vorgängern. Überhaupt macht sich ein extremes Gummiband bemerkbar. Aber damit nicht genug, das Überholen von anderen Fahrzeugen wird durch Rudelbildung der Gegner zusätzlich erschwert. Aber selbst wenn man in einen Zweikampf kommt, verliert man diesen immer! Die KI Fahrer kann man nämlich nicht wegstoßen, im Gegenzug rammen diese den Spieler aber regelmäßig in die Bande. Auch setzen sie sich gerne direkt vor das Spielerauto, was vor allem ab der zweiten Hälfte des Spieles sehr nervig werden kann. Im Endeffekt kostet dieser Fauxpas dem Spiel einen halben Punkt in der Endwertung. Neu dagegen sind die Tuningoptionen für die Fantasie-Fahrzeuge. Leider tritt hier wieder eine negative Eigenschaft der Ridge Racer Spiele zu Tage: Nach wie vor gibt es optisch gleich aussehende Autos in unterschiedlichen Klassen. Übersichtlich ist das mit Sicherheit nicht! Über den Umfang kann man sich aber trotzdem nicht beklagen, denn es gibt mehr als genug Veranstaltungen und wem das noch nicht reicht, der kann sich zusätzlich weitere Herausforderungen (und diverse Autosticker) via PSN Store kostenfrei herunterladen. Auch darf man mittlerweile gegen Profis aus der ganzen Welt online antreten. Ridge Racer 7 verfügt über einen umfangreichen und gut integrierten Multiplayermodus. Will man aber dort erfolgreich sein, sollte man die Steuerung wirklich verinnerlicht haben, denn die menschlichen Spieler zeigen keine Gnade. Da wird gesnaked und reverse geboosted was das Zeug hält – alles Techniken, die man sich im Spiel zu Eigen machen kann, wenn man ausreichend trainiert. Und hier sind wir auch bei einem der größten Vorteile von Ridge Racer 7 angekommen. Es ist nun mal ungemein belohnend, wenn man seinen Fahrstil immer weiter verbessert. Eine Sache die nur wenige andere Rennspiele vorweisen können.
Evolution oder Stagnation
Kennt man den direkten Vorgänger nicht, dann könnte man behaupten, dass sich die Ridge Racer Serie mit dem neuesten Titel nicht nur technisch weiterentwickelt hat, sondern auch spielerisch dank Tuning und Onlinemodus in neue Bereiche vorstößt. Wie gesagt "könnte", denn Veteranen werden sich wundern, wie sehr doch Teil 7 dem Spiel ähnelt, dass vor knappen zwölf Monaten exklusiv auf der Xbox360 erschien. Die Änderungen / Verbesserungen gegenüber Teil 6 fallen nämlich nur spärlich aus und lassen echten Fortschritt - beim Gameplay und bei der Technik - vermissen. Aber auch sonst plagen das Spiel ein paar Probleme, die es schwer machen, den Titel heutzutage uneingeschränkt zu empfehlen. Punkt 1 wäre die Digipad Steuerung - welche schlichtweg nicht mehr zeitgemäß ist. Zwar gibt es eine optionale Analogsteuerung, doch damit kann man Ridge Racer einfach nicht spielen. Ein Dilemma, das auf die haarsträubenden Drifts zurückzuführen ist. Andererseits machen aber gerade diese Driftmanöver einen großen Teil des Reizes von Ridge Racer aus. Wer damit nicht leben kann, sollte deshalb gleich die Finger von dem Spiel lassen. Punkt 2 wäre dagegen die mittlerweile große Konkurrenz auf dem Rennspielsektor. Es ist zwar vermessen, einfach zu behaupten, dass es bessere Spiele gibt, aber zumindest gibt es Titel, die besser aussehen und sich anders fahren. Ridge Racer zog schon in den Anfangstagen ein nicht gerade geringes Maß aus der faszinierenden Technik - Teil 7 gelingt das nicht mehr zu hundert Prozent. Letzten Endes hat es eine Marke wie Ridge Racer in der heutigen Zeit nicht mehr leicht. Auf der einen Seite kann die Serie seine eigenen Wurzeln nicht verleugnen, aber auf der anderen Seite muss sich Ridge Racer zwangsläufig weiterentwickeln, um gegen Spiele wie Need for Speed, Gran Turismo und Burnout bestehen zu können.
Ridge Racer 6+
1080p und 60fps - das hört sich gar nicht mal schlecht an und bis auf ein paar Ruckler im Full HD Modus (und das auch nur wenn mehrere Autos auf dem Bildschirm sind), hält Ridge Racer 7 diese Spezifikationen bravourös ein. Allerdings wird die hohe Framerate mit Details bei der Umgebungsgrafik erkauft. Dadurch gehört Ridge Racer 7 nicht unbedingt zu den Spielen, die für herunterfallende Kinnladen sorgen. Die größtenteils wenig beeindruckende Streckenführung, die einfachen (aber scharfen) Texturen, die mangelhafte Kantenglättung und die schnöden Bitmap Bäume zeugen nicht wirklich von einem Next-Generation Spiel. Wenigstens sehen die Fahrzeuge ganz nett aus und die kurzen Ladezeiten laden immer wieder zu einem Rennen ein. Auch gibt es ein paar visuelle Leckerlis wie die Flughafenstrecke mit ihren hübschen Details und toller Randbebauung. Es wäre aber eben schön gewesen, wenn das ganze Spiel über diese Qualität verfügen würde. Im direkten Vergleich mit dem Vorgänger (Xbox360) macht Ridge Racer 7 nämlich keine so gute Figur mehr. Die grafischen meisten Änderungen sind eher kosmetischer Natur und fallen meistens nur minimal auf. Zwar ist Teil 7 dadurch immer noch hübscher als Ridge Racer 6, aber auf der anderen Seite stellt es auch keine wirkliche Evolution gegenüber dem Xbox360 Spiel dar. Viel eher erinnert das PS3 Ridge Racer an einen Directors Cut des Vorgängers. Musikalisch wartet Ridge Racer 7 mit einem serientypischen Electro-Dance Soundtrack auf, der wiederum mit zahlreichen Dudelmelodien von uralten Arcadespielen angereichert ist. Wirklich eingängig oder grandios sind die Stücke jedoch nicht, dazu fehlt ihnen einfach der Hit Faktor. Unter die Kategorie abartig nervig fallen sogar die beiden Moderatoren. Nicht nur, dass sowohl die männliche Stimme, als auch die Weibliche andauern etwas zu Kommentieren haben - die Art der Sprüche (Hopsalaaaa...) geht schon nach wenigen Minuten tierisch auf die Eier. Das Schlimmste daran ist jedoch der Umstand, dass man die Beiden nicht einmal ausschalten kann. Schon alleine das kostet den Titel ordentlich Punkte in der Soundwertung.
FAZIT:
Ridge Racer bleibt Ridge Racer. Das kann man positiv oder negativ sehen - je nachdem, welchen Blickwinkel man bevorzugt. Fans der Serie (darunter auch ich) werden garantiert auch mit Teil 7 ihren Spaß haben, aber neue Anhänger dürfte Namco mit diesem Titel nicht unbedingt gewinnen. Das reinrassige Arcadegameplay mit Schwerpunkt auf unrealistischen Drifts ist nun einmal nicht jedermanns Sache und da selbst die Grafik heutzutage kein richtiges Highlight mehr darstellt, werden wohl nur alteingesessene Ridge Racer Veteranen den Titel wirklich zu würdigen wissen.
[ Review verfasst von .ram ]
PS: Ridge Racer 7 unterstützt sogar die Tilt Funktionen des Sixaxis Controllers. Mittels [Select] Taste kann man während der Rennen in einen Kameramodus umschalten. Durch Bewegen des Controllers in die Entsprechende Richtung kann man das Sichtfeld verändern. Das Fahren gestaltet sich natürlich dann etwas schwieriger, weswegen diese Option wohl auch die meiste Zeit deaktiviert bleibt.
Pluspunkte:
- Ridge Racer Gameplay
- Guter Onlinemodus
- Aggressive Gegner
Minuspunkte:
- Ridge Racer Gameplay
- Extremes Gummiband und Pulkfahren
- Nervige Kommentatoren