„Dieses zeitlose Tal brachte eine neue Art von Kriegern hervor. Geboren, um gegen das Schweigen uralter Felsen zu kämpfen! Geschaffen, um das Gefüge der Wüste zu zerstören und um zu siegen. Koste es, was es wolle. Es ist soweit, ein Sturm zieht herauf, dass Land sammelt Kraft...
...willkommen zu Motorstorm!“
Nach dem beeindruckenden Epilog, freut man sich auf eine auslandende Anzahl von verschiedenen Spielmodi, doch wird gleich zum Anfang enttäuscht. Neben dem puristischen Einzelspielermodus wird die neue Generation von Kriegern nur noch von einem Onlinemodus begrüßt. Nachdem man diesen Missstand akzeptiert hat, findet man sich bereits auf der ersten Strecke wieder und liefert sich ein wahnwitziges Rennen mit den Computer Gegnern. Und „wahnwitzig“ ist dabei noch ziemlich untertrieben! Während man sich beispielsweise gegen einen KI Kontrahenten auf der rechten Seite durchzusetzen versucht, hört man im linken hinteren Lautsprecher bereits die nächste Gefahr anrollen. Kaum nimmt man die neue Bedrohung wahr, segelt bereits der nächste Gegner knapp über den eigenen Wüstenbuggy hinweg und kracht mit voller Kanne in das rechte Fahrzeug hinein. Zwei auf einen Streich – zumindest kurzzeitig kann man sich freuen, denn die restlichen Krieger warten bereits auf ihre Chance und stürmen gleichzeitig nach vorne. Die Situation scheint zu eskalieren und zu allem Übel gibt es 200 Meter voraus eine weitere böse Überraschung. Dort wartet eine enge Schlucht auf die Rennteilnehmer, welche bestenfalls zwei Fahrzeugen nebeneinander die Durchfahrt gestattet. Nun hat man zwei Möglichkeiten: Entweder man bremst, oder man drückt den X-Knopf bis zum Anschlag durch und boostet was das Zeug hält, in der Hoffnung zuerst die Engstelle zu erreichen! Doch plötzlich erscheint neben dem Spieler ein weiteres Ungetüm und man kann förmlich sehen, wie die eigenen Chancen in den Keller sinken. Jetzt bleibt nur noch „Beten“ übrig, beten dass der LKW Fahrer seinen Boost zu zeitig gezündet hat und ihm auf den letzten Metern die Luft ausgeht. Vielleicht ist es Vorhersehung, oder einfach nur Glück, aber der Bastard hat es tatsächlich übertrieben und der Motor des LKW`s fängt Feuer und segnet in einer gewaltigen Explosion das Zeitliche. Nun gibt es nur noch den eigenen Buggy und den leicht übermütigen Rallyewagen, der auf der linken Seite versucht an die Spitze zu fahren. Jetzt heißt es: Alles oder nichts – der Boost wird wieder gezündet und blind rast man auf die Schlucht zu, vorbei an Felsen und bösen Schlaglöchern, vorbei an ausgebrannten Schrottautos. Geschafft! Knapp vor dem Widersacher schlüpft man durch die Enge und fährt dem sicheren Sieg entgegen – zumindest bis die nächste Kurve kommt.
Mad Max
Während das Gameplay und - das kann ich jetzt schon verraten - die Technik absolut Next-Gen würdig sind, erinnert der Umfang eher an die letzte Generation. Neben den wenigen Spielmodi warten gerade einmal acht Strecken auf den Spieler. Klar sind diese teilweise sehr weitläufig und bieten viele verschiedene Routen, doch letztendlich sind es nur acht Kurse! Wenn man sich daraufhin die Videos unter dem Menüpunkt „Extras“ anschaut, könnte man fast weinen, wenn man sieht, wie viel Potential hier verschenkt wurde. Dort werden unter anderem irre Stunts gezeigt und Fahrzeuge durch Korkenzieherschanzen gejagt. Wie gerne würde ich selber solche spektakulären Einlagen hinlegen. Genauso würde ich auch mit einem Motorrad von einer Klippe springen, den Fallschirm öffnen, um dann zielgenau auf einer Markierung zu landen. Man hätte so viel mehr aus „Motorstorm“ machen können. Letztendlich ist es aber nicht einmal möglich, eigene Rennen zu kreieren, geschweige denn sich ein Replay anzusehen. Man ist stets nur auf die Tickets angewiesen und kann niemals eine bestimmte Strecke mit einem bestimmten Fahrzeug fahren. Das funktioniert nur im Onlinemodus.
Der Krieg um die Weltherrschaft
Bereits gegen elf Computergegner kommt man in "Motorstorm" mächtig ins Schwitzen, doch wenn man ein Spiel online zockt, dann brennt regelrecht die Luft! Hier heißt es Auge um Auge, Zahn um Zahn! Die Optionen, die einem dann zur Verfügung stehen, um ein Spiel zu hosten, wünscht man sich auch gerne für den Einzelspielermodus. Man kann nämlich neben Strecke und Rundenzahl auch noch festlegen, zu welcher Tageszeit gefahren werden soll und welche Fahrzeugklassen an dem Rennen teilnehmen dürfen. Falls man sich selbst sogar unbesiegbar fühlt, kann man den hinteren Plätzen noch zusätzlichen Boost spendieren. In der Lobby kann man sich zudem mit den Kontrahenten via Headset unterhalten (funktioniert natürlich auch während des Rennens), oder sich die Statistiken (Siege, Tode, Anzahl der Rennen, etc.) der Gegner anschauen. Hat man es dann auf die Strecke geschafft, freut man sich über die gleiche grafische Detailpracht wie im Einzelspielermodus und über das praktisch komplette Fehlen von jeglichen Lags. Die Verständigung über ein Headset klappt ebenfalls ohne Probleme.
E3 2005?
Zwar sieht das Spiel im Endeffekt nicht so genial aus, wie uns der Rendertrailer aus dem Jahr 2005 weiß machen sollte, dennoch kann sich das Endergebnis mehr als sehen lassen! Die Grafik läuft weitestgehend flüssig und wird nur selten von Slowdowns geplagt. Besonders schön sind zudem die Fahrzeugmodelle geworden, welche fachgerecht zerlegt werden können. Baut man einen Crash und touchiert einen Gegner oder einen Felsen, gibt es hübsche Deformationen und Schrammen zu sehen. Bei einem Totalschaden fliegen zudem allerlei Kleinteile umher. Leider kann die Umgebungsgrafik nicht ganz mit den Automodellen mithalten, da oftmals die Texturen etwas matschig geraten sind. Trotzdem versprüht „Motorstorm“ ohne Ende Next-Gen Flair, da der Bildschirm quasi immer am „explodieren“ ist! Zwölf Gegner und die offene Levelstruktur machen sich nun mal stärker bemerkbar, als abgesteckte Strecken mit nur sechs Fahrzeugen. Erst Recht bei einem fetzigen Offroad Spiel. Der Soundtrack ist dagegen nur von durchschnittlich Qualität und dudelt trotz Lizenzmucke (Monster Magnet, Gluecifer, Primal Scream etc.) eher belanglos im Hintergrund. Dafür krachen die Soundeffekte mehr als amtlich und unterstützen die Action auf dem Schirm hervorragend.
FAZIT:
Während „Motorstorm“ auf der einen Seite unheimlich rockt, wird man auf der anderen Seite jedoch das Gefühl nicht los, ein halbfertiges Spiel in der PS3 zu haben. Acht Strecken sind einfach zu wenig, auch wenn diese ausladend konzipiert wurden. Zudem fehlen allerlei Optionen, wie zum Beispiel ein Time Trial Modus oder die Möglichkeit ein eigenes Rennen zu konfigurieren gänzlich. Von daher wird es alleine ziemlich schnell öde, doch zum Glück kann der Onlinemodus vieles wieder wettmachen und lässt den gewillten Spieler nicht mehr so schnell los. „Motorstorm“ ist somit in erster Linie ein genialer Multiplayertitel!
[ Review verfasst von Shagy ]
PS: Für „Motorstorm“ sollen in Zukunft neue Spielmodi, Fahrzeuge und Strecken als Download angeboten werden. Ob kostenfrei oder gegen Gebühr ist jedoch erst einmal zweitrangig, da wir bei unserer Rezension nur das Spiel bewerten, wie man es im Laden kaufen kann. Alles andere wäre in unseren Augen nicht fair.
Pluspunkte:
- Geniales Rennfeeling
- Viele Fahrzeuge
- Cooler Onlinemodus
Minuspunkte:
- Options- und Umfangsarm
- Nicht immer perfekte Texturqualität
- Lange Ladezeiten bei Fahrzeugauswahl