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Arthur und die Minimoys
21. Februar 2007

Animationsfilme beschränkten sich in der Regel auf lustige Komödien mit cartoonartigen Comichelden. Anspruchsvollere Abenteuerstreifen suchte man vergebens. Bis jetzt zumindest, denn der begnadete französische Regisseur Luc Besson (Taxi, Das Fünfte Element) hat sich mit Arthur und die Minimoys nicht nur einen Jugendtraum erfüllt, sondern auch dafür gesorgt, dass die Computertechnik zur Abwechslung mal etwas anderes als Pinguine und Löwen darstellt: Arthur und die Minimoys ist nämlich ein waschechtes Fantasyabenteuer. Wie sich das dazugehörige Lizenzspiel in unserem Testlabor geschlagen hat, verraten wir auf den folgenden Zeilen.

Kleine Trolle

Arthur ist ein lebenslustiger Junge, der die Ferien bei seiner Oma verbringt. Eines Tages soll diese jedoch ihr Grundstück räumen, damit ein skrupelloser Geschäftsmann ein Einkaufszentrum darauf errichten kann. Durch die Geschichten von seiner Großmutter weiß Arthur jedoch, dass sein verschwundener Großvater irgendwo im Garten einen gigantischen Schatz versteckt hat. Sollte der Junge diesen finden, könnte seine Oma die ausstehende Miete zahlen und müsste nicht ihr Haus aufgeben. Eine abenteuerliche Suche beginnt...

Während der Film auch diesen Teil der Geschichte beleuchtet und erst später zu einem reinen Animationsfilm umschlägt, startet man im Spiel gleich bei den namensgebenden Minimoys. Auf die kleinen Gartenbewohner ist Arthur dank der Hinweise, die sein Großvater in weißer Voraussicht im Haus verteilt hatte, gestoßen und in ihrer Welt scheint auch der Schatz versteckt zu sein. Doch die Kleinen haben ihre ganz eigenen Probleme, werden sie doch von dem tyrannischen M bedroht, der mit seiner Seiden Armee die Minimoys unterjochen und versklaven will. Doch bis es zum finalen Showdown kommt, dürften locker mehr als 12 Stunden vergehen. Deswegen wenden wir uns erst einmal dem Beginn des Abenteuers zu. Als erstes begrüßt euch der putzige Bétamèche, der den Spieler sogleich in einem äußerst gut integrierten Tutorial in die wichtigsten Spielmechaniken einführt. Wie man Steinblöcke verschiebt, Schläge austeilt, Abgründe überwindet - halt den ganzen typischen Action-Adventure Kram. Das Tutorial wirkt jedoch niemals aufgesetzt. Aber worauf ich eigentlich hinaus will: Trotz der noch kommenden zahlreichen Schwächen im Gameplay ist das Spiel kein 08/15 Lizenztitel. Die Entwickler sind, wie eben beim Tutorial erkennbar, sehr liebevoll und mit viel Hingabe an das Spiel herangegangen. Leider hat sich das am Ende nicht in allen Gebieten ausgezahlt. Trotzdem möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, dass Arthur und die Minimoys definitiv keine billige Lizenzumsetzung ist!

Trio Infernale

Ihr steuert im Spiel neben Arthur auch noch Bétamèche und dessen große Schwester Selenia. Jede der Spielfiguren verfügt über spezielle Fähigkeiten. So kann nur Bétamèche mit Wurfgeschossen um sich feuern, Arthur nur an Sprossen hochklettern oder Feinden ein Schild entreißen und nur Selenia kann sich mit ihrem Schwert durch Dornen schlagen. Dementsprechend müsst ihr öfters im Spiel den Charakter wechseln. Besonders in den Rästelabschnitten kommt ihr nicht umher, die Fertigkeiten eurer Streiter gezielt einzusetzen. Das kann allerdings auch ganz schön nervig werden, da man erst einmal herausfinden muss, wer wo weiter kommt. Es kann zudem passieren, dass ihr mit zwei Figuren eine Tür offen halten müsst, während der Dritte die Aufgabe erledigt. An solchen Stellen macht sich allerdings die miese Künstliche Intelligenz der Computercharaktere bemerkbar. Beispiel gefällig? Bétamèche und Selenia stehen auf zwei Türplatten, Arthur hat gerade eine Aufgabe erledigt und muss nun zurück, damit der Spieler Bétamèche`s Fertigkeit nutzen kann, um die nächste Herausforderung zu lösen. Vor der Tür angekommen, wechselt man per Knopfdruck auf Bétamèche. Da dieser jetzt die Türplatte verlässt, sollte eigentlich Arthur automatisch auf die Platte gehen, damit Bétamèche die Tür unbehelligt passieren kann. Aber nichts passiert! Stattdessen muss man selbst hantieren und Arthur auf der Platte positionieren (vorher muss man Bétamèche natürlich wegbugsieren) und wenn man Glück hat, bleibt während der ganzen Zeit sogar Selenia auf ihrer Platte stehen. Solche Erlebnisse hat man leider ziemlich oft während des Abenteuers, weswegen die Spielspaßkurve immer wieder nach unten tendiert. Ansonsten besteht das Gameplay aus vielen Einzelteilen. Da gibt es Schieberätsel, frustreiche Hüpfpassagen (man kann sehr schnell in dem Spiel sterben), teilweise nervige Minispiele, Ballerabschnitte (auf dem Rücken eines Mosquitos) und natürlich Kämpfe. Diese werden gesondert ausgetragen. Dazu wird unser Trio in einer Art Arena eingeschlossen und muss nun von den heranstürmenden Gegnern die Schlüssel mopsen, um damit die Tür zur Freiheit aufzuschließen. Erst dann ist der Kampf gewonnen. Das kann ganz schön stressig werden, da auch hier die Spezialfähigkeiten der Drei gezielt eingesetzt werden müssen. Erschwert wird das alles noch damit, dass die bösen Seiden immer wiederkommen. Alle Feinde mit einem Mal plätten und dann die Arena verlassen, ist nicht. Erst wenn man alle Schlösser aufgeschlossen hat, kommen keine neuen Schergen mehr nach, doch dann braucht man sich auch nicht mehr mit den Soldaten herumplagen. Später entdeckt man auch noch das eine oder andere Obermonster, dass in bester "God of War" Manier mit Knöpfchendrückerei platt gemacht wird. Das ist zwar auch interessant, aber das permanente Wechseln der Charaktere geht auch hier auf den Wecker. Die Entwickler haben es schlichtweg damit übertrieben und zu viele halbgare Sachen in das Spiel reingepackt. Davon zeugt auch das Backtracking, dass euch meistens am Ende eines Levels noch einmal bis zum Anfang zurückflitzen lässt, nur um beispielsweise ein Item zu holen. Ein anderes Beispiel ist das Einsammeln der Libelleneier, die dazu dienen, sich einen kleinen Lebenspunktevorrat anzulegen. Stirbt man nämlich, ist alles futsch und überall tauchen die Eier von neuem auf. Deswegen ist es reichlich sinnig, diese Sachen überhaupt einzusammeln, zumal Checkpoints auch noch relativ fair gesetzt sind.

Kleine Helden, große Grafik

Gegen Ende der PS2 Ära tauchen doch noch tatsächlich Spiele auf, die mich mit ihrer Grafik und Präsentation sprichwörtlich aus den Socken hauen. Arthur und die Minimoys ist eines davon. Die extrem detaillieren Figuren, die geschmeidigen Animationen der Charaktere, die tollen Farben / Texturen der Umgebungen und natürlich die bombastischen Effekte gehören definitiv zum Besten, was es auf der Sony Konsole zu bewundern gibt. Neben der ganzen Effekthascherei war ich jedoch besonders von der immensen Liebe zum Detail beeindruckt, die das Spiel an den Tag legt. Schon alleine das Öffnen der Steintüren ist so dermaßen schön in Szene gesetzt (kleine Staubwölkchen rieseln herunter), dass man mit Fug und Recht behaupten kann, dass die Franzosen schon immer bei der Visualisierung von Videospielen dem Rest der Welt eine Nasenlänge voraus waren. Ganz perfekt ist die Technik dann allerdings doch nicht, schließlich stören heftige Einbrüche bei der Framerate öfters einmal das Spielgeschehen, aber diese Widrigkeiten kann man immer noch verschmerzen. Beim Sound gibt es dagegen nur Positives zu berichten. Das fängt schon bei der deutschen Synchronisierung an, die zwar nicht der Kinovorlage entspricht (kein Tokio Hotel Sänger als Arthur - Gott sei dank!), aber im Gegenzug mit äußerst professionellen Sprechern besetzt ist. Leinwandfeeling ist garantiert! Der Soundtrack setzt der Akustik schließlich das Sahnehäubchen auf und bietet zu jeder Situation eine herrlich passende orchestrale und atmosphärische Untermalung.

FAZIT:

Was soll ich sagen? Es tut mir in der Seele weh, zu sehen, wie diese bombastische Präsentation mit einem durch und durch mittelmäßigen Gameplay bestraft wird. Die Kämpfe sind langatmig und nerven schon frühzeitig, die Geschicklichkeitseinlagen erfordern viel zu viel Backtracking und die Intelligenz der zwei Computermitstreiter ist äußerst peinlich. Viele Abschnitte werden dadurch zu regelrechten Trial & Error Passagen, was sich natürlich nicht gerade positiv auf den Spielspaß auswirkt. Ein geradlinigeres Action Adventure mit einfacherer Spielmechanik (zum Beispiel dass man die drei Minimoys nacheinander steuert, anstatt gleichzeitig) wäre angebrachter gewesen. So jedoch bekommt der gewillte Käufer zwar ein äußerst schickes, dafür aber spielerisch eher dürftiges Abenteuer geboten.

[ Review verfasst von .ram ]

PS: Ein Extralob verdient übrigens die Geheimnissparte des Titels. Mehr als 26 versteckte Extras dürfen im Spiel gefunden und frei geschalten werden - fast alles wird dabei in Deutsch präsentiert und ist von sehr guter Qualität und hohem Informationsgehalt.

Pluspunkte:

  • Detailreiche hübsche Grafik
  • Viel Bonusmaterial
  • Recht umfangreich

Minuspunkte:

  • Dürftiges Spieldesign
  • Backtracking
  • Ab und an heftige Ruckler


Infos zum Spiel
NameArthur und die Minimoys
SystemPlayStation 2
PublisherATARI
EntwicklerEtranges Libellules
GenreAction-Adventure
USKab 6 Jahren
Preis49,99 €
PlatinumNein
Release
 18.01.2007
 09.01.2007
Spielerzahl1
SpracheDeutsch
TexteDeutsch
MehrspielermodusNein
Online spielbarNein
Online FunktionenNein
60HzNein
Vollbild 50HzJa
PAL BalkenNein
Speicherbedarf630 KB
Progressive ScanNein
Dolby ProLogic IIJa
EyeToyNein
HeadsetNein
Mehr...

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Screenshot Galerie
Arthur und die Minimoys
Gameplay
6.5
Atmosphäre
8.0
Grafik
9.0
Sound
9.0
Singleplayer
7.0
 

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