Vor einem knappen halben Jahr erschien der Appetithappen Gran Turismo 4 Prologue in Japan. Nach langem Zögern seitens Sony erscheint das Spiel aber nun auch bei uns. Nachdem wir schon die Japan-Version getestet haben, folgt nun das Review zur PAL-Version.
Bekannte Menüführung...
Im Hauptmenü kann man zwischen zwei Modi wählen. Dem „School“ und dem „Arcade“ Modus, in ersterem werden die rund 40 Wertungsprüfungen ausgetragen, im zweiten dagegen kann man gegen die Zeit oder die Computergegner antreten. Bei letzterem kann man zusätzlich noch aus 3 verschiedenen Schwierigkeitsgraden wählen, um so noch mehr Leistung aus sich selber herauszukitzeln.
- Easy: Man fährt nur gegen einen super leichten CPU Kontrahenten
- Advance: Diesmal geht es gegen das ganze Feld mit 5 Gegnern.
- Hard: Wiederum gegen 5 Computergegner, allerdings mit höherem Schwierigkeitsgrad der Künstlichen Intelligenz (KI)
Denn um in allen Wertungsprüfungen Gold zu erfahren bedarf es schon einiges an Können und Ausdauer.
KI aus Gran Turismo 3?
Leider tuckern die Computergegner immer noch etwas dumpf durch die Gegend, fahren stur ihre Linie und wirken selten aggressiv. Laut den Entwicklern liegt es daran, dass noch nicht die finalen KI-Routinen in der Prologue Version enthalten sind. Schade, denn so erinnern die Computerfahrer leidlich an die Gegner aus dem dritten Teil. Um das wenigstens teilweise wieder gut zu machen, wurde allerdings ein neues Zeitstrafensystem eingeführt. Fährt der Spieler zu rabiat (Drängeln, Bandenführung als Abstoß nutzen usw.), wird die Geschwindigkeit für eine gewisse Zeit gedrosselt. Dadurch wird es natürlich deutlich schwerer zu gewinnen. Aber keine Angst, man muss schon wie in einem Destruction Derby fahren, um solche Strafen zu bekommen. Kleinere Berührungen der Gegner gehen meistens glimpflich aus. Das eigentliche Fahrmodell wurde weiter verbessert, die Wagen fahren sich noch einen Tick realistischer und natürlicher. Die Lenkradunterstützung ist wieder einmal erste Sahne, das neue Driving Force Lenkrad mit 900° Einschlag macht das „Autofahren“ zu einem angenehmeren Gefühl als jemals zuvor.
Grafisch ist Gran Turismo Prologue mehr oder minder ein zweischneidiges Schwert. Zwar basieren die Grafikroutinen teilweise schon auf dem vierten Teil, dennoch merkt man den Strecken ihre unterschiedlichen Entwicklungsstadien an. Der New York Kurs beispielsweise stammt doch glatt aus der E3 Version vom Mai 2003. Ein paar Pop-Ups und Grafikflimmern plagen diesen Kurs noch, dagegen wirkt die Grand Canyon Strecke weiter fortgeschritten. Viele, teils animierte Zuschauer, und realistische Texturen lassen den Parcour zu einer regelrechten Augenweide werden. Der italienische Kurs Citi di Aria ist auch noch nicht vollkommen fertig gestellt, denn Wettkämpfe lassen sich dort nicht austragen, lediglich wie auch auf der Grand Canyon Strecke, Rennen gegen die Zeit.
Citta di Aria
Der anspruchsvollste Kurs von den im Spiel enthaltenen. Zum einen bietet er viele, enge Kurven und Gassen, zum anderen hat man auch mit Steigungen und Gefällen zu kämpfen. Die schöne italienische Landschaft wirkt da eher nur störend. Ohne exakte Streckenkenntnisse hat man keine Chance auf Gold.
Fuji Speedway
Eine Strecke für Anfänger, lange Geraden auf denen man seinen Boliden ausfahren kann, werden nur selten durch eine Kurve unterbrochen. Diese Strecke basiert auf einem real existierenden Kurs in Japan.
Grand Canyon
Die einzige Rally Strecke im Spiel. Im malerischen Grand Canyon angesiedelt, bietet der Kurs halsbrecherische Kurven und viel Spielraum zum Driften. Dabei werden die Ränder von Menschen gesäumt und ab und an huscht sogar ein Fotograf über die Strecke. Bodenwellen und Steigungen lassen jedoch kaum Zeit zum „Sightseeing“, Mensch wie Maschine werden auf diesem Kurs gefordert.
New York
Mit Reklame zugepflasterten Hochhäusern und Läden säumen diese Strecke. Viele Geraden und scharfe 90° Kurven sorgen für Adrenalin beim Spieler. Auch hier sind genaue Streckenkenntnisse erforderlich, um die Gegner zu schlagen, bremst man an der falschen Stelle findet man sich schnell an der Bande wieder.
Tsukuba Circuit
Die mit Abstand kürzeste Strecke, bietet eine lange Gerade und ein paar haarige Kurven. Für Fortgeschrittene und Profis gleichermaßen geeignet. Die schmale Fahrbahn sorgt für zusätzlichen Fahrspaß.
Fotorealismus
Zu den positiven Aspekten der Grafik gehören neben den stabilen 60fps auch die Fahrzeugmodelle. Da haben die „Polyphonies“ gegenüber dem Vorgänger noch mal gewaltig draufgelegt. Ganze 65 Wagen, von einem Young Timer bis hin zu futuristischen Konzeptstudien, können erspielt werden. GT4P bietet mit Abstand die am besten und am realistischsten aussehenden Autos im Genre.
Eine weitere wirkliche Verbesserung ist das Einführen einer neuen Außenperspektive, diese ist höher gelegen, schwenkt in den Kurven mit und bietet somit mehr Übersicht. Bei den vielen scharfen Kurven von Citi di Aria ein nicht zu verachtender Vorteil. Auch gleicht jetzt das Geschwindigkeitsgefühl der Außenansicht dem der Innenperspektive. Bravo.
Soundtechnisch gibt sich die Prologue Version keine Blöße. Kernige Motorengeräusche, direkt von den original Autos aufgenommen, sorgen für eine authentische Geräuschkulisse. Dazu kommt noch ein Soundtrack, der durchaus an die Qualitäten des Vorgängers heranreicht. Typische Gran Turismo Melodien verwöhnen in den Menüs und bei Rennbeginn das Ohr.
PAL vs. NTSC
Was hat sich nun verändert gegenüber der japanischen Version? Nun zum einen gibt es einen neuen Wagen exklusiv für die europäische Version. Mit dem BMW M5 Concept hat man einen deutschen (Traum-)schlitten zusätzlich mit ins Boot geholt. Auch wird dem geneigten Spieler auffallen, dass wir Europäer eine Zusatz-DVD bekommen. In diesem Making Of erfährt und vor allen Dingen sieht der Zuschauer wie aufwändig die technischen Daten zu Gran Turismo 4 gesammelt und aufgenommen wurden. Auch eine Bildergalerie und ein Gran Turismo 4 Trailer sind mit auf der Scheibe. Zusätzlich gibt es noch für Käufer der Prologue Version ein besonderes Schmankerl. Meistert man nämlich die Prologue Version, hat man an Hand seines Spielstandes beim finalen Gran Turismo 4 einen Vorteil gegenüber Käufern die nur das Endprodukt erwarben. Was genau das sein wird, ist allerdings nicht bekannt. Man kann aber davon ausgehen, dass entweder ein paar zusätzliche Autos oder mehr Startgeld zur Verfügung stehen wird (ähnlich Gran Turismo Concept). Und um das Paket an "Neuerungen" komplett zu machen, erscheint die europäische PAL Version von Gran Turismo 4 Prologue in einer hochwertigen, von Kazunori Yamauchi signierten Verpackung und ist streng limitiert.
FAZIT:
Es ist schwer eine direkte Empfehlung für dieses Spiel geben. Zum einen hat sich inhaltlich (bis auf den neuen BMW M5 Concept) nichts gegenüber der schon erhältlichen Japan Fassung geändert. Zum anderen schlägt der empfohlene Verkaufspreis mit 40 € zu Buche. Deswegen wird auch ein halber Punkt in der Spielspass Wertung gegenüber der japanischen Fassung abgezogen. Gerade zu einem solch hohen Preis erwartet man heutzutage schon etwas mehr Umfang. Wer allerdings damit leben kann, bekommt die authentischste Fahrsimulation überhaupt geboten. Und bis zur Veröffentlichung der finalen Gran Turismo 4 Version im November ist es ja noch ein Weilchen hin.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
- Geniales Fahrverhalten
- Fast fotorealistische Grafik
- Perfekte Lenkradunterstützung
Minuspunkte:
- Wirkt unfertig
- Kein Multiplayermodus
- Hoher Preis