Final Fantasy VII gehört ohne Frage zu den bekanntesten und größten Rollenspielen aller Zeiten. Punkt! Seit der Veröffentlichung im Jahre 1997 entwickelte sich das Spiel zu einem regelrechten Kulttitel unter den Videospielern. Grund dafür waren unter anderem die charismatischen Protagonisten, sowie eine mitreißende Story über Liebe, Hass und Freundschaft. Square Enix ist dieser Legendenstatus mit Sicherheit bewusst, denn ansonsten hätten sie nicht die Compilation of Final Fantasy VII Serie ins Leben gerufen. Diese beinhaltet das Handyspiel Before Crisis, den Spielfilm Advent Children, das PSP Game Crisis Core, sowie den PS2 Titel Dirge of Cerberus, mit dem wir uns in unserem neuesten Review ausführlich beschäftigen. Ob der Titel dem Original gerecht werden kann, oder doch nur dazu dient, mit bekannten Charakteren das schnelle Geld zu machen, erfahrt ihr auf den folgenden Zeilen.
Womit haben wir es hier zu tun?
Während das Ur Final Fantasy VII ein typisches Rollenspiel war, haben sich die Jungs von Square Enix bei Dirge of Cerberus für einen Genrewechsel entschieden. Statt Kampfbildschirm und Zufallskämpfe erwarten euch Echtzeitgegner und Daueraction a la Devil May Cry und Doom. Ihr betrachtet das Geschehen dabei entweder über der Schulter des Hauptprotagonisten oder aus der Ego-Perspektive und ballert euch durch unzählige Gegnerhorden. Lediglich einmal erwartet euch eine kleine Umstellung: Und zwar wenn ihr in die Haut der Katze Cait Sith schlüpft und mehr auf Schleichen, als auf Action setzen müsst. Wie aber schon erwähnt, bleibt dies der einzige Exkurs in dem Spiel.
Das Grauen geht weiter!
Dirge of Cerberus spielt drei Jahre nach den Geschehnissen von Final Fantasy VII und ein Jahr nach den Vorfällen im Film Advent Children. Bevor ich jedoch näher auf Details der Spielstory eingehe, ist es vielleicht ratsam, euch einen kleinen Überblick über die Welt von Final Fantasy VII zu geben. Vor gut drei Jahren wurde diese nämlich in dem originalen Final Fantasy VII Spiel fast vollständig zerstört, als ein gewaltiger Meteor (herbeigerufen von Sephiroth) kurz davor war, mit der Erde zu kollidieren. Dank der Helden von damals (zu den auch unsere Spielfigur Vincent Valentine gehört) konnte dieses Unglück jedoch in letzter Sekunde verhindert werden. Zwei Jahre später erkranken allerdings immer mehr Kinder an der mysteriösen Krankheit Geostygma, als dann auch noch ein paar Jugendliche auftauchen und nach den Überresten von Jenova suchen, muss sich Cloud erneut seiner größten Nemesis stellen. Zwölf Monate später sind diese Ereignisse jedoch schon wieder Vergangenheit und die Welt scheint wieder einer besseren Zukunft entgegen zu blicken. Schließlich gelang es den Menschen Städte wieder aufzubauen und Landschaften wieder herzurichten. Doch der Schein trügt! So kommt es an einem schicksalhaften Tag plötzlich zum Angriff der so genannten Tsviets. Dabei handelt es sich um eine geheime Militäreinheit der inzwischen zerstörten ShinRa Corporation, die sich über Jahre hinweg im Untergrund der Stadt Midgar versteckt hat. Doch warum rauben diese Zivilisten? Und was ist das Ziel dieser Organisation? Genau an dieser Stelle kommt unser stiller Held Vincent Valentine ins Spiel. Zusammen mit seinen Freunden Cloud, Tifa & Co liegt es nämlich an ihm, das Geheimnis der Tsviets und seiner Vergangenheit aufzudecken, um die Welt ein weiteres Mal vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Fans der Serie können sich über die Rückkehr zu vielen bekannten Orten freuen, darunter die mittelalterliche Stadt Kalm, das inzwischen stark zerstörte Midgar und sogar die Nibelheimer ShinRa Villa, in der Vincent von Cloud ins Leben zurückgerufen wurde. Die Umgebungen sind allesamt recht gut nachgebaut und sorgen hier und da für einige kleinere Deja Vu’s. Dirge of Ceberus beinhaltet jedoch auch einige neue Orte, wodurch man die Welt von Final Fantasy VII selbst Jahre später noch einmal völlig neu entdecken kann.
Gameplay
Die europäische Version entspricht im Grunde der überarbeiteten US Fassung. Diese bekam nämlich im Vergleich zum japanischen Original einige dringend benötigte Verbesserungen spendiert (besseres Laufverhalten und schwereres Gameplay). Nichtsdestotrotz ist das Gameplay immer noch meilenweit von der Perfektion entfernt. Dazu jedoch später mehr, denn zunächst möchte ich euch erstmal etwas über die Steuerung erzählen. Je nach eigenem Spielgeschmack, kann man Dirge of Ceberus entweder als 3rd Person Shooter oder als Ego-Shooter spielen. Die Wahl liegt bei euch, wobei diese Zweigleisigkeit jedoch für einige Gameplayprobleme im weiteren Spielverlauf sorgt. Denn nicht alle Levels bzw. Bosskämpfe wurden für beide Perspektiven entworfen und so muss man zwangsläufig an einigen Stellen umschalten, damit man nicht die Übersicht verliert. Hier hätte ich mir ehrlich gesagt gewünscht, dass sich die Japaner auf eine Art des Spielens konzentrieren – also entweder Actionspiel oder Ego-Shooter. Die allgemeine Steuerung ist bei beiden Modi prinzipiell die Gleiche: Mit dem linken Analogstick bewegt man sich durch die Gegend und der Rechte dient dazu, die Kamera zu justieren. Hier kommen wir aber schon zu einem großen Problem des Spiels. Die Kameraführung ist nämlich in der 3rd Person Perspektive, milde gesagt, eine Zumutung. So müsst ihr ununterbrochen nachkorrigieren, damit ihr wenigstens ein bisschen von dem seht, was vor euch liegt. Besondere in engen Gängen nervt das ungemein. Zwar besteht die Möglichkeit, via L3-Taste eine automatische Justierung anzuwählen, aber dies ist auf Dauer und vor allem aufgrund der unzähligen hektischen Schusswechsel nur bedingt zu empfehlen. Doch weiter im Text: Geschossen wird in beiden Modi mit Hilfe der R1 Taste. Zusätzlich lassen sich die Schüsse noch mit Magie verstärken (L1 Taste) und über das digitale Kreuz kann man schnell diverse Items anwählen. Insgesamt stehen euch zudem drei verschiedene Waffen zur Verfügung, die ihr je nach Belieben aufwerten bzw. upgraden könnt (also zum Maschinengewehr, Schrotflinte usw.). Dies erledigt ihr entweder durch das Hinzufügen neuer Items oder durch das Erwerben neuer Materialien im Shop. Diese Shops sind weit verbreitet und wirken leider an einigen Stellen (Wald) deplaziert. Außerdem lassen sich in den Shops Munition und Potions kaufen. Gerade Munition werdet ihr öfters kaufen, da diese im Spiel sehr rar gesät ist. Darüber hinaus besitzt Vincent auch noch die Fähigkeit, sich in einen mächtigen Dämon zu verwandeln, der natürlich in Sachen Power einiges mehr auf dem Kasten hat, als der normale Mr. Valentine. Ein Schelm, wer jetzt an Capcoms Vorzeigeschnetzler Devil May Cry denkt. Allerdings muss angemerkt werden, dass sich diese Form nicht gerade sonderlich toll steuert, da plötzlich jegliche Agilität fehlt und man bei jedem Treffer zu Boden geht. Insofern kann man noch über die Fernattacken des Monsters dankbar sein. Aber das ist nicht das einzige Element, was eher in einem Rollenspiel vorzufinden ist. So gewinnt Vincent beispielsweise mit jedem besiegten Gegner eine gewisse Menge an Erfahrung, die ihr dann am Ende des Levels oder mittendrin (wenn ihr gestorben seid) gutgeschrieben bekommt. Erwartet jedoch keine größeren Einstellungsmöglichkeiten, wie bei einem standardmäßigen Rollenspiel, die Punkteverteilung geschieht komplett automatisch.
Licht und Schatten
Obwohl Dirge of Cerberus über eine Masse verschiedener Gegnertypen verfügt, leidet das Spiel vor allem unter einem großen Problem: Die Rede ist von der miserablen Computer KI, welche die Gegner nur selten intelligent agieren lässt. Das gilt auch für die unzähligen Zwischen- und Endbosse, die aufgrund dieser Schlamperei nur eine geringfügige Gefahr für euch darstellen. So reicht meist schon eine simple Taktik aus (stelle dich drei Meter hinter eine Säule), um den Oberschergen in die Schranken zu verweisen.
Grafik
Dirge of Cerberus: Final Fantasy VII besitzt eine durchaus zufrieden stellende Grafik. Die Umgebungen sind allesamt ordentlich nachgebaut worden, und verbreiten trotz 3D Optik das bekannte Final Fantasy VII Feeling. Besonders hervorzuheben sind jedoch die fantastisch animierten Charaktere (allen voran Vincent höchst selbst), welche die alten Polygonbrocken von damals in einem ganz anderen Licht erstrahlen lassen. Dies gilt im Übrigen auch für die gigantischen FMV Sequenzen, die vor allem im letzten Drittel des Spiels immer wieder eingespielt werden und für zusätzliche Spannung sorgen. Lediglich die ab und zu auftretenden Slowdowns (vor allem bei mehreren Gegnern) und die pixeligen Kanten bei Nahaufnahmen sorgen für einige Abstriche in der Grafikwertung. Alles in allem hat Square Enix aber dennoch eine ordentliche Leistung abgeliefert. Und mal ehrlich: Wer hat daran auch ernsthaft gezweifelt?
Sound
In Sachen Akustik bietet das Spiel einen umfangreichen Soundtrack, der optimal zu den jeweiligen Situationen angepasst wurde. Etwas schade ist jedoch die Tatsache, dass es absolut keine klassischen Songs aus dem originalen Final Fantasy VII Soundtrack gibt. Zu den Highlights des Spiels gehört das Hauptthema namens „Redemption“, welches aus der Feder des japanischen JRock Künstlers Gackt stammt. (Anmerkung der Redaktion: Das kann man jedoch auch als großen Minuspunkt ansehen.) J-Music Fans kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten, aber auch alle anderen sollten gut unterhalten werden. Die englische Sprachausgabe leistet sich zudem auch keine Patzer und selbst die deutschen Untertitel sind sehr gut lesbar.
FAZIT:
Gleich Eines vorweg: Final Fantasy VII Fans sollten sich nicht von den unzähligen übertrieben negativen Rezensionen beeinflussen lassen und Dirge of Cerberus ruhig eine Chance geben. Tatsächlich hat das Spiel nämlich viel mehr drauf, als die vielen mittelprächtigen Wertungen im Vorfeld vermuten ließen. Besonders hervorzuheben ist dabei die klasse Story und die zufrieden stellende Präsentation. Wie man aber trotzdem merken wird, ist Dirge of Cerberus in erster Linie ein Fan Service für alle Final Fantasy VII Verrückten. Perfektes Gameplay als Action-Adventure oder Ego-Shooter darf man nicht erwarten. Trotzdem – es reicht immer noch aus, um ein paar vergnügliche Stunden mit dem Titel zu verbringen.
[ Review verfasst von Dimi ]
PS: Der Onlinemodus wurde in Europa genauso gestrichen, wie in der US Version. Nur die japanische Variante verfügt darüber, allerdings sind die Server schon längst dafür abgeschaltet, was wohl daran liegt, dass niemand für ein paar simple Deathmatches eine monatliche Gebühr zahlen wollte.
Pluspunkte:
Tolle Story
Viel Bonusmaterial
Final Fantasy 7!!!
Minuspunkte: