Nur wenige Spiele haben damals auf der PlayStation 2 wohl einen solchen Hype ausgelöst wie Guerrilla Games Erstlingswerk Killzone. Von der Presse als „Halo-Killer“ tituliert, von der darbenden PS2-Ego-Shooter-Fangemeinde wie die Offenbarung herbeigesehnt, wurde Killzone schnell zu DEM Ego-Shooter auf PS2. Mit Erscheinen wich die Begeisterung allerdings vielerorts der Ernüchterung, hatte doch gerade die im Vorfeld so hochgelobte Technik des Spiels diverse Mängel zu beklagen, nicht zuletzt eine sehr instabile Framerate. Doch dem Kult nahm das keinen Anstoß mehr und so war es nicht weiter verwunderlich, dass Sony auf der E3 2005 einen Nachfolger für die PS3 in einem grandiosen Trailer präsentierte. Doch während von dieser PS3-Version bisher kaum weitere Informationen bekannt sind, hat sich Sonys kleinste Konsole inzwischen ebenfalls des Vecta-Universum bemächtigt. Mit Killzone Liberation bringt Guerrilla eine speziell für PSP angepasste Version der Reihe und nimmt hierbei gleichzeitig auch Abschied von der Ego-Perspektive.
Rico, übernehmen sie
Zeitlich spielt Liberation ein paar Monate nach der PS2-Episode. Vecta-City ist wieder in der Hand der ISA, doch die Helghast rücken im Süden vor und sind kaum aufzuhalten. In dieser schweren Stunde wird natürlich die Hilfe von Templar dringender denn je benötigt . Im Gegensatz zur PS2 steuert ihr hier immer nur Templar, bekommt aber hin und wieder Hilfe von altbekannten Kumpanen wie Rico oder Luger. Dank eines ausgefeilten Befehlsystems könnt ihr diesen dann auf Kommandos erteilen, was manchmal sehr nützlich sein kann. Steuern tut ihr euren Helden nun in einer Vogelähnlichen Perspektive mit einer intelligenten Kamera. Intelligente Kamera heißt: Ihr könnt sie nicht selbst bewegen oder drehen, aber sie positioniert das Bild immer so, dass ihr alles wichtige im Blick habt, sprich, wenn ihr nach rechts lauft, geht die Kamera automatisch weiter nach rechts, damit ihr Gegner, Fallen etc. frühzeitig erkennen könnt. Die Steuerung ist perfekt auf die PSP zugeschnitten und funktioniert tadellos. Anfangs vermisst man ein wenig ein Lock-On Zielsystem, aber nach ein paar Missionen weiß man, wie die Zielerfassung funktioniert und hat auch damit keinerlei Probleme mehr. War ich anfangs noch ein bisschen skeptisch, ob sich die Killzone-Atmosphäre mit dieser Perspeltive wirklich einfangen läßt, verschwanden meine Zweifel schnell und ich muß sagen, besser hätte man es nicht auf PSP bringen können. Als kleines Extra dürft ihr in ein paar Missionen auf einen Panzer oder ein Luftkissenfahrzeug steuern oder euch mit einem Jetpack in die Lüfte schwingen, was Abwechslung und vor allem Spaß bringt. Die Missionen an sich bestehen meist aus Geisel retten, Sachen bergen oder bestimmte Ziele ausschalten, ab und an wartet auch ein Endgegner darauf, Feuer unter´m Hintern gemacht zu bekommen. Wer nun denkt, dass hört sich aber nicht sonderlich abwechslungsreich an, wird gettäuscht. Das liegt zum einen an den sehr schönen und verschiedenen Landschaften, in denen man kämpft (Fabrikanlagen, Sümpfen, Schneegebieten, Berge etc.), sondern vor allem auch an den ziemlich gerissenen Gegnern. Ein kleines Beispiel, welches mich besonders begeistert hat:
Ich komme gerade bei den Docks an, da bemerkt mich ein Helghast und ruft Verstärkung. Ich mache mich schnell aus dem Staub, da drei weitere Helghast herbeigelaufen kommen, davon einer mit ner Schrottflinte, also keine Chance gegen die. Ich verstecke mich also hinter einem Container, leider hat mich einer aber noch dahiner verschwinden sehen. Also schnell weiter hinter so eine Taurolle, was sie nicht bemerkt haben. Die 4 Soldaten nähern sich also vorsichtig dem Container, zwei von jeder Seite und fangen an zu schießen. Der Helghast mit der Schrotflinte stürmt dann um die Ecke um mich anzugreifen und ballert auch gleich ne Ladung ab... ins Nichts natürlich. Als sie merken, dass ich nicht mehr da bin, verschwinden sie nicht einfach und gehen auf ihre Posten zurück, sondern schwärmen langsam aus, jeder in eine andere Richtung. Schlußendlich finden sie mich auch hinter meiner Taurolle und nach einem kurzen, aber heftigen Feuergefecht werde ich besiegt, aber dieses Vorgehen, welches man dank der Vogelperspektive auch perfekt beobachten konnte, hat mich schlichtweg begeistert, da ich damit in einer Handheld-Version nicht gerechnet hätte. Und auch allgemein sind die Feuergefechte das spaßigste am Spiel, da sie sehr taktisch sind und manchmal schon ein einfacher Helghast-Soldat das Ende der Mission darstellen kann, wenn man nicht aufpasst. Aber auch beim Physik-System hat man nicht gespart und so fliegen getroffene Helghast korrekt durch die Gegend, rutschen Abhänge herunter etc, was natürlich manchmal auch in recht komischen und abstrakten Zuckungen ausartet, nichtsdestotrotz aber dem ganzen nochmal einen anderen Pfiff gibt und vor allem das Gefühl, hier wurde wirklich mit Liebe zum Detail gearbeitet und nicht einfach „nur“ ein Spiel auf Handheld gebracht.
Taktisch
Die Kampagne erstreckt sich über 4 Kampfgebiete mit jeweils 4 Missionen, insgesamt also 16 Missionen. Diese sind unterschiedlich lang, für manche habe ich eine gute dreiviertel Stunde benötigt, für andere wieder nur wenige Minuten. Alles in allem hat man die Kampagne aber recht flott durchgespielt, hier wäre ein bisschem mehr Umfang nicht schlecht gewesen. Immerhin kann man alle Missionen als sogenannte Herausforderungen nochmals spielen, und dabei auch Punkte freischalten, mit denen man dann bestimmte Extras kaufen kann (z.B. mehr Medikits tragen, mehr Granaten tragen, unendlich Munition usw.). Der Schwierigkeitsgrad ist fordernd, aber niemals unfair. Anfangs muß man sich ein bisschen an die Steuerung gewöhnen und die Tatsache, dass man offenen Gefechten nach Rambo-Manier besser aus dem Weg gehen sollte, doch hat man das mal intus, werden die Bildschirm-Tode deutlich weniger. Gespeichert wird nach jeder beendeten Mission, in den Missionen sind Checkpoints verteilt, so dass auch hier kein Frust aufkommt.
Natürlich hat man dem Spiel auch noch einen Mehrspielermodus inkl. Coop spendiert, welche ich aber mangels Partnern leider nicht ausprobieren konnte. Nach der hervorragenden Qualität des Single-Player gehe ich aber mal davon aus, dass Guerrilla auch hier hervorragende Arbeit geleistet hat. Ein Infrastructure Update für das Onlinespielen soll übrigens noch nachgereicht werden, ist aber zur Zeit nicht im Spiel integriert, deshalb kann man nur mittels Ad-Hoc gegen oder mit anderen Zockern spielen. Nett ist übrigens auch die Game Sharing Option, die euch eine Demo zu einem Freind/in transferieren lässt. [Update: Mittlerweile ist das Add-On kostenfrei erhältlich.]
Grafik & Sound
So, nun zur Grafik. Alle Umgebungen sind mit Liebe zum Detail gestaltet, es gibt so gut wie keine Grafikfehler, für PSP-Verhältnisse sehr schöne Texturen und auch die Framerate ist jederzeit absolut flüssig. Zudem sind die Charaktere sehr detailreich gestaltet und überzeugen mit schönen Animationen und sogar trotz der Größe des PSP-Screens kann man die Waffen von Templar (oder den Helghast) nur anhand des Aussehens erkennen. Zu Beginn des Spiel entführt einen ein brachiales Renderintro in die Geschichte, wenn so das Spiel auf PS3 aussehen wird, wäre ich sehr begeistert. Lediglich das starkes Dithering wäre zu erwähnen, dass das Spiel pixelig erscheinen lässt.
Auch beim Sound hat man sich keine Schnitzer geleistet und überzeugt mit einer guten deutschen Synchronisation, sowie sehr guten Geräuschen und Effekten. Die Musik ist ebenfalls schön dezent und jederzeit passend zum Geschehen. Wer Killzone noch ein bisschen intensiver erleben will, sollte auf jeden Fall die Kopfhörer aufziehen und etwas lauter drehen, so wird man doch gleich noch mehr ins Geschehen hineingezogen.
FAZIT:
Wow. Killzone Liberation hat mich von vorne bis hinten vollständig überzeugt. Tolles Gameplay, tolle Grafik, toller Sound, tolle Steuerung und (wohl) tolle Mehrspieleroptionen. Wer Killzone auf PS2 gemocht hat, denn erwartet hier ein Pflichtkauf, aber auch alle Action-Fans sollten sich das Spiel auf jeden Fall mal ansehen, was besseres in dieser Richtung ist momentan auf PSP nicht zu bekommen. Und vor allem haben Guerrilla Games bewiesen, dass sie auch absolut hochwertige Games in allen Bereichen machen können, was mich sehr gespannt und hoffnungsvoll auf Killzone für PlayStation 3 warten läßt. Alles in allem ein geniales Spiel, dem nur seine doch recht geringe Spielzeit den Vorstoß in noch höhere Wertungsregionen verhindert.
[ Review verfasst von Pry ]
Dimi meint:
Killzone Liberation gehört auf jeden Fall zu den ganz großen Titeln der PlayStation Portable. Und obwohl ich anfangs noch ein wenig skeptisch war, wurde ich bereits nach wenigen Minuten eines Besseren belehrt. Die Steuerung ist schnell erlernt und passt perfekt zum neuen Spielgeschehen. Hier und da ist das Spiel zwar ein wenig schwer geraten, aber unfair wird es nie. Positiv anzumerken ist auch die fantastische Grafik, die das Kriegsgeschehen von seiner grausamsten Seite präsentiert. Überall erwarten euch zerstörte Gebäude und riesige Explosionen. Kenner des PS2 Titels werden sich auf Anhieb zu Recht finden. Mich persönlich hat vor allem die packende Story begeistert, wodurch man die PSP schon fast schon gar nicht mehr aus den Händen geben möchte. Darüber hinaus sorgen aber auch die unzähligen Multiplayermodi für jede Menge Spaß im ansonsten doch eher tristen PSP Alltag. Alles in allem kann man Sony nur ein großes Kompliment machen: Killzone Liberation passt perfekt zur PSP und sollte deshalb in keiner Sammlung fehlen! Bleibt zu hoffen, dass es nun auf der PS3 ähnlich rasant weitergehen wird...
Pluspunkte:
- Sehr gute Steuerung
- Tolle Gegner KI
- Schöne und abwechslunsgreiche Landschaften
Minuspunkte:
- Kurze Kampagne
- Anfangs recht schwer
- Starkes Grafik Dithering