Rouge Trooper basiert auf den britischen 2000AD Comics. Hierzulande werden zwar vielleicht nur eingefleischte Comicfans mit den Geschichten über den blauen GI und den unerbittlichen Krieg auf Nu Earth vertraut sein, dennoch sollte der Verlag jedem Science Fiction Fan etwas sagen. Denn schließlich stammt aus diesem Haus auch der berühmt berüchtigte Judge Dredd. Meine erste Begegnung mit dem Rouge Trooper hatte ich allerdings schon vor Jahren in Großbritannien, als ich in einem Zeitungsladen ein Sonderheft entdeckte. Die Qualität der Zeichnungen und das coole Design animierten mich schließlich auch dazu, viel Geld für dieses Comic da zu lassen. Nicht das ich es bereut hätte, aber ich bin jetzt einmal gespannt, wie die Videospielumsetzung mit der Vorlage mithalten kann. Meine ausführlichen Eindrücke vom Spiel lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Nu Earth
Seit Jahren tobt ein erbitterter Krieg auf dem einstmals paradiesischen Planeten. Die Norts bekämpfen die Souther und die Souther bekämpfen die Norts. Es gibt für beide Parteien nur eine Option: Absoluter Sieg! Warum der Planet selbst nach der totalen Verwüstung durch Atomwaffen so wichtig ist, erklärt das Einleitungsvideo. In Zeiten der interstellaren Raumfahrt ist die Nähe des Planeten zu zwei schwarzen Löchern nämlich von extremer strategischer Bedeutung. Da die Atmosphäre von Nu Earth mittlerweile jedoch hochgradig giftig ist, können Menschen nur in anfälligen Raumanzügen auf der Oberfläche kämpfen. Die Souther haben deswegen die GIs in ihren Laboren gezüchtet – genetische Soldaten, die den extremen Ansprüchen des Planeten gerecht werden. Als das Souther Oberkommando Milli-Com den Einsatzbefehl für einen Angriff in der Quarzebene gibt, schlägt die Stunde der blauen Soldaten. Mit hunderten von kleinen Pods rasen die Supersoldaten auf den Planeten herab, nur um kurz vor dem Ziel von der Nort-Artillerie vom Himmel geholt zu werden. Eine Falle! Natürlich überleben ein paar GIs den hinterhältigen Angriff und können auf dem Planeten landen, darunter befindet sich auch ein Soldat, der später als Rogue Trooper in die Annalen von Nu Earth eingehen soll. Ihm ist es nämlich bestimmt Stück für Stück herauszufinden, wer hinter dem Massaker steckt.
Um euch jedoch gleich etwas Wind aus den Segeln zu nehmen, die Geschichte haut niemanden vom Hocker. Das liegt vor allem an der einfachen Strickweise und dem vorhersehbaren Ende (das übrigens auch noch extrem unbefriedigend ausfällt). Dennoch reichen die zahlreichen Zwischensequenzen aus, um das Spiel erfolgreich zu beenden.
Fight the good fight
Rouge Trooper ist ein klassischer Third Person Shooter (ihr seht den GI also die ganze Zeit von hinten), der euch volle Kontrolle über das Fadenkreuz gibt. Es existiert zwar eine Zielhilfe, die es euch erleichtert, den Gegner aufs Korn zu nehmen, auf eine richtige Auto-Aim-Funktion muss man aber dennoch verzichten. Das ist jedoch kein Beinbruch, da das Zielen im Spiel recht gut funktioniert. Leider kann man das nicht von allen anderen Funktionen sagen. Insbesondere das Waffenumschalten ist träge und fipselig und nervt besonders wenn euch im Kampf die Munition ausgeht. Denn anstatt automatisch die Waffe zu wechseln, plärrt euch Gunnar viel lieber die Ohren voll, dass er keine Munition mehr hat. Halt, wer ist eigentlich Gunnar? Gunnar ist wie Helm und Bagman, ein gefallener Kamerad, dessen Gedankenmuster auf einem Bio-Chip gespeichert wurde. So wird es den GIs möglich, selbst nach dem temporären Verlust ihres Körpers, noch für die Souther nützlich zu sein. Andererseits gibt es damit auch kein Entkommen aus der Kriegshölle von Nu-Earth. Die drei toten Kameraden nehmen im Spiel (wie im Comic) wichtige Funktionen in der Ausrüstung des Rogue Troopers ein. Helm, sitzt wie der Name schon sagt, im Helm des GIs und kann sich beispielsweise in Computer hacken. Bagman ist für den Tornister verantwortlich und verwertet Altmaterial zu neuer Munition und entwickelt Upgrades. Gunnar sitzt dagegen im Gewehr des Troopers und sorgt unter anderem für Ablenkungsmanöver.
Weitere Waffen, die das Überleben des blauen Soldaten sichern, sind das Scharfschützengewehr und die Granaten. Ersteres ermöglich das lautlose Töten von Feinden aus der Entfernung und letzteres wird häufig zum Einsatz kommen, wenn euch ganze Squads von Norts bedrängen (zum Beispiel dank der Bohrfahrzeuge). Zudem lassen sich einige Gegner (in mechanischen Anzügen) nur in Kombination mit Blendgranaten vernichten. Minen und die Option das Gewehr an einem anderen Platz aufzustellen, um Feinde quasi ins Kreuzfeuer zu nehmen, gibt es zwar auch, aber bis an ein paar Stellen (wo euch das Spiel sogar diese Vorgehensweisen empfiehlt) dürfte man keinen Gebrauch von diesen Dingen machen. Zumindest ging es mir so. Weiterhin bietet das Spiel die Möglichkeit, euch an die Gegner heranzuschleichen und diese mittels Stealth Kill umzulegen (dafür gibt es sogar Bonuspunkte), aber die mittelmäßige KI der Norts wird euch da öfters einen Strich durch die Rechnung machen. Während die Feinde nicht einmal bemerken, dass ihr gerade einem ihrer Kameraden den Kopf weggepustet habt, wissen sie in der näheren Umgebung sofort wo ihr seid, sobald ihr auch nur einen Laut zuviel abgebt. Wenigstens ist das Spiel aber nicht allzu schwierig, so dass es nur bei den unfairen Sniperduellen und dem Showdown zu haarigen Situationen kommt.
Wie in der Spielhalle
Da es keine Rätsel oder Adventure Elemente in Rogue Trooper gibt, haben die Entwickler für anderweitige Abwechslung gesorgt. Ab und zu setzt ihr euch zum Beispiel hinter die Kanone eines Schwebegleiters oder müsst einen Zug beschützen. Sicherlich gibt es dafür keine Auszeichnung für Innovation, aber diese Sequenzen lockern das Spektakel doch gekonnt auf. Dank der gut gesetzten Checkpoints nerven diese Stellen auch zu keiner Zeit.
Toxic waste
Hinsichtlich des Designs orientiert sich das Spiel natürlich streng an der Comicvorlage und Kenner der Serie werden die Waffen problemlos wieder erkennen. Nu Earth zeigt sich dagegen, wie man es sich vorstellt. Ein trostloser, karger Planet, der nicht gerade zum Urlaub machen einlädt. Anderseits unterstützt das düstere Setting natürlich die unbestritten raue Atmosphäre des Spiels. Insofern liefert Rogue Trooper zwar ein unspektakuläres, aber durchaus passendes Grafikambiente ab. Leider kämpft das Spiel jedoch mit ein paar technischen Unzulänglichkeiten, welche die Grafikwertung etwas nach unten ziehen. Zum einen wäre da die etwas instabile Framerate, die in offenen Umgebungen mit mehreren Gegnern deutlich in die Knie geht und zum anderen (weit nerviger) die schlechte Kollisionsabfrage. Immer wieder bleibt ihr an Felsvorsprüngen hängen, oder verplempert wertvolle Sekunden, um an Kisten oder anderen Gegenständen vorbeizusteuern. Bei starkem Feindbeschuss hilft da meistens auch nicht mehr die automatische Regeneration der Lebensenergie. Etwas über dem mittleren Durchschnitt liegt die deutsche Sprachausgabe. Während die Sprecher nicht gerade amateurhaft klingen, sind die Rollen der Synchronsprecher meines Erachtens etwas fehlbesetzt. Gerade der Rouge Trooper klingt schlichtweg nicht grimmig genug. Besser kommt da der Originalton, der jedoch nur aktiviert werden kann, wenn ihr eure PS2 im Systemmenü auf Englisch umstellt. Sehr gelungen ist dagegen die Musikuntermalung, die mit düsteren Electro-Ambient-Klängen die Atmosphäre bravourös unterstützt und zu dem restlichen Stil des Spiels hervorragend passt.
Multiplayerfights
Nur der Vollständigkeit erwähne ich auch noch die Multiplayeroptionen. Dort könnt ihr via Splitscreen oder per Onlineanbindung in verschiedenen Maps gegeneinander antreten. Zum Testzeitpunkt (also ein paar Wochen nach Veröffentlichung) trieben sich jedoch nicht gerade sonderlich viele Zocker auf den Servern herum und ich schätze mal, das dürfte sich in Zukunft auch nicht gerade bessern.
FAZIT:
Rouge Trooper ist ein solides Abenteuer. Nicht mehr und nicht weniger. Um wirklich aus der Flut der PS2 Spiele heraus zustechen, fehlt es dem Titel an herausragenden Merkmalen. Denn obwohl kein einzelner Aspekt des Spieles wirklich schlecht eingebunden ist, vermisse ich einfach den letzten Schliff und eine bombastischere Präsentation. Dadurch dürfte sich die Zielgruppe schnell auf 2000AD Fans und Genrefreunde einschränken. Spaß hat das durchwandern der 13 riesigen Levels trotzdem gemacht, nur bin ich mir eben nicht ganz sicher, ob ich heutzutage für ein solches Erlebnis noch den vollen Neupreis zahlen würde. Am besten man leiht sich das Spiel mal aus der Videothek für ein Wochenende aus.
[ Review verfasst von .ram ]
Pluspunkte:
Multiplayeroptionen
Guter Soundtrack
Düsteres Setting
Minuspunkte: