Bei den Läufen der Rallye-WM ist jede Kurve und jede Kuppe eine echte Herausforderung, denn die Piloten können nicht den Verlauf der langen Etappen auswendig lernen. Und genau dieser Kampf gegen die Strecke und die Zeit, mit Unterstützung von dem Co-Piloten, macht auch den großen Reiz an World Rallye Championship 3, kurz WRC 3, aus.
Das einzige offizielle WRC Spiel
Das Herzstück von WRC 3 ist natürlich die aktuelle Rallye-WM (aus dem Jahr 2003). Hier entscheidet ihr euch für ein Team, schlüpft in die Haut von einem der 17 Originalpiloten und geht in 14 Ländern auf die Jagd nach Bestzeiten. Die Ländervielfalt ist dabei enorm, ihr fahrt durch Deutschland, Zypern, Spanien, Australien, uvm. Durch die umfangreiche Lizenz findet man neben den Originalschauplätzen auch alle echten Rallye-Piloten im Spiel, Colin McRae natürlich ausgenommen, da er sein eigenes Spiel (bei Codemasters) spendiert bekommen hat. Neben der Rallye-WM könnt ihr noch Bestzeiten knacken, einzelne Rallyes absolvieren oder einfach nur trainieren. Sogar einen Testkurs gibt es. Natürlich hat auch WRC 3 einen Mehrspielermodus, dabei könnt ihr entweder ein Kopf-an-Kopf Rennen veranstalten oder mit bis zu 4 Spielern abwechselnd Gas geben. Besonders gut gelungen ist die große Fahrzeugauswahl. Ihr könnt nämlich neben den normalen Rallye-Wagen auch die Konzeptautos und die PS-Monster aus dem "Extreme"Modus aussuchen. Diese müssen jedoch erst frei geschaltet werden.
Arcade, nee doch lieber Simulation
Also was ist WRC 3 nun? Eine Simulation oder doch ein Arcade-Rennspiel? Für die Simulation spricht natürlich die authentische Steuerung der Wagen. Ihr müsst mit der feinfühligen Lenkung der Bolliden geschickt um enge Kurven driften und mit verschiedenen Untergründen wie Asphalt, Schotter oder Schnee klarkommen. Allerdings leidet das Spiel an einem sehr schlechten Kollisionsverhalten der Fahrzeuge. Wenn ihr z.B. von einer Strecke abkommt und in der Palma herumbrettert, ist die Physik recht milde, was Unfälle und Zusammenstöße betrifft. Ihr müsst euch echt bemühen, damit der Wagen manövrierunfähig wird. Auch bei den Sprüngen verhalten sich die Autos recht unrealistisch, ihr könnt nämlich landen wie ihr wollt, selten kommt man in den „Genuss" eines echten Überschlages. Immerhin wirkt sich eure Fahrweise auf das Aussehen der Autos aus, da das Spiel ein wirklich gelungenes optisches Schadensmodell besitzt. Leider nehmen Beulen und kaputte Scheiben keinen Einfluss auf das Fahrverhalten.
Höhen und Tiefen
Auch hier zeigt sich WRC 3 von 2 Seiten. Ein absoluter grafischer Pluspunkt ist die enorme Weitsicht und die ausufernden Landschaften. Dabei sind alle Berge und Bäume komplett aus Polygonen. Das Spiel benutzt nämlich fast gar keine Bitmap-Tapeten. Auch die Abwechslung kommt nicht zu kurz, man fühlt sich immer in das jeweilige Land versetzt. So fahrt ihr z.B. in der Türkei durch idyllische Bergdörfer oder an antiken Tempeln vorbei. Auch die Wagenmodelle sehen spitze aus. Demoliert oder vollkommen verdreckt, immer sind sie einen Blick wert. Doch das Spiel hat auch grafische Schattenseiten. Zum einen flimmert es bei manchen Strecken deutlich, und die Pop-Ups sind teilweise richtig heftig. Besonders in Finnland seht ihr das Gras direkt am Streckenrand(!) „wachsen". Der Sound ist aber durch und durch gut gelungen. Die Kommentare des Co-Piloten sind deutlich und in Deutsch. Die Wagen hören sich sehr realistisch an und auch die verschiedenen Untergründe klingen perfekt. Zudem hat sich Sony die Mühe gemacht und für einen (zusätzlichen, abschaltbaren) Soundtrack die britische Rock/Pop Truppe Primal Scream angeheuert. Mit den gut 15 Songs kann man sich nicht nur die Replays versüßen lassen, auch ist es möglich, im Rallyelauf nur Musik zu hören. Die Vielfalt der akustischen Einstellungsmöglichkeiten ist beeindruckend.
FAZIT:
Mir hat das Spiel richtig Spaß gemacht. Vor allem gefallen mir die vielen verschiedenen Landschaften, die wirklich authentisch aussehen. Man erkennt sofort ob man in Deutschland, Schweden oder Neu Seeland unterwegs ist. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sich die Entwickler letzlich für eine Simulation oder für ein Arcade Rallyespiel entschieden hätten. Wenn man z.B. über Schnee fährt könnte man meinen, man spielt eine echte Simulation. Doch auf Schotter fährt sich das Auto höchst unrealistisch. Was mich zudem noch gestört hat, war das Belohnungssystem. Entscheidet man sich am Anfang, als Anfänger, für den leichtesten Schwierigkeitsgrad, ist das so gut wie verschwendete Zeit. Denn man kann dort nichts freischalten. Erst ab dem nächsten Schwierigkeitsgrad wird man in Form von „neuen" Strecken belohnt. Und erst nachdem man den Extreme Modus gemeistert hat, darf man sich an das Steuer eines Konzept Fahrzeuges klemmen. Trotzdem ist WRC 3 für alle die auf Rallye-Spiele (vor allen Dingen mit authentischem Flair) stehen einen Blick wert.
[ Review verfasst von Herr Schröder ]
Meinung anderer Redakteure:
.ram meint: WRC 3 ist das bisher beste WRC Spiel von Sony. Man hat viel aus alten Fehlern gelernt und diese größtenteils ausgemerzt - auch wenn eine gewisse Konsequenz fehlt. So hätte ich im dritten Teil endlich einen Arcade und einen Simulationsmodus erwartet. Das Fahrmodell der Boliden ist entscheidend handlicher aber auch unrealistischer geworden. Man überschlägt sich praktisch nicht mehr oder bleibt nicht mehr an Planken und Absperrungen hängen, aber dafür klebt das Auto dann auch an steilen Berghängen. Richtig unsinnig ist die Einblendung der Telemetriedaten im Replay. Wozu brauch man solche Daten, wenn das Setup der Autos auf das Minimalste beschränkt ist? Auch technisch ist WRC 3 ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seiten hat man die Anzahl der Randobjekte massiv erhöht, dafür hat ein verstärktes Flimmern und sichtbares Pop-Up (bei Gräsern und Streckenbegrenzungen) Einzug gehalten. Immerhin läuft das Spiel aber immer flüssig und smooth ohne jeglichen Slowdown. Unterm Strich lebt das Spiel von der authentischen Atmosphäre der offiziellen WRC Strecken (insbesondere die Super Special Kurse sind mal richtig gelungen), Autos und Daten, aus spielerischer Sicht hätte ich mir aber nach drei Teilen mehr Konsequenz erwartet.
Pluspunkte:
- Wunderschöne Landschaften
- Gutes optisches Schadensmodel
- Umfangreiche Lizenz mit offiziellen Strecken, Fahrern und Autos
Minuspunkte:
- Kantenflimmern
- Heftige Pop-Ups bei Randobjekten
- Unrealistisches Kollisionsverhalten